Kapitel 6
Harry POV
Der Flug zurück nach London schien endlos zu dauern. Immer wieder blickte ich auf mein Handy, sah die Nachrichten von Jeff, die mich pausenlos dazu aufforderten in London den nächsten Flieger zurück nach L.A. zu nehmen, ansonsten würden Louis und ich es bitter bereuen.
Ich legte das Telefon auf die Ablage vor mir, schüttelte den Kopf und sah die Flugbegleiterin erschrocken an, die plötzlich neben mir stand.
„Mr. Styles, kann ich ihnen irgendwas Gutes tun? Möchten sie etwas bestimmtes Essen oder trinken? Schlafen vielleicht? Ich kann Ihnen ihren Sitz in ein Bett verwandeln."
Die junge Frau, die sich mir beim Einchecken in die First Class als Susan vorgestellt hatte, lächelte mich ein wenig unsicher an.
Eigentlich flog ich Businessclass, First Class hatte ich immer übertrieben gefunden, aber leider waren auf dem Flug alle Plätze dort ausgebucht gewesen und so saß ich nun hier und hatte quasi meine eigene Flugbegleiterin, die bereit war mir jeden Wunsch von den Augen abzulesen.
„Danke, das ist sehr lieb, Susan. Ein Yorkshire Tea wäre schön. Danach würde ich dann einfach etwas ruhen wollen. Sie können sich dann gern zurückziehen. Ich bin unkompliziert, wenn ich noch was brauchen sollte, komme ich einfach zu ihnen in die Galley."
Ihre braunen Augen sahen mich ungläubig an. „Aber, aber das ist doch mein Job.", sagte sie leise.
„Ich weiß und das finde ich auch toll und erkenne ich an. Aber es ist wirklich nicht notwendig. Ich bin niemand besonderes, genauso ein Mensch wie sie, nur mit einem besser bezahlten Job und nur weil das Ticket mehr kostet, muss ich hier nicht verhätschelt werden.", ich zwinkerte ihr zu und sie lächelte.
„Na gut. Aber klingeln sie einfach, wenn sie mich brauchen. Nicht das ich noch Ärger mit meinem Chefpurser bekomme, weil sie nach mir suchen müssen."
„Ist in Ordnung, den Deal können wir eingehen.", ich nickte ihr zu und sie wollte sich schon umdrehen, als sie doch noch einmal stehen blieb.
„Ich, ich weiß nicht ob ich das fragen darf...", stotterte sie und ich hob die Augenbrauen.
„Ich muss ja nicht antworten, wenn ich nicht will.", gab ich zurück und sie biss sich auf die Lippe.
„Also, ich habe die Fotos gesehen, also die mit Mrs.Wilde. Na ja und...", sie hielt inne. „Ich, es ist mir peinlich, aber ich hab seit sie bei OneDirection waren immer gehofft, dass tatsächlich die Gerüchte mit ihnen und Mr. Tomlinson wahr wären."
Ich sah wie ihre Wangen sich dunkelrot färbten, sie wohl am liebsten die Worte zurückgenommen hätte und geflüchtet wäre. Ich überlegte einen Moment, ehe ich fragte:„Können sie etwas sehen und es dann für sich behalten?", wusste nicht, wieso ich dieses Risiko eingehen wollte. Vermutlich weil es mir jetzt egal war aufzufliegen und sie so höflich und nett war.
Sie nickte, "Natürlich" und ich griff nach meinem Handy, entsperrte es und öffnete meine Galerie.
Sofort sprang mir der Ordner „Lou and I" ins Auge und ich klickte das erste Bild an, hielt es in ihre Richtung und ließ sie Bilder sehen, die bisher noch keiner außerhalb des engsten Kreises gesehen hatte. Louis und ich zusammen bei uns daheim im Haus, auf der Couch, im Garten und sogar eines beim Frühstück im Bett.
Ich drehte meinen Kopf zu ihr, sah wie sie die Hand vor den Mund schlug und sich Tränen in den Augen bildeten.
„Ich habe es gewusst.", sagte sie und ihre Lippen zierte plötzlich ein strahlendes Lächeln.
Ganz leise, damit es niemand hörte flüsterte sie. „Mr. Styles, sie haben mich damit gerade so unglaublich glücklich gemacht. Sie passen so gut zueinander und ich habe es mir so sehr gewünscht, dass sie beide gemeinsam glücklich sind."
Ich war wirklich gerührt, wie sehr sie sich freute, stand auf und blickte die junge Frau an. „Wir werden es wieder, versprochen."
Irritiert sah sie mich an, doch ich schüttelte nur den Kopf. „Nicht das was sie denken. Ich habe ihn nicht mit Olivia betrogen. Das könnte ich nie. ich liebe ihn so sehr das es weh tut, deshalb fliege ich zurück nach London."
„Warum erzählen sie es mir?", fragte sie nun und sah mich fragend an, konnte vermutlich nicht glauben, dass ich tatsächlich mein Herz öffnete.
„Ich weiß es auch nicht. Vielleicht habe ich zu lange geschwiegen, vielleicht sollte ich es einfach in die Welt hinaus brüllen, wie es wirklich ist und sie sind jetzt die erste Außenstehende, der ich die Wahrheit sage."
Ihre Hand legte sich auf ihr Herz. „Das, das ... ich weiß gar nicht was ich dazu sagen soll.", wieder standen Tränen in ihren Augen.
„Machen sie Pause Susan und schreiben sie mir ihre Handynummer auf. Ich würde sie gern irgendwann auf einen Tee zu uns einladen, wenn alles vorbei ist
Ihre Augen wurden immer größer. „Ernsthaft?", fragte sie und ich nickte. „Ernsthaft."
XXX
Als der Flieger gelandet war und ich im Taxi saß, das mich direkt zu Liams Haus bringen sollte, zitterten meine Hände.
Ich hatte nicht eine Minute auf dem Flug schlafen können und war jetzt weit über 24 Stunden auf den Beinen. Dennoch durchströmte mich das Adrenalin, die Hoffnung und gleichzeitig Angst.
Der Verkehr in London war wie immer eine ziemliche Katastrophe und so brauchten wir fast 1 ½ Stunden, ehe wir vor dem Haus von Liam ankamen.
Ich bezahlte den Taxifahrer und stieg langsam aus. Meine Beine waren ebenso wackelig, wie meine Hände zitterten.
Wie würde Louis reagieren wenn er mich gleich sah? Würde er mich anschreien und auf mich losgehen? Würde er sich vor mir verstecken und nicht mit mir reden wollen?
Ich trat auf die Tür zu und betätigte die Klingel. Drinnen hörte ich einen Hund bellen und kurz danach öffnete sich die Haustür.
„Maya.", sagte ich und sah sie unsicher an.
„Hey Harry.", ihre Lippen zierte ein sanftes Lächeln, bevor sie mich in den Arm zog. „Komm erstmal rein, du musst doch ganz durchgefroren sein, in den kurzärmeligen Sachen.
Erst jetzt realisierte ich, dass ich tatsächlich noch die Sommersachen aus L.A. trug. Ich war so überstürzt aufgebrochen, dass ich nicht mal eine Jacke dabei hatte. Alles was ich an mir trug war meine Jeans und mein kurzes Hemd, mein Handy und meine Geldbörse.
Langsam trat ich in das wohlig warme Haus. „Geh ins Wohnzimmer, Liam wartet dort auf dich.", sagte sie und schob mich ein Stück vorwärts.
„Ich mache dir einen Tee. Möchtest du auch ein Sandwich?", fragte sie, doch ich schüttelte den Kopf.
„Hazza.", Liam war auf mich zugekommen, lächelte ebenfalls warm und zog mich in eine feste Umarmung.
„Du zitterst ja, eiskalt bist du!", er zog die Augenbrauen hoch und ging zur Couch und nahm eine Decke und legte sie um meine Schultern.
„Setz dich.", sagte er sanft und deutete auf das Sofa, bevor er sich mir gegenüber in den Sessel sinken ließ.
„Wo ist Louis?", fragte ich und spürte Angst in mir, Angst dass er wusste dass ich kommen würde und geflüchtet ist.
„Er ist oben in seinem Zimmer und schläft schon. Wir haben ihm nicht erzählt, dass du kommst.", gab unser ehemaliger Banddaddy von sich und fuhr sich mit der Hand durch seine unnatürlich langen Haare.
„Kann ich zu ihm?", fragte ich nun, doch Liam schüttelte nur den Kopf. „Nein, nicht mehr heute. Er braucht dringend den Schlaf. Wir haben ihn heute richtig beschäftigt. Ich war mit ihm lange im Fitnessraum. Mit seinem körperlichen Zustand in dem er steckt war es wahrscheinlich zu viel des Guten, aber ich wollte das er müde ist und schlafen kann."
„Was meinst du körperlicher Zustand?", Liam seufzte und rieb sich über die Augen. „Du hast echt nichts mitbekommen die letzten Wochen, oder?"
Ich schluckte schwer, merkte wie meine Hände mehr zu zittern begannen und genau in dem Moment kam Maya zurück, reichte mir eine dampfende Tasse Tee.
„Er ist total abgemagert, hat kaum noch gegessen. Ich habe es nicht geschafft ihn auf die Waage zu bekommen, aber ich schätze er hat vielleicht noch 55 kg."
Es war als hätte jemand einen Eiskübel über mir ausgeleert. „Warum?", fragte ich und sah Liam vollkommen schockiert an.
„Das ist alleine deine Schuld, Harry.", die braunen Augen richteten sich anklagend auf mich, bevor er ausführte, „Du hast ihm immer und immer wieder von Olivia vorgeschwärmt, was für eine tolle Frau sie ist, wie toll sie aussieht, was für eine tolle Figur sie hat, trotz der zwei Kinder."
Er atmete einmal kurz durch und ich merkte wie mir übel wurde.
„Olivia hat einen androgynen Körper, den Louis nun mal nicht hat. Er hat Rundungen, die ihm gut stehen, eine Taille um die manches Mädchen neidisch wäre und einen Po. Er hat sich für unattraktiv gehalten, für fett.", Liam hielt inne und ich ließ mein Gesicht in meine Hände fallen.
„Scheiße.", murmelte ich und spürte wie sich erste Tränen anbahnten. Mein Herz hing so sehr an Louis und ich liebte jeden Zentimeter seines Körpers. Gerade seine Rundungen hatten mich von Anfang an verrückt gemacht.
Ich hatte wirklich Mist gebaut, so richtig und ich hatte all die Zeichen nicht gesehen. Was für ein egoistischer Mensch war ich gewesen? Wie hatte ich mich nur so auf mich selbst fokussieren können, dass ich nicht mitbekam wie der Mann, den ich nach wie vor über alles liebte, litt?
„Ja, richtig scheiße!", bestätigte Liam nun und ich sah mit Tränen in den Augen auf. „Es tut mir so leid!"
Maya, die sich ebenfalls zu uns gesetzt hatte, sah mich mitleidig an. „Ich glaube es dir Harry und hoffe, dass auch Louis dir glauben wird."
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