7.
Jimin
[2 Stunden vor Kapitel 6.]
"Bitte werde ein Bruder. Bitte, bitte!"
Lachend sehe ich auf Haru hinab, wie er ein letztes Mal mit dem Kind in meinem Bauch spricht, bevor wir aufgerufen werden. Zur Ausnahme darf er beim Ultraschall dabei sein um sein kleines Geschwisterchen zu sehen.
"Park Jimin!", erklingt mein Name durch die Lautsprecher des Wartezimmers. Ich stehe auf, nehme meinen Sohn bei der Hand und betrete dann das Zimmer meines Gynäkologen. Herr Lee ist ein älterer Mann mit zerzausten grauen Haaren und für immer ins Gesicht gemeißelten Lachfältchen. Er hat mich auch schon durch Haru's Schwangerschaft begleitet, das hier ist also keinesfalls neu für uns.
"Wie ich sehe, ist Ihr Sohn groß geworden. Wie lang ist es jetzt her? Sechs Jahre?", mustert er Haru lächelnd, der sich neugierig im Raum umsieht. Ich nicke bestätigend. "Er wird in zwei Monaten schon sieben. Die Zeit vergeht unglaublich schnell.", lache ich und lege mich dann auf die Liege für den Ultraschall. Haru hält dabei die ganze Zeit über meine Hand.
Das Gel ist kalt als Herr Lee beginnt nach dem Kind zu suchen. "Schau mal Haru, das ist dein Geschwisterchen.", deutet er auf den Bildschirm. Mein Sohn macht große Augen und drückt sich halb die Nase an dem Bildschirm platt. "Ich dachte, er wäre großer.", sagt er verwundert. Lachend streichle ich ihm über das Köpfchen. "Es kann immernoch ein Mädchen sein. Wir sind ja hier, damit der Doctor das herausfinden kann." Schmollend schiebt Haru die Unterlippe vor, sieht aber weiter gespannt auf den Bildschirm.
"Da!"ruft er nach ein paar Minuten der Stille. "Er hat das gleiche was ich auch habe!", ruft er aufgeregt und zeigt auf den kleinen Fortsatz, den der Arzt genau unter die Lupe nimmt. "Ich kann ihm nur zustimmen. Ihr bekommt einen kleinen Jungen.", lächelt mich Herr Lee freundlich an und wischt dann vorsichtig das Gel von meinem Bauch. Glücklich sehe ich auf den Bildschirm. Zwar hatte ich insgeheim auf ein Mädchen gehofft, aber am Ende wird daraus ein tolles Kind werden und mit einem Jungen kann Haru vielleicht wirklich besser spielen. Dafür muss er aber noch ein paar Monate da drin bleiben und schön wachsen.
Wir verabschieden uns noch von Herr Lee, meinen neuen Termin habe ich bereits, und verlassen dann die Praxis. "Wollen wir deinem Bruder schonmal neue Sachen kaufen?", frage ich Haru, der energisch nickt. Also laufen wir weiter in das Einkaufszentrum ganz in der Nähe. Hier gibt es einige Läden, in denen wir ein paar schöne Strampler kaufen. Viel brauche ich nicht, denn nach Haru's Geburt war mir klar, das ich noch ein Kind möchte, deswegen habe ich viele Sachen von ihm aufgehoben.
Im Anschluss nehme ich noch ein paar Teile für mich mit, denn Umstandsmode kann man eigentlich nie genug haben. "Schau Mal, wie findest du das?", komme ich aus der Umkleidekabine und will mich meinem Sohn und Shoppingberater stolz präsentieren. Doch der Platz ist leer. "Haru?!", rufe ich ihn. Nichts. Schnell schlüpfe ich wieder in meine normalen Klamotten, lasse alles stehen und liegen, und suche ihn. Bestimmt hat er etwas tolles gesehen und ist hingelaufen ohne nachzudenken.
