11
F̲̅e̲̅l̲̅i̲̅x̲̅ P̲̅o̲̅v̲̅:
Ein leichtes Grinsen umschmeichelt meine Lippen, bis mir in den Kopf schießt, was gerade passiert ist. Lächle ich ernsthaft wegen Changbin? Was ist denn in mich gefahren? Spinnt mein Gehirn jetzt komplett? Entrüstet schüttelt sich mein Körper, denn meine Reaktionen von eben ist mehr als bizarr, nicht einmal bei meinem ehemaligen besten Freund passierte mir jemals diese kleine, versteckte Erhebung meines Mundes. Komisch. Ganz komisch. Naja, vielleicht kommt das vom schlechten Traum, da stehen die meisten neben sich.
Verzweifelt wirft sich mein Kopf in den Nacken, während ich mir in die Haare raufe, so gut es eben die Bussitze ermöglichen. „Was ist falsch mit mir?", bringe ich flüsternd zur Sprache, ehe meine Augen sich schließen und ich tief durchatme. „Tsk...ich mag ihn immer noch nicht!", spreche ich mir in Gedanken selbst zu, jedoch fühlt sich irgendetwas seltsam bei dieser Aussage an. Sie fühlt sich ein kleines bisschen falsch an.
Das Klingeln eines Handys bringt mich zurück in die Realität. Damit ich auf Nummer sicher bin, dass es meines ist, schnappt sich meine Hand rasch das Gerät. „Hallo, Mama?", frage ich sofort neugierig nach. „Hey, Lixie. Wann bist du denn zu Hause? Ich bin bereits am Kochen und später können wir auch Brownies backen, wenn du magst", teilt mir die Frau voller Freude mit. „Natürlich, das haben wir ewig ausgelassen. Ich bin bald da. Du wirst die Haustür gleich hören", lege ich mit der Information auf, bevor ich bei der nächsten Haltestelle aussteige, somit zügig nach Hause gehe. Diese Nachricht erhellt mein Herz, weil das Essen meiner Mutter jedes Mal aufs Neue unglaublich schmeckt.
Nach ein paar Minuten befindet sich der Schlüssel für die Wohnung bereits in meiner Hand, nachdem ich aufgesperrt und daraufhin zugesperrt hatte. Leise wie eine Maus schleiche ich mich in die Küche zu meiner Mama. Das Blubbern des Topfes ist gerade perfekt, so kann ich mich darauf verlassen, dass sie mich nicht hört. Vorsichtig stelle ich mich hinter die Dame, während meine Ohren ein Summen ihrer Stimme wahrnehmen.
Unsere Küche ist nicht sonderlich groß, jedoch reicht sie komplett aus. Wir haben, sobald man den Raum betritt, gegenüber ein schlichtes, weißes Fenster, rechts oben befinden sich Schränke, unten Schubladen und in der Mitte die Herdplatte, die Spüle, passend dazu eine Ablage aus Metall, damit das Geschirr trocknet und der Dunstabzug, welcher praktischerweise mit einem Licht ausgestattet ist. Etwas weiter links steht eine mittelgroße bis kleine Kücheninsel, die einen Mini-Flur im Raum errichtet, weswegen es nie Probleme gibt, falls Eomma und ich zusammen kochen. Nebenbei ist in der Insel der Backofen integriert, was sehr hilfreich ist, denn auf der Fläche oben richtet man den Teig an, bevor man ihn unten in den Ofen schiebt.
Nahe der Tür im linken Bereich macht sich noch ein Kühlschrank mit Gefrierfach und ein separater Kasten, in dem die Gläser Platz finden, breit. Beim Fenster steht ein Tisch mit zwei Stühlen, wobei wir noch einen Ersatz im Wohnzimmer haben, dieser ist jedoch nur für mich, falls Gäste kommen. Insgesamt löst diese Küche ein Gefühl des Willkommens und der Gemeinsamkeit aus.
Als sich die Ältere umdreht, um in die Richtung des Kühlgerätes zu gelangen, ziehen sich meine Mundwinkel nach oben. „Schön, dich zu sehen", begrüße ich sie, während die Erwachsene noch kurze Zeit im Schockzustand steckt. „Ach, Mensch! Was erschreckst du mich so, du kleiner Teufel", flucht die Frau in einer scherzenden Stimme, bevor ich in eine Umarmung gezogen werde.
Nachdem wir uns voneinander lösen, schnappe ich mir das Besteck, decke den Tisch und warte dort sitzend auf die Köchin, welche sich nach ein paar Minuten mit einem Teller voll Essen in der Hand zu mir gesellt. Allein der Geruch ist himmlisch. „Wow, du hast dich heute wirklich mal wieder selbst übertroffen", komplimentiere ich ihre Künste glücklich. „Was ist der Anlass dazu?" „Du sahst in der Früh so fertig aus, deshalb dachte ich mir, mit gutem Essen macht man bei dir prinzipiell nichts falsch", erwidert meine Mutter mit einem Lächeln bis über beide Ohren. „Wie süß von dir. Danke", sage ich daraufhin und das Unterlassen meines Lächelns wäre die restliche Zeit beim Mittagessen unmöglich gewesen.
Ich bin unbeschreiblich dankbar, dass ich diese Dame als meine Eomma habe und niemand anderes. Sie kennt mich einfach zu gut.
——
Fertig mit der Küchenarbeit bahnt sich mein Weg in meine eigenen vier Wände. Vollgegessen lasse ich mich auf den nächstbesten Stuhl fallen, welcher in der Nähe ist. „Das war lecker", streicht meine Zunge über meine Unterlippe. Die Brownies werde ich morgen backen, das ist mir heute definitiv zu anstrengend und die Zeit fehlt mir auch dafür.
Mit einem zufriedenen Grinsen weicht mein Blick zuerst auf das Bild mit mir und meinem Vater, bevor dieser aus dem Fenster nach draußen schweift. Meine Gedanken landen dieses Mal jedoch nicht bei Changbin oder Jongnim, sondern bei dem anderen Elternteil meinerseits.
Er und Eomma haben sich getrennt, als ich 14 war. Sie waren weder verlobt, noch verheiratet, aber die Beziehung trug keine Zukunft in sich. Für mich fühlte sich die ganze Situation nicht so schlimm an, denn sie haben es wie zwei reife Personen ausgeredet, akzeptiert wie der jeweils andere fühlte und sich in purem Frieden getrennt. Glücklicherweise vermieden beide Seiten das Drama. Mein Vater ist sehr oft unterwegs, sowohl geschäftlich als auch privat, weshalb meine Wahl damals auf meine weibliche Erziehungsberechtigte fiel, da das Leben meines männlichen Elternteils das Gegenteil von dem war, was ich wollte. Ich könnte keine Beziehung aufrechterhalten oder mich mit Freunden treffen, denn viele wollen entweder Geld oder ich muss bereits nach zwei Monaten umziehen.
„Oh scheiße", schoss es mir in den Kopf wie ein Krampf beim Schwimmen ins Bein. Ich muss einem gewissen Changbin noch schreiben bezüglich der Vorbereitung des Referats. Fuck...was schreibe ich dem Zwerg denn bitte? Ich kann schließlich schwer mit „Hey, Knirps. Wo wohnst du, damit wir an der Präsentation arbeiten können und ich dir anschließend die Hölle heiß machen kann?" ankommen. Ich gehe erstmal duschen und währenddessen meinen Kopf zum logischen Denken anregen, jedoch werde ich versuchen, die Nachricht an Changbin kurz und knapp zu halten.
Erschöpft schmeißt sich mein Körper auf das Bett in meinem Zimmer. Ich bin bis jetzt auf keinen grünen Zweig gekommen. In der Schule präsentiere ich mich kalt und abweisend, aber gerade zögere ich nur notwendiges heraus. „Das ist doch unnormal. Wieso bin ich nun so nervös und unsicher, wenn ich dem Älteren schreiben möchte?
15 Minuten sind bereits vergangen, ich liege in meinem Bett und starre das schwarze Display meines Smartphones an. Theoretisch wäre prokrastinieren eine Möglichkeit, allerdings keine Lösung, denn mit jeder Minute wächst das Gefühl von Unwohlsein weiter in mir, sodass warten bis zum nächsten Tag ausgeschlossen ist. Ein klitzekleines bisschen enttäuscht lasse ich das mobile Gerät sinken, ehe mein Arm sanft auf der Matratze trifft. Wenn mir nicht einmal das kurze Texten gelingt, wie soll ich es dann mehrere Stunden allein mit ihm aushalten? In der Ausbildungsstätte ist es halbwegs erträglich, weil ja teilweise das Reden, beziehungsweise Quatschen strengstens untersagt ist.
Der Klingelton und die Vibration meines Handys erwecken meine Aufmerksamkeit. Als meine Augen den Anrufer lesen, wäre ich beinahe aus dem Bett gefallen.
Wer hätte es gedacht? Der Typ ist Changbin.
Kurz ringe ich weiterhin mit mir selbst, ob ich abheben solle oder mich doch davor drücke, aber es ist letzten Endes die erste Wahl, die sich als besser erweist. „Hey, Felix. Ich wollte ein paar Sachen wegen dem Vortrag besprechen. Hast du kurz Zeit?", begrüßt mich der Kleinere, was mir ein zustimmendes Brummen entlockt. „Okay, erstens, welchen Part willst du übernehmen?", steigt er sofort ins Gespräch ein. „Mir egal. Wir sehen dann, was frei ist." „Passt, danke. Zweitens, ich wohne etwas kompliziert. Möchtest du mir vielleicht deine Adresse geben, damit ich dich abholen kann? Ist selbstverständlich nur für schulische Zwecke. Ich habe es nicht nötig, dich auszurauben, keine Sorge", lacht er am anderen Ende der Leitung, was mich kurz einfrieren lässt. Es bringt merkwürdigerweise mein Gehirn dazu, eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper auszulösen. Ist mir so kalt? Egal, ich werde sowieso gleich in den Schlaf driften.
„Felix?" Keine Antwort meinerseits. Die Fragezeichen schwirren um mich. „Lix?" Erneut verlässt kein Laut meine Lippen. Wie in einer Starre kommen die Erinnerungen hoch. Nein, nein, nein! Nicht jetzt! Nicht, wenn ich mit Changbin telefoniere! „Süßer, alles in Ordnung? Soll ich zu dir kommen?", nehme ich seine mehr als besorgte Stimme wahr. „Nein, das hat dich einen absoluten Scheiß anzugehen. Du holst mich beim Han River und danach gehen wir zu dir. Kann ich jetzt auflegen? Ich will schlafen", taucht meine kühle Seite auf. „Warte!", hält mich der Teenager auf, obwohl ich tief im Inneren das Auflegen unterlassen hätte. Ich brauche momentan etwas Ablenkung. „Lix, ich weiß nicht, durch was du gerade gehst, aber du sollst wissen, dass ich für dich da bin, falls dich etwas fertig macht, belastet oder sonst was. Du bist keinesfalls allein. Wir hatten einen unguten Start, jedoch ist es nie zu spät für einen Neustart. „Du magst damit vielleicht bei anderen zutreffen, aber ich schulde dir definitiv nichts und habe auch keinen Willen danach. Falls du denkst, ein neuer Anfang könnte das retten, dann ist das deine Meinung, aber lasse mich damit in Ruhe", spreche ich, jedoch mit Abstand einer wenig ablehnenderen Stimme als sonst. „Es ist wirklich in Ordnung Traurigkeit, Frustration und Ärger zuzulassen. Du musst nichts verstecken", redet Changbin trotzdem einfühlsam auf mich ein, wobei mir die Tränen stumm die Wangen hinunterrinnen. Ich habe im Kopf keine Antwort dafür, weswegen die Alarmglocken anschlagen und ich nur versuche, mich selbst zu schützen. „Das weiß ich selbst, danke", räuspere ich mich ein Mal währenddessen, sonst wäre meine Stimme womöglich gebrochen und das würde dann zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
„Okay, das ist gut. Ich lasse dich in Ruhe. Gute Nacht, schlaf gut"
„Du auch", verabschiede ich mich, lege auf, ehe es zu schwer wird, die Tränen zurückzuhalten. Während des gesamten Gesprächs hatte sich ein Knoten in meinem Hals gebildet, welchen ich nun verkrampft hinunterschlucke.
„I-ich ha...hasse di-dich so ung...unglaublich sehr, Jongnim!", presse ich in meinem verkrampften Zustand hervor.
Er hat alles ruiniert!
—————
Ich gebe euch mal einen kleinen Spoiler am Rande xD
Im nächsten Kapitel wird es über Changbins Hintergrund Geschichte gehen. Keine Sorge, er kommt nicht zu kurz! Aber es wird auch über die von Felix gehen, also mal sehen, wie es wird :)
Das war es dann auch schon wieder mit dem Spoiler 😅
Wie geht's euch?
Have a lovely one!
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro