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3- To crawl or not to crawl

Yes, ich lebe noch!

"Sehen sie sich in der Lage dazu, Mr. Andrews?"

Er blickte mich durch die dichte seiner braunen Augenbrauen fragend an und ich hatte das Gefühl die ganze Welt konzentrierte sich plötzlich auf mich. Als wäre ich der einzige Punkt, den es zu betrachten Wert wäre und als gäbe es keinen Ort, an dem seine atemberaubenden Iriden anders hätten hinblicken können. Als wären sie bestimmt dazu in die meinigen grünen zu blicken mit diesem herausfordernden Funken darin, der sämtliche Schalter in meinem Kopf gleichzeitig umzulegen schien. Der Geruch nach Zigarettenrauch, der von ihm ausging, stieg mir wieder verstärkt in die Nase, während ich versuchte meinen Gedanken von seinen einzigartigen Augen zu seiner Frage zu bringen, doch wenn ich ehrlich war, ich hatte keine Antwort. Ich wusste nicht, ob meine Fähigkeiten dazu reichen würden, dieses Meisterwerk an Schneiderkunst zu übertreffen, denn schlussendlich hatte ich noch nie probiert etwas an den äußersten Rand der Perfektion zu kreieren. Logisch hatte ich immer mein Bestes gegeben, doch letzten Endes war das Beste geben immer noch nicht das gleiche, wie nach Perfektion zu streben, was ich in diesem Falle zu versuchen gezwungen wäre.

Ich räusperte mich und fuhr mir einmal schnell durch meine blonden verstrubbelten Haare, immer noch den Blick George Davidsons auf mir spürend, bevor ich ansetzte: "Ich bräuchte einen ähnlichen Stoff, zusätzliche Materialien und-"

"Das könnte ich Ihnen alles zukommen lassen", unterbrach mich Mr. Davidson und hob fragend eine Augenbraue, während ich meinen Blick unruhig in meinem Laden hinter ihm umherschweifen ließ, genau wissend, dass ich es wahrscheinlich nicht zugeben könnte, dass ich zu schlecht war, um auch nur ein ähnlich annährend angegossenes Jackett zu schneidern, geschweige denn den nun hoch angesetzten Erwartungen von Mr. Davidson zu entsprechen. Ich wusste, dass ich selbst mit den besten Materialien diesem himmelblauen Kleidungsstück nicht das Wasser reichen konnte und mehr als alles andere war mir bewusst, dass so ein Kunde wie Mr. Davidson nicht in meinen kleinen teils verstaubten mit Kleidungsstücken überwucherten Laden passte, doch letzten Endes war doch noch mein Ehrgeiz und mein angeborener Stolz meine größten Feinde und auch hätte ich ein Nachgeben und Zugeben von meiner Schwäche, diese genannte Leistung zu erbringen, unter dem herausfordernden Blick aus Honig und schokoladenfarbenen Augen noch weniger vertragen.

"Ich bräuchte ihre Maße.", begann ich erneut, versuchte doch Mr. Davidson das Angebot unschmackhaft zu machen, doch dieser schien genauso taub gegenüber meinen Andeutungen zu sein, wie ich gegenüber der Stimme in meinem Kopf, die mich anschrie, ich solle einfach nein sagen und wieder zurück zu meinen Entwürfen im Keller gehen.

"Das sollte ein leichtes sein. Ich schicke einfach einen Assistenten zu Ihnen, der sie Ihnen nennt."

Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meinen Lippen und ich konnte es nicht daran hindern, während ich mich mit der Hüfte an das Regal hinter mir lehnte, wobei meine Hände seitlich etwas versetzt hinter mir ebenfalls ihren Platz auf dem Regal fanden und ich mich darauf abstützte. "Ich nehme keine fremden Maße, Mr. Davidson"

Nun schoss auch Mr. Davidsons zweite Augenbraue nach oben und er begann mit seinen Fingern abwesend auf den hölzernen Tresen zu trommeln, sein Blick zur Seite zu einem Fenster hinaus auf den strömenden Regen gerichtet, der gebrochenes Sonnenlicht trotz all der grauen Wolken am Himmel sanft auf seine perlenweiße Haut fallen ließ. Nichts an seinem Gesicht schien von dem kalten und unvorteilhaften Licht entstellt zu werden und ungehindert huschte mein Blick über sein ausgeprägtes Kiefer zu der Sehne, die durch das Drehen seines Kopfes an seinem eleganten Hals hervortrat und schlussendlich unter dem Kragen des Hemdes verschwand. Erneut überkam mich das Gefühl dieses Gesicht von irgendwoher zu kennen, irgendwo diese wie perfekt aus Stein gemeißelten Gesichtszüge schon einmal gesehen zu haben und auch der Name George Davidson schien etwas entfernt in meinem Kopf klingeln zu lassen, doch jedes Mal, wenn ich dachte ich könnte es greifen, könnte mir diesem unterschwelligen Wissen wieder bewusstwerden, entwich es mir und verschwand hinter einer Nebelmauer, die ich nicht mehr durchblicken konnte.

Der Schwarzhaarige wandte seine Aufmerksamkeit wieder mir zu und ließ schließlich auch seine Stimme ertönen: "Sie wollen die Maße persönlich nehmen?"

"Ja, unbedingt. Schließlich verlangen Sie von mir das Übertreffen einer perfekten Arbeit"

"Das Jackett ist ja nicht perfekt, wie Sie mir so schön erläutert haben"

"Und das könnte an falschen abgemessenen Maßen liegen", widersprach ich ihm und musste bei dem genervten Augenverdrehen, das ich von meinem Gegenüber bekam, wieder ein Lächeln unterdrücken.

Wenn mcih nicht alles täuschte, dann war ich auf dem Besten weg Mr. Davidson sein Angebot unschmackhaft zu machen, indem ich einfach viel zu komplizierte und eingebildete Anforderungen stellte, denn obwohl es stimmte, dass ich lieber meine eigenen Maße nahm, so hätte ich natürlich auch die nehmen können, die er geplant hatte mir zu schicken. Doch war es nicht besser auf eigene Maße zu bestehen? War es nicht besser Mr. Davidson noch einmal zu einem Besuch zu zwingen, damit es ihm möglichst zu hart und unnötig vorkam und er letzten Endes von selbst sagen würde, dass er es nicht benötigte, wenn ich sein Jackett besser machen würde? War es nicht der perfekte Ausgang für mich und meinen Stolz, wenn Mr. Davidson derjenige war, der sich zurückzog und nachgab, anstatt dass ich zugeben müsste, dass ich ein besseres Jackett nicht kreieren könnte?

Doch leider entscheidet sich das Leben nicht immer für das, was für mich am besten gewesen wäre und als Mr. Davidson sich von dem Tresen etwas abstieß, sein himmelblaues Jackett über seine Schultern warf und antwortete "Dann schreiben sie mir ihre Nummer auf und ich rufe sie an, wenn ich Zeit habe", rief er mir dies wieder schmerzhaft in Erinnerung.

Ich konnte dagegen nichts erwidern, konnte mir nicht schnell genug einen Grund überlegen, wieso dies nicht gehen würde, weshalb ich einfach ein Seufzen zurückhaltend die Schublade zu meiner Rechten hervorzog, während mich der Gedanke einfach eine falsche Nummer aufzuschreiben überkam und schon ein Stück Papier und einen Stift hervorholen wollte, als Mr. Davidson mit einer Handbewegung seine Aufmerksamkeit auf sich zog.

"Lassen Sie lieber. Ich habe ja Ihre Telefonnummer auf dem Anmeldeformular. Das hatte ich ganz vergessen, er schenkte mir ein knappes Lächeln und ich hätte schwören können zufriedenen Schelm in seinen Augen aufblitzen sehen zu können, während mein eigener Körper völlig einzufrieren schien. "Es sei denn, Sie denken, Sie haben nicht das Zeug dazu, fügte er noch süffisant hinzu, bevor er seine beiden Hände wieder in seinen Hosentaschen verschwinden ließ.

Betrachtete er dies gerade als ein Spiel? Denn wieso sonst sollte er mir so eine offensichtlich dazu bestimmte mir meinen Stolz nehmende Antwort geben? Wieso sonst sollte er noch einmal Andeutungen machen, dass ich die von ihm gestellte Aufgabe nicht erfüllen könnte? Und wieso verdammt noch einmal funktionierte es so perfekt?

"Ich habe nie irgendein Formular ausgefüllt", antwortete ich mehr als verwirrt und unsicher, meine Stimme für einen kurzen Moment nur begleitet von dem gegen die Fenster prasselnden Regens das Einzige, das den kleinen mit holz verkleideten Laden erfüllte.

"Aber natürlich, ich bin ja schließlich nur wegen Ihrer Bewerbung hier", widersprach Mr. Davidson und auch in seiner Stimme meinte ich Verwirrung vernehmen zu können, die sie in einem ähnlichen Maße in meinem Inneren befand. Ich hatte niemals eine Bewerbung geschweige denn irgendein Formular ausgefüllte, wie konnte Mr. Davidson dann davon reden? Und für was hätte ich mich den bitte bewerben sollen?

"Bewerbung wofür?", fragte ich schließlich nach, doch bevor mir Mr. Davidson eine Antwort schenken konnte, stürmte meine Mutter mit Mr. Davidsons Mantel und Handschuhen in den Laden und lief beinahe auf uns zu. Ihre Stimme wirkte hektisch und atemlos, als sie schon auf dem Weg zu uns rief: "Es tut mir schrecklich leid, Mr. Davidson, aber ich muss sie nun leider vor unsere Tür setzten. Ein Enkelchen von mir ist gerade geboren worden und ich muss ihnen Clay entreißen, damit er mich ins Krankenhaus bringt."

Nun eindeutig überfordert mit Verwirrung schnellte mein Kopf zu meiner Mutter, die nun eilig George Davison in seinem dunkeln schweren Mantel half und ihm die Handschuhe mit einem gezwungenen Lächeln in die Hand drückte, wobei sie ihn schon wie zufällig auf die Ladentür zugeschoben hatte.

"Aber-", wollte ich mich gerade bei meiner Mutter beschweren und etwas von ihrer komischen Verhaltensweise erklärt bekommen, doch mit einem barschen "Keine Zeit, Clay" gefolgt von einem vernichtenden Blick ließ sie mich sofort verstummen.

George Davidson hatte in der ganzen entstandenen Hektik ebenfalls keine Zeit gehabt irgendwie zu Wort zu kommen und auch jetzt, als er mit zusammengezogenen Augenbrauen und fragendem Blick von meiner Mutter, die ihn fortan mit Worten überschüttete, zur Tür geleitet wurde, erklang seine Stimme nicht einmal. Mein Gesichtsausdruck musste wohl dem Mr. Davidsons gleichen, als ich nun hinter dem Tresen hervorkam und den beiden zur Tür folgte, aus der Mr. Davidson schon halb von meiner Mutter hinausgeschoben wurde, doch er schien sich noch beständig gegen ihr Drängen zu wehren, bis ich hinter meiner mehr als aufgeregten Mutter zum Stehen kam und sein Blick auf mich fiel.

Ein überfordertes Grinsen trat auf seine Lippen und mit dem Heben seiner nun wieder behandschuhten rechten Hand verabschiedete er sich mit den Worten: IIch werde Sie kontaktieren, Mr. Andrews und ich wünsche Ihnen- und Ihnen Mrs. Andrews vor allem ein wunderschönes Enkelchen

Dann wandte er sich um und schneller als dass ich auch nur zwei Sekunden seinen Hinterkopf mit den dichten schwarzen Haaren und den im Mantel steckenden Rücken beim Weggehen von unserem Laden und in den schwarzen Chevrolet steigen sehen konnte, hatte meine Mutter auch schon die Tür hinter ihm zugeschlagen und lehnte sich nun mit dem Rücken und geschlossenen Augen dagegen. Verwundert betrachtete ich sie und wollte schon ansetzten und fragen, was ihr komisches Verhalten und vor allem ihre Blanke Lüge, dass sie ein Enkelchen bekommen würde, zu bedeuten hatte, doch sie murmelte nur: "Ach, was für ein Gentleman, nicht wahr, Clay?"

"Mum, was spielst du hier?", fragte ich und blickte in ihr mit Falten durchzogene Gesicht, in das keine einzelne Strähne ihres grauen Haares fiel, da sie alle fein säuberlich wie jeden Morgen zu einem strengen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. "Entweder du erzählst Lügen, oder ich habe nicht mitbekommen, dass Drista schwanger ist"

"Clay, Schatz. Muss das jetzt sein?"

"Ja.", ein genervtes Schnauben rollte über meine Lippen, "Du hast dich gerade äußerst komisch gegenüber dem wahrscheinlich reichsten Kunden verhalten, der jemals meinen Laden betreten hat"

"Ich musste, denn sonst hättest du alles ruiniert", widersprach sie mir und strich einmal über ihr dunkles Kleid, als müsste sie unsichtbare Falten darauf glätten.

"Du hast schon wieder gelauscht, oder? Du bist schon wieder hinter der Tür gestanden und hast unser Gespräch belauscht. Wie oft muss ich dir sagen, dass ich das nicht will-"

"Wie hätte ich den widerstehen können, wenn ER hier ist und du nicht einmal weißt wieso", unterbrach sie mich und schritt mit ihren langen Schritten bestimmt an mir vorbei in die Mitte des Ladens zurück, während ein Donner von draußen die letzten ihrer Worte begleitete, die ich selbst ohne hintergründige Geräuschkulisse nicht verstanden hätte.

"Warte, warte. Stopp", beschwerte ich mich, während mein Kopf sich vor Verwirrung zu drehen begann, "Was weiß ich nicht und wer zum Teufel ist ER?"

Ich folgte der dünnen hochgewachsenen Gestalt meiner Mutter, die in ihrer üblichen Art und Weise, wenn ich sie mit etwas konfrontierte, das sie als unangenehm empfand, vor mir wegzulaufen begann und dies damit tarnte, dass sie etwas zu tun hatte. So schnappte sie sich auch jetzt einen Stapel an Kleidungsstücken von einem der vollgestopften Regale und ging damit zu dem Tresen, um dort alle noch einmal besser und genauer zu falten, nur damit ihre Hände beschäftigt waren und sie mir nicht in die Augen blicken musste. Doch so einfach würde ich es ihr nicht machen, denn ich brauchte definitiv eine Erklärung für ihr Verhalten.

"Mum, sag es mir! Was weiß ich nicht?", bohrte ich weiter nach und stellte mich ihr direkt gegenüber vor den Tresen, während ihre Hände schon fleißig mit ihrer neu gefundenen Arbeit begannen. "Warum lügst du einen Kunden an? Das sieht dir doch gar nicht ähnlich"

"Clay. Versprich mir, dass du nicht ausflippst", erwiderte sie und ließ ihre Hände plötzlich erschöpft mitten im Falten einer Bluse auf den dunkelfarbigen Tresen sinken, während erneut ein Donner die winterliche Stille der Gassen Londons zerriss.

"Ich werde mein Bestes geben"

"Nun ja. Du kannst dich doch noch sicher daran erinnern, wie ich eine Anzeige in einem der Magazine gesehen habe für einen Schneider Job und dich gefragt habe, ob du ihn nehmen würdest?"

Ich musste kurz überlegen und ließ die Worte meiner Mutter für einen kurzen Moment zaghaft in der staubigen nach Holz und Stoffen riechenden Luft hängen, bevor meine Erinnerung über mich kam und ich zu nicken begann. "Ja, das war irgend so eine Anzeige, die von so etlichen Berichten und vollgeschriebenen Seiten begleitet wurde, weil das irgendwer bekannter war. Ein Model, wenn ich mich recht erinnere."

Der Blick meiner Mutter änderte sich von einem gezwungen und schuldigen, zu einem mitleidigen und warmen und verwirrt betrachtete ich das sanfte Lächeln, das sich um ihre Lippen spielte. "Weißt du, manchmal wünschte ich echt du würdest deinem Vater nicht so ähneln"

"Wie-?", ich brach ab, war ich es doch nicht gewöhnt, dass meine Mutter von meinem Vater, der im Krieg gestorben war, erzählte, denn meistens schwebte die Gewissheit, dass er einmal existiert hatte weit und unerreichbar über unseren Köpfen und weder ich noch meine Schwester hatten uns jemals getraut meine Mutter direkt auf ihn anzusprechen.

"Ich wünschte du würdest dich etwas mehr für die Welt um dich interessieren und nicht nur für die Schneiderei, wie dein Vater. Aber schlussendlich hat er dir auch alles gelernt, nicht wahr?"

Die Melancholie in ihrer Stimme ließ sogar den Regen, der sonst mit wütendem Trommeln gegen die Scheiben der Fenster geprasselt hatte, langsamer und sanfter werden und in dem kleinen Laden mit seiner hohen Decke und den vollgestopften Regalen breitete sich eine Bedrücktheit aus.

"Ich habe nicht alles von ihm gelernt.", widersprach ich, dem Verlangen meiner Mutter etwas Trost zu spenden, nachgebend. "Du hast mir auch viel beigebracht"

"Tja, doch letzten Endes schlägst du doch eher ihm nach.", Sie ließ die Bluse los und legte sachte eine Hand auf meine Wange. "Und ich möchte nicht, dass du daran etwas änderst, Clay." Sie pausierte kurz und ihre blau-grauen Augen überschwemmten beinahe mit Liebe und Zuneigung während ihr weicher Daumen sachte über meine Wange glitt. "Du bist du und auch wenn ich sage, ich wünschte mir du würdest weniger in deinen eigenen Welten verschwinden, so will ich doch nicht, dass du auch nur einen Zentimeter an dir veränderst. Für mich nicht und für niemanden anderen."

Die Wärme ihrer Hand übertrug sich spielend leicht auf meine Wange und mit nur dieser einen Berührung fühlte ich mich wieder wie ein Kind. Als wäre ich gerade vom Spielen im Schnee mit meiner Schwester ins Haus gestürmt, Wangen rot und Nase triefend, während ich den ganzen Schnee in unserem Wohnzimmer und in der Küche verteilt hätte und laut verkündet hätte, dass ich weiter gesprungen war als Drista. Als würde meine Mutter mich mit einem sanften Lächeln und einer heißen Schokolade begrüßen und mit warmen Augen dabei zuhören, wie ich begeistert erzählte, was wir alles getan hatten. Ein Ausflug in eine längst vergessene und in grauen regenverhangenen Tagen untergegangene Zeit, deren Besonderheit ich damals nie zur Gänze hätte greifen können.

Ich hob meine Hand und legte sie auf die dünne meiner Mutter an meiner Wange, bevor ich flüsterte: "Ich liebe dich, Mum"

"Ich dich auch, Clay. Ich dich auch."

Kurz verfielen wir wieder in ein Schweigen, den kostbaren Moment der sonst so seltenen Zweisamkeit zwischen uns ausnutzend, bevor meine Mutter hinzufügte: "Doch ich wünschte mir echt, du wärst nicht so ein Idiot"

"Hey!", lachte ich gespielt beleidigt und schon hatte sich die Ruhe und die Ehrlichkeit um uns verzogen wie ein lockerer Nebelschwaden, war von den etlichen Tropfen an den durchsichtigen Scheiben weggeschwemmt worden und ließ wieder eine zwar immer noch vertraute doch wieder etwas auf Distanz gebrachte Stimmung zurück.

"Hast du überhaupt bemerkt, wer das heute war?", fragte sie, während ihre beiden Hände die Arbeit des Zusammenfaltens wieder aufnahmen.

"Natürlich. Der reichste Kunde, den ich wahrscheinlich jemals haben werde und der wegen dir wahrscheinlich nicht mehr wiederkommt", gab ich zurück und drehte mich um, meinen Blick einmal über die stehenden Kleiderpuppen und die Stapel an Klamotten in den Regalen schweifen lassend und lehnte mich mit dem Rücken an den Tresen.

"Ach Clay. Du und deine eigene Welt", wisperte meine Mutter mit einem Grinsen in der Stimme und fuhr dann wieder mit strengerem Ton fort: "Das war George Davidson. Mich wundert, dass bei seinem Namen nicht ein Licht bei dir aufgegangen ist"

Meine gesamte Aufmerksamkeit damit beschaffend, wirbelte ich um meine eigene Achse, sodass ich wieder meine Mutter ansah und erwiderte: "Dachte ich mir doch, dass ich ihn irgendwoher kenne"

"Tja. Kennen ist gut. George Davidson ist wohl das bekannteste Model in ganz London, oder besser gesagt eines der bekanntesten in der ganzen Welt. Du kennst ihn von etlichen Magazinen und Fotos, die überall zu sehen sind. Er stammt aus einer sehr reichen und bekannten Familie, die durch den eigentlichen Verkauf von hochwertigen Stoffen berühmt geworden ist. Jedoch produzieren die schon lange keine Stoffe mehr, denn-", meine Mutter redete und redete, schien wieder in einen Wortfluss zu gelangen, bei dem jeder Satz sofort an den nächsten gehangen wurde ohne dass dabei eine Pause von ihr eingelegt werden musste, während mich abwechselnd heiße und kalte Schauer über den Rücken liefen, als ich begriff, was das zu bedeuten hatte.

George Davidson. Natürlich. Wie hatte ich nur so dumm sein können und das nicht erkennen können? Wieso hatte ich sein attraktives Gesicht nicht sofort mit dem Mann auf den Magazinen in Verbindung gesetzt? Scham stieg plötzlich in mir auf, als ich mich erinnerte, wie teilweise respektlos und überheblich ich mich ihm gegenüber verhalten hatte, ohne dabei auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wieso er mir so bekannt vorgekommen war. Ohne auch nur einen Augenblick nachzudenken und mir BEWUSST zu werden, dass gerade eine Berühmtheit in meinem Laden stand. Ich hätte mich so anders verhalten müssen. Ich hätte viel mehr auf meine Etikette und vor allem auf mein Aussehen achten müssen. Oh Gott, mein Aussehen. Noch mehr Scham schien sich in mir zu sammeln, als mir wieder bewusstwurde, wie ich vor George Davidson getreten war. Verstrubbelte Haare, mit Fäden und Stofffusseln übersätes schwarzes Hemd und eine einfache braune Hose.

"Warum hast du mich nicht früher gewarnt?", unterbrach ich schließlich den immer noch andauernden Redefluss meiner Mutter und versuchte nun ebenfalls meine Nerven mit dem zusammenfalten von Blusen zu beruhigen.

"Nun ja. Es hat sich angehört, als hättet ihr euch gut verstanden und- da wollte ich einfach nicht dazwischenfunken, bis du es natürlich wieder einmal zu weit getrieben hast"

Sie schnappte sich demonstrativ und mit einem tadelnden Blick die Bluse, die ich gerade gefalten hatte und legte sie noch einmal ordentlicher und mit weniger Falten zusammen, bevor sie sie auf den Stapel zu den anderen rechts von ihr legte.

"Was soll das jetzt wieder heißen?", fragte ich erstaunt.

"Das mit den eigenen Maßen nehmen? Wirklich, Clay? Du hättest auch einfach sagen können, dass du dir das noch einmal überlegen musst und ob du ihn kontaktieren könntest. Irgendetwas, außer dass er noch einmal gezwungen wird herzukommen. Das hätte ihn fast auf der Stelle gehen lassen. Du hast Glück, dass er aus irgendeinem Grund geblieben ist und auch noch weiterhin so respektvoll war, denn du warst nicht gerade ein Engel."

Ich verdrehte nur als Antwort meine Augen, genau wissend, dass das Bitten um mehr Überlegzeit ein Nachgeben in dem Spiel gewesen wäre, das ich und George Davidson in diesem Moment gespielt hatten und das ich wenn ich ehrlich war auch nicht hätte beschreiben noch für mich selbst definieren können. Es war einfach, wie ein kurzzeitiger Rausch gewesen, indem jeder von uns dem anderen beweisen wollte, dass er falsch lag und dass er nachgeben musste.

"Warum hast du uns eigentlich unterbrochen, wenn es so gut gegangen ist?", hackte ich noch einmal weiter nach, während meine Mutter wieder die Bluse nahm, die ich vor wenigen Sekunden gefaltet hatte.

"Meine Güte, Clay. Mach etwas anderes, aber hör auf diese Blusen mit Falten zu übersehen"

Sofort hob ich abwehrend meine Hände in die Luft und ging einige Schritte von dem Tresen weg, bevor ich mich mit nach einer Aufgabe suchenden Blick in dem Laden umblickte, meine Mutter wieder still und ruhig an ihren Blusen arbeitend.

"Weißt du, was Mr. Davidson mit Bewerbung gemeint hatte?"

"Ach ja, das wollte ich dir ja eigentlich vorhersagen.", erinnerte sich meine Mutter und ich sah dabei zu wie ihre dünnen knochigen Hände kurz in ihrer Arbeit stoppten, als müsste sie all ihre Aufmerksamkeit dafür aufwenden zu überlegen, was sie als nächstes sagte. "Ich habe eine Bewerbung in deinem Namen an George Davidson geschrieben, die dich für den Job seines persönlichen Schneiders bewirbt. Ich hätte nie gedacht, dass er wirklich jemals hier auftaucht."

Erneut schickten die Worte meiner Mutter kalte und warme Schauer über meinen Rücken, während ich kurz meinte in Ohnmacht zu fallen, denn für einen Moment meinte ich mein ganzes Leben an mir vorbeiziehen zu sehen. Ich hatte doch niemals genug Erfahrung, weder das Talent noch das Selbstvertrauen, um so einen Job bewältigen zu können, geschweige denn wollte ich meine kleine feine Welt, die nur aus meinem Kleiderladen und den wenigen auserwählten Stammkunden bestand, nicht durch George Davidson zu einer großen internationalen Bühne umbauen müssen.

"Ich? Ich, persönlicher Schneider eines weltbekannten Models? Oh nein..."

Sorry, dass so lang nichts mehr kam. Aber in den nächsten Tagen habe ich etwas mehr Zeit! (Ach ja, ihr könnte btw jetzt Ideen-Vorschläge in die Kommis schreiben, falls ihr random welche habt)

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