35.
Jungkook
Nervös spiele ich mit meinen Fingern, traue mich kaum, auf den Fernseher zu schauen.
Es ist spät am Abend, Haru liegt schon lange im Bett und ist friedlich am Schlafen, während ich mit Jimin auf dem Sofa sitze. Nein, wir küssen uns nicht. Zumindest nicht mehr. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn ich einfach an einen anständigen Mann geraten könnte.
Seit einer Woche sind wir jetzt in diesem Hotel und mit jedem weiteren Tag der vergeht verschließt sich Jimin mir gegenüber ein Stück mehr. Ich habe keine Ahnung, was vorgefallen ist. Ob es etwas mit mir zutun hat. Er redet nicht, weder mit mir noch mit Haru, stürzt sich bloß in die Arbeit, sodass er möglichst wenig Zeit hat, in welcher er uns eine Erklärung schulden könnte. Obwohl dieses Hotel der reinste Luxus ist, fühle ich mich langsam wie der Singvogel, der im goldenen Käfig eingesperrt ist.
"Nun ist es offiziell, Kim Taehyung wird wegen sexueller Nötigung und psychischem Missbrauch eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren erhalten.", ertönt es von einem Nachrichtensprecher aus dem Fernseher. Jimin hat ihn eingeschaltet, damit ich sehen kann, wie die Strafe meines Exfreundes ausfällt.
Hart schlucke ich. Fragend legt der Blonde neben mir den Kopf schief. "Was ist? Freust du dich denn gar nicht?" Verständnislos drehe ich den Kopf zu ihm. "Wieso sollte ich? Ich habe ihn geliebt und viele Jahre meines Lebens mit ihm verbracht." Das scheint er nicht zu verstehen, denn in seinen Augen spiegelt sich Unglauben. "Er hat dir immer wieder wehgetan und wollte dich umbringen weil das Kind nicht von ihm ist. Wie kannst du ihm da bitte vergeben wollen?" Ich erinnere mich an einen Satz, den mein Psychologe zu Kinderzeiten einmal gesagt hat, als ich ihm von dem gemeinen Mobber in meiner Klasse erzählte.
Unsere Familie gibt uns einen entscheidenden Teil unser Sozialisierung vor. Ein Kind, das von seinem Vater geschlagen wurde, wird auch seine eigenen Kinder schlagen, wenn es es nicht anders lernt.
"Darf ich dich etwas fragen?", wende ich mich neugierig an Jimin, der bloß gleichgültig mit den Schultern zuckt. Ich atme tief durch, nehme meinen ganzen Mut zusammen. "Wie waren deine Eltern so?"
Überrascht mustert er mich, leckt sich unschlüssig über die vollen Lippen. "Streng aber gerecht würde ich behaupten. Meine Mutter ist nach meiner Geburt Zuhause geblieben und hat sich selbstständig gemacht, während mein Vater Mitarbeiter in einer großen Industrie war. Eine durchschnittliche Familie eben.", lächelt er mich knapp an, bevor er sich wieder seinem Laptop widmet, auf dem er neue Einladungen schreibt. "War? Ist er gestorben?", hake ich nach, denn mir ist seine Formulierung durchaus aufgefallen. Jimin blickt weiter auf den Bildschirm, schenkt mir ein Nicken.
"Als ich 12 war brachte ich die erste schlechte Note heim. Mein Vater war außer sich vor Wut und hat mich verprügelt, da hat meine Mutter ihn mit einem Küchenmesser erstochen. Ich besuche sie machmal im Gefängnis, wenn Haru bei Freunden ist.", antwortet er, als wäre es das normalste der Welt. Doch spätestens jetzt bin ich mir sicher.
Er weiß überhaupt nicht, was Liebe ist.
~~
Jetzt wissen wir wieder etwas mehr aus Jimins Vergangenheit 😁
안녕❤️
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