15
jisungs Sicht
Es war spät, als wir ins Dorm zurückkehrten, doch die Stimmung war alles andere als entspannt. Seit heute Morgen waren die sozialen Medien voll von Spekulationen über ein Foto von Minho und mir. Ein Fan hatte uns scheinbar letzte Nacht in einem kleinen Café erwischt, und obwohl wir nur einen entspannten Abend zusammen verbracht hatten, sah das Foto... viel intimer aus, als es eigentlich gewesen war.Die Stimmung im Dorm war angespannt, und das lag nicht nur an dem Foto. Der Druck war in letzter Zeit extrem gewesen, und jetzt das. Die Company hatte bereits mit uns gesprochen und betont, dass Gerüchte um Beziehungen jeglicher Art ein absolutes Tabu seien. Ich wusste, dass Chan diese Nachricht an uns weiterleiten würde, doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so bald passieren würde – und vor allen anderen.Wir saßen alle im Wohnzimmer, als Chan schließlich den Raum betrat. Er wirkte ruhig, aber die Anspannung war ihm anzusehen. Sein Blick wanderte zwischen Minho und mir hin und her, und meine Kehle schnürte sich zu.„Also", begann Chan langsam und mit einem ernsten Ausdruck, „ich muss euch etwas fragen. Es gibt dieses Foto... und ehrlich gesagt, ich kann es nicht ignorieren." Sein Blick blieb auf mir ruhen. „Jisung, Minho – was läuft da zwischen euch?"Das Schweigen im Raum war überwältigend. Felix, der neben mir saß, legte beruhigend eine Hand auf meinen Arm, während er Chan ansah. „Hyung, vielleicht ist es ein Missverständnis. Fans interpretieren manchmal einfach zu viel."Chan seufzte und rieb sich die Schläfen. „Ich weiß, Felix, aber die Company macht Druck. Sie wollen eine klare Antwort – und das muss heute passieren." Er sah uns wieder an, diesmal strenger. „Ich brauche Ehrlichkeit. Läuft da wirklich nichts?"Ich war sprachlos, und das Herz hämmerte mir so laut im Brustkorb, dass ich kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Minho neben mir räusperte sich schließlich und hob den Blick, um Chan anzusehen. „Wir haben uns nur unterhalten, ehrlich. Es war ein entspannter Abend, nichts weiter."„Es sah auf dem Foto aber anders aus", erwiderte Chan und schüttelte den Kopf. „Jungs, ihr wisst, wie wichtig es ist, dass wir keine Gerüchte zulassen. Wenn die Fans so etwas sehen und das Management Wind davon bekommt, ist das einfach... riskant. Ihr setzt alles aufs Spiel."Ich wollte etwas sagen, wollte erklären, dass wir es einfach genossen hatten, Zeit zusammen zu verbringen. Dass wir eine Verbindung hatten, die tief ging – und die sich manchmal eben mehr anfühlte, als es vielleicht sollte. Aber wie konnte ich das vor allen erklären, ohne die Wahrheit preiszugeben?Felix legte erneut seine Hand auf meinen Arm und versuchte, die Stimmung zu beruhigen. „Hyung, sie verstehen das, okay? Ich bin sicher, dass sie beim nächsten Mal vorsichtiger sind. Aber vielleicht sollten wir sie nicht so hart unter Druck setzen..."„Felix", unterbrach Chan ihn, sein Ton weicher, aber bestimmt. „Es geht nicht nur um Vorsicht. Wir haben als Team eine Verantwortung, und wenn wir die aufs Spiel setzen... Nun, ich will einfach nicht, dass jemand hier unnötig leidet."Ich schluckte und warf einen Seitenblick auf Minho. Sein Gesicht war wie eine Maske – kontrolliert, emotionslos. Doch ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass ihn das alles mehr beschäftigte, als er zeigte. Für einen Moment sahen wir uns an, und ich spürte eine Vertrautheit, die mich sofort beruhigte. In seinen Augen lag etwas, das mir sagte: *Wir schaffen das*.Schließlich nickte ich. „Es war ein Fehler, und es tut mir leid, wenn das Probleme gemacht hat. Wir waren einfach... in Gedanken. Das war dumm."Chan atmete erleichtert aus und nickte. „Gut. Dann ist das geklärt. Aber bitte, seid vorsichtiger. Ich will nicht, dass es noch mehr Druck auf uns alle gibt."Als Chan den Raum verließ, blieb eine schwere Stille zurück. Felix klopfte mir leicht auf die Schulter und murmelte: „Mach dir keine Sorgen, Jisung. Alles wird gut." Dann verließ auch er den Raum und ließ Minho und mich allein.Minho lehnte sich zurück, fuhr sich durch die Haare und seufzte. „Das lief ja... nicht gerade optimal."Ich sah ihn an, mein Herz immer noch in Aufruhr. „Ich wollte nicht, dass es so endet. Dass wir uns verstecken müssen."Er nickte langsam und legte eine Hand auf meine Schulter. „Es tut mir leid, dass du dich deswegen schlecht fühlst. Aber egal, was passiert – ich bin hier."