Nach einer halben Stunde, in der er spurlos verschwunden ist, beginne ich langsam zu verzweifeln. Zwar haben wir für solche Situationen ausgemacht, das er dann in einem Café auf mich warten soll, damit ich ihn leichter wieder finde, aber er ist nunmal immernoch ein Kind. Da braucht nur ein flauschiger Hund vorbeigelaufen sein und weg ist er. Tiere liebt er nämlich über alles und ganz besonders Hunde. Seufzend schlage ich trotzdem den Weg zum nächstbesten Café in dieser Ebene ein. Einen Versuch ist wert.
Gerade als ich erneut aufgeben und mich an die Informationsstelle wenden will, nehme ich im Augenwinkel etwas wahr und drehe den Kopf. Das letzte Café in dieser Mall. Sofort trete ich ein, sehe mich suchend um. Eine junge Frau mit schwarzen kurzen Haaren kommt auf mich zu. "Haben Sie reserviert?", fragt sie höflich. Ich schüttle den Kopf, kann mich nicht auf sie konzentrieren. "Ich suche meinen Sohn. Er ist sechs Jahre alt und hat braune Locken. Seine Jacke ist gelb.", schildere ich ihr. "Ach der Kleine, ja der ist hier.", lächelt sie und bringt mich zu einer Sitzgruppe etwas weiter hinten. "Ist er das?" Oh verdammt und wie er das ist.
"Haru, da bist du ja!", rufe ich und knie mich zu ihm herunter. Er dreht den Kopf, blickt aus verheulten Augen zu mir, dann rennt er los. "Papa!" Überglücklich schließe ich ihn in meine Arme. "Danke, das du auf ihn aufgepasst hast.", sage ich zu dem jungen Mann, der mir irgendwie bekannt vorkommt. Er nickt bloß und nippt an seiner Tasse, Kakao wie ich riechen kann. "Darf ich mich zu dir setzen? Ich würde dir als Dank gern etwas ausgeben." Er sieht mich überrascht an, nickt aber wieder.
Ich hebe Haru auf meine Arme und setzte mich mit ihm auf den Schoß auf eines der Sofas ihm gegenüber. Mein Sohn klammert sich fest an meinen Pullover, den Kopf an meiner Brust vergraben und kurz davor einzuschlafen. Als die schwarzhaarige Kellnerin von eben zu uns kommt, lächelt sie mich an, aber ich kann ihren neugierigen Blick auf Haru spüren.
Zwar gibt es einige Männer die schwanger werden können, aber viele Heterosexuelle entscheiden sich trotzdem dagegen und lassen ihre Partnerin das Kind austragen, weil das einfach die optimalsten Bedingungen sind. Da es noch nicht so viele schwule Paare gibt, die es offen ausleben oder Kinder haben möchten, bekomme ich öfter solche Blicke ab. Es ist eben noch immer relativ selten, einen Vater mit seinem leiblichen selbst geborenen Sohn zu sehen.
"Was darf es denn sein?", bleibt sie trotzdem professionell, was ich ihr hoch anrechne. "Habt ihr entkoffeinierten Kaffee da?" Richtigen darf ich während meiner Schwangerschaft ja nicht trinken, aber ich liebe den Geschmack einfach. Sie überlegt kurz, dann nickt sie und schreibt es auf ihren Bock. "Sonst noch etwas?" Auffordernd schaue ich zu dem Mann mir gegenüber, der sich für ein Stück Kuchen entscheidet. "Einen Moment.", heißt es, dann sind wir wieder allein.
"Du bist doch der aus dem Club letztens. Jungkook, richtig?", fällt mir wieder ein, woher ich ihn kenne. Er nickt und trinkt einen Schluck Kakao. "Und du Park Jimin, ich weiß. Netter Zufall.", brummt er und ich werde das Gefühl nicht los, das er mich nicht leiden kann. "Ich kann mich auch woanders hinsetzen.", biete ich an, doch er schüttelt den Kopf. "Es fällt mir nur schwer, dich zu mögen." Überrascht sehe ich ihn an. Solange kennen wir uns doch noch gar nicht. Aber die Erklärung folgt direkt im Anschluss und das macht definitiv Sinn.
"Ich habe meinen Freund mit dir betrogen."
~~
Jungkook scheint ja nicht so happy über ihr Treffen zu sein. Ob sich das noch ändert? 🤔
안녕❤️
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