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4- Fuck all those perfect people

*setzt sich cool die Sonnenbrille auf* Guess who's back, back again? Sira's back. Tell a friend. Guess who's back. Guess who's back...

George Pov:

Leise drang die Stimme einer Frau begleitet von einer leichten Klaviermelodie aus dem Radio hinter mir an mein Ohr, während mein Blick, die Umbebung nicht wirklich wahrnehmend, aus meinem großen mit Regentropfen bedeckten Fenster über die etwas belebtere Straße Londons schweifte, die sich unter meiner Wohnung erstreckte. Kalte Lichter von einzelnen Autos schnitten durch den tief hängenden Nebel, der London nun schon seit einigen Tagen fest in seinem Griff hielt und auch die immer wieder erschauernden Regenergüsse konnten nichts gegen seinen dichten grauen Dunst bewirken, sodass sich auch nur wenig Menschen mit dicken Mänteln und in die Stirn gezogenen Hüten auf dem Gehsteig ihren Weg bestritten. Es war, als hätte die vom Winter gebrachte Kälte die Menschen in ihre Häuser festgefroren und nur dringende Angelegenheiten brachten sie aus der Wärme ihrer eigenen Wände hervor. Selbst die Unterscheidung zwischen Tag und Nacht schien in den dichten Nebelschwaden zu verschwimmen, die mit ihrem Grau London all seine Farben beraubten und die Welt vor mir fast zu einem Schwarz-Weiß-Film auslaugten.

Ich wandte mich von dem trostlosen Bild ab, das sich auserhalb meines Fensters abspielte und richtete meine Aufmerksamkeit stattdessen wieder auf das warme behaglich beleuchtete Innenleben meiner Wohnung, das sich zwischen den weit entfernten weißen Wänden sammelte. Während ich nun auf das große graue Sofa zuging, das die Mitte des Raumes erfüllte, löste ich mit meiner rechten Hand die schwarze Krawatte von meinem Hals und streifte sie mir direkt über meinen Kopf, bevor ich sie auf der Sofalehne platzierte und mich selbst auf dem Polster niederließ. Den kleinen Glastisch vor mir, der eigentlich nur für Getränke oder zum Ablegen der Fernbedienung für meinen Fernseher gedacht war, hatte ich mit einem Stapel von dunkelbraunen Akten überseht, die allesamt verschiedene Bewerbungen für den Schneiderposten darboten und nur mehr die umfassten, die ich auch in Erwägung zog wahrzunehmen. Doch schon seit zwei Tagen schleppte ich diesen Stapel, der gerade einmal fünf Akten enthielt mit mir herum und war noch immer nicht zu einem Schluss gekommen, welcher dieser fünf äußerst talentierten Personen schlussendlich die Stelle bekommen würde.

Ich lockerte den Kragen meines Hemdes etwas, mein Blick immer auf den Stapel fixiert, während mich Frustration und Unwillen überkam die erste Akte zu öffnen und wieder damit zu beginnen all diese Personen miteinander zu vergleichen. Doch wusste ich auch, dass mir diese Arbeit niemand abnehmen könnte und ich mich nur selbst dazu verdammte auch in meiner Wohnung keine Ruhe zu finden. Das Leiden eines manischen Perfektionisten.

Die gefühlvolle Stimme der singenden Frau aus dem Radio erzählte mir in bittersüßen Worten von einer tragischen Liebesgeschichte mit Verlust und Trauer, doch ich hörte ihr nur mit halbem Ohr zu, während ich die Zigarettenpackung aus meiner Hosentasche hervorzog und mir eine in den Mund steckte, bevor ich sie mit meinem silbernen Feuerzeug anzündete und genussvoll den ersten Rauch tief in meine Lunge zog. Beinahe sofort breitete sich das bekannte Gefühl von sofortiger Ruhe und Gelassenheit in mir aus, zu dem ich nur mehr mithilfe von Tabak gelangte und mit einem leisen Aushauchen entließ ich den Rauch in die von dem Liebeslied erfüllten Luft um mich, bevor ich, die Zigarette zwischen meinem rechten Zeigefinger und Mittelfinger eingeklemmt, das braune Deckblatt der ersten Akte aufschlug.

