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Als ich nach drei Stunden wieder ins Zimmer komme, ist niemand mehr da, was mir eigentlich klar ist.
Die Verwaltung meinte, dass sich jemand am Montag bei mir melden würde und ich solange einfach weiter auf dem Bett schlafen sollte, was jedoch nicht so einfach ist, da genau die Latten am Rost kaputt sind, wo man mit dem Hintern und der Lendenwirbelsäule liegt. Trotzdem wollte die Frau heute niemanden mehr schicken, weshalb ich wohl öder übel dazu gezwungen bin, die Matratze auf den Boden zu legen um dort bis Montag schlafen zu können.
Das mache ich aber erst später, da das Zimmer sonst zu klein ist, um sich hier drinnen normal bewegen zu können. Mit meinem Laptop setze ich mich an mein Fußende, da das der einzige Platz auf meinem Bett ist, ohne einzustürzen.
„Bis morgen.", höre ich Louis' Stimme aus dem Flur und stoppe den Film, bevor er ins Zimmer kommt. „Heyy." Louis will sich auf mein Bett setzen, doch ich stoppe ihn noch rechtzeitig, bevor er noch mehr kaputt machen kann.
„Was sitzt du denn dann noch auf deinem Bett rum? Meins beißt nicht.", lacht Louis und zieht mich an der Hand von meinem Bett.
„Halt mal.", sage ich schnell, bevor ich Louis meinen Laptop in die Hand drücke und mich mit ausgestreckten Beinen auf den Holzboden setze. „Was wird das, Harold?", lacht er und legt den Laptop auf sein Bett, bevor er wieder zu mir kommt und sich neben mich kniet.
„Meine Beine sind eingeschlafen.", jaule ich und lege den Kopf in den Nacken, da ich dieses Kribbeln in den Beinen überhaupt nicht leiden kann. „Och Harold." Louis legt eine Hand auf meinen Oberschenkel und streicht sanft über diesen, was mich definitiv das Kribbeln in meinen Füßen und Unterschenkeln vergessen lässt.
„Geht's?", fragt Louis nach einigen Minuten und löst die Hand von meinem Oberschenkel. „Ein bisschen kribbelt es noch, aber es geht.", antworte ich und lasse mir von Louis auf die Beine helfen.
„Wollen wir noch einen Film gucken?", fragt Louis und zieht mich auf sein Bett. Ich nicke lächelnd und nehme Louis meinen Laptop ab, den er mir in die Hand drückt. „Hast du schon eine Idee?" Louis schüttelt den Kopf und zieht mich näher an sich, was mich kichern lässt.
Als wir noch Kinder waren, haben wir auch immer so dicht aneinander gesessen, während wir uns unsere Lieblingsfilme angeschaut haben. „Ich bin froh, dass ich dich wieder habe.", murmelt Louis und legt seinen Kopf auf meinen, den ich eben auf seine Schulter gelegt habe.
„Ich auch. Ich habe dich vermisst, Lou.", entgegne ich und stelle den Laptop auf Louis' Beine, damit ich mich etwas mehr auf die Seite legen kann. „Wollen wir die Serie gucken, die du letztens geschaut hast?", schlägt Louis vor, doch ich schüttele leicht den Kopf. „Bin durch mit der. Die hatte nur sechs Folgen.", lächele ich und gehe auf die mir vorgeschlagenen Filme. „Iron man?"
„Captain America?", entgegne ich und grinse zu Louis. Ich gucke zwar generell nicht gerne Marvel-Filme, aber Iron man mag ich dann doch am wenigsten. „Okay." Louis gibt den Film in der Suchleiste ein und lehnt sich wieder zurück, als der Film startet.
*
„Nein, jetzt lass uns gehen.", sagt jemand, doch ich denke mir dabei nicht wirklich viel. „Ich finde es hier spannender als am See.", entgegnet jemand anderes und kichert danach. „Man Niall, lass die beiden doch einfach weiter schlafen." Ich brumme zustimmend, da mir diese Idee mehr als nur gut gefällt und kuschele mich mehr in mein Kissen, welches unerwartet hart ist.
„Aber guck dir die beiden doch mal an. Wenn sie keine besten Freunde wären, wären sie das perfekte Paar. Und Harry ist schwul. Vielleicht ist er ja sogar in Louis verliebt.", kommt es anscheinend von Niall.
„Aber Louis ist nicht schwul, also lass uns gehen. Wenn die beiden wach sind, können sie ja zu uns ins Zimmer kommen.", schlägt dann anscheinend Zayn vor. „Ich bin mir da nicht mehr so sicher."
Heilige Scheiße, Louis' Stimme am Morgen ist ja- oh Gott. „Was?", kommt es von beiden gleichzeitig und ich glaube, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, zu sagen, dass ich wach bin.
„Schläft Harry noch?" Ich merke, wie meine Haare aus dem Gesicht gestrichen werden. „Er hat die Augen zu.", antwortet Zayn und Louis brummt.
Jetzt erst merke ich, dass mein Kopf auf seiner Brust liegt und ich einen Arm um seinen Bauch geschlungen habe. „Ich habe ihn wirklich vermisst und bin schon seit längerem unsicher, was meine Sexualität angeht. Seitdem wir uns geküsst haben, bin ich am zweifeln.", erklärt Louis und und streicht über meine Hüfte unter dem Shirt, was mir eine Gänsehaut verschafft.
„Ihr habt euch geküsst, wann?", fragt Niall viel zu laut und ich ziehe nur die Decke hoch, da mir die Unterhaltung so langsam zu laut wird. Auch, wenn das Gespräch in eine spannende Richtung geht, ist mir die Lautstärke etwas zu laut. „In der achten Klasse. Harry ist nach der Schule mit zu mir gekommen und er hat mir irgendwas von einem Film erzählt, den er am Vortag mit seiner Schwester geschaut hat, wo sich zwei Männer geküsst haben und hat mich gefragt, ob wir uns auch küssen könnten. Er war mein bester Freund und natürlich habe ich Ja gesagt. Aber der Kuss war anders, als der, den ich mit meiner Ex-Freundin hatte. Für einen Siebtklässler konnte Harry mehr als nur gut küssen. Bis jetzt hatte ich mit ihm meinen besten Kuss.", antwortet Louis schließlich und ich verkneife mir ein Lächeln.
Eigentlich hat genau dieser Kuss dazu geführt, dass ich mir klar darüber wurde, dass ich schwul bin. Und dass meine Gefühle für Louis nicht mehr freundschaftlich waren.
„Krass.", kommentiert Niall und ich zucke zusammen, als sich jemand von den beiden halb auf meinen Fuß setzt. „Zayn!", ruft Louis aus und zieht mich mit einer Leichtigkeit höher, dass mein Kopf jetzt in seiner Halsbeuge liegt. „Als ob Harry so lange Beine hat.", stellt Zayn fest. „An Harry ist alles überdimensional lang.", kommentiert Niall und ich drehe mich etwas mehr mit meinem Oberschenkel zu dem von Louis und berühre mit meinem Fuß aus Versehen den nackten Unterschenkel von Louis, der ziemlich stark zusammenzuckt.
„Aber wenn du dir unsicher bist, was deine Gefühle angeht oder du generell wissen möchtest, ob du auf Jungs stehst, frag Harry dieses Mal doch einfach, ob du ihn küssen kannst. Immerhin weißt du, dass Harry schwul ist und vielleicht würde er es ja sogar machen. Oder du fragst Liam, der würde dich doch auch küssen." Ruckartig setzt Louis sich auf, sodass ich von ihm rutsche und mit einem gequälten „uff" auf die Matratze falle.
„Oh Gott, tut mir Leid.", kommt es direkt von Louis, der sich halb auf mich legt, als er mich umarmt. „Schon gut.", murmele ich und umarme seinen Nacken, dass er sich nicht von mir lösen kann. Da Louis anscheinend auch noch nicht wirklich wach ist und ich das Gespräch von eben fast schon vergessen habe, kann ich nur lächeln, als er sich mit dem Oberkörper auf meinen legt.
„Wir müssen zum Unterricht.", fällt mir irgendwann ein und ich öffne meine Augen langsam. Louis hat seinen Kopf in meiner Halsbeuge vergraben und liegt breitbeinig auf mir, aber von Zayn und Niall fehlt jede Spur.
Vielleicht habe ich das alles auch nur geträumt und habe tatsächlich die ganze Nacht über mit Louis auf mir geschlafen. „Es ist Samstag.", murmelt er und zieht die Decke über sich, bevor ich meine Arme neben mich fallen fasse und Louis sich neben mich rollt, bevor er mich an seine Seite zieht und die Decke über meinen Körper legt.
Mein Puls verschnellert sich wieder und ich versuche ruhig zu bleiben und das hier gerade zwischen uns beiden zu genießen. „Lass uns noch ein bisschen schlafen, ja? Das Bett ist ziemlich gemütlich. Gemütlicher als sonst.", flüstert Louis und streicht mir durch die wirren Haare, bevor er seine Hand auf seinen Oberbauch legt und wir ziemlich schnell wieder einschlafen.
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