27
Wieder in unserem Zimmer angekommen, nervt Louis mich schon seit einer geschlagenen halben Stunde damit, dass er die Seiten lesen will, die ich über ihn geschrieben habe.
„Na gut, aber lies leise. Mir ist es unangenehm, wenn man meine Texte laut vorliest.", gebe ich mich geschlagen und krame in meinen Unterlagen nach den sieben Seiten. Mit zitternden Händen überreiche ich ihm diese und will mich so lange auf mein Bett setzen, doch Louis zieht mich auf sein Bett. Kurz überlege ich und lege meinen Kopf dann auf seinen Schoß, dass ich seine Gesichtszüge während des Lesens beobachten kann. Eigentlich schaue ich nur auf die Rückseite der Blätter und genieße die Nähe zu Louis.
„Bevor du anfängst zu lesen, kann ich die Decke haben? Mir ist immer noch kalt.", grinse ich und steige wieder aus dem Bett, weil wir beide auf dieser liegen. Nachdem ich die Decke unter Louis weggezogen habe, da er nicht wirklich Platz gemacht hat, lege ich mich wieder so hin, wie eben und lächele ihn an. „Ich liebe dich.", flüstere ich, als ich meine Hand nach seinem Gesicht ausstrecke. „Ich liebe dich auch, tut mir leid.", entgegnet er und schafft es, sich zu mir runterzubeugen. „Wenn ich dich immer küssen darf, wo ich will, verzeihe ich es dir.", lächele ich und sehe, wie er die Augen verdreht. „Okay.", flüstert er und legt seine Lippen auf meine.
„Darf ich lesen?", fragt er grinsend, nachdem wir uns voneinander gelöst haben. Ich nicke nur und schließe die Augen, als er anfängt, meine Kopfhaut zu kraulen.
The person who changed my life
Man sagt immer, dass man merkt, wenn man die Person gefunden hat, die dein Leben komplett verändern wird. Nun, ich habe sie gefunden. Anfangs wusste ich nicht, dass es wirklich diese Person sein sollte. Ich meine ich war gerade mal drei Jahre alt. Hatte keine Windeln mehr an, musste Bescheid geben, wenn ich auf die Toilette musste. Ich konnte mich nicht mehr beschweren wenn es zu spät war, sondern musste lernen, abschätzen zu können, wann meine Blase sich meldet, dass mich meine Eltern oder meine Kindergärtnerin auf die Toilette bringen konnten. Mir war es damals mehr als peinlich, jemanden anzusprechen der nicht mehr Mom oder Dad waren. Schon immer war ich ein kleiner schüchterner Junge. Meine Schwester ist bis heute das reinste Gegenteil. Sie war schon immer die beliebte. Das Mädchen, mit dem jeder befreundet sein wollte. Nur er nicht.
Er, die Person, die mein Leben schlagartig verändert hat. Er hat mich davor gerettet, mal wieder in die Hose zu pinkeln. Dafür war ich in meinem Kindergarten bekannt. Der kleine, süße Junge, der sich regelmäßig in die Hose gepinkelt hat. Aber nur, weil er zu schüchtern war, jemandem Bescheid zu geben. Er hat mich auf die Toilette geschliffen und mich auf die niedrige Schüssel gesetzt. Mir war die Situation viel zu peinlich, trotzdem hat meine Blase gedrückt und irgendwie war ich froh, dass er in diesem Moment bei mir war. Er ist zwar älter als ich gewesen, trotzdem wurden wir nach meinem fast Unfall Freunde und wenige Wochen später hat man nur noch uns beide gesehen. Er war Der erste Freund, den ich je hatte. Er wusste alles von mir, so wie ich alles von ihm wusste.
Nach dem Kindergarten haben wir uns meistens noch bei einem von uns zu Hause getroffen. Zum Glück haben sich unsere Eltern gut verstanden. Die Zeit die seine Mom keinen Freund hatte, war mein Dad sowas wie sein Ersatz-dad . Generell hat er schnell zu meiner Familie gehört. Er hat mich beschützt, als sei ich sein kleiner Bruder.
Sei es vor den Erziehern, den blöden Mädchen, die mir immer die Puppen wegnehmen wollten, oder vor den Jungs, die mich genau deshalb ausgelacht haben. Ich mochte es noch nie Fußball zu spielen, er jedoch viel zu sehr. Einmal hat er mich sogar zu einem Spiel unserer Nationalmannschaft mitgenommen. Dazu kommen wir aber erst später genauer. Aber am häufigsten hatte mich vor den bösen Monstern aus meinen Träumen oder vor dem Klettergerüst beschützt. Nachts habe ich oft schlecht geträumt, deswegen es normal wurde, dass wir in einem Bett geschlafen haben, wenn wir am Wochenende beim anderen geschlafen haben. Wie er da noch Zeit für andere Freunde hatte, ist mir bis heute ein Rätsel. Ich hatte keine, so viel steht fest.
Die Monster vor dem Klettergerüst sind dann doch eine schönere Erinnerung. Sei es die Kissenburg, oder die Höhle, die wir vor 15 Jahren gebaut haben, immer hat sich in der Nähe das böse Monster versteckt, welches die Prinzessin, mich, gefangen genommen hat. Seine Aufgabe als Prinz was mich aus der Gefangenschaft zu retten. Er war drei Jahre älter, eigentlich in der Schule, aber irgendwie dann doch nicht. Natürlich war er der Held. Bis heute hat sich das nicht geändert. Bis heute ist dieser inzwischen wundervolle junge Mann mein Held.
Wir sind älter geworden, er ist zur Schule gegangen, während ich noch im Kindergarten war. Ein Jahr später bin ich ebenfalls in die Schule gekommen. Auch, wenn wir nicht in der gleichen Klasse waren, haben wir die Pausen über immer miteinander verbracht. Es hat sich nicht viel verändert. Er hatte seine Freunde aus seinem Jahrgang und ich ein paar Leute mit denen ich mich gut verstanden habe. Trotzdem war er die wichtigste Person für mich. Bis heute hat sich dies nicht verändert. Er gehört zu meiner Familie. Erst war er ein Freund, dann mein Bruder, die Person, der ich mehr erzählt habe als meiner eigenen Familie. Aber er war auch die Person die mit wenigen Worten meine ganze Welt zerstören konnte. Dies kann er bis heute noch. Ein Kommentar von ihm, welches ich nicht richtig deuten kann und ich bin die nächsten Stunden damit beschäftigt, die Bedeutung dahinter herauszufinden. Oder ich wusste sie von vorne rein und bin weinend zu meiner Mom gelaufen.
Wie man sieht, war ich schon immer ein emotionaler Mensch. Schüchtern, keine Freunde, dicke fette locken, grüne Augen und der kleine Hosenscheisser von neben an. Man wusste, dass man mich nicht anzusprechen brauchte, da ich sowieso nie geantwortet hätte. Er das genaue Gegenteil. Immer gefasst, der beliebte Junge mit dem komischen Freund, wunderschöne braune, glatte Haare und blaue Augen, die ganz schön Konkurrenz mit dem Ozean stehen. Er ist immer auf die Menschen zugegangen, hat im Sommer Limonade verkauft, um sich davon etwas schönes zu kaufen.
Mit der Zeit wurde es mit meiner Schüchternheit besser, jedoch wurde ich mein Image mit bis zur weiterführenden Schule nicht los. Ab da ging es glücklicherweise, ich habe mich mit ein paar Leuten aus meiner Klasse nachmittags getroffen, trotzdem wurde mir schnell bewusst, dass niemand meinem besten Freund auch nur ansatzweise das Wasser reichen kann.
Die Wochenenden gehörten immer noch uns. Jedes zweite Wochenende habe ich bei ihm geschlafen. Über die Jahre hat seine Mom einen Mann gefunden, mit dem sie vier wundervolle Mädchen bekommen hat. Die Zwillinge, seine jüngsten Geschwister habe ich leider das letzte Mal vor fünf Jahren gesehen. Genauso wie ihn und seine restliche Familie.
Meine Mom hat sich damals von meinem Dad getrennt, also eigentlich andersrum, aber ich bin mit ihr und meiner Schwester nach hier in die Staaten gezogen. Ich musste ihn alleine in England zurücklassen. Dieser Abschied hat mir das Herz gebrochen, weil mir einige Wochen vorher klar geworden ist, dass er mehr als mein bester Freund oder Bruder ist. Aber ich möchte noch nicht über den Abschied schreiben wenn es so viel mehr Schöneres zu berichten gibt.
Eines Tages kam er zu mir, ist mir nahezu um den Hals gefallen und hat angefangen zu weinen. Das war eines der wenigen Male, dass ich ihn weinen habe sehen. Mit tränenerstickter Stimme und nach mehreren Versuchen, hat er mir erzählt, dass er von seinem Stiefvater Karten für ein Fußballspiel geschenkt bekommen hat und mich unbedingt dabeihaben wollte. Auch wenn ich diese Sportart bis heute am wenigsten mag, habe ich ihm zugestimmt und somit wurde unser Filmabend am nächsten Samstag zu einem Fußballspiel mit ihm und seinem Stiefvater.
Die ganze Woche habe ich mich über Fußball informiert, um nicht ganz wieder letzte Vollidiot im Stadion zu stehen und englischen Mannschaft zu zu schauen, wie sie gegen Ecuador in der damaligen Weltmeisterschaft gespielt haben. Im Endeffekt habe ich am Spieltag nicht wirklich viel verstanden und einfach nur die Engländer angefeuert und mit gefeiert, als sie ein Tor geschossen haben. Es war das einzige Tor an diesem Abend und auch das letzte Spiel für beide Mannschaften. In der Runde der danach ist England rausgeflogen. Warum ich das weiß? Mein bester Freund hat sich beschwert, dass sie nur einen Elfmeter und Portugal, die gegnerische Mannschaft, drei getroffen hat.
Die nächsten Wochen haben wir uns eigentlich nur noch über dieses Thema unterhalten. Seit diesem Jahr weiß ich zumindestens ein wenig über diese Sportart Bescheid. Obwohl wir Abseits immer noch ein Rätsel ist. Tor ist Tor, oder nicht?
Zu einem weiteren Spiel bin ich nicht mehr gegangen, aber wenn er mich heute fragen würde, würde ich es mir noch mal antun wollen. Nur für ihn.
Irgendwann hat sich das Thema wieder gelegt und wir konnten endlich wieder einen Abend zusammen verbringen, an dem wir nur einen Film geschaut haben, ohne irgendwelche Unterbrechungen. Ich wurde wieder wichtiger als Fußball für ihn, was sich direkt bemerkbar gemacht hat. Ich war schon immer eine unglaublich anhängliche Person, was sich bis heute womöglich nicht wirklich geändert hat. Endlich konnte ich wieder entspannt an seiner Seite einschlafen, ohne jeden Moment Angst zu haben, weg gestoßen zu werden.
Wir waren immer noch die besten Freunde, nur kam bei mir irgendwann ein anderes Gefühl dazu. Damals wusste ich noch nicht wirklich, was es ist, aber als er seine erste Freundin hatte, habe ich mich nicht so für ihn gefreut wie ich es als bester Freund eigentlich hätte tun sollen. Ich war derjenige, der ihr immer Furzkissen auf den Stuhl gelegt hat, auch wenn ich deshalb manchmal später zu meinem Unterricht gekommen bin. Nach nicht mal drei Monaten haben sich die beiden getrennt und ich war erst mal froh. Ich hatte meinen besten Freund wieder dieses komische Gefühl verschwand.
Bis der Wunsch kam, seine Hand zu halten und ihn zu küssen. Wie ist meine Eltern immer taten. Mit roten Wangen aus dem Schlafzimmer zu kommen, habe ich damals als normal angesehen, bis ich in das Zimmer meiner Eltern geplatzt bin, weil ich nicht schlafen konnte. An diesem Abend, beziehungsweise in dieser Nacht, habe ich erfahren, dass wir Kinder nicht vom Storch gebracht werden, sondern durch die Eltern. Wie Mann und Frau miteinander schlafen. Alle wissen, wie sowas passiert.
Als ich meinem besten Freund davon erzählt habe, der das Thema zu diesem Zeitpunkt im Unterricht durch genommen hat, hat mich wegen meiner Unschuld nicht ausgelacht, sondern mir zugehört und mir noch mehr darüber erzählt. Dank ihm und meinen Eltern wusste ich dann, dass ich niemals mit einer Frau schlafen möchte. Im Endeffekt nicht weiter schlimm, da ich irgendwann in Erwägung gezogen habe, schwul zu sein. Ich bin wegen Träumen von ihm oder irgendwelchen Schauspielern aufgewacht und hatte danach nicht nur das Problem, wieder einschlafen zu können.
Mit meiner großen Schwester habe ich dann irgendwann darüber gesprochen. Viele meiner Mitschüler hatten zu diesem Zeitpunkt ihre erste Beziehung, während ich mit komischen Gedanken über meinen besten Freund herum gelaufen bin. Irgendwann an diesem Abend kam sie auf die Idee, dass ich ihn ja küssen könnte, um herauszufinden ob das wirklich Gefühle für ihn sind, oder einfach nur eine ziemlich enge Freundschaft.
Zum Glück hatte er kein Problem damit, jedoch wusste ich noch während des Kusses, dass ich definitiv schwul und in meinen besten Freund verliebt bin. Die ganzen Schmetterlinge, das Kribbeln, welches durch meinen ganzen Körper zieht, wenn ich näher bei ihm bin, das hatte ich bis heute nur bei ihm. Bei meinem besten Freund.