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Seit Stunden schon hatte die sanfte Frauenstimme ihr Lied aus dem Radio beendet und zu der einen Zigarette waren noch ein, zwei dazu gekommen, sowie zwei geleerte Gläser Gin Tonic, die nun auf dem Glastisch vor mir umgeben von den verschiedenen geöffneten Akten ruhten. Mit pochendem Kopf und geschlossenen Augen, ließ ich mich nach hinten gegen die graue Lehne der Couch fallen, während ich spürte, wie Erschöpfung an meinen Knochen zog und immer stärker gegen meine Entschlossenheit, heute einen Kandidaten festzulegen, ankämpfte. Wie sollte ich mich jemals entscheiden können? Wieso sollte es mir zustehen diese Menschen überhaupt miteinander zu vergleichen?

Frustriert seufzte ich und fuhr durch meine mittlerweile schon mehr als zerzausten braunen Haare, in dem Versuch die mich immer mehr erdrückende Decke meines Appartements auszublenden, von der die schwarze Designerlampe monströs in den Raum meines Wohnzimmers eingriff und ging in Gedanken noch einmal alles durch.

Ich war bei jedem der in Frage kommenden Bewerber gewesen, hatte ihrem Laden oder ihrem Geschäft einen Überraschungsbesuch abgestattet und jeder von ihnen war in etwa das Gleiche gewesen. Von einem pompösen Geschäft mit nur den allerfeinsten und dem Trend folgenden Kleidungsstücken beschmückt zum nächsten, von den einen falschen höflichen Manieren und mich mit Furcht und Ungläubigkeit anschauenden Augenpaaren zu den nächsten, von einem möglichst absurden kreativen Design zum nächsten war ich die letzten Tage gesprungen und die meisten dieser Bewerber hatten mich mit ihrer Perfektion fadisiert.

Plötzlich jedoch tauchte das Bild eines blondhaarigen etwas achtlos angezogenen Mannes mit strahlenden grünen Augen vor dem Schwarz meiner geschlossenen Augen auf und ein leichtes Schmunzeln trat auf meine Lippen.

Alle hatten mich fadisiert, außer einer.

Ich öffnete meine Augen wieder und blickte auf die weiße hohe Decke des Raumes, während ich mich daran erinnerte, dass ich dem attraktiven Mann noch einen Besuch schuldete und nur zu gern auf seine anmaßenden Bedingungen eingehen wollen würde, die er für das Fertigstellen eines besseren Jacketts gestellt hatte. Auch wenn ich mir nicht sicher war, so hatte mich doch das Gefühl beschlichen, dass er in Wirklichkeit dieses Jackett nicht neu schneidern wollte und um ganz bei der Ehrlichkeit zu bleiben, glaubte ich auch nicht, dass es möglich war. Allerdings hatte der Mann mich auch schon überrascht mit den kleinen Fehlern, die er auf Anhieb bei dem Jackett gefunden hatte, weshalb ich nur zu gerne wieder von ihm überrascht werden würde.

Ohne einen weiteren Gedanken oder eine weitere Sekunde zu verschwenden, rappelte ich mich auf, schnappte meinen Mantel und verließ meine Wohnung, um den Mann erneut auf die Probe zu stellen. Was ich dabei jedoch vergaß, war einen Blick auf meine Armbanduhr zu werfen, die mir verraten hätte, dass es für einen beruflichen Besuch schon zu spät am Abend war.

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Mit dem Geräusch meiner zuschlagenden Autotür im Hintergrund trat ich, eingehüllt in dichten von Mondlicht durchzogenen Nebel, auf die schwarze Tür des Ladens mit der Aufschrift Andrews tailoring zu und war äußerst froh darüber, dass der Regen zu dieser späten Stunde doch aufgehört hatte seine Tropfen auf die Erde zu peitschen.

Mein Atem kondensierte in der kalten Luft sofort zu Wasserdampfwolken, als ich auch schon meine Hand hob und die Klingel des Ladens betätigte, ohne davor zu probieren, ob die Tür, auf der ein umgedrehtes Schild unheilvoll Closed verkündete, noch offen war oder nicht. Ich hörte den Nachhall der Klingen aus dem Inneren des Ladens und mit jedem weiteren ausgehauchten Atem fragte ich mich, wieso ich eigentlich noch einmal hier war. Diese Angelegenheit hätte mit Leichtigkeit auf den morgigen Tag warten können oder auf die folgende Woche. Es gab keinen Grund für mich dieses Unterfangen so schnell wie möglich hinter mich zu bringen und ich trat schon einen zögerlichen und mit mir selbst hadernden Schritt nach hinten auf mein Auto zurück, als ich plötzlich Poltern hinter der Tür vernahm.

Wie angefroren blieb ich stehen und starrte mit sich plötzlich beschleunigenden Herzschlag auf die silberne Türklinge, die sich nun langsam nach unten senkte und mir den Blick auf das ebenmäßige Gesicht des Mannes freigab, welcher mich mit verschlafenem Ausdruck in den großen grünen Augen verdutzt anblinzelte.

Jetzt gab es wohl oder übel kein Zurück mehr und schnell setzte ich ein Lächeln auf und ließ meine Stimme erklingen: "Ich störe nur ungern, aber ich wollte Ihrer Bitte nachkommen und Sie nun selbst die Maße nehmen lassen"

Gerade als meine letzten Worte in der kalten Winternacht verklungen waren, verschwand der verschlafene Ausdruck in den Augen von Mr. Andrews so plötzlich, dass ich mich zusammenreißen musste, um nicht einem Grinsen die Möglichkeit zu geben sich auf meinen Lippen zu formen. Gespannt beobachtete ich das Mimikspiel in seinem Gesicht weiter, dass sich von Überforderung und Überraschung langsam zu leichter Panik umwandelte, während wir beide weiter Atemwolken in unsere nebelige Umgebung entließen.

Dann schüttelte Mr. Andrews kurzerhand seinen Kopf und öffnete nun die Türe etwas mehr, sodass mein Blick auf den dunkelgrünen Pullover und die schwarze Hose fielen, während Mr. Andrews sprach: "Mr.- Mr. Davidson, das ist ein sehr unerwarteter Besuch, um ehrlich zu sein."

Ich richtete meinen Blick wieder auf sein Gesicht und erkannte, dass er Abdrücke von seinem Pulloverärmel an seiner rechten Wange hatte, als wäre er darauf eingeschlafen oder hätte seinen Kopf zu lange darauf abgestützt.

"Aber", führte Mr. Andrews in seiner angenehmen Stimme fort, "ich- ich muss sowieso noch etwas klarstellen, also warum nicht jetzt sofort?" Aus einem mir unbekannten Grund wich er verlegen meinem Blick aus und kratzte sich mit seiner linken Hand an seinem Nacken. "Es gab da ein großes Missverständnis. Ich habe mich nie für die Stelle bei ihnen beworben und- nun ja- meine Mutter ist immer etwas- sagen wir, übermütig, weshalb sie mich ohne mein Wissen beworben hat."

Etwas verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen und wollte schon etwas erwidern, doch Mr. Andrews kam mir zuvor: "Und ähm- ich fühle mich natürlich geehrt und alles. Aber-" , Mr. Andrews brach ab und schloss einmal kurz seine Augen, als ob er sich einmal kurz sammeln müsste, bevor er meinen fragenden Blick fest erwiderte und nun mit klarerer Stimme sagte: "Es tut mir leid, dass Sie sich solche Umstände gemacht haben, aber wie schon erwähnt, habe ich mich nicht wirklich beworben und denke auch nicht, dass ich für den Job geeignet wäre. Und außerdem habe ich im Moment viel zu tun und ich denke- ähm- ich habe sie letztens nicht sofort erkannt, sonst hätte ich das Missverständnis natürlich damals schon sofort aufgeklärt."

Er verstummte und ich konnte sehen, wie er sich unsicher auf die Lippen biss, sichtlich geniert über die entstandene Situation und ich konnte es ihm nicht verübeln. Ich hörte nicht jeden Tag, dass jemand die Chance auf einen eventuellen Job in meinem Unternehmen oder unter meinem Namen ausschlug und es hätte mich wahrscheinlich wütend oder in meinem Stolz verletzt machen sollen, doch ich konnte wegen der Absurdität nur Auflachen und blickte kurz zur Seite, um zu überlegen, wie ich auf diese Ansage reagieren sollte.

Schon wieder hatte mich der grünäugige Mann überrascht und ich spürte seinen Blick auf mir, als ich meine Aufmerksamkeit immer noch die Straße hinunter auf den leeren Gehsteig gerichtet, meine Optionen abwog.

Wenn ich jetzt wieder in meinen Wagen stieg und zurück in meine Wohnung fuhr, wusste ich genau, dass ich heute keinen Schlaf mehr bekommen würde und mir die ganze Zeit noch meine Gedanken über die Bewerbungen machen würde. Doch wie konnte ich Mr. Andrews davon überzeugen mich doch noch in seinen Laden zu bitten?

Plötzlich kam mir eine Idee in den Kopf geschossen und ich wandte meinen Kopf wieder Mr. Andrews zu, bevor ich, seinen Blick fest erwidernd, sprach: "Und was ist, wenn Sie mich weiterhin nicht erkennen? Was ist, wenn ich nicht George Davidson bin, sondern einfach nur ein weiterer Ihrer Kunden?"

Meine Worte wurden von einer weißen Atemwolke aus meinem Mund getragen und vermischten sich mit den blassen Nebelschlieren um uns, als ich auch schon sah, wie Verwirrung das Grün von Mr. Andrews Augen zu überschatten begann.

"Wie? Was meinen Sie damit?"

Ich lächelte nur und streckte ihm nun meine Hand entgegen, welche jedoch eindeutig nicht seine Fragen beantwortete und für einen kurzen Moment verharrte ich in dieser Stellung und betrachtete nur Mr. Andrews dichte zusammengezogene Augenbrauen und seine etwas gerümpfte von dem kühlen Mondlicht beschienene Nase. Mit einem Haarschnitt und bessere Kleidung hätte Mr. Andrews leicht selbst ein Model sein können.

Meine Aufmerksamkeit fiel wieder auf meine ausgestreckte Hand und mit einem strahlenden Lächeln aufgesetzt sagte ich: "Hallo. Mein Name ist George und ich habe bei dir ein Jackett in Auftrag gegeben"

Auf Mr. Andrews Lippen begann sich nun unerwartet ein kleines Grinsen zu bilden und er ließ noch einmal einen musternden Blick über mich fahren, bevor er kurz seufzte und mit einem Lächeln, das mein aufgesetztes bei weitem in den Schatten stellte, meine Hand ergriff. Während ich erstaunt darüber war, wie rau und warm seine Hand in meiner lag, antwortete er: "Hallo, George. Ich bin Clay. Bitte, komm rein, du musst schon ganz erfroren sein"

Clays Worte verklangen und eine knisternde Stille versuchte uns einzuhüllen, verschluckte eine Distanz zwischen uns schneller, als ich es jemals für möglich gehalten hatte, während unsere Blicke ineinander verschränkt waren. Für einen Moment spürte ich jeden Atemzug, der meine Lungen verließ, bis Clay seine Augen abwandte und er meine Hand wieder los ließ.
Er öffnete die Türe weiter, bevor er etwas auf die Seite trat und mit seinem Arm in Richtung des Ladens wies. Warme Luft von dem Innenraum schlug mir entgegen und trug mir den Geruch von Kerzenwachs und frischen Stoffen in meine Nase, während die zeitverlangsamende knisternde Stille an mir vorbei in die Nacht geweht wurde, als ich an Clay vorbei in den dunklen Laden ging, das bekannte Brennen meiner Wangen und Finger spürend.

Ich hörte wie Clay die Tür hinter mir schloss und kurz ließ ich meinen Blick in dem Geschäft umherwandern, das jedoch von der nächtlichen Dunkelheit in eine Unklarheit getaucht worden war und mir nur das orangliche Licht auffiel, das von der Wendeltreppe zu meiner Rechten flackernd vom unteren Stock empor leuchtete.

"Ich hätte eigentlich wirklich nicht mehr mit Besuch nach Mitternacht gerechnet", ertönte Clays Stimme neben mir, als er auch schon auf die besagte Wendeltreppe zuging und ich ihm natürlich sofort folgte.

"Nach Mitternacht?", fragte ich etwas überrascht.

Clay, der schon einige Stufen der metallenen Wendeltreppe hinab geschritten war, hielt inne und drehte sich mit einem leichten Grinsen zu mir um. "Hast du keine Uhr, George?" Es war noch ungewohnt meinen Vornamen in Clays Stimme zu hören, doch mir gefiel der Klang meines Namens aus seinem Mund und irgendwie trug es dazu bei, dass wir die höfliche Distanz und Kühle einer noch nicht lang andauernden Bekanntschaft mit der schwarzen Ladentür in den dichten Nebel auserhalb ausgesperrt hatten.
Hier sah uns niemand und hier war ich nur ein einfacher Kunde, der keine Sonderbehandlung einforderte.

Ich verdrehte nur meine Augen zur Antwort und schon setzte Clay seinen Weg fort, während ich hinter ihm kommentierte: "War eine spontane Flucht aus meiner Wohnung"

Wir waren nun am Ende der Treppe angekommen und mit meinen Fingern immer noch den metallenen Handlauf berührend, richtete ich meine Aufmerksamkeit auf den mit Kerzenschein erfüllten Raum.

An der rechten Seite unter dem kleinen Kellerfenster stand ein bereites Sofa, das beinahe bis zur Gänze mit Stoffrollen überschüttet war und eine Spur an etwas abgerollten Stoffen führte über den hellen Teppich zu den drei großen Holztischen, die sich gegenüber an die Wand schmiegten. Auf einem der Tische stand eine Lampe, welche zusätzlich zu den im Raum verteilten Kerzen ein Chaos an Blättern mit Zeichnungen erhellte. Davor wartete ein einfacher Drehstuhl darauf, dass er wieder seine Funktion übernehmen konnte und jemandem eine angenehme Sitzgelegenheit anbieten konnte und gegenüber der Wendeltreppe erkannte ich noch zwei Schneiderpuppen, die wie Wächter vor einem Tor, links und rechts neben einem großen Spiegel standen.

Clay ging sofort zu dem Stuhl und versuchte das Blätterchaos auf dem breiten Tisch etwas zu bändigen, während ich meinen Mantel auszog und auf der vollgestopften Couch ablegte, wobei meine Hände schon fast automatisch weiter über die verschiedenen Stoffe strichen. Sie waren alle ganz verschieden, sowohl in ihrer Stoffqualität als auch in ihrer Musterung und Farbe. Interessiert zog ich eine Rolle hervor, die einen matt roten Stoff trug und sich ganz schroff anfühlte, als ich mit meiner linken Hand darüberfuhr.

Ich hörte Clays Schritte näherkommen und sogleich fragte er: "Gefallen sie dir?"

"Allerdings.", erwiderte ich und zog den roten Stoff nun etwas mehr unter den anderen hervor, um ihn genauer zu betrachten. "Da sind einige gute dabei, aber wofür brauchst du so viel Stoff?"

Ich blickte zu Clay auf, welcher mit äußerst fokussiertem Blick den Stoff betrachtete, den ich hervorgezogen hatte, während er mir erklärte: "Nun ja, man kann doch nie genug haben, oder?" Er schenkte mir ein schiefes Grinsen gepaart mit einem kurzen Augenkontakt, bevor er sich wieder der Betrachtung des matt roten Stoffes widmete. "Warum hast du gerade den genommen?"

Meine Aufmerksamkeit wanderte nun ebenfalls von seinem Gesicht hinunter auf die Rolle, die in meinen Händen ruhte und den schroffen Stoff, der sanft von dem Licht der Kerzen umspielt wurde. "Mir gefällt das matte Rot und auch die Struktur ist irgendwie interessant. Er ist steif und schroff, aber scheint sich trotzdem noch leicht bearbeiten zu lassen"

Clay trat einen Schritt näher auf mich zu und ließ seine Hand auf der Rolle auf und abfahren, während ein verträumter und abwesender Ausdruck das Grün seiner Iriden umhüllte, bis er schließlich zu nicken begann und murmelte: "Wie wärs mit einem Hut daraus?" Seine in eine mir unbekannte Welt blickenden Augen fingen plötzlich an wie wild über den Stoff zu huschen.

"Ein Hut?", fragte ich überrascht und kurz zuckte Clay zusammen, als hätte ich ihn aus einem tiefen Schlaf gerissen, starrte mich für einen Augenblick an und wandte sich dann so plötzlich um, dass ich erst realisierte, wo er war, als er schon mit einem Stift und einem Zettel in der Hand vor sich hin murmelnd zu mir zurückkam. Mich ganz vergessend oder ignorierend setzte er sich auf den einzigen freien Platz auf der Couch und begann mit dem Blatt auf seinem Fuß etwas darauf zu kritzeln. "Matt Rot und Schokoladenbraun... wenn man dann-..." Er schien irgendetwas zu notieren. 

Ich verharrte genau in meiner Position und versuchte herauszufinden, was gerade passierte, während das Geräusch von Bleistift auf Papier vermischt mit dem leisen flüsternden Flackern der Kerzen das Einzige war, was Clays Gemurmel dabei half die Luft zu erfüllen. Der Geruch nach Wachs und Stoffen trat in meine Nase, als ich einen tiefen Atemzug nahm und meinen Blick einmal über Clays Gestalt fahren ließ. Die dunkelblonden zerzausten Locken, die in dem weichen Schein der Kerzen beinahe bronzen wirkten und ihm teilweise in das Gesicht standen. Sein attraktives Seitenprofil, das durch eine glatte Stirn, eine perfekte spitze Nase und schmale Lippen definiert wurde. Seine Arme und seine Hände mit Adern durchzogen, die wie durch magische Hand das Papier, das er auf seinen Oberschenkel gelegt hatte, bearbeiteten. Und als ich ihn so betrachtete, wie er versonnen in seiner Arbeit als Schneider aufging, fragte ich mich, ob Clay wohl gerade in einer Beziehung war. Ob er jemanden hatte, über dessen Körper er mit seinen langen Fingern streichen könnte. Ob er jemanden hatte, der seine Hände in die dunkelblonden Haare fahren ließ und sie noch mehr durcheinander bracht, als sie eh schon waren. Ob er jemanden hatte, der seine schmalen Lippen durch forsche Küsse zum Anschwellen bringen würde.

"Was sagst du dazu?", ertönte Clays Stimme nun wieder in dem stillen Raum und riss mich völlig aus meinen Überlegungen, katapultierte mich wieder in die Realität, in der ich in dem Arbeitsraum eines mir völlig unbekannten attraktiven Mannes saß, der eigentlich Maße von mir nehmen wollte, mir jedoch gerade ein Stück Papier mit der schrägen und ungenauen Skizze eines Hutes zeigte.

Kurz schüttelte ich meinen Kopf und trat einen Schritt näher auf den sitzenden und mich erwartungsvoll anblickenden Clay zu, um die Skizze genauer betrachten zu können. Wenn man es überhaupt Skizze nennen konnte, denn ich konnte nur ungenaue Schnörkel auf dem Kerzenschein beleuchteten Papier ausmachen und hektisch geschriebene Zeilen daneben, die den Hut wohl genauer beschrieben.

Ich nahm Clay den Zettel aus der Hand, während ich direkt vor ihm stehen blieb und seinen Blick auf mir spürend, versuchte ich die Skizze zu entziffern, konnte jedoch selbst bei genauerem Betrachten nicht wirklich etwas erkennen.

"Nun ja- Ich verstehe nicht wirklich etwas hiervon", gab ich Clay schließlich zur Antwort und blickte von dem Papier in meiner Hand hinunter in seine Augen, die fast vollständig von seinen durch die Dunkelheit geweiteten Pupillen ausgefüllt waren und plötzlich wurde mir bewusst, wie nah ich vor ihm stand, denn unsere Knie waren kurz davor sich zu berühren. In jeder anderen Situation wäre ich zurückgewichen, hätte mich entfernt, doch ich hatte mich verloren in den Tiefen seiner Augen, die etwas in mir zum Lodern brachten und ließ die laute gespannte Stille wieder zwischen uns treten. Es schien für einen kurzen Moment um uns herum zu flimmern und zu glühen und eine unerwartete Spannung schien plötzlich an meinem Körper zu ziehen beginnen, während erneut meine Gedanken von vorhin aufkamen. Wie würde es sich anfühlen durch Clays dichte Haare zu fahren? Wie würden seine Lippen schmecken? Wie würden sich meine Hände auf seiner Brust anfühlen? Seine Zunge an meinen Nacken?

Kurz stockte mir der Atem und mehr brauchte ich nicht, um meine Fassung wieder zu erlangen und mich rasch von Clay abzuwenden, dessen attraktiver Körper mich offensichtlich verrückt werden ließ. Ich ging, begleitet von dem gleichen mit Spannung gefüllten Schweigen einige Schritte auf die uns gegenüberliegenden Tische zu und versuchte mit tiefen Atemzügen mich wieder zu beruhigen.

Ich wusste, was diese Spannung in der Luft war, ich wusste, was meine Gedanken zu bedeuten hatten und ich wusste besser als jeder andere, dass mir das alles gefiel. Es war einfach festzustellen, doch umso schwerer für mich selbst zu realisieren. Ich war nicht hier, weil ich Clay wirklich Maße nehmen lassen wollte, ich war hier, weil ich seinen Körper wollte. Weil mich schon von dem ersten Moment, als meine Augen über sein Gesicht und seinen Oberkörper geschweift waren, eine Lust ergriffen hatte, die nun alles in mir versuchte zu befriedigen. Eine Lust, die mich immer wieder zwingen würde, hierher zu kommen in der Hoffnung sie eines Tages befriedigen zu können und dabei wusste ich noch nicht mal eine Sache über diesen Mann, der nun wahrscheinlich mehr als verwirrt auf der mit Stoffen übersehenen Couch hockte und meine Rückenansicht betrachtete.

Doch sollte ich mich schlecht fühlen? Sollte ich mich schlecht fühlen dafür, dass ich sexuelle Begierden hatte und dieser Mann sie in mir mehr als offensichtlich zu wecken schien?

Nein. Nein, definitiv nicht. Ich sollte mich an ihnen ergötzen. Diese Lust befriedigen, bis ihr Drang weniger wurde.

Ich strich mir einmal durch meine Haare und drehte mich dann, immer noch mit dem Zettel in der Hand zu Clay um, der meine Lust mit einem musternden Blick in die Höhe schnellen ließ, und hielt ihm den Zettel etwas entgegen, während ich eine Augenbraue hob und herausfordernd fragte: "Aber wir sind doch nicht hier, um über Hüte zu sprechen, oder Clay?"

The game is on!

Aber es riecht mir hier noch zu wenig nach Drama, findet ihr nicht? hmmmm *reibt sich genüsslich die Hände*

Bye, beautiful people :)

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