30) Horrornacht
Das Licht geht aus. Schwarze Linien erscheinen im Nichts. Dunkelheit erfüllte den eiskalten Raum.
Licht. Plötzlich blitz es auf und verschwindet wieder. Kurz war alles im diesem gleißenden Schein entflammt, doch nun ist es weg. Beängstigende Stille dringt in jede einzelne Ecke. Nur noch Dunkelheit überall.
Immer mehr aufquellende Linien wandern durch den Raum und nehmen ihn ein. Die zerstörerische Schwärze erklimmt ebenfalls die höchsten Wände. Alles erscheint wie Kampf zwischen Dunkelheit um Licht.
Ein Knall. Der ohrenbetäubende Lärm scheint einem den Boden unter den Füßen wegzureißen. Eine Mischung aus einem Brüllen und dem Zusammensturz der Welt. Fast wie eine Verkündung des Untergangs.
Licht. Wieder scheint der gesamte Raum von innen zu leuchten. Jede einzelne Wand strahlt wie von selbst, ohne dass eine einzige Lampe zu erkennen ist. Vor Schmerz schließe ich meine Augen, öffne sie jedoch gleich wieder.
Dunkelheit. Wieder scheint alles im Nichts zu verschwinden. Nach dem strahlenden Licht macht sich nun die Kälte im Saal breit. Frost scheint meine Fingerspitzen bis hoch zu meinem Füller zu erklimmen, während sich eiskalter Raureif über mein Tagebuch zu legen scheint. Die Eiseskälte scheint selbst mein Herz zu erklimmen.
Weinen. Leise erklingt ein Wimmern, das immer lauter wird. Ich will mich nach diesem Wimmer umsehen, doch ich sehe nichts. Das leise Wimmern verstummt mit einem dumpfen Geräusch. Der Tod?
Die Wand vor mir leuchtet auf. Diesmal kein gleißendes Licht, sondern ein mattes Weiß, das sich langsam zu verdichten scheint, die Ränder noch in tiefstem Schwarz getaucht. Langsam breitet sich das Licht aus, lässt der Dunkelheit aber noch genug Platz. Genug Platz, um diese Welt mit Zerstörung zu erfüllen.
Eine einzelne Person. Nur diese steht dort in der Mitte, als würde sie auf etwas warten. Doch niemand scheint zu kommen. Als das grelle Licht wieder erscheint, blickt sie verwundert in meine Richtung.
Lange beobachte ich sie, wie sie sich im Kreis dreht und jemanden sucht. Ihre blonden Haare wippen bei jeder Bewegung auf und ab, während ihre grünen Augen immer verzweifelter dreinblicken. Beatrice. Es war Beatrice.
Rache für Beatrice. Soll sie sich doch stundenlang in hoffnungsvoller Erwartung, dass jemand kommt, im Raum drehen! Ihre grünen, so wundervollen Augen würden ihr jetzt nicht mehr helfen. Auch ihre Liebenswürdigkeit brachte sie nicht weiter. Sie sollte sich nur einmal so verzweifelt fühlen, wie ich es war.
Ein süffisantes Lächeln macht sich auf meinem Gesicht breit. Ich würde nicht zu ihr gehen. Soll sie doch in Verzweiflung versinken! Sollen ihre blonden Haare doch im Höllenfeuer abgefackelt werden! Soll sie doch einmal in ihrem Leben spüren, was es heißt, hilflos zu sein! Denn genau dieses Gefühl gab sie mir.
Schwarz. Hinter ihr wird es urplötzlich schwarz, sodass nur noch ihre grünen Augen das wenige Licht im Raum reflektieren. Angst spiegelt sich in ihnen wieder. Eine nicht enden vollende Furcht, wie ich sie mir immer für sie gewünscht habe. Genugtuung und Freude machte sich in mir breit und ich genoss jeden Moment.
Ein Knall. Diesmal kein Lärm, der dem Weltuntergang gleichkäme, sondern das einfache Knallen einer Tür. Ein junger Mann tritt hinter ihr in den Raum. Doch noch sieht sie ihn nicht, oder traut sich nicht, sich umzudrehen.
Alles wird wieder weiß, seichtes Licht durchflutet langsam den Raum. Sie dreht sich um. Nach einem kurzen Schreck beruhigt sie sich. Fast erleichtert wirkt sie, als sie ihn sieht. So, als könnte er ihr ihre Angst nehmen.
Ich knurrte. Ich gönne ihr diesen glücklichen Moment nicht. Sie soll sterben!
"Du bist also doch erschienen" Seine Stimme klingt wie aus Eis. Nichts an ihm zeigt Unruhe oder gar Furcht.
"Natürlich. Du wolltest mich doch unbedingt sehen. Du hättest etwas Wichtiges mit mir zu besprechen."
Beatrice! Ich gönne ihr diese Ruhe nicht. Sie soll leiden! Sie soll im Höllenfeuer brennen!
"Eine Beerdigung" Er spricht klar und deutlich, während ich bei jedem einzelnen Wort einen Lachanfall zu unterdrücken versuche. Er ist mir sehr sympathisch. Ich ahne schon, was er vorhat.
"Wie?", weiter kommt sie nicht, denn ein Schuss durchbohrt Beatrices Herz. Eine Kugel nimmt ihr das, was sie anderen Menschen in Massen nahm. Das Leben. Doch mit dieser Kugel erreicht sie der Tod.
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