32) Spuren
Rot.
Blut.
Rot.
Blut.
Tod.
Überall hier sind Blutspuren, doch nicht so viele zuhause. Wo kommt das alles her? Ist Beatrice hier? Oder hat Madame diese ... diese Gabe auch? Gruselig ist es auf jeden Fall.
Seltsam ... das Zimmer sieht etwas anders aus als meines. Das Bett ist viel kleiner und es gibt viel zu viele Regale. Und trotz der Blutflecke scheint der Boden blitzeblank zu sein. Wo bin ich nur hier gelandet?
Rot.
Blut.
Rot.
Blut.
Beatrice.
Außerdem finde ich Madame Troudeau nicht. Den Flur entlang und nach rechts stehe ich bloß vor einer Schranktür. Wenn ich nach links gehe lande ich in noch einem Zimmer. Wieso ist dieses riesige Haus auch nur so groß? Man findet nicht einen einzigen Ausweg! Ich hasse es!
Und Beatrice. Was sie wohl hier zu suchen hat? Ich weiß es nicht. Sie verfolgt mich regelrecht mit ihrem Blut! Dabei habe ich ihr (noch) nichts getan! Beatrice ist ja wahnsinnig! Dass das ein vierzehnjähriges Mädchen sagt, das mit ihrem Tagebuch durch die Flure eines alten Hauses fremder Leute spaziert, lassen wir mal außen hervor. Ich habe mich wenigstens nie als normal oder gar perfekt bezeichnet, also geht das auch.
Rot.
Blut.
Rot.
Blut.
Lissy.
Ich schreibe später.
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später, irgendwann vor morgen und schon nach heute
also doch heute, da heute ja heute ist
eben nicht mehr gestern irgendwann
Ein wunderbarer Abend gestern. Nachdem ich fast alle Möbel demoliert habe, sind Dora und Madame Troudeau endlich aufgewacht. Beide waren nicht besonders erfreut, dass ich sie so früh weckte. Nachdem sie mich erst einmal fast eine Stunde im Haus suchen mussten, hörten sie mir auch kaum einmal mehr zu.
"Blut. Jemand wurde hier ermordet!" An Hamlets Seite war ich irgendwie ruhiger gewesen, doch in diesem Moment tönte meine aufgebrachte Stimme durch das ganze Haus. Ja, ich brüllte regelrecht vor Angst.
Rot.
Blut.
Rot.
Blut.
Ich dachte doch, es würde aufhören!
"Halt die Klappe, Lissy! Du hast bestimmt nur schlecht geträumt. Und wenn du noch einen Ton von dir gibst, dann hau ich dir auf die Fresse." Dora war sichtlich verärgert. Dabei war ihr nicht einmal aufgefallen, dass ich nicht beim Abendessen dabei war. Ich konnte nur störend sein, wenn ich fehlte, war aber alles in Ordnung.
"Tür eoribel! Se dösöre!", kreischte urplötzlich jemand. Ich weiß nicht, was Madame Troudeau damit meinte. Französisch war es jedenfalls und nett klang es nicht gerade. Vermutlich irgendein Schimpfwort.
Rot.
Blut.
Rot.
Blut.
Madame.
Während sich beide noch beschwerten, packte ich sie an den Armen und zog sie hinter mir her. Ich konnte mir nicht ewig dieses Geschimpfe anhören. Immerhin hatte ich einen Grund, sie mitten in der Nacht zu wecken.
Du kannst dir vorstellen, wie man in einem riesigen Haus mit zwei meckernden Zicken im Schlepptau einen Raum wiederfindet. Es wäre fast unmöglich, hätte ich nicht in meiner kleinen Phase der verschwundenen Vernunft, wie es ich nennen möchte, den Schrank umgehauen. Die Verwüstung war sehr gut erkennbar.
Rot.
Blut.
Rot.
Blut.
Dora.
Nach ziemlich langer Zeit standen wir also vor dem Raum. Doras Augen weiteten sich. Blut war überall.
Erleichterung durchflutete mich, Ich hatte also nicht geträumt! Ich hatte mich nicht geirrt! Nun würden endlich alle verstehen, wieso ich Beatrice so sehr hasste. Innerlich jubelte ich schon fast und hüpfte ein wenig auf und ab, so seltsam es auch klingt. Doch allein die Hoffnung, endlich diese Beatrice loszuwerden, erfreute mich. Hoffnungsvoll, dass sie mir nun glauben würde, sah ich Madame an. Ich weiß, auch nicht, was ich von ihr erwartete. Diese blickte jedoch ausdruckslos zu mir herüber und sprach irgendetwas auf Französisch.
Rot.
Blut.
Rot.
Blut.
Frankreich.
"Beatrice hat aus Versehen ihre Schwester hier verletzt. Deshalb das ganze getrocknete Blut. Und jetzt halt die Schnauze und geh schlafen", übersetzte und meckerte mich Dora an.
Rot.
Blut.
Rot.
Blut.
Dora.
Fassungslos starrte ich den beiden hinterher, während sie einfach fortgingen. Niemand nahm mich wirklich ernst, dabei dachte ich, ich hätte den Beweis gefunden, dass Beatrice böse ist. Aber niemand glaubte mir.
Nur eine Verletzung. Dabei sah es nach einer ziemlich großen Verletzung aus. Oder nach Mord... Vermutlich bin ich aber nur zu blutrünstig geworden, um etwas Harmloses anzunehmen. Oder Beatrice hat mich dazu gebracht.
Doch etwas stimmte mit den Blutflecken nicht, Etwas daran machte mich aufmerksam. Wie konnte Madame so ruhig bleiben, wenn sie von einer fast tödlichen Verletzung sprach? Bestimmt gab ich mir aber nur selbst Rätsel auf. Ja, so musste es sein. Und doch...
Rot.
Blut.
Rot.
Blut.
Lissy.
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