Buhurt
Die Zeit war heran.
An diesem Tag des Spätsommers 986 war nun der große Tag der Knappen Leonhardt von Mühlburg und Lukas von Draburg.
Die Mühlburger, Daria und Arndt von Mühlburg waren erst am gestrigen Tage angekommen. Arno, der schon einen Tag länger auf der Pfalzburg Dullide weilte, um Herrn Niklaus eine Gruppe von Nordsächsischen Adligen nach Geleit vorzustellen, empfing die Freunde aus alten tagen. Gemeinsam bekundete man sich gegenseitig, dass man stolz auf die Jungen sein konnte, die kurz davor standen in den Ritterstand erhoben zu werden.
Man beobachtete von den Sitzstämmen an der Unterkunft das rege Treiben in der Vorburg der Pfalz. Hier wurde ein großes Areal geschaffen, um ein Buhurt vor dem eigentlichen Fest und der erwarteten Schwertleite abzuhalten. Auch Leonhardt und Lukas hatten sich hierbei noch einmal zu beweisen.
Selbst Miriam, Lukas Gemahlin, die Gewalttätigkeit - auch wenn sie dem Vergleich und der Prüfung der Kampfeskunst dienste- verabscheute, war durch das Treiben angelockt worden und hatte sich zu Arno und den Mühlburgern gesellt. Auch suchte sie das Gespräch mit Frau Daria, wie Arno erfreut feststellte.
Und auch weitere Schaulustige fanden sich am Platz. Einige Edle aus dem Merseburger Bistum und auch durchreisende Ritter aus dem Thüringischen Landen, die es in die Mark Meißen bewegte, besahen die Vorbereitungen am Ort. Während die Merseburger wie Arno in den festen Unterkünften Quartier gefunden hatten, musste die Anzahl der Thüringer in Zelten ruhen.
Herr Niklaus von Dullide hatte gleichwohl auch hier unter den anwesenden Rittern die Buhurt- Teilnahmen erfragt, so dass für ein Kampfspiel mit zwei Lagern nach den Übungen in reiterlicher Geschicklichkeit doch zustande bekam, da die Thüringer einverstanden waren auch gegen Waffenknechte der Dullider Ausbildung anzutreten, welche nicht ritterbürtige Krieger waren, sich jedoch auf den Kampf verstanden.
Lukas hatte sich zuerst bei den Gästen an diesem Abend gezeigt, wohl auch da er seine Frau noch einmal in die Arme schließen wollte. Wenig später erschien dann auch Leonhardt bei den Unterkünften noch einmal. So konnte beiden für den bevorstehenden Ehrentag Glück und gutes Gelingen gewünscht werden, getragen auch von der Hoffnung auf Erfolg im Buhurt.
Die Erschöpfung von der Reise ließ die Mühlburger nach Leonhardts kurzer Begrüßung auf ihre Lager eilen.
Heute nun war der große Tag der zwei Knappen. Arno erkannte Lukas und Leonhardt schon früh an den Ställen, doch mehr als ein kurzen Gruß konnte er kaum entbieten. Er prüfte das Sattelzeug von Lukas noch kurz, bevor er sich wieder zu den Leuten am Buhurt- Platz begab.
Wie die Familie des edlen Niklaus von Dullide, so wurden auch Arno und Miriam sowie den Mühlburgern und zwei Familien höherer Edler aus dem Dullider Umland Plätze auf den Sitzbänken am Podest gegeben. Von hier konnte man den Platz gut übersehen und musste nicht lange Hälse machen, da dies Podest am direkt Platz des Buhurt anschloss.
Um den Platz hatten sich vielleicht noch weitere 70 bis 100 Leute eingefunden. Auch viele Einfache waren darunter, die trotz ihres Tagwerkes die Neugierde angezogen hatte. Vielleicht war die die Möglichkeit auf das Schauspiel oder die Aussicht auf ein gutes Mahl, jedoch schienen alle voller Erwartung und waren guter Dinge.
Unter lautem Gejohle und Beifall kamen die Reiter zunächst an die Reihe. Unter aufstiebenden Staub und herumwirbelnden Grasstücken unter den Hufen wurde angaloppiert in den Platz- in Reihe. Allen voran ein älterer Ritter, gefolgt von Lukas, Leonhardt und 9 weiteren Teilnehmern. Nach 4 Runden am Platz brachten die Reiter ihre Pferde vor dem Podest zur Ruhe und standen dort nebeneinander- bemüht die in Wallung geratenen Rosse am Ort zu halten.
Herr Niklaus von Dullide erhob sich und hielt eine Ansprache.
"Ihr werten Edlen, ihr Leute. Wir haben heute festlichen Anlass auf Pfalz Dullide. Schwertleit- Tag für würdige Männer und gut Gelegenheit, Geschick von Männern zu erleben. Das oft Geübte soll heut gezeigt und bewiesen werden. Rittergebürtige und gute Waffenknechte geben uns heute ein Schauspiel."
Niklaus von Dullide hielt kurz im Redefluss inne, hob beide Arme zur Begrüßung der Teilnehmer in die Höhe, so dass ein lautes Jubeln den Platz erfüllte. Arno musste schmunzeln im Angesicht dieses losbrandenden Getöses am Platz und er grüßte Lukas in der Menge der Reiter mit Handzeichen. Miriam tat es Arno gleich, zudem schien wiegte sie beschwörend die gefalteten Hände mehrfach vor sich, damit Lukas nichts geschehe.
"So geben wir Euch, ihr Reiter, Gelegenheit Euch zu messen im Ringspiel mit fünf Durchgängen. Die besten Vier unter Euch sollen sodann gegeneinander reiten zu unserer Freude mit Schild und Stab. Es gilt nur leichten Schildtreffer zu zeigen in vier Durchritten. Der Schirrmeister wird die Gesamttreffer aufzählen und sodann den Schirrhalt prüfen. Der Unbeanstandete und Sieger des Vergleiches soll zum Lohn des Sieges ein gutes Ross von mir erhalten."
Wieder lautes Jubeln und Klatschen im Rund.
"Sodann folgt eine Schau im Gemenge zweier Lager zu Euer aller Freude. Abschluss gibt ein Wettstreit mit Bogen hier am unteren Erdwall. Für diese beiden Wettstreite lobe ich kleinen Geldpreis aus."
Erneutes Staunen und Jubeln.
"Doch vergessen wir nicht, was heute Anlass zur Freude gibt. Nach diesen ersten Wettstreiten ohne Rüstung - und so Gott will ohne Blessur für unsere guten Knappen Leonhardt von Mühlburg und Lukas von Draburg, die ihr hier alle nunmehr doch gut kennt- sollen diese zwei Knappen hier und heute, bezeugt von Gott, von mir- Niklaus von Dullide, von dem Abt Witthold von Memleben und von Euch allen hier, ihre Schwertleite erfahren."
Abt Witthold war linksseitig des Pfalzgrafen Niklaus kurz aufgestanden und hatte kurz in die Menge gegrüßt. Erneutes Klatschen.
"Soll dieser Tag also mit Wettstreit beginnen und mit festlichem Ausklang und gutem Mahl für alle enden! Schirrmeister? Weist die Reiter zu den zwei Bahnen für das Ringspiel!"
Flink und behände sprang Eilens der Schirrmeister zu den Reitern. Wie vorab wohl besprochen so zogen sich die Reiter zu zwei Gruppen auseinander und es wurde mit am Ende der Bahnen Position bezogen.
Von beiden Gruppen ritten die Führenden auf die Ringspiel- Ziele hastig an, jeder mit langem Stab bewaffnet. Der ältere Ritter und Lukas waren die ersten ihrer Gruppen. Verfehlte der ältere Ritter den Ring knapp, so konnte Lukas diesen treffen und mit dem Stab abreißen.
Knechte banden schnell einen neuen Ring fest. Leonhardt und sechs weiteren gelang der Ringtreffer ebenso wie Lukas.
Im zweiten Durchgang hatten fast alle einen Treffer, im dritten Gang mit Stab kam Lukas zum dritten Treffer.
Anritt um Anritt ging vorbei. Auch die Thüringer Teilnehmer zeigten gute Trefferschau, dennoch blieb Lukas zu Arno's Freude der Überlegene im Ringspiel. Auch Leonhardt hatte sich gut bewährt, doch Arno erinnerte sich daran, dass Leonhardt zu Pferd ab und an seine Not hatte. Doch auch er hatte es unter die verbliebenen Vier geschafft, welche nun in Durchgängen anzureiten hatten.
Knechte gaben den Reitern großes Holzschild und erneut langen Stab. Anreiten sah nur die Berührung des gegnerischen Schildes vor, um einen Treffer zu erlangen. Die vier Reiter hatten hierbei die Bahn im leichten Galopp vier man zu umreiten. Zu Beginn war das Anreiten für alle gleich- um gleichen Abstand und gleiches Tempo im Galopp zu finden waren vier Runden des Einreitens mit Schild und Stab zu leisten. Übersicht auf die anderen Reiter war zu nehmen, damit die Abstände gleich blieben. Nach jedem Durchritt durch die Bahn folgte ein erneutes Rundenabreiten durch alle Reiter- für neuerliches Reitmaß und neues Glück. Der Schirrmeister flitzte zu jeder Gruppe von zwei Reitern, winkte noch einen weiteren Knecht heran. Dann begann das Spiel.
Die Reiter trieben ihre Pferde zu leichtem Galopp an. Alle beobachteten einander und die Durchlaufbahn, die abgesteckt war. nach mehreren Bögen hoben Schirrmeister und Knecht Fähnchen- Wimpel hoch und das Durchreiten der Bahn wurde angezeigt.
Lukas gelangen zwei Treffer im ersten Ritt, Leonhardt nur ein Treffer, da sein Pferd nach rechts wegzog und er mit der Schildhand korrigieren musste. Hierdurch gelang auch einem Thüringer kein Treffer.
Erneut ging es auf eine Außenrunde. Lukas gab sich sicher im Sattel, ließ dem Pferd erkennen, was er wann wollte- und auch wohin.
Im zweiten Durchlauf gelangen jedem zwei Treffer! Sehr zur Freude der Schaulustigen, die laut jubelten und die Treffer aller Reiter mit Applaus für Gut befanden.
Lukas war konzentriert auf Pferd, Weg und Waffen. Arno bestaunte, wie sicher sein Sohn diese Aufgabe trotz der Umstehenden in Ruhe meisterte. Insgeheim gestand sich Arno ein, dass Lukas dies besser meisterte, als er es selbst wohl unter diesem Bestaunen als junger Mann gekonnt hätte. Stolz erfüllte seine Brust. In aller Aufregung bemerkte Arno nicht, wie Miriam sich an seinem Armgewand festhielt, als der dritte Durchritt der Wettkampfbahn begann.
Und erneut gelangen im zwei Treffer, doch der Stab eines Thüringer Rittersmanns glitt unglücklich an Lukas Schild ab und rammte seine Schulter, welche durch den kurzen Hieb herumriss.
Die Zuschauer ließen hierauf ein "Ouh!", "Heda!" und auch mehrere "Aua!" hören. Auch Arno zischte mit zusammengebissenen Zähnen aus Sorge. Miriams Hände ergriffen nun Arno's Arm fest mit einem Griff in dieser Schrecksekunde.
Lukas kreiste beim letzten Abreiten der Außenbahn die Schulter aus- sie schmerzte augenscheinlich. Der Schirrmeister erhob erneut die Fähnchen- Wimpel für den Bahnanritt.
Arno war sich nicht gewiss, wie viele Treffer nun die anderen Reiter schon gesetzt hatten, doch sah er Lukas noch als besten Reiter dieser letzten Vier. Lukas setzte einen Treffer, verfehlte aber Leonhardts Schild, während Leonhardt den Treffer setzen konnte.
Arno und Miriam sahen sich voller Spannung und fragend an, auch noch ein wenig entsetzt, wegen des Schultertreffers, den Lukas erhalten hatte. Arno hoffte, dass Lukas keine böse Blessur hatte- Miriam schien es ebenso zu gehen.
Die Reiter verbrachten sodann die Außenbahn mehrere Runden und ließen die Pferde ab zweiter Runde zum Schritt übergehen. Lukas lobte seinen Braunen, klopfte am Hals des Tieres mit der Schildhand. Dann gaben sie die Übungsrüststücke am Bahnende an Knechte.
In dieser zeit war der Schirrmeister schon am Podest und flüsterte dem Pfalzgrafen Niklaus das Ergebnis dieses Waffenganges zu- doch laut genug, um Arno mit Freude und Stolz zu erfüllen.
Die Zuschauer blickten gebannt zu Herrn Niklaus, der sich nun langsam erhoben hatte.
"Ihr guten Leute! Der Sieger steht nunmehr fest! Der beste Reiter am heutigen Tage und damit der Sieger dieses Morgens- ist Herr Lukas von Draburg! Meinen Glückwunsch an Euch, Herr Lukas. Bitte tretet vor uns hin!"
Schon als der Sieger benannt war, ging ein ohrenbedeutender Lärm über den Platz, so dass die letzten Worte kaum zu vernehmen waren. Doch Lukas war schon aus dem Sattel und hatte sein Ross einem Knecht übergeben.
Da kam er nun- der Reiterheld des Buhurt- Arnos Sohn Lukas.
Lauter Beifall brachte Lukas dem Podest der Edlen näher. Leichtfüßig erklomm er die wenigen Stufen und trat zu Herrn Niklaus, der ihm einige Worte in die Ohren flüsterte. Dann stellten sich Niklaus und Lukas an den Podest- Rand und Niklaus hob den Arm des Siegers in die Höhe. Der ohnehin bestehende Zuspruch schien sich in diesem Moment noch um ein Vielfaches zu verstärken. Lukas- schüchtern, wie es schien, jedoch stolz- sonnte sich neben Herrn Niklaus in diesem Moment.
Dann kam er zum Vater heran, der aufgestanden war. Arno drückte seinen Sohn und klopfte kräftig den staubigen Rücken aus.
"Die Schulter?", fragte Arno.
"Alles gut! So hoffe ich.", gab Lukas mit einem Lächeln zurück. Dann gab er seiner Miriam einen zufriedenen Blick und drückte ihre Hand fest. Auch Miriam hatte sich dazu gesellt. Voller Überschwang des Momentes drückte Arno gleich beide fest an sich- egal, wie viele Leute zusahen. Stolz! Stolz über den Erfolg des Sohnes und eine wirklich sichere und überragende Buhurt- Leistung im Reiten.
"Vater? Ich habe noch Pflichten im Kampf der Lager!"
"Ich werde dich schon nicht zerdrücken!"
Mit Lächeln setzten sich Arno und Miriam wieder, so dass Lukas nun unter Beifall vom Podest kam.
Mehrere Thüringer und Dullider Männer schienen schon am Rand der Kampfbahn auf Lukas zu warten. Sie redeten kurz untereinander- auch Leonhardt und Lukas gaben sich Worte, sie prüften Lukas Schulter. Auch ein Knecht- wohl ein Freund der beiden jungen Männer stand besorgten Blickes anbei. Nun wurden Holzschilde und nichtgeschärfte Kurzschwerter an die Kämpfer verteilt. Diese prüften die Waffen und auch die Rüstungen. gegenseitig zog man sich die Helmgurte fest- prüfte erneut.
Unterdessen beredete Pfalzvoigt Niklaus von Dullide mit dem Schirrmeister das weitere Vorgehen des Buhurt. Niklaus nickte zum Ende der kurzen und nicht zu hörenden Unterredung, dann stellte er sich an den Rand des erhöhten Podestes und gebot mehrfach mit den Armen zur Ruhe.
"Die zweite Prüfung steht bevor! Das Gemenge der Lager!"
Langer Jubel folgte dieser Ankündigung.
"Die Männer haben sich geeinigt, in zwei Lagern aufzutreten. Die Thüringer wollen unter sich bleiben und unseren Dullider Männern entgegen treten. Die Männer zeigen Euch den Umgang mit dem Kurzschwert und Schild im gestellten Kampf der Lager. Jedes Lager bietet sieben Mann auf. Zuerst wird mit kurzer Kampfschau eröffnet! Danach beginnt ein wildes Gemenge der Lager! Durch Bedrängen der Gegnerischen gilt es, vier zu Fall zu bringen! Welchem Trupp dies zuerst gelingt, der wird der Sieg erklärt!"
