Aussöhnung
Das heilige römische Reich deutscher Nation gewann wieder an innerlicher Stabilität- jetzt im Jahr 985. Der Grund dafür war die breite Akzeptanz des vierjährigen Königs Otto III. und der Ausübung der Regentschaft durch seine Mutter, die Kaiserin- Witwe Theophanu, und seine Großmutter, der Kaiserin Adelheid. Hinter diesen Frauen hatte sich ein stabiles Bündnis der Herzöge formiert- allen voran Herzog Konrad von Schwaben, Bernhard von Sachsen und Heinrich der Jüngere von Kärnten. Auch die meisten der hohen Geistlichen standen zu diesem Bündnis- nicht zuletzt durch kluge politische Schritte der Doppelregentinnen und Beurkundungen über Schenkungen und Bestätigungen von Privilegien.
Innerhalb des Reiches jedoch zeichnete sich ab, dass in Norditalien große Unruhe aufzuflammen drohte. Papst Bonifaz VII. verstarb unter mysteriösen, tragischen Umständen in Rom und der dortige Adel, der schon im Zwist mit Kaiser Otto II. stand, begehrte erneut auf.
Und auch in einigen Grenzgebieten bestand Grund zur Besorgnis. Die Magyaren aus der ungarischen Ebene überfielen wieder die Grenzlande an der Donau und verheerten diese Regionen durch Plünderungen. In Dänemark gab es innere Konflikte, die jederzeit auch die norddeutschen Lande erneut erreichen konnten. Die ostelbischen Marken waren immer noch von den Slawen besetzt, die auch nicht davor zurück schreckten, Kastelle am Westufer der Elbe zu überfallen. Lothringen im Westen wurde mehr und mehr zu einem Streitobjekt, denn um Verdun und die dortigen Kaufmannssiedlungen und Befestigungen gab es offene Fehde zwischen Reich und Kirche auf der einen Seite und dem Fränkischen König Lothar auf der anderen Seite. Der französische König Lothar hatte Verdun an sich gebracht, Egbert von Trier stand gut zu ihm und auch Karl von Niederlothringen stand in dessen Lager. Regionale Bischöfe und Herren baten die Kaiserinnen um Rat und Beistand. Und erneut war es Heinrich der Zänker, der hier eigene Pläne verfolgte, welche erneut gegen den Kindkönig gerichtet waren. Heinrich wollte die offenen Zwistigkeiten in Lothringen nutzen, um ein Bündnis zu formen. Er versuchte Egbert von Trier und Karl von Niederlothringen zu einem Bündnis mit ihm und dem König Lothar zu bewegen. Gleich nach dem Bekanntwerden der Einnahme von Verdun durch Lothars Truppen entsandte Heinrich eine eigene Gesandtschaft heimlich an den französischen Hof.
In der Harz- Region war man gut unterrichtet über die Geschehnisse, nicht zuletzt durch die Teilnahme von Graf Kuno von Regenstein und Kuno von Kucksburg in der ostfälischen Gesandtschaft des Hoftages zu Duisburg im April.
Kuno von Kucksburg berichtete Arno hierüber bei einem Besuch auf der Pfalzburg Bodfeld.
Während der Graf Kuno von Regenstein keinen Wert auf eine Übernachtung dort legte und zum Stammsitz an die Burg Regenstein weitergereist war, bekundeten die Worte seines Sohnes und Beraters auf Bodfeld die Besorgnisse.
"Kaiserin Adelheid will noch an einem Hoftag in Frankfurt teilnehmen und sich danach sofort nach Norditalien begeben, um dort die Regierungsgeschäfte zu leiten. Glaub mir, Arno, ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass alsbald wieder gegen Italien gezogen werden muss. Auch dieser französische König Lothar ist entschlossen, Lothringen nicht kampflos preis zu geben. Dort wird es sicher noch auf Jahre Streit geben, sollte kein Kompromiss erfolgen."
"Kuno, deine Beredsamkeit spricht für dich. Pass nur gut auf, dass dies nicht den Regentinnen auffällt, wenn du dich in hohen Kreisen der Edlen bewegst. Jemand mit deinem Fingerspitzengefühl könnte am Hof gut zu gebrauchen sein. Auch als Mittler oder Bote.", scherzte Arno- jedoch mit Ehrlichkeit im Wort.
"Zudem bin ich entbehrlich- für einen Boten eine wichtige Eignung.", scherzte Kuno von Kucksburg zurück- ebenso ehrlich.
"Worüber hatte euer Geleit am Hoftag zu berichten?", fragte Arno nach.
"Die Slawen! Und wie man derer Aufruhr in der Nordmark begegnen sollte. Die anderen Herzöge sehen es als ein Problem nur für uns Sachsen an- wohl auch, weil deren Marken nicht von den Slawen verwüstet werden. Doch will man noch in diesem jahr- wohl im Herbst, wenn das Laub fällt, Vergeltung üben für die Plünderungen und in das Slawenland an der Elbe einfallen. Hierfür stehen die Zeichen gut, wenn Herzog Miezko von Polen zu seinem Wort steht und mit einem Heer von Osten hinzustößt. Bischof Volkold von Meißen soll den Vorstoß gegen die Slawen leiten."
"Kuno- bei meiner Sehl- ich hätte den Slawen diese Verwüstungen der Nordmark nicht zugetraut. Ich erlebte dort kleine Fehde - sicherlich schwelend wie kleine Feuer hier und dort, doch eine geeinte Heerschau, wie vor zwei Jahren in der Schlacht an der Tanger? Niemals hätte ich die Slawen in dieser Anzahl zusammen gebracht gesehen."
"Arno, so Gott es will sind deine Tage des Schwertes vorbei nunmehr. Und mich reizt der Kampf seit Tarentum im Italienischen auch nicht mehr. Zuviel Leid hab ich dort erlebt- und offen gestanden, meine leichte Verletzung an der Brust damals schmerzt zuweilen heute noch. Ich würde es Lisbeth jedoch nie eingestehen, doch es ist so. Damals hatte ich wirkliche Todesangst, auch wenn's mich nicht stark getroffen hatte. Doch keine Luft atmen zu können... "
"Narben sind zahlreich an mir- was mich schmerzt, ist das , was die Augen ansehen mussten. Mancherlei Ding scheint nicht vergessen- auch nach Jahren nicht."
Die beiden Männer am Voigt- Tisch der Bodfelder Halle ließen ihre Becher aneinander schlagen, gaben sich vielsagende Blicke.
"Doch nun, guter Schwiegersohn, zu Eurem Kinde. Bruno ist von kräftigen Wuchs, wie es scheint- ja, und gut bei Stimme. Die drei Wochen, in denen Lisbeth mit dem Jungen auf Draburg weilte, waren schnell dahin. Du solltest nicht soviel reisen, denn der Junge wächst schnell."
"Ja, ich weiß. Doch durfte ich dieses Mal nicht zurück stehen. Der Bischof hatte es angewiesen.", gab Kuno zu.
"Was mich beschäftigt, sind deine Worte- zu einer Aussöhnung mit dem Susenburger Voigt Gero. Obwohl es an ihm ist, Verzeihung für ungebührlich gesprochene Worte zu geben, will ich den ersten Schritt gehen. Doch dieser Schritt ist schwer, wie du weißt. Hier wollt ich Dich um guten Rat fragen."
Arno sah besorgt aus. Kuno konnte es ihm ansehen. Doch Rat ist in derlei Dingen der Verbitterung eines Herzens- wie bei Voigt Gero- schwer zu geben. Doch wusste Kuno von Kucksburg einen Weg, der begangen werden konnte.
"Arno. Höret. Ich werde mit Mutter Gudrun sprechen. So krank, wie sie ist, werde ich dein Anliegen schildern und für dich bitten, dass Sie mit ihrer Schwester Hildegard von Susenburg eine Versöhnung versuchen. Ich denke, meiner Tante Hildegard ist auch daran gelegen. Die Verbitterung ihres Mannes Gero über den Verlust von zwei Söhnen ist groß, auch die Tante grämt sich sehr- doch leidet Hildegard- und auch meine junge Cousine- sehr unter Onkel Gero und seinem Gram. Den Frauen kann es vielleicht gelingen, auf Burg Regenstein unter Vaters Augen die Versöhnung zu erreichen. Auch mein Vater, der Graf, ist zuweilen nicht mehr der Mann, der er einst war. Das Altern geht derzeit schnell voran- so scheint es."
"Ich stimme einer Versöhnung zu- doch bitte ich dich, die Susenburg vorzuschlagen, auf meinen Wunsch. Nicht um des Tages Weg, sondern da ich mich nach Burg Regenstein nur Widerwillen nach der Haft dort bringt. Unbelastet muss das Gespräch erfolgen."
Kuno von Kucksburg schien der Vorschlag im Sinne aller. "Nun, so will ich am Regenstein den Bericht geben."
Doch keiner der beiden Edlen , welche auf Burg Bodfeld zusammen saßen, konnte erahnen was sich am gleichen Abend- zu späterer Stunde- auf Burg Susenburg geschah.
Nichts im Palas der Susenburg hätte zu dieser späten Stunde einen Neuankömmling zum Verweilen eingeladen. Schon an der steilen Treppe zum Palas waren die Saufgesänge von zwei Leuten zu hören. Gero von Susenburg saß an seiner Tafel, ein matter Lichtschein des Kamines und von drei Kerzen gab Licht in den kleinen Saal. Neben ihm an der Tafel ein Edler aus dem Nordthüringau, der vom Thüringischen Helmengau kommend in seine Heimat zurück kehrte, Warnulf von Barby, Voigt des Königlichen Hofes Barby.
Das Reittier des Herrn Warnulf von Barby hatte auf dem Längsweg "die Lange"- auf dem Weg zur großen Drogfurth unterhalb der Susenburg- angefangen lahm zu gehen und schlecht Schritt zu halten, obwohl es angetrieben wurde. Warnulf musste erkennen, dass ein Huf des Pferdes neu beschlagen werden musste. Als er dann die oberhalb der großen Drogfurth liegende Burg sah und von dort Schmiedegeräusch hörte, musste es Ritter Warnulf wie ein Zeichen der Hoffnung vorgekommen sein. So bat er um Hilfe und Lager für eine Nacht, was ihm gewährt wurde.
Seit dem Abendessen, zu dem der Gast erschienen war, drängte der Voigt Gero den Gast stetig aufs Neue, mit ihm die schnell nachgefüllten Becher guten Weines zu leeren. Je mehr die Herren getrunken hatten, umso redseliger im Rausch des Weines wurden sie.
Die Frau des Voigtes, die edle Hildegard von Susenburg, zog sich nach dem Abendessen früh mit der achtzehnjährigen Tochter Miriam in die Kemenate des Palas zurück, um den Abend mit Handarbeiten zu verbringen.
Schon bald konnten die Damen hören, was sich seit langem oft widerholte. Drunkgesänge von Voigt Gero, die lauten Rufe nach Knechten und Mägden für neuen Wein, Beschimpfungen gegen die Knechte und Mägde ob ihrer Faulheit.
Beide edle Frauen fühlten sich in der Kemenate zusehend unwohl, beredeten miteinander das Gehörte und gaben sich Mut.
"Was denn, Herr Ritter?", schallte die laute, kratzige Stimme von Voigt Gero durch das Haus. "Habt ihr keinen Ehrgeiz? Los! Nochmal! Lasst uns nochmals die Kräfte messen!"
Ob es die Höflichkeit gegenüber dem Gastgeber war oder Furcht vor dessen rauem Verhalten- Herr Warnulf von Barby trank noch einen Schluck des guten Weines, dann stellte er erneut den Arm zu einem Kräftemessen auf den Tisch. "Nun? Dann noch einen Gang! Diesmal werde ich gewiss siegen!"
Gero warf sich- vom Alkohol besäuselt und lautstark lachend- sehr weit auf seinem Stuhl zurück, so dass sein Kopf hart an der hohen Lehne anschlug und der Stuhl leicht nach hinten kippte, als wolle er umstürzen.
"Aua! Das hat wehgetan!" entfuhr es Gero- kaum das man die lallend gesprochenen Worte verstehen konnte.
Gero drehte sich im Stuhl. Als müsse der willenlose Gegenstand für sein rüdes Verhalten gestraft werden, schlug Gero mit der linken Hand mehrfach laut gegen die Lehne. Mit der rechten Hand ertastete er die kleine und schnell anschwellende Beule am Hinterkopf. Dann warf er sich torkelnd in seinem Stuhl überraschend, mit einem Blick auf den Gast nach vorn und lies seinen Arm hart mit dem Ellbogen auf den Tisch krachen- Herrn Warnulf mit hochgezogenen Augenbrauen fixierend. Gero versuchte, Arm und auch Kopf nicht zu sehr wackeln und kreisen zu lassen- wenngleich ihm dies augenscheinlich nur noch sehr schwer möglich erschien.
"So! So, so, so, so, soooo! Dann gilt es!" lallte Gero, als er die Hand des Herrn Warulf zum Kräftemessen einzog.
Herr Warnulf wusste nicht, wie er diesen Voigt einschätzen sollte. Er war ihm dankbar für die Gastlichkeit und die Zusage, dass sich das Pferd bis zum morgigen Tag mit neuem Eisen bereit finden wird- doch mehr und mehr wurde der Abend entgegen seinem eigenen Wunsche auf Ruhe zu einer Sauf- Orgie des Hausherren. Die Damen des Hauses schienen anständig, ruhig und sittsam. Doch sie zogen sich schnell zurück- wohl, weil der Burgvoigt derlei Verhalten öfter zeigt, hier war sich Warnulf sicher.
"LOS!", schrie Gero lauthals. Schon versuchte er Kraft in den Arm zu bringen und stemmte sich mit dem torkelnden Körper voll in den Arm, kaum dass Warnulf Zeit zum Reagieren blieb. Und doch gelang es dem Gast, mehr Kraft als Gero diesmal in das Kräftemessen zu bringen. Nach kurzer Zeit schlug der Arm des Voigtes Gero rücklings auf den Tisch auf.
"Ach!", entfleuchte ein Schrei des Schmerzes Geros Mund.
"Siegreich!", rief Herr Warnulf spontan heraus.
"Was für ein Sieg?" lallte Herr Gero. "Was denn für ein Sieg?"
Gero erhob sich stark wankend von seinem Stuhl und stützte sich mit beiden Armen auf dem Tisch auf- vor und zurücktaumelnd rief er : "Das war kein Sieg! Das war nur Glück!"
"So wird es sein, edler Voigt." Vorsichtig erhob sich auch Herr Warnulf, Abstand zu Herrn Gero suchend- und auch, um nicht wieder Spucke des Voigtes auf sein Gewand zu bekommen, wie beim Kampf zuvor. Hierbei zeigte sich, dass Herr Warnulf weit weniger als sein Gastgeber betrunken war.
Mit einer Handbewegung wies Herr Warnulf nach draußen- zum Ausgang des Palas an der Treppe zur Unterburg- dort wo sein Gemach für die Nacht im Wirtschaftsbau wartete.
"Werter Herr Gero. Ihr seid an Stärke und Mut unübertroffen- soviel hat mir der Abend mit Euch gezeigt. Doch nun will ich zu Bett, denn der Weg wird morgen lang. Ich danke für Eure Gesellschaft, heute Abend."
Mit vorsichtigen Schritten zurück und dem Blick auf den in sich wackelnden Susenburger Burgherren, der aufgestützt am Tisch stand, wandte sich Herr Warnulf zum Gehen.
Trotz seiner Betrunkenheit versuchte Herr Gero den Gast mit den aufgerissenen Augen zu erfassen. Als Gero feststellte, dass Ritter Warnulf seinen Abschied für den Tag nehmen wollte, wanderten die Augen nervös und suchend umher.
"Ihr wollt schon gehen? Ich verlange noch Revanche!"
Warnulf hatte für sich entschieden, diesen Anspruch nicht mehr zu geben. Die Gesellschaft des volltrunkenen Mannes war ihm unangenehm- und sie hatte nach seinem Dafürhalten auch heute Abend schon viel zu lange angedauert. In der Tür sagte er noch kurz: "Euch eine gute Nacht, mein Gastgeber!", dann war er die ersten Stufen der Treppe zur Unterburg schon herunter gestiegen- langsam und vorsichtig, wie es der Rausch gebot.
"So wartet doch. Ich verlange meine Revanche!"
Gero stolperte durch die Halle dem entschwundenen Gast nach, dem Ausgang entgegen.
An der Treppe zur Unterburg hielt er inne. Auf den unteren zwei Stufen sah Gero noch den Gast. Herr Warnulf musste sich an der Seite an der mauer stützen beim steilen Abstieg.
"Warnulf! Kommt sofort zurück! Kommt und trinkt noch mit mir!" Zum Beleg seiner Absichten hob Gero eine Tonkaraffe in die Höhe.
Das Licht an der Treppe war mäßig., wie Warnulf empfand.
'Jetzt krakeelt mir der Trunkenbold noch nach. Nur schnell auf's Lager, bevor ich den Mann noch länger ertragen muss!', dachte Warnulf noch bei sich.
"Heee! Die ist ja leer! Bringt mir noch Wein! Hört ihr? Noch mehr ..."
Dann hörte Herr Warnulf nur noch ein lautstarkes Scheppern und Rauschen hinter sich an der Treppe. Als er sich noch einmal umschaute, um den Geräuschen auf den Grund zu gehen- bestätigte sich Warnulf's Vermutung.
Voigt Gero muss das Gleichgewicht oben an der Treppe verloren haben und war die lange und steile Treppe hinunter gestürzt, wobei er sich mehrfach überschlagen hatte. Das Rauschen muss von Gero's Kleidung an der Wand entstanden sein, als er dort entlang am Felsrand riss.
"Hilfe! So helft doch!", schrie Herr Warnulf von Barby in die Nacht. "Helft! Euer Herr! Er ist die Treppe hinunter gestürzt! So helft mir doch mit ihm!"
Kurze zeit darauf kam ein Knecht aus der Unterburg, der dort zur Wache gestanden hatte. Die Hellhörigkeit der Nacht hatte ihn die Rufe des Barbyer Edlen hören lassen.
"Oh Gott. Der Herr !" schrie der Knecht, packte den leblos wirkenden Mann und versuchte Voigt Gero auf den Rücken zu drehen.
"Kommt! Packt zu, dass wir ihn drehen können!", schrie der Warnulf.
Angelockt durch das Geschrei vor der Treppe zum Palas der Oberburg kamen auch nun Frau Hildegard und deren Tochter Miriam oben an die Treppe- beide im Schlafgewand.
"Was ist hier los? Was gibt es hier für ein.... Oh Gott! Der Gero!" , rief Frau Hildegard im Angesicht des leblosen Voigtes am unteren Ende der Treppe.
"Herrin. Ich denke, er wollte mir nach. Er rief noch nach Wein oben! Hinter mir hörte ich nur noch das Poltern- und nun liegt Euer Gatte!"
"So helft ihm doch! Gero!" fauchte Frau Hildegard den Knecht und den Warnulf an, kletterte barfüssig die Stufen zu Voigt Gero's Körper hinab. "Miriam, mein Kind. Schnell. Bring uns Licht her!"
Noch während das junge Fräulein in der Halle war, drehte Frau Hildegard mit Hilfe der Männer den schweren, großen Voigt, so gut dies am unteren Treppenende eben ging. Doch an dem Körper, der nach Alkohol stank, war der Kopf arg aufgeschlagen- soviel konnten die Drei sehen. Blut lief dem Voigt aus der Nase und an der rechten Wange. Das Genick war durch.
"Mutter, ich habe eine Kerze vom Tisch!", sprach oben die Miriam in die Dunkelheit.
"Kind! Bleib oben! Komm nicht her! Der Vater, .... er ist tot!", sprach Frau Hildegard leise- jedoch für alle hörbar.
"Klaus? Los, weck die anderen Knechte! Sie sollen meinen Gero hochschaffen- in die Halle. Los!", wandte sich die Voigtfrau an den Knecht. "Und ihr berichtet, wie es dazu kam!" gurgelte Hildegard Herrn Warnulf von Barby an- ihren Schmerz zu dem Verlust kaum noch in sich haltend.
Zwei Tage nach diesem Unglück erfuhr Arno von Draburg auf der Pfalzburg Bodfeld von den Geschehnissen. Sofort ließ er zwei Pferde satteln, für sich und seinen Knappen, den Konrad.
"Herr? Ihr wollt zur Susenburg? Obgleich hier und heute Edle an der Burg erwartet werden?", fragte Siegward, der Meier der Burg.
"Die Speisen werden den Gästen auch ohne mein Dabeisein munden. Da bin ich gewiss. Entschuldigt mich bei den Edlen. Doch ich bin es den Susenburgern schuldig, Hilfe in diesen Zeiten zu geben. Ich werde mich mit Konrad dort zeigen. Auch wenn der Gero ein schwieriger Kerl war, seine Familie braucht vielleicht etwas Beistand. Gegen Abend bin ich zurück. Und schickt nach dem Kaplan. Er soll uns folgen und sich auf Übernachtung einstellen. Die Frauen auf Susenburg werden seinen Beistand benötigen."
Mit diesen Weisungen führte Arno seinen schwarzen Hengst Argo aus der Burg und gab dem Pagen Konrad Zeichen, zu folgen.
Arno ritt nicht überhastet. Vielmehr grämte es ihn, dass es nicht zur Aussöhnung kommen konnte. Es war, wie von Gott bestimmt. Auch wenn er Gero durch die letzten Ereignisse nur gering schätzte, ein solches Ende war keinem Manne zu wünschen.
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