21) Schwestern
Samstag, irgendwann abends,
aber noch vor Sonnenuntergang
Rot.
Blut.
Rot.
Blut.
Beatrice.
Ich hasse sie! Wieso muss sie auch meine Halbschwester sein? Gab es niemand besseren? Wieso musste ich nur dieses Foto herauskramen? Wieso das alles? Wieso nur immer ich?
Rot.
Blut.
Rot.
Blut.
Beatrice.
Ja, Beatrice ist meine Halbschwester. Nicht, dass ich mich sonderlich darüber freuen kann. Dieses blöde Familienfoto, das alles aufgedeckt hatte! Wieso habe ich es nur mitgenommen? Eine halbtote Schwester, oder was auch immer sie ist, hat mir gerade noch gefehlt. In dieser Familie war sie die Letzte, die mir fehlte.
Rot.
Blut.
Rot.
Blut.
Tod.
Wie konnte Vater nur? Ich meine, diese Frau ist unmöglich. So wie ihre, oder eben auch seine, Tochter. Wie konnte Mutter das nur zugelassen haben? Ich hasse ihn! Ich hasse sie! Ich hasse alle! Wie können sie mir das nur antun? Ich will kein Teil dieser Familie sein! Ich will Beatrice nicht als Schwester haben!
Rot.
Blut.
Rot.
Blut.
Familien.
Beatrice ist meine Schwester. Ich brauche nicht noch eine Schwester! Erst recht nicht Beatrice!
Madame scheint sich leider nicht geirrt zu haben. Wie soll man das aber auch vergessen? Dieses blöde Foto, das die gesamte Familie zeigte. SEIN Gesicht war darauf sehr gut zu erkennen. Der Vater von Beatrice. Mutter hätte ihn verlassen sollen! Doch nun verlassen sie mich wegen Beatrice. Mich, die all die Jahre für alle da war. Mich, die immer alles nach besten Möglichkeiten getan hatte. Mich, die seit Beatrice da ist, nichts bedeutet.
Rot.
Blut.
Rot.
Blut.
Tod.
Tod, ja, genau das ist Beatrice. Sie ist der Teufel in Person. Wie sehr der Gedanke mich erschaudern lässt, mit ihr verwandt zu sein. Wieso existiert dieses Mädchen bloß? Wieso musste ich jemals ihren Weg kreuzen? Wieso sie? Es gibt tausende, nein, Millionen von Mädchen auf der Welt, die ich hätte treffen können. Wieso also sie?
Rot.
Blut.
Rot.
Blut.
Beatrice.
Sie kam in die Familie, eroberte ihre Herzen im Sturm, befreundete sich mit allen meinen Freunden, wurde der Liebling aller meiner Lehrer und nun? Nun hat sie alles und ich nichts. Selbst meine Blutlinie musste sie mir stehlen. Hamlet, was machen wir nur? Wir sind ruiniert. Am Ende. Nur noch ein zerstörtes Sandkorn am Strand.
Rot.
Blut.
Rot.
Blut.
Ich.
Hamlet ist für umbringen. Ich weiß, ich war dagegen, in Frankreich scheint das auch fast unmöglich, aber es ist immerhin eine kleine Überlegung wert. Eine größere Überlegung. Eine sehr große Überlegung. Oder eben das Gesprächsthema für die nächsten Stunden mit Hamlet. So weit bin ich schon gesunken.
Rot.
Blut.
Rot.
Blut.
Wie alt Beatrice ist? Etwas jünger als Dora, würde ich schätzen. Das kann einfach nicht wahr sein! Ich hasse Vater! Hamlet meint, ich sollte ihn auch umbringen. Dafür, dass mein bester Freund schon tot ist, redet er ziemlich viel über Mord. Aber dafür ist er der einzige, der bedingungslos zu mir hält. Er ist der einzige hier, der mich noch liebt. Sonst habe ich niemanden. Oh Hamlet, wie verloren sind wir doch.
Rot.
Blut.
Rot.
Blut.
Tod.
In was bin ich hier nur hereingeraten? Jeden Tag frage ich mich dasselbe, doch es kommt immer mehr dazu. Nun habe ich noch eine Schwester, wer weiß, vielleicht habe ich noch irgendwo zwanzig andere halbtote Schwestern? Vielleicht bin ich selbst so etwas wie ein Monster? In dieser Familie kann man nur paranoid werden. Hamlet, mein Lieber, wir werden wohl noch viele sinnlose Gespräche führen. Bis zu unserem Todabschluss.
Rot.
Blut.
Rot.
Blut.
Beatrice.
Ich kann diesen Namen nicht mehr hören! Beatrice. Niemand kann sich auch nur ansatzweise vorstellen, wie sehr ich sie hasse! Immer ihre liebe und nette Art. Immer ihr wunderschönes Lächeln. Und immer will sie über mich siegen. Vielleicht gibt es das aber bald nicht mehr. Entweder kehrt sie nachhause zurück, oder...
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