---Die Worte von Chan hallten noch in meinem Kopf wider, selbst nachdem er das Zimmer verlassen hatte. Minho und ich blieben alleine im Wohnzimmer zurück. Die anderen waren gegangen, doch die beklemmende Stille ließ mir kaum Raum zum Atmen.Ich wollte stark sein. Wollte einfach aufstehen, so tun, als ob mir das alles nichts ausmachte. Aber die ganze Situation – die Fragen, das Foto, die angespannte Stimmung – es fühlte sich an, als würde alles auf einmal über mir zusammenbrechen. Die ständigen Blicke, die Heimlichtuerei... und dann Minho neben mir, so nah und doch unerreichbar.„Jisung?" Minhos Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Sie klang besorgt, sanft, und doch spürte ich die Distanz, die er versuchte zu wahren.Ich versuchte, ein Lächeln aufzusetzen, aber meine Fassade zerbrach. Ein Schluchzen entkam mir, bevor ich es zurückhalten konnte, und ich merkte, wie meine Hände zu zittern begannen. Meine Gefühle, die ich so lange verborgen hatte, brachen unkontrolliert an die Oberfläche, und ich konnte sie nicht mehr unterdrücken.„Minho... ich... ich kann das nicht mehr." Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, doch die Worte schienen den Raum zu durchdringen.Minho blieb still und sah mich an, sein Gesicht von Verwirrung und Besorgnis gezeichnet. „Jisung... was meinst du?"Ich spürte, wie mir die Tränen über die Wangen liefen, und es war mir egal. Ich hatte so lange versucht, diese Gefühle zu ignorieren, sie zu verstecken. Doch die Wahrheit war, dass ich mich bei ihm sicher fühlte, auch wenn alles andere kompliziert und chaotisch war.„Minho, ich... ich liebe dich," brachte ich schließlich heraus, meine Stimme kaum hörbar. Der Schmerz und die Erleichterung, die mit diesen Worten kamen, raubten mir fast den Atem. „Mehr als nur als Freund. Ich hab versucht, es zu verstecken, hab mir eingeredet, dass es nichts bedeutet... aber ich kann das nicht mehr. Ich kann dich nicht mehr anschauen und so tun, als ob das alles nur eine Show ist."Minho erstarrte, und für einen Moment dachte ich, dass ich einen riesigen Fehler gemacht hatte. Seine Augen waren weit aufgerissen, und er starrte mich an, als würde er mich zum ersten Mal sehen. Die Stille zwischen uns war überwältigend, und mein Herz raste vor Angst, was er jetzt sagen würde.„Jisung..." begann er leise, doch dann stockte er und senkte den Blick. „Ich... ich weiß nicht, was ich sagen soll."Seine Reaktion fühlte sich wie ein Stich ins Herz an, und ich spürte, wie die Verzweiflung in mir aufstieg. Warum hatte ich das überhaupt gesagt? Warum hatte ich geglaubt, dass er vielleicht dasselbe fühlen könnte?„Vergiss es," sagte ich schnell, meine Stimme zittrig. Ich wollte mich abwenden, einfach raus aus dem Zimmer, bevor ich noch mehr von mir preisgab. „Ich hätte nichts sagen sollen. Das war ein Fehler."Doch bevor ich aufstehen konnte, spürte ich plötzlich Minhos Hand, die meine festhielt. Ich sah auf und bemerkte den Ausdruck in seinen Augen – ein Mix aus Überraschung, Verwirrung und... etwas, das ich nicht ganz deuten konnte.„Warte, Jisung," sagte er leise, seine Stimme jetzt viel weicher. „Das ist... das kam einfach nur so plötzlich."Ich konnte sehen, wie er rang, versuchte, die richtigen Worte zu finden, und mein Herz klopfte immer noch wie verrückt. „Minho, ich erwarte nicht, dass du... dass du genauso fühlst," sagte ich leise, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Ich musste es einfach nur loswerden, okay?"Er schwieg einen Moment, und dann zog er mich sanft zu sich, seine Hand immer noch um meine geschlungen. „Ich... ich bin ehrlich gesagt ziemlich überfordert," gab er zu und sah mich intensiv an. „Aber ich will nicht, dass du glaubst, dass es für mich nichts bedeutet. Denn das tut es... das tust du."Seine Worte ließen mich innehalten, und ich konnte nicht fassen, was ich da hörte. Mein Herz schien für einen Moment stehen zu bleiben, und ich sah ihn an, suchte nach einem Zeichen, dass er es ernst meinte.„Ich brauche vielleicht etwas Zeit," flüsterte er schließlich, während seine Hand sanft über meinen Arm strich. „Aber das heißt nicht, dass ich dich wegstoßen will."Er zog mich langsam näher, und sein Blick wanderte zu meinen Lippen. Für einen Moment waren wir uns so nah, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte, und alles um uns herum schien zu verschwinden.Und dann küsste er mich – sanft, fast zögerlich, doch die Gefühle, die in diesem Kuss lagen, waren überwältigend.
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