13
„Wo warst du, verdammt?", begrüßt Louis mich, als er Montag Nachmittag in unser Zimmer kommt und mich in meinem Bett vorfindet. Ich bin erst vor einer halben Stunde angekommen, da ich es wirklich nicht ausgehalten hätte, wenn ich die letzte Nacht mit Louis in einem Zimmer geschlafen hätte.
Wie ich es diese Nacht und die nächsten aushalten werde, weiß ich noch nicht, aber ich will nicht länger fehlen, weswegen ich es einfach überleben muss. „Bei Mom. Bin eben erst wieder hier angekommen.", antworte ich und drehe mich von Louis weg, ehe ich meine Nase hochziehe, da ich bis vor ein paar Minuten geweint habe.
„Warum weinst du?", fragt Louis immer noch ein wenig gereizt, bevor er auf mich zukommt und eine Hand auf meine Schulter legt. „Ich habe Schnupfen.", entgegne ich und drehe mich um, sodass seine Hand von meiner Schulter rutscht.
„Warum bist du nicht an dein Handy gegangen? Wir haben dich alle angerufen. Liam hat sich schon überall umgehört, ob jemand weiß, wo du bist. Erschreck mich nie wieder so. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht!" Louis gibt mir tatsächlich eine Backpfeife, die mich durchdrehen lässt.
Sofort springe ich aus meinem Bett und schubse ihn an den Schultern mach hinten. „Ich hatte mein Handy aus und hatte keine Lust, auf eure Anrufe zu reagieren. Geh doch wieder zu Liam! Ich habe euch gesehen und anscheinend geht es ihm genau so, wie dir. Herzlichen Glückwunsch Tomlinson!", fauche ich und schubse ihn immer weiter, bis er mit dem Rücken an der Wand lehnt.
„Worüber redest du, Harry?", fragt Louis verwirrt und will mir eine Hand auf die Wange legen, die ich direkt wegschlage. „Als ob es dich interessiert hat, wo ich war. Du wusstest, dass ich zu meiner Mom fahren wollte, mit dir. Ich wollte, dass du mit zu meiner Familie kommst, weil ich dich liebe, verdammt! Aber du bist derjenige, der abgehauen ist und zu Liam gerannt ist. Glückwunsch, ich freue mich, dass ihr beide jetzt anscheinend zusammen seid, aber wage es dich noch einmal, mich zu schlagen, mich anzufassen oder in meinem Bett aufzukreuzen!" Weiter komme ich nicht, da ich von Louis zurückgezogen werde und mich aus einem festen Griff entfernen muss.
Schließlich muss ich feststellen, das Liam derjenige ist, der mich von Louis zurückgezogen hat und Niall und Zayn geschockt neben ihm stehen.
„Ernsthaft, Lewis?" Ich lege die Betonung extra auf das ‚s' weil ich weiß, wie sehr er es hasst, so genannt zu werden. „du brauchst wirklich einen Beschützer? Hast du Angst, dass ich dich schlagen würde? Ich käme nie auch nur auf die Idee, dir einen Finger zu krümmen, du Arsch!", lache ich wütend und löse mich erneut aus Liams Griff, bevor ich mich kurz schüttele und mit tränenverschmierten Wangen aus dem Wohnkomplex laufe.
Dass Liam mir hinterher läuft und meinen Namen ruft, blende ich aus und laufe immer weiter, bis meine Lunge nachgibt und ich irgendwo auf einem Stück Rasen erschöpft zusammenbreche.
Erst, als es dunkel wird, mache ich mich wieder auf den Weg zum Wohnheim, was sich als ziemlich kompliziert herausstellt, da ich absolut keine Ahnung habe, wo ich hier bin. Vorhin bin ich einfach nur gelaufen, ohne zu gucken, wo ich überhaupt bin.
Mein Handy habe ich auf meinem Bett liegen gelassen, weswegen ich es so schaffen muss, wieder zurück zu kommen. Oder ich schlafe die Nacht einfach auf irgendeiner Bank und gehe zum Unterricht, wenn ich es wieder zum College geschafft habe.
Das wäre wohl am sinnigsten. Niemand hält sich auf den Straßen auf und irgendwo klingeln möchte ich auch nicht. Eine halbe Stunde versuche ich es noch, wieder zum Wohnheim zurückzufinden, gebe aber schließlich auf, als ich einen Park sehe, auf den ich zugehe, um mich dort auf eine Bank legen zu können.
Obwohl es noch ziemlich warm ist, bin ich froh, dass ich einen Hoodie angezogen habe, da mir den halben Tag über schon kalt war und verstecke meine Arme in den Ärmeln, bevor ich mich auf eine Bank lege und feststellen muss, dass diese steinhart ist. Was anderes kann man von Bänken ja auch nicht erwarten.
Schließlich, als die Sonne komplett unter gegangen ist, schaffe ich es, auf dem Rücken liegend einzuschlafen. Dass mein Körper den nächsten Tag wohl höllisch wehtun wird, versuche ich zu ignorieren.
Als ich das nächste Mal aufwache, weil ich plötzlich nicht mehr auf der Bank liege, schreie ich auf und schaue der Person, die mich trägt, angsterfüllt ins Gesicht. „Louis?", frage ich völlig neben der Spur und drehe meinen Kopf um, um schauen zu können, wo wir sind. „Psst.", macht er nur und streicht über meinen Arm, während er seinen Weg fortsetzt und ich nach wenigen Minuten den Parkplatz des Studentenwohnheims ausmache. „Lässt du mich runter, bitte?", frage ich mit schwacher Stimme und versuche aus seinem Griff zu entkommen. Diese Nähe tut mir im Moment einfach nicht gut.
„Dir ist total kalt, Haz.", flüstert Louis, stellt mich mit beiden Füßen aber wieder auf den Boden. „Nenn mich nicht so.", murmele ich und gehe weiter in Richtung der Eingangs.
Louis, der hinter mir geht, ignoriere ich und stelle fest, dass unsere Zimmertür nicht abgeschlossen ist und eintrete. Die Tür schließe ich hinter mir wieder, da Louis jetzt bestimmt wieder zu Liam geht. Er hat mich ja jetzt gefunden.
Jedoch muss ich feststellen, dass Liam in unserem Zimmer auf Louis' Bett sitzt und meinem Blick begegnet, als ich ihn sehe. „Hat Louis dich gefunden?", fragt er und steht direkt auf. „Ja, aber ich glaube, ich haue wieder ab. Ich möchte euch beide echt nicht stören.", lächele ich gepresst und will mich gerade umdrehen, als Louis ins Zimmer kommt und vor der Tür stehen bleibt.
„Wovon redest du, Harry?", fragt Liam verwirrt und schaut von mir zu Louis und dann wieder zurück. „Ich freu mich echt für euch beide. Ihr verdient einander.", sage ich und will mich an Louis vorbei durch die Tür drängen. „Louis, was redet Harry da bitte? Was für ‚wir verdienen einander'?" Louis schluckt und fährt sich plötzlich viel zu nervös durch die Haare.
„Ich habe Harry gesagt, dass ich Gefühle für dich habe.", murmelt er und ich stelle mich mit verschränkten Armen so hin, dass ich beide beobachten kann. „Warte, du stehst auf mich? Seit wann interessierst du dich überhaupt für Jungs?" Liam scheint total verwirrt zu sein, was ich auch bin.
„Ich habe gedacht, ihr wärt Samstag irgendwie zusammengekommen.", nuschele ich und gehe auf mein Bett zu. Ob einer der beiden mein Kommentar mitbekommen hat, weiß ich nicht.
„Nein, ich stehe nicht auf dich, Li. Du bist einer meiner besten Freunde!" Louis fährt sich durch die Haare und setzt sich auf seinen Schreibtischstuhl. „Und warum hast du das dann gesagt?", fragen Liam und ich beinahe gleichzeitig. Als ob es bei Liam irgendwie ‚klick' machen würde, schaut er mich mit großen Augen an und dann zu Louis. Ich schüttele kaum merklich den Kopf und beiße mir auf die Lippe.
Ich glaube, Liam hat gerade herausgefunden, dass ich in meinen besten Freund verliebt bin.
„Weil mir klar geworden ist, dass ich mich in jemanden verliebt habe, die Chancen aber gleich bei Null stehen, dass er mich auch mag. Du warst der erste, der mir eingefallen ist.", erklärt Louis mit dem Blick auf Liam und rauft sich die Haare.
„Seit wann sagen wir uns denn nicht mehr die Wahrheit, Louis? Du bist mein bester Freund, du weißt alles über mich und ich habe gedacht, dass es bei mir auch der Fall wäre.", antworte ich und blinzele die aufkommenden Tränen weg. Arghh, ich hasse es, wenn ich emotional werde.
„Warum bist du dir so sicher, dass er auch nicht etwas für dich fühlt, Louis?", fragt Liam, als ich keine Antwort bekomme. „Weil er viel zu gut ist und wir alle wissen, dass er einen Crush hat, und den definitiv nicht auf mich. Er ist viel zu gut für mich, ich meine, sieh ihn dir an. Diese grünen Augen und diese verdammt süßen Grübchen. Die weichen Locken und diese kleinen Ticks, die Harry zu dem machen, der er heute ist. Wer verliebt sich da bitte nicht in ihn?", fährt Louis Liam aufgebracht an und ich kann ihn nur mit großen Augen anschauen, bis ich die Tränen nicht mehr zurückhalten kann.
Geschockt zuckt Louis zusammen und dreht sich zu mir um. Auch in seinen Augen haben sich Tränen gesammelt, die er ziemlich gut zurückhalten kann. „Ich gehe dann mal. Bis morgen.", verabschiedet Liam sich, doch keiner von uns beiden reagiert darauf.
„Du hast dich in mich verliebt? Sag bitte, dass das kein Scherz ist.", weine ich und stehe langsam auf. „Ich kann es verstehen, dass du meine Gefühle nicht erwiderst. Wir sind beste Freunde, aber es ist okay, wenn du mich nur als deinen besten Freund siehst.", erklärt er und wischt sich über die Augen.
Ich schüttele nur den Kopf, bevor ich die Lücke zwischen uns schließe und das erstbeste mache, was mir einfällt.
Ich küsse ihn.
Geschockt steht Louis vor mir und erwidert den Kuss erst nicht. Doch, als ich meine Hände an seine Wangen lege und noch ein kleines Stück auf ihn zugehe, fängt er endlich an, mich zurückzuküssen. Kurz öffne ich meine Augen und stelle fest, dass er seine geschlossen hat. Leicht lächele ich in den Kuss, als Louis seine Hände auf meine Hüften legt und mich somit näher bei sich hält.
Für eine Sekunde lösen wir uns, um im nächsten Moment unsere Lippen wieder aufeinander zu legen. Von Sekunde zu Sekunde wird Louis mutiger, was mir ziemlich gefällt, ich jedoch erschrocken aufkeuche, als er an seinem Bett angekommen ist und ich, nachdem ich mit meinen Kniekehlen das Bett berührt habe, auch schon mit dem Rücken auf der Matratze liege.
„Wenn das ein Traum ist, bitte weck mich nie wieder.", flüstert Louis und beugt sich über mich. „Es ist keiner, versprochen.", entgegne ich und stämme mich ein wenig auf, um ihn wieder küssen zu können.
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