2
jisungs Sicht
Es war diese Art von Nacht, in der man einfach wach lag und auf die Decke starrte, ohne wirklich zu wissen, warum. Jeder im Dorm schlief bereits, die Stille war fast greifbar, und das einzige Licht kam schwach von der Küchenzeile. Vielleicht war es die Erschöpfung, vielleicht die Gedanken, die mir keine Ruhe ließen – jedenfalls fand ich mich plötzlich in der Küche wieder, die Hände um ein Glas Wasser geschlungen, während ich gedankenverloren in die Dunkelheit starrte.Ich hatte nicht erwartet, dass noch jemand wach war, doch gerade als ich den nächsten Schluck nehmen wollte, hörte ich leise Schritte hinter mir. Ich drehte mich um und sah Minho, verschlafen und leicht verstrubbelt, im Türrahmen stehen. Er trug ein altes T-Shirt und eine Jogginghose, und irgendwie sah er in diesem schummrigen Licht ganz anders aus – weicher, weniger streng.„Konnte wohl auch nicht schlafen?" fragte er, und ein kleines, vertrautes Grinsen blitzte auf.„Vielleicht wollte ich einfach sicherstellen, dass noch genug Wasser im Kühlschrank ist," entgegnete ich leise, grinsend.„Hm," murmelte er, während er auf mich zukam und den Kühlschrank öffnete. „Klingt nach einer wichtigen Mission."„Jemand muss ja den Überblick behalten." Ich hob das Glas spielerisch, und er grinste, während er eine Flasche herausnahm.
Als er die Flasche öffnete und einen Schluck nahm, stand er plötzlich so nah, dass ich seinen Atem auf meiner Schulter spüren konnte. Der Abstand zwischen uns war minimal, seine Hand streifte meine – ein flüchtiger Moment, und doch brachte es mein Herz aus dem Takt. Eine kleine Berührung, unschuldig, doch meine Hand kribbelte, als hätte sie gerade etwas Verbotenes gespürt. Ein plötzlicher, warmer Schauer lief mir den Rücken hinunter.
Ein Hauch Nervosität lag in der Luft, und für einen Moment konnte ich ihn nur anstarren. Minho, der sonst so selbstbewusst war, schien auch irgendwie... verlegen. Seine Augen wichen aus, und ein Anflug von Röte breitete sich auf seinen Wangen aus. Er schob die Flasche langsam zurück und räusperte sich.„Ähm... danke für das... Glas," murmelte er und stellte die Flasche zurück in den Kühlschrank, ohne mich anzusehen. Es war fast seltsam, ihn so zu sehen – Minho, der normalerweise keinen Moment zögerte, schien plötzlich so zurückhaltend.Ich nickte, obwohl ich wusste, dass ich nicht wirklich was sagen musste. Die Stille war auf einmal schwer, aber gleichzeitig wollte ich diesen Moment nicht brechen, ihn festhalten und ihn einfach spüren.
„Hast du nicht Angst, dass ich dir deinen 'Wasserwächter'-Job wegschnappe?" fragte er schließlich, die Worte halb spielerisch, halb ernst.
Ich grinste schüchtern und sah zu Boden. „Vielleicht könnte ich ja Verstärkung gebrauchen."Er schnaubte leise, und ein kleines Lächeln spielte um seine Lippen. Doch dieses Lächeln verblasste schnell wieder, und ein kurzer, unsicherer Blick traf meinen. Keiner von uns sprach aus, was vielleicht in unseren Köpfen schwirrte, stattdessen standen wir einfach da, in diesem seltsamen, stillen Moment, ohne das Kribbeln zu erklären.„Gute Nacht, Jisung," flüsterte er dann, ein bisschen leiser als sonst, als wollte er diesen Moment ebenso wenig brechen.„Gute Nacht, Minho," erwiderte ich, meine Stimme leise und irgendwie zittrig.Und dann war er wieder im Dunkeln verschwunden, und ich stand in der Küche, unfähig, mich zu rühren, die Berührung seiner Hand noch immer auf meiner Haut spürend.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro