Nicht von dieser Welt
Nicht von dieser Welt
Clea PoV
,,Nein!", rief Stephen Strange energisch aus, als wir den Tempel betraten und die Tür hinter uns krachend in Schloss flog.
Nachdem wir diese mysteriöse Bande von Attentätern gemeinsam in die Flucht geschlagen hatten und ich den Grund für meine Anwesenheit offenbart hatte, waren beide Meister der mystischen Mächte strikt dagegen gewesen, diesem nachzukommen. Sie weigerten sich, mir den Stein zu geben und obwohl ich wirklich gehofft hatte, dass sich Stephen Strange einsichtig zeigen würde, so tat er genau das Gegenteil. Und nun fuhr er zu mir herum und funkelte mich bedrohlich an, doch ich ließ mich nicht von ihm provozieren.
,,Seien Sie klug und geben mir den Stein.", forderte ich ihn erneut auf, aber er schnaubte nur verächtlich.
,,Auf gar keinen Fall."
,,Das war keine Bitte, Mister Strange.", gab ich kühl zurück und nun konnte ich förmlich spüren, dass er wütend wurde.
,,Okay, zu allererst einmal: es heißt Doctor Strange, nicht Mister Strange und ich werde Ihnen den Zeitstein niemals aushändigen. Denn wir haben geschworen, ihn mit unserem Leben zu beschützen."
,,Und diese Einstellung ist auch sehr ehrenwert, aber Sie sind nicht sein Wächter, Strange. Das war die Älteste und die wurde dazu von unseren Propheten persönlich auserwählt.", erwiderte ich, woraufhin er nur unbeeindruckt zu mir sah.
,,Ihren Propheten? Wie poetisch!"
Ich verdrehte die Augen und fragte mich, warum er so stur war. Wenn ihm so viel daran lag, dass der Stein in Sicherheit war, dann sollte ihm doch eigentlich klar sein, dass er nicht in Reichweite von Menschen bleiben durfte. Aber offensichtlich schien Doctor Strange diesbezüglich anderer Meinung zu sein und ich wollte gerade ein weiteres Argument auf den Tisch legen, als sein chinesischer Gefährte mich mit einem Mal erstaunt ansah.
,,Sie stammen von Taleria!"
Etwas verdutzt hob ich eine Augenbraue, denn ich hatte nicht damit gerechnet, dass ihm meine Heimat bekannt war. Aber Wong schien Taleria zu kennen oder zumindest etwas darüber zu wissen, denn er wirkte sehr überzeugt und ich versuchte erst gar nicht, diese Tatsache zu leugnen.
,,So ist es!"
,,Taleria? Was soll das bitte sein?", warf Stephen ein und Wong warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
,,Ein mächtiger Planet- jenseits der Grenzen der Galaxie! Kaum jemand weiß von seiner Existenz und bisher hat ihn so gut wie niemand mit eigenen Augen gesehen. Er gilt seit jeher als...Legende...ein Mythos."
,,Aber er existiert. Und noch kein Sterblicher hat unseren Planeten jemals betreten. Ausgenommen...die Älteste, aber sie war ja auch nicht wirklich...sterblich.", entgegnete ich und nun verschränkte Stephen Strange die Arme vor der Brust.
,,Sie wissen ganz schön viel dafür, dass sie ganz offenbar von einem anderen Planeten kommen. Und wie kommen Sie überhaupt auf den Gedanken, wir würden Ihnen den Zeitstein überlassen? Sie haben kein Recht, ihn einzufordern."
,,Naja, Stephen...eigentlich...hat sie das in der Tat.", widersprach Wong ihm und nun starrte der große Zauberer ihn ungläubig an.
,,Bitte?"
,,Es gibt nicht viel, was wir über Taleria wissen...genau genommen, wissen die Meisten von uns gar nichts über diesen Planeten. Aber die Älteste hat mir einige wichtige Informationen anvertraut und eine davon war, dass Taleria als erster Planet des Universums von den beiden göttlichen Brüdern erschaffen wurde: Prometheus und...Agamotto!", setzte Wong an und ich schaute nun ebenfalls vielsagend in die Runde.
,,Der Urknall erschuf die Infinity-Steine und durch ihre Kraft erschufen die beiden Götter unseren Planeten. Wir sind fast so alt wie das Universum selbst und um unseren Planeten zu schützen, verbargen Prometheus und Agamotto ihn gewissermaßen in einer anderen Dimension. Eine Dimension, wo die Zeit wesentlich langsamer vergeht als hier bei euch Menschen und es existieren Mächte auf Taleria, von denen könnt ihr Sterblichen nur träumen."
Mein Blick heftete sich auf Stephen Strange und dieser schien nicht so recht zu wissen, ob er meinen Worten Glauben schenken sollte. Er vertraute mir nicht, das konnte ich spüren und es beruhte auf Gegenseitigkeit. Immerhin kannte ich diesen Zauberer gerade einen halben Tag und bis jetzt machte er auf mich einen ziemlich arroganten, zu stolzen und vor allem zu eigensinnigen Eindruck.
Aber irgendwas an ihm faszinierte mich auch, obwohl ich nicht wusste, warum. Zwar war ich schon ein paar Menschen begegnet, doch er schien irgendwie...anders zu sein. Auf seine eigene Art und Weise.
,,Sie stammen also von einem fremden Planeten und wollen den Zeitstein mitnehmen, um ihn zu schützen. Das ist zwar sehr nobel von Ihnen, aber er ist hier bestens aufbewahrt. Wir würden nicht zulassen, dass jemand seine Macht missbraucht.", sagte Stephen schließlich und ich warf ihm einen zuversichtlichen Blick zu.
,,Und das glaube ich Euch auch, Doctor Strange. Aber ein Infinity-Stein ist eine sehr mächtige Waffe und auch wenn Ihr vielleicht nicht dazu zählt...so gibt es dennoch Menschen, die nach solch einer Macht streben. Bitte...versteht doch...der Stein muss einem neuen Wächter zugeteilt werden. Nur so kann er wahrhaftig beschützt werden."
Ich hoffte, dass er meine Argumente verstand und mittlerweile spürte ich auch, dass mehr in dem mystischen Meister zu stecken schien, als Arroganz und Sturheit. Und seine abweisende Reaktion war auch verständlich. Immerhin geschah es sicher nicht jeden Tag, dass jemand von einem anderen Planeten auf die Erde kam und nach einem Infinity-Stein suchte. Er wollte den Stein beschützen...um jeden Preis und das rechnete ich ihm hoch an.
,,Entschuldigt mich!"
Stephen Strange wandte sich mit einem Mal ab und verschwand in den langen Fluren des Tempels. Ich sah ihm unschlüssig nach und überlegte, ob ich ihm folgen sollte, doch da holte mich Wong in die Wirklichkeit zurück.
,,Kannten Sie die Älteste persönlich?", wollte er wissen und ich nickte zustimmend.
,,Ja, das tat ich. Ich lernte sie bei ihrer Ernennung zur Wächterin kennen und im Jahre 2010 war ich schon einmal auf der Erde, um im Namen von Taleria ein Abkommen zu schließen."
,,Ein Abkommen?", wiederholte Wong etwas irritiert.
,,Das den Frieden gewährleisten sollte. Überall im Universum sind die 6 Infinity-Steine verstreut und das Abkommen beinhaltete auch, dass niemals alle Steine zusammen verwahrt werden dürfen. Ihre Macht ist dafür zu groß und wenn man die Steine vereinen sollte...wären die Konsequenzen fatal. Die Älteste wusste das ebenso wie wir und sie hat uns ihre Unterstützung zugesichert. Aber als wir von ihrem Tod erfahren haben, da war uns klar, dass der Stein umgehend in Sicherheit gebracht werden muss."
Ich warf Wong einen ernsten Blick zu und der mystische Meister nickte kaum merklich, während er die Arme hinter dem Rücken verbarg. Er wirkte nachdenklich und mit einem Mal setzte er eine sehr zuversichtliche Miene auf.
,,Ich weiß, dass Sie vermutlich nicht gerade positiv von Stephen denken, aber glauben Sie mir...er nimmt seine Pflichten als oberster Zauberer sehr ernst. Er würde den Zeitstein niemals gefährden oder seine Macht missbrauchen. Das kann ich Ihnen versichern, Clea.", äußerte Wong und ich lächelte leicht.
,,Und das glaube ich Euch auch, Wong. Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass der Stein einen neuen Wächter braucht. Und es liegt nicht in meiner Entscheidungsgewalt, diese Wahl zu treffen. Das dürfen nur die hohen Propheten von Taleria...so will es das Gesetz der Königsfamilie. Und erst, wenn dem Zeitstein ein neuer Wächter zugeteilt wurde, kann die Gefahr eingedämmt werden."
***
Stephen PoV
Aufgebracht eilte Stephen durch die Flure und schließlich erreichter er das Arbeitszimmer, wo er die Tür hinter sich schloss. Der Schwebemantel löste sich von seinen Schultern und entfernte sich etwas von ihm, doch das nahm der Zauberer kaum wahr.
Er war viel zu aufgewühlt und wusste einfach nicht, was er von dieser Clea halten sollte. Diese Frau war anders als alle, die ihm bisher begegnet waren und das nicht nur, weil sie ganz offensichtlich außerirdischer Natur war. Sie wirkte unglaublich temperamentvoll, zielstrebig und irgendwie...emotionslos.
Zumindest schien sie sich anderen gegenüber kaum zu öffnen und obwohl sie ja offen über ihre Herkunft gesprochen hatte, so hatte Stephen das Gefühl, dass da noch mehr war. Etwas, das diese Clea ihm und Wong noch nicht offenbart hatte und dies steigerte sein Misstrauen noch etwas mehr.
Allerdings konnte der Zauberer auch nicht leugnen, dass er eine gewisse Faszination verspürt hatte, als diese Frau wie aus dem Nichts aufgetaucht war und furchtlos den Kampf gegen diese 5 mysteriösen Gegner aufgenommen hatte. Sie hatte ihm und Wong damit ohne Zweifel das Leben gerettet, ob es Stephen nun gefiel oder nicht.
Sein Blick fiel nun auf den Zeitstein, den er nach wie vor um den Hals trug. Verborgen im Auge von Agamotto, stand er unter seinem persönlichen Schutz und alles in ihm sträubte sich gegen den Gedanken, den Stein jemals aus den Händen zu geben. Zwar gab diese Clea vor, den Stein beschützen zu wollen, aber woher sollten er und Wong wissen, dass sie die Wahrheit sagte?
Jetzt wünschte sich Stephen, dass die Älteste noch am Leben wäre. Ihren Rat hätte er jetzt gut gebrauchen können, denn sie hätte ohne Zweifel gewusst, was zu tun wäre. Aber dann wäre diese Clea vermutlich gar nicht aufgetaucht, denn es war schließlich der Tod der Ältesten gewesen, der sie auf die Erde gebracht hatte. Doch was garantierte ihm, dass Clea wirklich gekommen war, um den Zeitstein zu beschützen? Was sagte ihm, dass sie ihn nicht für eigene Zwecke einsetzen und missbrauchen wollte?
Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte Stephen, wie sein Schwebemantel ihn förmlich beobachtete. Das Kleidungsstück schwebte ruhig in der Luft und schien ihn zu mustern, während er nachdenklich vor sich hin starrte. Und auch, wenn es für jeden anderen Menschen sicherlich verrückt wirkte, so wandte sich Stephen nun an seinen Mantel und verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Was meinst du? Diese Clea scheint nicht gerade vertrauenswürdig zu sein."
Der Umhang zuckte nur symbolisch mit den nicht vorhandenen Schultern und Stephen seufzte daraufhin ergebend. Im Instinkt ihn zu beschützen und in die Lüfte empor schweben zu lassen, war der Umhang unschlagbar, aber hilfreiche Ratschläge waren nach wie vor Mangelware.
,,Vielleicht sollten wir versuchen, etwas mehr über sie in Erfahrung zu bringen. Dann wissen wir immerhin, ob sie die Wahrheit sagt.", entschied Stephen und mit einem Mal flatterte der Umhang ganz aufgeregt. ,,Das heißt dann wohl Ja!", zog der Zauberer als Schlussfolgerung und grinste etwas.
Doch dann klopfte es an der Tür und sowohl sein Blick, als auch der seines Umhanges richteten sich auf die Zimmertür. Diese öffnete sich nun und niemand anderes als Clea persönlich erschien im Türrahmen. Sie warf einen kurzen Blick auf den Schwebemantel, ehe sie ihren Blick auf Stephen richtete und dieses Mal weniger energisch und direkt wirkte, sondern vielmehr etwas unsicher und dennoch zuversichtlich.
,,Entschuldigt die Störung, Doctor Strange. Aber ich glaube, wir sollten uns noch einmal unterhalten. Also...beginnen wir doch nochmal ganz von vorn."
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