Ich bin in Lucas Armen aufgewacht. Im ersten Moment hat mein Herz einen erschrockenen Hüpfer gemacht, aber der vertraute Geruch seiner Haut und die schützende Wärme haben mich schnell wieder beruhigt. Ich weiß ,dass ich einen Alptraum hatte und er sich zu mir gelegt hat. Da ist nicht dieses schwarze Loch in dem jegliche Erinnerung versunken ist, wie in jenem Moment,als ich bei Jason aufgewacht bin. Im Gegenteil. Zufrieden und ruhig bin ich in Lucas Armen eingeschlafen und exakt dort wieder wach geworden.
Jetzt geniessen wir ein gemeinsames Frühstück, das Luca uns mit aufgebackenen Croissants und Jiff and Skippy Erdnussbutter gezaubert hat. Heißer schwarzer Kaffee sorgt dafür, dass wir für den Tag in der Redaktion gewappnet sind. Wir albern ein bisschen herum, bis Luca mir sein Handy mit der Uhrzeit vor die Nase hält. „Ich fürchte wir müssen los" Voller Bedauern verzieht er das Gesicht. „Okay, bringen wir es hinter uns." Ich verdrehe die Augen und lasse den letzen Bissen meines Croissants im Mund verschwinden.
Als wir unter dem Carport stehen, schließt Luca mich fest in seine Arme. „Du kannst mir alles sagen , Luna," versichert er mir und hält mich ein Stück von sich weg, um die Hände an meinen Oberarmen ruhen zu lassen. Fest sieht er mir in die Augen und ich habe das Gefühl das das Eis meine Seele durchdringt, um mit all meinen Empfindungen und Gedanken zu verschmelzen.
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„Ich werde jetzt deine Hand loslassen," erklärt Luca. „Aber vergiss nicht, dass ich sie im Geiste immer noch umschlossen halte."
„ Hey, Blackwater," scherze ich, entschlossen die Rührseligkeit dieses Momentes zu bekämpfen, „du wirst noch sentimental, wenn du nicht aufpasst." Luca verzieht den Mund.„Da siehst du was du mit mir machst," zögerlich lässt er meine Hand los und reißt die Tür zu unserem gemeinsamen Arbeitsplatz auf.
Zum Glück ist niemand auf dem Korridor als wir die Redaktion betreten. Luca küsst meine Wange und eilt ins Besprechungszimmer. In diesem Moment kommt Jason aus Maras Büro . „Mr. Blackwater wird sich meinem Wunsch fügen , sie werden sehen. Schliesslich sind wir ja seit unserer Kindheit Stammkunden bei Ihnen." Als Jason mich sieht, stockt er und bleibt stehen. Mit offenem Mund mustert er mich, doch seine Augen blitzen schelmisch. Hinter ihm taucht ein rundliches Gesicht auf.
Schlagartig zieht sich mein Magen zusammen. „George..."bringe ich hervor. „Was ...?"
„Oh. Guten Tag." Er steckt den Zeigefinger in mein Richtung. „Luna richtig?"
„Hach, was war das ein lustiger Abend, nicht wahr? Wenn er auch etwas schnell endete." Er zuckt die Achseln. "Ich hoffe Luca hat Ihnen inzwischen von dem kleinen Scherz erzählt, den er sich mit der Sache erlauben wollte. Aber keine Sorge, meine Tierchen habe ich diesmal zuhause gelassen."
Jason legt dem Insektenfanatiker eine Hand auf die Schulter.
„Stell dir vor George, die beiden sind jetzt ein Paar und denken keiner weiß es. Sie versuchen es zu verstecken. Irre romantisch oder?" Er verstellt leicht die Stimme, sodass sie höher klingt. „Luna und Luca. Sowas kann einfach kein Zufall sein."
Von einem Fuß auf den Anderen tretend weicht George meinem Blick aus. „Oh, das...naja...ich habe noch zu tun. "Eilig huscht er an uns vorbei. An der Tür hält er kurz inne. „Vielen dank Jason. Und grüße Luca von mir." Mit einem Schulterzucken lässt er seinen Blick zu mir huschen und verschwindet im Treppenhaus.
„Was ist denn hier los?" Wie benommen drehe ich den Kopf in Richtung Besprechungszimmer, wo Luca stirnrunzelnd im Türrahmen steht.
„Luna ist noch ganz unter dem Einfluss ihres Wiedersehens mit unserem Georgie," erklärt Jason die absurde Situation.
„Was faselst du da? Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du aufhören sollst Luna zu nerven?" Er strafft die Schultern und macht einen Schritt auf Jason zu, als wollte er ihn einfach mit der Schulter zu Boden rammen.
„Wieso..."mit der Zunge befeuchte ich meine Lippen. Ich muß nur diese Frage stellen, dann wird sich bestimmt alles klären.
„Wieso hast du das gemacht , Luca?"
Das ist nicht exakt das, was ich sagen wollte, aber vielleicht bekomme ich ja trotzdem eine Antwort. Genau, das ist es. Ich brauche Antworten. Antworten, die den Schmerz vertreiben, der mich daran hindert, eine plausible Erklärung für all das zu finden. Eine, die nichts mit der Wahrheit zu tun hat, die ich längst erkannt habe, denn sie tut einfach zu weh. Sie soll verschwinden. Ich will sie nicht sehen.
Lucas Blick fliegt zwischen Jason und mir hin und her. Die Augen sind geweitet, und ich glaube etwas wie Schmerz darin auflodern zu sehen. Fein und schneidend brennt sich das Gefühl der Ohnmacht unter meine Haut. Es ist wieder dasselbe wie neulich, als ich in Jasons Bett aufgewacht bin, ohne Erinnerung, ohne Kontrolle, ausgeliefert an die Gnadenlosigkeit des Lebens.
„Luca. Mann Alter. Findest du nicht, dass du das Spiel weit genug getrieben hast? Sag der Kleinen doch endlich, dass du George und seine Lieblingstarantel absichtlich zu dem Abend geschickt hast, damit er sie ein bisschen damit erschreckt. Und das alles nur, damit sie aufhört dich anzuschmachten. Wie waren noch deine Worte? Wenn ich mit Luna fertig bin, ärgert die mich nie wieder." Kopfschüttelnd bricht er in Gelächter aus.
„An die Arbeit," zischt Luca, dem Rest des Redaktionsteams zu, wobei sein Blick an mir haften bleibt und es immer noch schafft, mir ein warmes Kribbeln zu verpassen. Sofort eilen Johanna und Tim davon, während Mara sich nicht vom Fleck rührt. Mit verschränkten Armen steht sie da, offenbar unfähig mich aus den Augen zu lassen , die mich forschend durchbohren.
„Luna ich...ich wollte es dir noch sagen," Lucas Worte klingen fremd, als wäre ein Schauspieler, der sich die Stimme eines Synchronsprechers geliehen hat.
Verbittert lacht Mara auf.
„Du bist wirklich ein richtig mieses Arschloch, nur gut, dass ich das schon vor langer Zeit erkannt habe, als du mich auf deinem Schreibtisch gef**ckt hast, um mir anschliessend mein Gehalt zu kürzen. Wie sagtest du noch so schön?Damit wolltest du verdeutlichen, was dir das zwischen uns Wert war!" Mit diesen Worten macht Mara auf dem Absatz kehrt und stöckelt zurück in ihr Büro.
Die Welt um mich herum zerfällt zu einem Puzzle aus lauter zerfetzen Bildern, die nie wieder zusammengefügt werden können. George ist der Inhaber des Terraristikfachgeschäftes. Deshalb war Luca vorgestern dort. Von wegen frische Luft schnappen.
Jason stösst einen leisen Pfiff aus und blickt Mara kopfschüttelnd nach.„Noch eine, die ihre Würde mit Füßen tritt. Scheint eine Krankheit in diesem Unternehmen zu sein, nicht wahr Luna?"
Die Worte reißen mich aus der Erstarrung. Langsam weiche zurück. Keine Sekunde lasse ich Luca aus den Augen, der mich am Arm ergreifen will. Gerade noch rechtzeitig, bevor der erste Schluchzer aus meiner Brust herausbricht, reiße ich die Tür auf und fliehe aus der Redaktion.
1082 Wörter
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