Die Streiter beider Lager lockerten ihre Schultern und prüften ein letztes mal den Sitz von Kleidung und Schild. Köpfe schüttelten sich, um die Helme fest zu wissen. Die Lager nahmen gegenüber Aufstellung.
Laut- jedoch mit hoher und kratziger Stimme- erklärte der Schirrmeister den Umstehenden den Ablauf.
"Zu Beginn geht es Mann gegen Mann zur Schau der Schwertkunst."
Jeder Dullider hatte einen Thüringer Ritter gegenüber. Man grüßte sich ehrenvoll vor dem Beginn. Auf ein Zeichen des Schirrmeisters hoben die Kämpfenden die Schilde und brachten das Kurzschwert in Kampfesstellung. Auf ein "Los!" begannen die Leute den gegenüberstehenden Mann mit Schwertstreichen zu attackieren und fremden Schlägen mit dem Schild zu parieren.
Auch wenn sich beide Seiten bemühten, so wirkte das Gezeigte auf Arno ein wenig müde und fast kraftlos. Hier und dort konnte sich ein Waffenknecht der Dullider ein Lächeln nicht verkneifen. Arno dachte so bei sich, dass den jungen Knechten die Erfahrung eines Kampfes im Felde fehlt und sich dies hier deutlich zeigt.
Nur ein Knecht- der Freund von Lukas und Leonhardt- war auf Dullider Seite so ernst wie die beiden Knappen und hoch auf den Kampf konzentriert.
Leonhardt konnte, Dank seiner großen Kraft, sehr gut Widerstand geben. Auch Lukas- schnell und flink, jedoch weniger kraftvoll wirkend als Leonhardt- hielt sich bei der Übung gut.
Nach geraumer Zeit gegenseitigen Bedrängens gebot der Schirrmeister ein Ende der Übung und wies die Parteien der Streiter in den Lagern zu den zwei Seiten des Platzes.
Niklaus von Dullide lehnte sich zu Arno herüber. "Ich werde nach der Schwertleite Verkündungen machen. Leonhardt soll damit zum Hauptmann der Wache an der Pfalz und zum neuen Waffenmeister der Pfalz werden. Ritter Arndt von Mühlburg habe ich dies schon gesagt- er will es auch dazu kommen lassen, gab kein Widerwort gegen meine Anfrage! Schade, dass Lukas sich für den Wechsel in den Harzgau entschieden hat- zurück zu Euch. Ich hätte mich hier in den Umlanden oder auch in der höheren Ritterschaft gut für ihn verwenden können. Was erwartet Lukas daheim?"
"Der neue Graf ist zwar vom Bischof empfohlen, es bedarf noch herzoglicher Bestätigung. Doch wenn es beim jungen Herrn Kuno bleibt- wovon auszugehen ist- soll Lukas mit Susenburg belehnt sein, dass er jedoch- auf Grund meiner Pflichten auf Pfalz Bodfeld von Draburg aus als ergänzendes Lehen erhalten soll."
Wertschätzend äugte Herr Niklaus aus den Augen, hob eine Braue an. Dann schauten die beiden Herren wieder zum Schauplatz des Buhurt.
"Was glaubt ihr, wer siegreich sein wird, Herr Arno?"
"Obwohl unsere Knappen guter Dinge sind- ich sehe den Vorteil auf Thüringer Seite. Die Männer sind erfahrener, einige auch im Feld wohl gewesen, wie es den Anschein hat. Die Dullider Knechte sind den Waffengang nicht so gewöhnt, wie die Thüringer."
"Die Thüringer also?"
"Ja- zum Bedauern Eurer Knappen und guten Leute!"
Die Thüringer berieten auf ihrer Seite nur kurz. Ein kurzer Kampfesschrei zeigte die Bereitschaft der Thüringer allen an.
Die Knappen und die Dullider Waffenknechte indessen schienen länger zu beratschlagen. Offenbar suchte man sich die Gegner im anderen Lager aus, oder wies sich Gegner zu.
Arno fürchtete, dass sich seine Ahnung bewahrheiten würde, denn im Gemenge- egal wie rau und ruppig es wird- ist es wie in der Schlacht. Nimm, wer dir gegenüber die Waffe erhebt und sei schneller.
Auf Wimpelstreich liefen beide Gruppen in breiter Front aufeinander zu. Auf Dullider Seite wechselten zwei Knechte im Lauf die Position, um an den rechten Mann zu gelangen.
Im letzten Moment vor dem Aufeinandertreffen der Gruppen schrie einer der älteren Thüringer lautstark und schauerlich- und mit einem Male, wie abgesprochen- zogen die Thüringer auf die dem Podium zugewandte Flanke der Dullider in Übermacht von zwei Mann zu.
Kurz darauf krachten Schilde aufeinander und die Waffen klirrten- doch in dem Unüberschaubaren fielen fast zeitgleich zwei Dullider Knechte zu Boden und waren aus dem Kampf. Leonhardt traf einen Thüringer am Bein und schob nach, was den Mann aus dem Gleichgewicht brachte. Unter dem Blick aller fiel nun der erste Thüringer. Doch die Übermacht war schon zu groß- auf der Flanke nahe dem Podest fiel ein weiterer Dullider zu Boden und kurz darauf - durch zwei Leute bedrängt- auch der Freund von Lukas und Leonhardt, der jedoch gut gekämpft hatte.
Vier Dullider waren zu Boden gekommen- damit hatten die Thüringer Ritter sich heute auch bewiesen.
Lukas und Leonhardt standen noch- der Kampf jedoch war für alle vorbei. Das schnelle, hitzige Schauspiel ließ die Leute mitfiebern- jedoch merkte man auch, wie es die Leute unterhaltend fanden. Gejohle bei jedem fallenden, und auch Gelächter der Umstehenden war zu hören.
Niklaus von Dullide stand auf.
"Genug! genug- ihr guten Männer! Die Thüringer haben sich gut bewiesen- gezeigt, wie erfahrene Kämpfer zu Werke gehen. Doch unsere Mannen brauchen sich nicht verstecken, wie sich zeigte. Auch hier sind unsere Knappen nunmehr unter den letzten Kämpfern und blieben unbezwungen."
"Ja!", schien die Menge wie aus einem Munde zu schreien- voller Spaß und Freude. Die Umstehenden klatschten auf allen Seiten. Das Handgeklapper wollte nicht enden.
"So seid auch ihr- wie auch ich der Meinung- unsere Knappen haben sich wacker bewiesen?"
"Ja!" schrie die Menge der Einfachen.
"Ja!", schrien auch Miriam und Arno lauthals, so gut es ging und lachten hierauf hin. "Gut so! Denn auch ich bin der Überzeugung, die Knappen haben sich die Sporen nun redlichst verdient! Und den treibenden Ritter, welcher so wacker herausrief- tretet bitte näher zu mir. Ihr sollt für Eure Mitstreiter den Dank und Glückwunsch annehmen!", gab Herr Niklaus Kund, dem dieses Schauspiel gerade wohl sehr gefallen hatte.
Arno winkte seinem Sohn Lukas zu. Lukas lächelte ob der Aussage von Herrn Niklaus nun zufrieden und fiel sich mit Leonhardt in die Arme. Sie ließen sich gleich der eigentlichen Sieger ebenfalls durch die Einfachen und die Zuschauer am Podest feiern. Man merkte, dass beide Knappen hierzulande wohl unter den Leuten angesehen waren.
Arno tauschte mit Frau Daria und Herrn Arndt von Mühlburg zufriedene Blicke aus, Frau Daria hob ihre Hände vor Freude gen Himmel, grüßte erst Arno, dann die beiden Knappen auf dem Platz.
Belustigt wurde sich dort gegenseitig der Dreck und Staub aus den Gewändern geklopft - in beiden Lagern und bunt durcheinander- Staubwolken stieben auch hier.
Der Thüringer- klein, aber sehr kräftig im Stand mit der Waffe. Nahm derweilen einen Handschlag des Herrn Niklaus an. Auch hier gab Niklaus einige Worte vertraulich in die Ohren, woraufhin der Ritter erfreut nickte und "Danke!" sagte. Auch er wurde nochmal- auch für seine Mitstreiter zur Belohnung lautstark beklatscht durch Handgeklapper.
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