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36) Verlorene Vergangenheit

Dieses alte Bild. Dieses verdammte alte Foto, das in tausenden Stück auf dem Fußboden liegt. Nicht einmal die Holzdielen sind es wert, diese Fetzen Schmutz zu tragen. Und doch hebe ich dieses zerfetzte Bild immer wieder auf und lege es zusammen. Teile fehlen, ich fast vollständig. So wie auch im echten Leben.

Das Bild zeigt uns als Familie – auch wenn ich nicht wirklich dazugehöre. Vater, Mutter, Tochter und die bruchstückhafte Umrandung einer vierten Person, eines Nichts, das nicht wirklich dazugehörte, aber doch alle störte, wenn sie dieses Bild ansahen. So war es aber schon immer. Ich war immer diejenige gewesen, die alleine klarkam und sich dennoch an die Fersen anderer heftete. Diejenige, die nur störte, aber es nie zu merken schien. Diejenige, die immer der Fehler auf einem Bild zu sein schien. Um es kurz zu fassen – ich war immer ich gewesen. Verdammt nochmal nur ich.

Eigentlich hatte sich diesen Sommer nicht wirklich viel geändert – eher war offensichtlich geworden, was ich schon lange geleugnet habe. Dora und ich waren niemals die zwei perfekten Schwestern wie in allen Filmen gewesen – ich war nur die Nervensäge, die dem absolut perfekten Mädchen an den Fersen klebte. Ich war der einzige Fehler in der Perfektion, wie eigentlich schon immer.

Willst du meine ersten Tagebucheinträge hören? Vermutlich nicht, aber außer in Selbstmitleid oder Hass zu versinken, bleibt mir nicht viel übrig, und dort wähle ich lieber das Erste. Bei mir kann man schließlich nie wissen, ob ich mich nicht zu einem Mord durchringe. Es würde einfach sein und dennoch ...

Hallo Tagebuch!

Ich bin Lissy. Ich bin fünf. Ich habe eine Schwester. Sie ist nett. Manchmal aber nicht. Mami und Vater sind ok.

Hallo Tagebuch!

Ich bin Lissy. Ich bin jetzt fast sechs. Meine Schwester heißt Dora. Gestern war sie nett. Da hat sie ein Lob bekommen. Heute war sie gemein. Sie ist auf dem Weg heruntergefallen. Ich hätte mehr aufpassen sollen. Ich bin nicht nett. Das meint Herr Vater auch. Er ist aber auch nicht nett. Ich liebe ihn nicht und deshalb ist er böse. Mami ist nett, sie mag mich. Aber bei Vater bemerkt sie mich nie. Ich bin nicht besonders. War ich nie.

Hallo Tagebuch!

Meinen Namen kann ich ja weglassen. Ich bleibe ja ich, leider. Nun bin ich schon sehr groß. Morgen werde ich sechs ganze Jahre alt. Bald bin ich erwachsen. Ich freue mich schon sehr. Erwachsene machen keine Fehler. Ich mache Fehler. Ich bin kein guter Mensch. Ich sollte netter und aufmerksamer sein. Aber das bin ich nicht.

Hallo Tagebuch!

Heute ist mein Geburtstag und ich bin sechs Jahre alt. Damit bin ich immer noch jünger als alle anderen Kinder, die nächste Woche in die Schule gehen. Schade. Dabei bin ich nicht einmal die Kleinste, sondern schon sehr groß. Also nicht richtig sehr groß, aber für ein kleines Monster schon. Kinder sind doch alle kleine Monster.

Die Feier war toll. Doras Freundinnen waren alle da. Auch Herr Vaters Freunde waren alle da. Sie mögen mich aber nicht, weil ich kein Blut mag. Ich habe Angst vor Blut. Wenn Blut läuft, stirbt jemand. Ich mag nicht wenn jemand stirbt, da lacht Vater immer. Er lacht so gemein. Das macht mir Angst. Er sagt, jeder stirbt irgendwann. Das ist gruselig. Ich will, dass nur er stirbt, deshalb habe ich vor mir Angst. Es ist schlimm, dass ich vor mir Angst habe. Angst ist etwas Schlechtes. Angst ist aber normal. Nur weinen ist schlecht, sagt Vater. Ich soll nicht weinen. Dora weint auch nicht. Sie mag Blut auch. Ich liebe sie, aber ich habe Angst vor ihr.

Dora hat heute sogar erlaubt, dass ich auf der Feier ein Stück Torte haben kann. Ich durfte noch nie von meinem Geburtstagskuchen essen. Das ist sehr nett, auch wenn sie mich später vom Klettergerüst geschubst hat. Das macht nichts, ist nur verstaucht. Ich bin schließlich ein großes kleines Monster und sollte damit klarkommen.

Hallo Tagebuch!

Vater war heute sehr sauer, weil ich Kuchen gegessen hatte. Einer seiner Freunde hat kein Stück bekommen, weil ich es gegessen habe. Das war nicht nett von mir. Ich mache es auch nie wieder, schließlich hat er die Torte gekauft. Aber er hat gesagt, ich darf es nicht essen und bekomme deshalb bis morgen kein Essen. Ich bin Schuld. Ich habe alles falsch gemacht. Deshalb liebt er mich auch nicht und ich darf ihn nicht dazu zwingen.

Außerdem habe ich geweint, als ich mir den Finger ausgerenkt habe. Das war nach der Verstauchung und tat auch mehr weh. Aber jetzt ist er sauer und Dora auch. In der Schule soll ich mich bloß nicht bei ihr sehen lassen, sobald ich eingeschult werde. Sie ist sieben und einen Monat alt und geht mit mir in die Schule. Sie ist aber klug, deshalb darf sie später. Ich bin dumm, deshalb muss ich mehr lernen. Ich habe sogar Hauptschlagader in einem Aufsatz von Herr Vater falschgeschrieben. Deshalb bin ich dumm und ich bleibe es auch.

So toll wie Dora werde ich nie sein. Sie kann alles und jeder liebt sie. Deshalb muss ich sie lieben. Sie ist einfach perfekt in allem, was sie tut. Sie ist eben Dora. Ich nicht.

Hallo Tagebuch!

Ich gehe ab heute in die Schule. Ich mag sie nicht. Alle dort sind dumm und können nicht einmal schreiben. Aber wenigstens ist Dora jetzt super nett zu mir, weil Schwestern, die sich so ähnlich sind, cool sind. Immerhin.

Was danach kam, weiß ich auch so. Mein Vater hatte das Heft entdeckt und war wütend. Wie konnte ich es mir nur erlauben, so einen Schwachsinn niederzuschreiben, fragte er mich. „Ich bin perfekt, du bist aber nur ein schreckliches kleines Monster. Du bist einfach unmöglich. Wie kann man nur so hochnäsig und intrigant sein? Die eigene Familie verraten, schlimmer geht es kaum. Das werde ich dir niemals vergessen." Das waren seine Worte. Ich hatte aber nie aufgehört, Tagebuch zu schreiben. Mami hat mich nicht verpetzt und Dora war es egal, solange ich währenddessen auf sie hörte. Aber das ist normal. Ich weiß auch jetzt nicht, wieso ich weine. 

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