Danach haben wir nie wirklich darüber gesprochen. Ich hatte meine Antwort, wollte ihn aber auch nicht wegen ein paar dummen Gefühlen verlieren. Jedoch habe ich das auch ohne. Meine Eltern haben sich drei Wochen nach unserem Kuss getrennt und somit musste ich mit Mom und meiner Schwester ausziehen. Mom hat ein Angebot hier in den Staaten bekommen und somit konnte ich nach den Sommerferien nicht mehr mit ihm abhängen. Durch meine Dummheit habe ich seine Nummer falsch eingespeichert und er hat immer an meine alte Nummer geschrieben. Somit haben wir gegenseitig gedacht der andere möchte kein Kontakt mehr. Somit bin ich fünf Jahre mit einem gebrochenen Herzen rumgelaufen. Niemals habe ich so gefühlt wie bei ihm nie war nur ein kleines kribbeln. Trotzdem habe ich mich auf ein paar Jungs eingelassen. Auf meiner neuen Schule habe ich mich nach einem Jahr als schwul geoutet.
Meine Freunde hat es nicht gestört. Wie auch? Ich hatte nämlich keine. Ich habe mich mit jedem gut verstanden, keine Frage, aber niemand war so wie er. Nur ein Mädchen habe ich näher an mich gelassen. Sie war zu diesem Zeitpunkt die einzige, die unsere Geschichte wusste. Und jetzt auch noch Sie. Wir haben uns gut verstanden und wurden zu Freunden. Nur leider wurden wir nicht beide hier in Berkeley aufgenommen, deswegen wir uns nicht oft sehen können. Wir telefonieren manchmal, aber der Kontakt hat auch nachgelassen.
An meinem ersten Tag hier wurde mir direkt Hilfe von einem jungen Mann angeboten, der für mich viel zu alt aussah. Also älter als ein Student, aber trotzdem gut aussehend. Es stellte sich schnell heraus, dass er im Zimmer gegenüber meinem lebt und ein Zimmer Nachbarn hat, er so viel essen kann wie er will, jedoch nicht zunimmt.
Schließlich hat er mich noch zu sich eingeladen, da mein Zimmer Nachbar nicht da war. Dort habe ich erfahren, dass die beiden mit ihm befreundet sind. Irgendwann wurde die Tür aufgerissen. Und dort stand er. Mein bester Freund, der den Kontakt abgebrochen hat. Dachte ich. Er ist über die Jahre nur noch hübscher geworden und bis heute kann ich nicht glauben, dass ich ihn wieder habe. Die Gefühle waren mindestens genauso existent wie damals, jedoch wusste er immer noch nichts von meinem Gefühl. Bis vor einer Woche.
Er hat eher unfreiwillig erzählt, dass er in mich verliebt ist, was mich so überfordert hat, dass ich ihm erst nicht geglaubt habe. Doch, nachdem einer seiner besten Freunde aus unserem Zimmer verschwunden ist, da er meinte dass wir das alleine regeln sollten, habe ich auf mein Herz gehört und ihn geküsst. Meine Welt ist explodiert. Selbst jetzt, bei dem Gedanken an die letzten Tage dreht mein Herz komplett durch.
Kleine Gesten, wie er mich unauffällig berührt, mich küsst... Das alles lässt mich komplett durchdrehen. Wenn meine Schwester nicht hier wäre und ich an meinem Schreibtisch sitze, um unsere Geschichte auf zu schreiben, würde ich zu seinem Bett laufen und Sachen mit ihm anstellen, die bis jetzt nur in meinen Träumen stattgefunden haben.
Meine Liebe für diesen wundervollen jungen Mann ist unbeschreiblich.
Solltest du dies hier je lesen, L:
Ich liebe dich jeden Tag ein bisschen mehr, obwohl das nahezu unmöglich zu sein scheint. Alleine wie du gerade auf deinem Bett sitzt und ab und zu unauffällig zu mir schaust, lässt mich dich noch mehr lieben. Ich brauche kein Foto, denn das Bild, wie du gerade halb nackt dort sitzt, hat sich in mein Hirn eingebrannt. Sei froh, dass meine Schwester jeden Moment wiederkommen wird. Sonst läge ich schon längst neben dir.
Dein Harold <3
„Das ist wunderschön, Harry.", flüstert Louis irgendwann und ich öffne wieder die Augen. Lächelnd schaue ich ihm ins Gesicht, setze mich jedoch aufrecht hin, als ich merke, dass er weint. „Nicht weinen.", hauche ich und nehme ihm die Zettel aus der Hand, bevor ich ihn an mich ziehe und über den Hinterkopf streiche. „Es tut mir so leid, dass ich nicht schon vorher gemerkt habe, was du für mich fühlst.", murmelt er an meinem Hals, was ein wenig kitzelt. „Es ist okay. Vielleicht ist es besser so, dass wir erst jetzt zusammengekommen sind.", entgegne ich leise und hauche ihm viele Küsse auf den Kopf.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro