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Nach zwei Stunden, da es sich auf dem Highway gestaut hat, halte ich endlich auf dem Parkplatz vor dem Studentenwohnheimen an und schalte den Motor aus.
Nachdem ich mich abgeschnallt habe, strecke ich mich erstmal und gähne. Die ganze letzte Nacht habe ich nicht wirklich viel geschlafen, da ich ziemlich aufgeregt war. Mir wurde gesagt, dass ich mir ein Zimmer mit einem aus dem zweiten Jahr teile, jedoch habe ich keinen Namen bekommen und bin somit nur noch aufgeregter.
Mom schreibe ich nur schnell eine Nachricht, dass ich angekommen bin und mich die Tage nochmal melde, bevor ich aus dem Auto steige und mich lächelnd umsehe.
Ich war einmal hier, um mir den ganzen Campus anzugucken und wusste, dass das hier das College ist, an dem ich studieren möchte.
Mit einem Koffer und einem Karton mache ich mich schließlich auf den Weg, mein Zimmer zu suchen und muss feststellen, dass es auf der ersten Etage ist und kein Fahrstuhl existiert.
Versucht, den Karton nicht fallen zu lassen, schleppe ich den Koffer die Treppe hoch und zucke zusammen, als mir plötzlich jemand die Kiste aus der Hand nimmt. „Lass mich dir helfen. Das sieht gefährlich aus.", grinst ein Junge, der eigentlich schon viel zu alt aussieht, um aufs College zu gehen.
„Dankeschön.", lächele ich peinlich berührt und hebe den Koffer hoch, um ihn nicht nach jeder Stufe abzustellen.
„Ich bin übrigens Zayn.", bricht der Junge neben mir das Schweigen und lächelt mich an. „Oh sorry, ich bin Harry.", gebe ich zurück und schaue mich im Flur um, wo lang ich jetzt muss.
„Freut mich. Kennst du deine Zimmernummer? Ich gehe davon aus, dass du neu hier bist, eigentlich kenne ich alle aus dem Flur. Mein Zimmer ist da hinten." Er deutet auf die rechte Seite und fährt sich durch die fast schwarzen Haare.
„Nächste Woche fängt mein erstes Semester an. Ich bin schon mehr als nur aufgeregt und konnte die letzte Nacht kaum schlafen.", lache ich. „Ich soll in Zimmer 369 wohnen. Gibt es hier wirklich mehr als 600 Zimmer?" Zayn nickt und geht nach rechts.
„Ich wohne in dem Zimmer, gegenüber von deinem. Einer meiner besten Freunde ist dein Zimmernachbar. Man muss sich an ihn gewöhnen, aber wenn man einmal mit ihm warmgeworden ist, versteht man sich echt gut. Anfangs habe ich ihn nicht sonderlich gemocht, aber seitdem wir zusammen im Coffeeshop auf dem Campus weiter hinten arbeiten, verstehen wir uns wirklich gut.", erzählt Zayn und ich nicke lächelnd, bis wir vor meiner Zimmertür angekommen sind.
„Ist das alles, was du mit hast oder soll ich dir bei den restlichen Sachen auch noch schnell helfen?", bietet er an, als ich die Tür aufschließe und ins Zimmer gehe.
Im Gegensatz zu der rechten Seite, die ziemlich unbewohnt aussieht, herrscht auf der linken das pure Leben. Mein Zimmernachbar steht wohl ziemlich auf alte Klassiker. Sei es in der Musik oder in Büchern. Aber am meisten stechen die zwei Poster raus, auf denen zwei englische Nationalspieler gedruckt sind.
„Harry Kane und Raheem Sterling. Mein bester Freund damals war ein riesengroßer Fan von den beiden und hat mich einmal sogar zu einem Spiel von Kane mitgenommen. Ich fand ihn eigentlich nur interessant, weil er den gleichen Namen hat, wie ich.", grinse ich und merke wieder einmal, wie ich die Zeit mit Louis damals vermisse. Er war fast sowas wie ein Bruder für mich. Ich kannte alle seine Geheimnisse und er meine. Mit einer Ausnahme.
„Aber auf dein Angebot zurückzukommen, ich habe noch zwei Kartons im Auto und wäre dir dankbar, wenn du mir helfen könntest. Den Rucksack, den ich auf der Rückbank liegen habe, ist überfüllt mit Essen, da meine Mom Angst hatte, dass ich während der Fahrt verhungere, obwohl es nur zwei Stunden waren, nur weil ich im Stau stand, sonst wäre ich vor einer halben Stunde schon angekommen.", nehme ich Zayns Angebot an und stelle meinen Koffer neben das Bett, während Zayn die Kiste auf den Schreibtisch stellt, der direkt neben dem meines Zimmernachbars steht. Sozusagen ein langer Schreibtisch in zwei Hälften geteilt.
„Ich habe nicht erwartet, dass du aus Kalifornien kommst. Du hast einen krassen Akzent.", stellt Zayn fest, während wir wieder in den Flur gehen.
„Ich habe bis vor fünf Jahren in England gewohnt aber meine Eltern haben sich getrennt und somit bin ich mit meiner mom und meiner älteren Schwester nach Santa Cruz gezogen.", erkläre ich und gehe die Treppe runter.
„Dein Zimmernachbar kommt auch aus England. Er hat einen krassen Akzent, irgendwie so wie du. Vielleicht kennt ihr euch." Ich nicke und versuche die Hoffnung abzuwerfen, dass es vielleicht genau Louis ist, der mein Zimmernachbar wird.
Schweigend gehen wir zu meinem Wagen und ich schultere meinen Rucksack und nehme mir eine Kiste, während Zayn die andere nimmt und ich die Tür wieder schließe, bevor wir beide uns wieder auf den Weg in mein neues Zimmer machen.
„Möchtest du vielleicht noch ein wenig in mein Zimmer kommen, mein Zimmergenosse, Niall hat uns eben etwas zu Essen bestellt und die Menge reicht locker für drei. Also wenn du Hunger hast?" Bietet Zayn an, als alle Kisten auf dem Schreibtisch stehen und ich den Rucksack auf den Schreibtischstuhl fallen lasse. „Ich will euch wirklich nichts wegessen.", grinse ich und ziehe mir meinen Hoodie über den Kopf.
„Woah, du hast auch Tattoos?", staunt Zayn und zieht mein Handgelenk zu sich, um sich die drei kleinen Tattoos anzuschauen. „Ja, deine sehen auch ziemlich cool aus.", lächele ich und ziehe meine Hand wieder zurück, da mir der Körperkontakt mit fremden schon seit Jahren ein wenig suspekt ist.
„Und wieder einer mehr, der Niall überreden kann, sich ein Tattoo stechen zu lassen. Er ist der einzige von uns Jungs, der keine Tattoos hat.", lacht Zayn und geht wieder zur Zimmertür, um in den Flur zu treten. „Komm, wir beißen nicht.", grinst er und ich nicke schnell.
Als Zayn seine Zimmertür öffnet, schlägt mir direkt der Geruch von Pizza und Pommes in die Nase. Komische Mischung, aber beides etwas, was ich esse.
„Niall, dass ist Tommos neuer Zimmernachbar Harry, Harry, das ist Niall mein Zimmernachbar, der so viel essen kann, wie er will und nicht dick wird.", stellt Zayn uns gegenseitig vor und deutet auf den blonden Jungen, der erschrocken aufblickt, als die Tür aufschwingt.
„Uhm, hey.", begrüße ich Niall und fahre mir durch die widerspenstigen Locken. „Hey, wollt ihr auch was?" Er deutet auf den geöffneten Pizzakarton vor sich, aus dem schon ein Stück fehlt.
Zayn nickt und springt zu Niall aufs Bett und ich setze mich unbeholfen auf den Boden vor den beiden. „Du kannst dich ruhig auch aufs Bett setzen.", lacht Niall und und hält mir eine Hand hin.
Mit roten Wangen quetsche ich mich zwischen Niall und Zayn und greife dankbar nach einem Pizzastück, als Niall mir den Karton vor die Nase hält.
„Na dann, erzähl mal von dir, Harry. Wer bist du?", fängt Niall an, als wir die Pizza größtenteils schweigend aufgegessen haben.
„Mein Leben ist eigentlich ziemlich uninteressant. Ich bin vor fünf Jahren von England nach Santa Cruz gezogen, und mir so gut wie möglich mit meiner Schwester und meiner mom hier in den Staaten ein Leben aufgebaut. Mom ist seit letztem Jahr neu verheiratet und ich bin echt glücklich für sie, dass die endlich wieder jemanden gefunden hat. Meine Schwester ist vier Jahre älter als ich und dementsprechend auch nächstes Jahr mit dem College fertig. Sie hat ein Jahr Pause gemacht und hat eine Europareise gemacht. Eigentlich hatte ich nie wirklich Freunde, bis auf meinen besten Freund, mit dem ich jedoch, seitdem ich umgezogen bin, keinen Kontakt mehr habe. Auf meiner neuen Schule habe ich mich mit allen gut verstanden, besonders mit Olivia.", erzähle ich mehr von meiner Familie, als mir, aber wie gesagt, mein Leben ist nicht wirklich spannend.
„Ist Olivia deine Freundin?", fragt Niall mampfend und wischt sich mit dem Handrücken über den Mund. „Nein, eher sowas wie meine beste Freundin.", lache ich und werde rot.
„Aber du würdest gerne mit ihr zusammen sein?", schlussfolgert Zayn falsch und ich schüttele den Kopf. „Nein, ich-" Die Tür wird aufgerissen und lässt mich verstummen.
Als ich sehe, wer da ziemlich aufgebracht in der Tür steht, rutscht mein Herz in die Hose und ich keuche leise, lasse mir aber nichts anmerken und lege meine Hand vor den Mund.
„Mein neuer Mitbewohner ist da und hat ein verdammtes Kuscheltier dabei. Wie alt ist der Bitteschön? Vier?", regt sich mein damaliger bester Freund auf und fährt sich durchs Gesicht. „Nein, achtzehn. Das Kuscheltier ist von dir, du Idiot.", antworte ich und begegne den blauen Augen, die ich fünf Jahre lang nicht mehr zu Gesicht bekommen habe.
„Harry? Oh mein Gott, bist du es wirklich?" Ich stehe auf und gehe auf Louis zu, um ihn im nächsten Moment fest zu umarmen. „Warum hast du dich nicht mehr gemeldet, du Arschloch?", fragt Louis und gibt mir einen Klaps auf den Hinterkopf, was mich mein Gesicht verziehen lässt.
„Ich habe dir anfangs immer geschrieben, aber hatte ein neues Handy, weswegen ich alle Nummern neu einspeichern musste. Ich habe gedacht, zu hättest mich blockiert oder so.", sage ich und kann immer noch nicht glauben, dass das wirklich Louis ist, der hier vor mir steht. „Und ich habe immer deine alte Nummer angeschrieben. Ich habe gedacht, du wolltest keinen Kontakt mehr mit mir, weil du umgezogen bist.", lacht Louis und nimmt mein Gesicht in seine Hände.
„Deine Haare sind so verdammt lang geworden.", murmelt er und zieht meine Locken lang. „Aber früher waren deine Haare lockiger." Ich nicke lächelnd und beiße mir auf die Lippe.
„Es tut mir so leid, dass wir den Kontakt verloren haben. Aber du musst mir glauben, wenn ich sage, dass ich jeden Tag an dich denke. Deswegen, vielleicht auch ein bisschen lächerlich, das Kuscheltier, welches du mir zum Abschied geschenkt hast." Louis nickt entschuldigend und zieht mich erneut in eine Umarmung.
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