Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

33. Deep thoughts

Als ich eine Woche später, um genau zu sein am Montag nach dem 1. Advent, das erste Mal seit dem Vorfall mit Lukas wieder in einer Vorlesung saß, wurde ich von allen Seiten gefragt, was denn los gewesen sei. Vor allem Olivia wollte nicht locker lassen und schien besorgt. Schließlich hatte ich eben mal so zwei ganze Wochen gefehlt. Das fiel in einem kleinen Studiengang wie unserem schon auf.

„Was hattest du denn?", wollte sie zum wiederholten Male wissen. „Komm, mir kannst du es doch sagen, das wird schon nicht so schlimm sein."

Ich schluckte. Für mich selbst hatte ich entschieden, dass ich das wirklich nur die Leute wissen lassen wollte, die es wissen mussten. Olivia gehörte da nicht dazu. Ich hatte sie schließlich gerade erst kennengelernt, und obwohl ich sie sehr sympathisch fand, wollte ich ihr so etwas nicht anvertrauen.

„Ach, ich bin so ein Tollpatsch. Vielleicht hast du das ja auch schon mitbekommen. Auf jeden Fall bin ich nach dem Abend im Pub nach Hause gekommen und habe mir richtig ungünstig den Kopf gestoßen. Mit der Gehirnerschütterung war erstmal Bettruhe angesagt", murmelte ich die Lüge. Das hatte ich mir so zurechtgelegt, damit ich bei jedem, der nachfragte, die gleiche Geschichte erzählen konnte. Ich fühlte mich schlecht dabei, sie so direkt anzulügen, aber ich war wirklich nicht bereit, die Wahrheit zu erzählen.

Sie schien mir das abzunehmen, und das erleichterte mich ungemein.

„Übrigens habe ich ja noch deine Klamotten gehabt, danke nochmal für die Leihgabe." Ich kramte in meiner Tasche nach dem Top und dem Cardigan und übergab ihr diese. Wie unglaublich froh ich war, diese Kleidungsstücke abzugeben und die Erinnerung daran was passiert war nicht mehr bei mir zu haben, war unbeschreiblich.

Nach der Vorlesung lief mir Professor Palmer auf dem Flur über den Weg und grüßte mich freundlich.

Ich erwiderte den Gruß und machte mich dann auf den Weg zum Campuseingang. Dort wartete Aoife bereits auf mich. Wir waren zum Kaffeetrinken verabredet und außerdem traute ich mich noch nicht, alleine in London herumzulaufen. Am Morgen hatte Lilly mich zur Uni begleitet.

Wir umarmten uns zur Begrüßung und machten uns dann auf den Weg in das nächstgelegene Café.

„Ich habe tolle Neuigkeiten", sprudelte Aoife hervor.

„Erzähl", forderte ich sie auf.

„Die Polizeistation, die Lukas Fall aufgenommen hat, hat sich bei mir gemeldet", deutete sie an.

„Und, was sagen sie?", fragte ich in die Pause hinein. Sie konnte es doch nicht so spannend machen!

„Sie haben Lukas gefunden und erst einmal festgenommen. Da kommt jetzt noch Einiges auf uns zu, vielleicht müssen wir noch einmal eine Aussage machen. Und es kann auch sein, dass du ihm gegenübertreten musst. Aber das Gute ist, dass du keine Angst haben musst, allein in London herumzulaufen. Er kann dir jetzt nämlich nichts mehr tun."

In mir machten sich gemischte Gefühle breit. Im ersten Moment war ich unheimlich erleichtert. Mit jemand anderem hatte ich mich immer sicher gefühlt, aber das war ja keine Lösung, und ich wollte meine Freunde auch nicht so beanspruchen. Ich konnte jetzt also wieder alleine herumlaufen, ohne Angst vor Lukas haben zu müssen. Andererseits bedeutete das auch eine mögliche Konfrontation, und für die war ich zum jetzigen Zeitpunkt auf keinen Fall bereit.

Darüber sprach ich auch bei meiner nächsten Sitzung mit meiner Psychologin. Die ältere Frau nickte verständnisvoll, als ich ihr erzählte, welche Sorgen ich bezüglich eines Aufeinandertreffens hatte.

„Das kann ich wohl gut nachvollziehen. Du bist bei weitem nicht die Einzige, die sich so fühlt. Ich möchte, dass du dich einmal in einem Gedankenexperiment damit auseinandersetzt, was es für dich bedeutet, Lukas wiederzusehen. Überlege dir ganz genau, wie du dich dabei fühlst. Wohin gehen deine Gedanken, wovor hast du vielleicht Respekt oder Angst? Und vor allem, was ist das Schlimmste, das in dieser Situation passieren kann? Welche Vorteile kann es haben, wenn du dich traust, Lukas zu konfrontieren? Hast du vielleicht Fragen an ihn? Das kannst du ja alles mal durchspielen."

Das hielt ich für eine sehr gute Idee. Schließlich würde es dann später immer noch meine Entscheidung sein, ob ich ihm gegenübertreten wollte, und mich darauf vorzubereiten klang nach einem guten Plan.

Ohne meine Krankschreibung musste ich in dieser Woche natürlich auch wieder zur Arbeit, und ein wenig freute ich mich auf die Ablenkung. Da ich mir jetzt keine Gedanken mehr um Lukas machen musste, konnte ich auch getrost alleine in das Industriegebiet fahren. Das war zwar merkwürdig, da ich in den letzten zwei Wochen immer von mir bekannten Menschen umgeben war, aber die Musik von meinem Handy lenkte mich ab. Ich war sehr gespannt, ob Jean und Jane mit ihrem Album innerhalb der zwei Wochen vorangekommen waren, oder ob ich in dieser Zeit einfach nichts verpasst hatte.

Die kleine Jane quasselte sofort auf mich ein, als ich das Studio betrat. Dahingehend hatte sich also nichts verändert. Ich erzählte den beiden ebenfalls die Story mit meiner Tollpatschigkeit und der daraus resultierenden Gehirnerschütterung, als Jane mich danach fragte. Ansonsten stellte ich den beiden ihre Mikrofone ein und los ging es mit den Gesangsaufnahmen.

Heute war irgendwie so gar nicht Jeans Tag. Normalerweise brachte die große Frau wenigstens halbwegs die Töne auf die richtige Höhe, aber heute schien sie nur zu brummen. Ich war zwar keine Gesangsexpertin, aber so würden wir heute kein bisschen weiterkommen mit den Aufnahmen. Deshalb beschloss ich, ein paar Übungen einzubauen, die ich aus meinem Schulchor kannte. Auf dem Keyboard neben dem Computer suchte ich mir ein paar Töne zurecht und machte den beiden die Übungen vor. Jetzt mutierte ich wohl sogar schon zur Gesangslehrerin, damit hatte ich auch nicht gerechnet, als ich diesen Job angenommen hatte. Die Übungen halfen leider nur halbwegs, aber ich hatte auch nicht genug Expertise, um mir weitere und besser passende Übungen auszudenken und diese anzuleiten.

Es musste also so weitergehen, sodass ich beide Frauen größtenteils kommentarlos singen ließ. Das würde auf jeden Fall viele Korrekturen im Nachhinein bedeuten, und diese authentisch klingen zu lassen war gar nicht so einfach. Demnach blieb ich nachdem die beiden Frauen gegangen waren noch länger im Tonstudio und begann mit den Bearbeitungen der Audiospuren.

Erst als mein Handy vibrierte und eine neue Nachricht anzeigte, schaute ich auf die Uhr. Während der Arbeit hatte ich komplett die Zeit vergessen, es war bereits 9 Uhr am Abend und die neue Nachricht war von Lilly, die sich Sorgen machte, wo ich blieb. Sofort rief ich sie zurück, ich wollte schließlich nicht, dass sie gleich einen Suchtrupp nach mir losschickte.

„Hey Lilly, es ist alles in Ordnung", sprach ich, als sie abnahm.

„Das ist gut", seufzte sie erleichtert. „Bist du bei Niall, oder warum hast du dich nicht gemeldet?"

„Ich habe auf der Arbeit total die Zeit vergessen", gab ich zu und ignorierte, dass sie Niall erwähnt hatte. „Irgendwie war ich gerade so in den Bearbeitungen drin. Ich komme aber gleich nach Hause."

„Ich möchte eigentlich nicht, dass du jetzt so spät alleine mit der Bahn fährst", äußerte sie ihre Bedenken. „Weißt du was, bleib einfach dort. Schreib mir schnell die Adresse und ich hole dich ab."

„Ach Quatsch", protestierte ich. „Es wird schon nichts passieren, und für dich ist das doch ein riesiger Aufwand. So unglaublich spät ist es ja nun auch nicht."

„Keine Widerrede. Du bleibst wo du bist, ich bin gleich da." Mit diesen Worten legte sie auf, und ich schrieb ihr etwas widerstrebend die Adresse des Bürokomplexes per SMS. Irgendwie war es mir ja auch recht, dass sie sich so sorgte und ich jetzt nicht alleine nach Hause fahren musste. Lukas war zwar momentan nicht auf freiem Fuß, aber er war ja schließlich nicht der einzige Mensch in London, der schlechte Absichten hatte. Ich erinnerte mich noch zu gut an den betrunkenen Mann in der U-Bahn.

Ich wartete also brav auf Lilly und nutzte die Zeit, um noch eine weitere Tonspur zu bearbeiten. Dann packte ich meine Sachen zusammen, zog meine Jacke und meinen Schal an und schloss sorgfältig die Tür hinter mir ab.

Ich hatte die Zeit ganz gut eingeschätzt, die Lilly bis zum Studio brauchte, und folglich trafen wir uns an der Tür, die aus dem großen Gebäude hinausführte.

„Danke dir", sagte ich direkt. „Du hättest das nicht machen müssen, aber ich fühle mich doch etwas wohler dabei."

„Das habe ich mir schon gedacht, und das ist auch vollkommen okay." Wir gingen eine Weile schweigend, dann erhob Lilly erneut das Wort. „Ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber was ist denn eigentlich gerade mit Niall und dir? Habt ihr euch überhaupt gesehen, seit du während deiner Bettruhe bei ihm warst?"

Ich schüttelte den Kopf. „Er hat mir ein paar Mal geschrieben und gefragt, ob alles in Ordnung ist. Aber irgendwie kann ich gerade nicht an ihn denken."

„Ich glaube er macht sich unheimlich große Sorgen um dich", vermutete Lilly. „Für ihn ist das auch nicht gerade einfach in dieser Situation, er weiß nicht so richtig, wie er mit dir umgehen soll."

„Ich weiß es doch auch nicht." Ich bekam einen Kloß im Hals. „Vor Lukas war alles so perfekt. Aber jetzt ist alles anders. Und Niall kann nicht einmal etwas dafür." Ich merkte, wie meine Augen feucht wurden.

„Hey Lena, du musst das auch gerade nicht wissen. Du und deine Gefühle sind jetzt erst einmal das Wichtigste und ich bin mir sicher das respektiert Niall auch." Die kleine Asiatin legte mir einen Arm um die Schultern. „Wir sind alle für dich da, wie auch immer du uns brauchst. Und wenn du Niall gerade nicht brauchst, ist das in Ordnung."

Das Traurige daran war, dass ich Niall in diesem Moment unglaublich vermisste, aber mir gleichzeitig nicht vorstellen konnte, in seinen Armen zu liegen. Wie sollte ich das denn jemals überwinden?

Bei ihm hatte ich mich immer sicher gefühlt, aber hundertprozentig sicher fühlte ich mich jetzt gar nicht mehr. Ich hatte das einfach nur satt. Ich hatte mir vorgenommen, nicht mehr das Opfer zu sein, aber ich war es trotzdem. Und von Selbstbestimmung konnte keine Rede sein.

In diesem Moment wurde ich richtig wütend auf Lukas. Er hatte mir alles kaputt gemacht. Warum tat jemand so etwas? Seine Motive konnte ich nicht verstehen. Wie konnte ein Mensch so bösartig sein? Ich hatte ihm nichts getan, er hätte ja auch einfach aufhören können. Vielleicht hatte ich sein Ego verletzt, als ich damals nicht mit ihm schlafen wollte, aber darüber sollte man doch innerhalb von zwei Jahren hinwegkommen, oder nicht? War es diese Sache von damals, die ihn anstachelte? Oder hatte er andere Gründe, weshalb ich für ihn interessant geworden war?

Vielleicht war ich auch tatsächlich selbst schuld, fiel mir in diesem Moment ein. Ich hatte ihm schließlich auf eine seiner E-Mails geantwortet, ich hatte ihn vielleicht sogar noch motiviert, so etwas Abartiges tun zu wollen. Ich hatte seiner Idee möglicherweise erst die richtige Zündung gegeben. Hätte ich damals doch bloß auf Niall gehört, der mir riet, die Nachrichten weiterhin einfach zu ignorieren. Dann hätte Lukas vielleicht tatsächlich das Interesse verloren. Aber das konnte ich jetzt nicht wissen und vor allem konnte ich es nicht ändern. Ich war nur noch wütend auf mich selbst. Wie hatte ich mich in eine solche Situation bringen können? Ich hatte weder auf Nialls, noch auf Aoifes guten Rat gehört. Und jetzt hatte ich den Schlamassel. Mit meinen Gedanken war ich ganz allein, niemand konnte mir helfen. Ich wollte Lilly nicht davon erzählen, und auch niemandem sonst.

Es war mir peinlich, dass ich mich hatte dazu hinreißen lassen, an Lukas eine Antwort zu tippen. Das war super kindisch und überhaupt nicht erwachsen, wie ich eigentlich sein wollte. Mit dieser Aktion hatte ich es nicht anders verdient, als dass mir so etwas passierte. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn Aoife nicht gekommen wäre um mich zu retten. Dann hätte ich wenigstens einen richtig guten Grund, mich selbst zu bemitleiden. Aber so war das nichts Halbes und nichts Ganzes.

Meinem Körper ging es gut, aber mein Geist lief innerlich Amok.



Was haltet ihr von Lenas Gemütszustand? Könnt ihr euch in sie und ihre Gedanken hineinversetzen?
Ich freue mich schon auf eure Rückmeldung zu diesem Kapitel!
Liebe Grüße
Catrifa xx

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro