2: Auf keinen Fall den Lift!
Zuletzt hatte ich so schlecht geschlafen, als es noch ein Tag vor der ersten Therapiestunde war. Nur hatte mich diesmal ein anderer Gedanke wachgehalten. Ich wusste selbst, wie lächerlich es war, aber ich konnte einfach nicht mehr normal denken - und das nur, weil Vishous schlafend neben mir lag. "Nur" ist untertrieben.
Einmal war er mir ganz nah gekommen, was alle Grenzen der Privatsphäre überschritten hatte, und sein Atem hatte meinen Hals gestriffen. Als ich ihn von mir schieben wollte, hatte er die Arme wie ein bedrohlicher Riesenkraken um mich geschlungen und mich so festgehalten, dass ich fast dachte nun unter Zerquetschung zu sterben. Oh man, ich wollte das wirklich nicht mehr. Konnte ich nicht einfach schlafen? Konnte er nicht einfach auf seiner Seite bleiben?
Ich bekam ihn erst gegen ein Uhr morgens dazu, sich irgendwie von mir zu entfernen aber der Typ schlief echt tief. Also lag ich die restlichen Stunden enfach nur da und fragte mich, wie viele Tage ein Mensch wohl ohne Schlaf überleben konnte. Vielleicht war der Boden bei meinen Freund doch eine keine so schlechte Idee im Vergleich zu gefährliches-Knuddelmonster-Vishous. Wahrscheinlich hatte er eine Freundin, die das auch nicht so prickelnd sah.
"Schon wach?" Die für mich komischerweise bekannte Stimme eines Engels riss mich aus den Gedanken und ich sah neben mich. Hatte ich seine Stimme gerade wirklich mit einem Engel verglichen? Ich zwang mich, nicht weiter darüber nachzudenken und lächelte ihn müde an. "Ja..", gab ich knapp zurück. "Schlecht geschlafen?", fragte er weiter und stand auf. Er zog sich ein frisches T-Shirt und eine lange, schwarze Hose an. "Kann man so sagen." Ich setzte mich auf und streckte mich. Jetzt wo ich endich aufgestanden war, tat auch noch mein Rücken weh. Toll.
"Kommst du mit frühstücken?" Ich überlegte mir erst, nein zu sagen - aber warum eigentlich nicht? Wenn er mich schon wach gehalten hatte, konnte er mir auch ein paar Tassen Kakao spendieren. Einpaar Tassen. "Ich zieh mich kurz an", murmelte ich schließlich nur und schob mich auf meine Beine. Ich zog mir schnell das bequemste an, dass ich finden konnte und putzte dann kurz meine Zähne. Die anderen waren bestimmt nicht wach. Also wollte ich gar nicht erst versuchen, sie wach zu kriegen.
Zu Zweit gingen wir also runter in den kleinen Restaurantbereich. "Du schuldest mir noch mindestens fünf Tassen Kakao", meinte ich beiläufig und Vishous sah mich geschockt an. "Was? Wieso?", fragte er verwirtt, als hätte ich ihm gerade ein Todesurteil ausgesprochen.
"Sexuelle Belästigung und Verhinderung des Schlafens", entgegnete ich nur und er nahm das ganze nun wohl als Scherz.
"Was habe ich dir denn schreckliches angetan?" Ein fettes Grinsen formte sich auf seinem Gesicht und ich zählte ihm die Stunden auf, in welchen ich versucht hatte ihn von mir runter zu kriegen.
"Ach, kein Kuscheltyp?"
"Doch, aber nicht mit einem anderen Mann."
Vishous schmollte, aber beließ es dabei. Er brachte mir sogar eine große Tasse Kakao und stellte sie neben den vollen Teller meines Frühstücksbuffets-Ausflugs. "Danke", meinte ich lächelnd und er lächelte nur zurück, wobei er wich mir gegenüber setzte. Dann sah er kurz raus und wieder zu mir. "Hast du Lust später z-" "Ich habs schon einem Freund versprochen, also sehen wir uns vielleicht später", entgegnete ich bevor er seine Frage überhaupt stellen konnte. Und somit saße n wir den Rest des Frühstücks einfach nur da und erzählten von unserem jeweiligen Studium. Das war wahrscheinlich auch das einzige in dem wir Gemeinsamkeiten hatten.
"Heyhey Lyny, bist du endlich fertig?" Jason sprang wie ein ungeduldiges Kind um mich herum.
"Jaja. Hör auf mich so zu nennen." Ich stand letztendlich auf und atmete tief durch. Ich ging fast jedes Jahr alleine skien aber es war immer wieder ein komisches Gefühl. Vorallem musste ich Jason erstmal überreden, nicht den Lift zu nehmen. Auf keinen Fall den Lift. Aber das sollte zu schaffe sein.
Nach viel gequängel, "warum?" und "wieso ?", gab er auch endlich auf und wir liefen den kleineren Berg hoch. "Wetten wir, wenn ich verliere kaufe ich dir was du willst."
"Na dann will ich 20 Donuts.'"
"Du hast noch nicht gewonnen!", murrte er nur und ich musste leicht schmunzeln. Mit meinem Dad als 'Trainer' hatte ich bis jetzt nie verloren. Aber die Karriere eines Profi-Skifahrers beinhaltete Lifte und große Berge, da gefiel mir die gute alte Literatur doch viel besser.
"H-ey! Lynel! Du Arsch!", schrie Jason mir hinterher und ich schmunzelte nur. "Kann nichts dafür, dass du so langsam bist!", rief ich amüsiert zurück. Wie es aussah, schuldete er mir jetzt doch eine ganze Menge Donuts. Ich kam mit einer eleganten Kurve am Ende der Bahn zum stoppen und ein paar Leute applaudierten mir erstaunt. "Wow, du bist wirklich gut", sagte plötzlich eine vertraute Stimme und ich drehte mich um, um Vishous direkt anzusehen. "Danke", murmelte ich irgendwie schüchtern und räusperte mich dann als Jason endlich auch unten war. Ich sah es als gute Möglichkeit von Vishous wegzukommen, welcher mir jedoch wie ein Schoßhündchen folgte.
"Für einen Anfänger war das gar nicht mal so schlecht", munterte ich Jason grinsend auf und klopfte ihm auf die Schulter. "Haha. Das war die zotalle Blamage!" Ich grinste nur, bis Vishous sich zu uns gesellte. "Wollen wir einmal gegeneinander fahren?", fragte er und Jason sah mich fragend an, aber ich winkte nur ab. "Klar, warum nicht..."
Vishous wollte mich gerade zum Lift ziehen aber ich konnte seine Hand gerade noch so von mir reißen. "Wir laufen hoch", meinte ich bestimmt. Vishous sah mich verwirrt an. "Hast du etwa Angst?"
"N-nein!"
"Keine Sorge, ich versuche dich nicht zu sehr fertig zu machen."
Ich murrte nur. Wenigstens hatte er nicht die Angst vor dem Lift gemeint.
Ich atmete tief durch. Was hatte mein Therapist immer gesagt? Wenn du es einmal versuchst ist es am Ende nicht mehr ganz so schlimm!
Oh Gott, wenn ich das überlebe bitte zwinge mich nie wieder zu so etwas. Bitte. Wir standen gerade mal vor dem Lift aber ich wurde so nervös, dass mir geradezu schlecht wurde.
"Hey, alles okay?' Vishous hielt mir die Hand unter die Strähnen meiner verschwitzten Stirn. "Ja, wieso?", fragte ich monoton zurück.
"Du siehst nicht gerade gut aus.." Danke für die Blumen.
"Ehm nein, alles okay..." -
"Sollen wir doch lieber laufen bevor dir schlecht wird?" Oh Herr Gott, ja! Bitte! Ich nickte nur und entfernte mich nicht allzu auffällig schnell vom Lift. Innerlich atmete ich erleichtert auf, äußerlich bewahrte ich jedoch die 'perfekte-pokerface-Lynel-Fassade'.
Also liefen wir diesen Berg hoch. Viel mehr als ich mit Jason gelaufen war, welcher sich schon zu meinen anderen Freunden gesellt hatte. Es dauerte fast eine halbe Stunde bis wir eine einigermaßen ansprechende Höhe erreicht hatten, aber solange ich nicht Lift fahren musste..
"Bereit?" Vishous lächelte mich an und zog seine Skibrille runter. Ich nickte und atmete tief durch, Vishous war jedoch schon losgefahren - dieser Arsch! Schnell raste ich ihm hinterher, was sich überraschenderweise als ziemlich schwer erwies. Jedoch hatte ich ihn bald eingeholt und stoppte einige Sekunden früher als er unten. "Du bist ziemlich gut", hauchte ich atemlos in die kalte Luft, welche sich vor meinem Mund zu einem dichten Rauch verband. "Nicht so gut wie du", entgegnete er mit einem sanften Lächeln, wobei sich sein Atem ebenfalls in der kalten Luft zeigte.
"Naja, dafür, dass dich wahrscheinlich kein Profi trainiert hat, war das wirklich sehr gut."
"Also habe ich den Skitest bestanden?"
"Skitest bestanden", stimmte ich lächelnd zu.
Und so ging es noch den halben Tag weiter. Ich dachte nicht einmal an meine Freunde, denn ich hatte sehr viel Spaß mit Vishous - undzwar ohne den Lift, was das ganze natürlich perfekt machte. Vishous war witzig, locker, aber vorallem benahm er sich auch erwachsen. Naja, zumindest was sein Auftreten in der Öffentlichkeit bis jetzt anging. Das Bett wird noch früh genug Thema sein. Auf jeden Fall war er nicht so kindisch wie meine beste Freundin, Lisa.
Ich mochte ihn und glaubte, dass ich schon nach diesen zwei Tagen, meinen zweiten besten Freund in ihm, gefunden hatte. Was die Zukunft mir zumindest zeigte, ließ mich dies denken. Gerade wollte ich nämlich noch distanziert bleiben und gucken, wie er sich entwickelte. Und ob er mir das Bett überließ.
"Hey, Lynel?"
Ich sah auf und in Vishous große, eisblauen Augen. Er strahlte mich an, als wäre er die Sonne. "Ja?"
"Wie wäre es mit Sauna und dann zur Bar?", fragte er lächelnd. Warum eigentlich nicht? - Es hörte sich ziemlich gut an. Auch wenn ich so ein kleines Problem mit Alkohol hatte... Aber ich würde so wieso nicht viel trinken! Zumindest war das mein Vorsatz... "Klar, lass uns aber kurz Handtücher aus dem Zimmer holen."
Die Sauna war überraschenderweise leer, wenn man bedachte, wie voll das Resort war. Ich hatte ein Handtuch über meine Badehose gewickelt - zum einen, da ich nicht nackt sein wollte und zum anderen, weil ich der Hygiene hier nicht vertraute - und setzte mich mit etwa einem Meter Abstand neben Vishous. Ich konnte natürlich meine Augen nicht davon abbringen, seinen Körper zu bewundern.
"Deine Sommersprossen sind süß", meinte er plötzlich mit einem bezauberndem Lächeln und ich lächelte nur perplex und verwirrt zurück. War das ein Kompliment? Wenn es eins war, war es auf jeden Fall keins, dass ich um das Bestehen meiner Männlichkeit annehmen würde. Wenn es ein Scherz war, konnte ich das auch so hinnehmen. Jedoch schien mir Vishous nicht viele Scherze zu machen.
"Du trainierst viel oder?", fragte ich nebensächlich, um von meinen Sommersprossen abzuschweifen und sah krampfhaft von ihm weg.
"Naja. Genaugenommen arbeite ich nebenher in einem Fitnessstudio, und wenn man schon den Rabbat und alles hat..", meinte er und ich nickte nur.
Zum Glück gab es kein weiteres Kommentar von ihm, weswegen wir einfach nur in Stille versuchten, uns zu entspannen.
Nachdem wir uns kurz kalt abgeduscht hatten, fanden wir uns bei der Bar in einem der hinteren Räumlichkeiten wieder. Wir setzten uns auf die Hocker direkt an der Theke und während Vishous mit einem Shot begann, bestellte ich mir Bier. Wahrscheinlich würde das sogar schon reichen um mich halbbetrunken zu kriegen. "Nur Bier?", fragte er leicht grinsend und bestellte dazu gleich zwei Whiskey. Mir war klar, dass ich das Eine trinken müsste. "So wenig Toleranz?", fügte er fragend hinzu und musterte mich. Wahrscheinlich versuchte er auszurechnen, wie viel ich meinem Gewicht nach vertrug. "Gar nicht", log ich nur, innerlich umstritten ob das jetzt wirklich so eine gute Idee gewesen war. Denn sofort als alles kam, bestellte Vishous Vodka nach und nahm dabei den Shot in einem Zug. Ich ließ meine Finger über die Bierflasche streichen und starrte immer wieder zum Whiskey. Ehrlichgesagt mochte ich es, aber ich wusste nie was am Ende passieren würde, wenn ich total betrunken war - also ließ ich es meistens in Maßen zu. Nur nicht zu viel. Manchmal war Alkohol auch ein echt gutes Beruhigungsmittel. Nur dass ich dann meistens aktiver als sonst wurde, wie mir Lisa es erzählt hatte. Schließlich nippte ich also immer ganz langsam am Bier, bis es leer war und exte dann den Whiskey runter. Ein bisschen Spaß war doch okay, oder? Vishous triumphierte nun über sein viertes Glas an irgendeinem Mischgetränk und wie ich es nun bemerkte, beobachtete er mich ziemlich genau. Seine strahlenden Augen trafen auf meine und ich lächelte nervös. Sein Blick war unlesbar, aber anscheinend war er noch nicht einmal annährend angetrunken, da er mir nur ein Lächeln zurück schenkte und fragte: "Tequila?"
A/N: Das nächste Kapitel und folgende sind nach dem alten Wattpad „private Kapitel" und werden auch bis zum Ende so angedeutet. Es sind explizite Sexszenen, d.h. ihr bekommt mit (Privates Kapitel) die Anzeige, was in dem Kapitel X.5 passieren wird. Wenn ihr das nicht lesen wollt überspringt ihr bitte einfach betroffene Kapitel.
Also dann, viel Spaß noch mit den folgenden Kapiteln :)
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