Im Visier des Feindes
Im Visier des Feindes
Clea PoV
Zurück im Sanctum Santorum beschäftigte uns Drei natürlich die Frage, wer hinter den Angriffen auf die Meister der mystischen Mächte steckte. Ich war überzeugt, dass die Zauberer das Ziel eines bösen Plans waren, doch es war schwer ein Muster hinter dem Gesamtbild zu erkennen. Auch Wong und Stephen schienen keinen Anhaltspunkt zu haben, der uns in diesem Fall weiterbringen konnte.
,,Das ergibt doch keinen Sinn!", äußerte Stephen, der auf und ab lief und sichtlich angespannt war. ,,Irgendjemand spielt ein falsches Spiel mit uns.", sagte er und Wong runzelte die Stirn.
,,Oder will uns nur Angst einjagen."
,,Das glaube ich nicht. Wer auch immer dahinter steckt, der meint es todernst. Aus irgendeinem Grund macht jemand Jagd auf Zauberer und löscht sie aus. Aber wer und warum?", warf ich in die Runde und Wong seufzte.
,,Naja, die Meister der mystischen Mächte haben sich im Verlauf der Geschichte viele Feinde gemacht. Es könnten viele Gegner in Frage kommen, die unseren Tod wollen."
,,Aber einen konkreten Verdacht habt ihr nicht.", schlussfolgerte ich und Stephen verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Wer es auch ist, wir müssen ihn finden und aufhalten, bevor er weitere Zauberer ermordet."
Er wandte sich ab und warf sich seinen Schwebemantel wieder über. Wong sah ihn irritiert an und als Stephen ein Portal formte, warf ich ihm fragende Blicke zu.
,,Wo wollt Ihr hin?"
,,Kamar-Taj! Ich muss Antworten finden und zwar schnell."
,,Sollen wir mitkommen?", meinte Wong, aber Stephen schüttelte den Kopf.
,,Nein, bleibt hier. Das Sanctum Santorum muss beschützt werden, falls sie nochmal hier auftauchen. Ich frage Meisterin Amalia. Vielleicht hat sie einen Verdacht."
Noch ehe wir etwas erwidern konnten, trat Stephen durch das Portal und verschwand. Der Kreis schloss sich wieder und ich blieb mit Wong allein im Tempel zurück.
Es schwirrten mir so viele Gedanken im Kopf herum, dass ich Mühe hatte sie zu ordnen und ich musste mir selbst eingestehen, dass meine eigentliche Mission mächtig in den Hintergrund gerückt war. Eigentlich war ich doch nur auf die Erde gekommen, um den Zeitstein zu finden und nach Hause zu bringen. Doch jetzt befand ich mich mitten in einem geheimen Komplott gegen Zauberer und machte mir Sorgen um einen Mann, den ich so gut wie gar nicht kannte.
Doctor Stephen Strange hatte mich auf eine gewisse Weise in seinen Bann gezogen und ich hatte keine Ahnung, wie ich mich diesem wieder entziehen sollte. Ich wusste nur, dass ich um jeden Preis verhindern musste, dass er den Angriffen zum Opfer fiel. Er durfte nicht sterben, denn diesen Gedanken konnte ich nicht ertragen, was mich noch mehr verwirrte.
Was war denn nur los mit mir? Ich erkannte mich selbst nicht wieder und vor allem war es mir ein Rätsel, was für Gefühle Stephen Strange in mir geweckt hatte. So etwas hatte ich noch nie zuvor gespürt und ich hatte Angst davor, was es mit mir machen würde.
,,Ist alles in Ordnung, Clea? Sie sehen besorgt aus.", sagte Wong auf einmal und ich bemühte mich, normal zu klingen.
,,Es ist nur...das alles ist ganz anders gekommen als ich ursprünglich gedacht hatte. Meine Mission war es, den Zeitstein nach Taleria zu bringen, aber jetzt...irgendjemand macht Jagd auf euch alle und ich würde zu gerne wissen, wer das ist. Aber vielleicht sollte ich mich auch aus der ganzen Sache besser raushalten."
,,Der Meinung bin ich nicht.", widersprach Wong mir und als ich ihn perplex ansah, erläuterte er mir seine Aussage. ,,Ich gebe zu, als Sie hier aufgekreuzt sind...da habe ich Sie für verrückt gehalten. Für einen irren Alien, der nicht zurechnungsfähig ist oder sowas. Aber ich weiß jetzt, dass Sie mehr sind als das. Sie bemühen sich um das Vertrauen von Stephen und Sie haben uns sogar das Leben gerettet, obwohl Sie uns gar nicht kannten. Das hätte nicht jeder getan und Sie sind keine skrupellose Agentin, die für ihre Ziele über Leichen gehen würde.", meinte Wong entschlossen und ich legte den Kopf etwas schräg.
,,Was macht Euch da so sicher?"
,,Wenn dem so wäre...dann hätten Sie Stephen und mich längst getötet, den Zeitstein an sich genommen und wären verschwunden. Stattdessen aber, sind Sie hier und versuchen uns dabei zu helfe, einen mysteriösen Attentäter zu schnappen. Ich glaube, das ist Beweis genug. Und ich glaube, Sie sind noch sehr viel stärker, als Sie im Kampf unter Beweis gestellt haben. Sie hätten also die Mittel uns aus dem Weg zu räumen, haben es aber nicht getan."
Ich war verdutzt über die Schlussfolgerung von Wong, aber sie brachte mich auch zum Lächeln. Er war ziemlich klug, das musste ich ihm lassen und ich war froh, dass er mich nicht als Feind sah. Wong schien mir zu vertrauen und das, obwohl wir uns kaum kannten.
,,Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Clea?"
,,Sicher, welche?", wollte ich wissen und Wong verschränkte seine Hände ineinander.
,,Vorhin...als ich euch beiden von dem Angriff erzählt habe...warum waren Sie bei Stephen? Ich meine...ist etwas passiert, von dem ich nichts weiß?"
Wong sah mich aufmerksam an und seine Neugier schien unendlich groß zu sein. Ich jedoch, musste ihn ja diesbezüglich enttäuschen und schüttelte den Kopf.
,,Nichts, was Ihr vermutlich denkt, Wong. Doctor Strange und ich kennen uns ja so gut wie gar nicht und außerdem...wäre so eine Verbindung zwischen uns nicht möglich."
,,Was soll das denn heißen?", hakte er nach und ich sah ihn verzweifelt an.
,,Naja...bei uns auf Taleria ist das mit...solch emotionalen Bindungen etwas anders. Wir...haben nicht mehrere Beziehungen wie die meisten Menschen. Bei uns währt solch ein Bund ewig. Haben wir einmal unseren Seelengefährten gefunden...so bleiben wir auf ewig mit ihm zusammen."
Wong starrte mich verdutzt an und schien kaum glauben zu können, was er da eben gehört hatte. Aber dann hatte er sich wieder gesammelt und er wirkte ziemlich erstaunt und sogar etwas...beeindruckt?
,,Klingt ja sehr...poetisch. Eine einzige Liebe für ein ganzes Leben. So etwas sollte es öfters geben."
,,Es ist auch etwas Besonderes und nebenbei gesagt ein großes Geheimnis unseres Volkes. Ich muss Euch also bitten, es niemandem zu offenbaren.", sagte ich und er hob abwehrend die Hände.
,,Keine Sorge, Clea. Auf mich können Sie sich diesbezüglich verlassen. Ich werde schweigen wie ein Grab."
***
Stephen PoV
Als Stephen einige Stunden später aus dem Kamar-Taj zurückkehrte, fühlte er sich angeschlagen und vollkommen machtlos. Meisterin Amalia hatte ihm zwar zugesichert, dass sie alles tun würde, um die Schuldigen zu finden, aber die Tatsache, dass auch sie keinerlei Anhaltspunkte hatte, machte Stephen nicht gerade Hoffnung auf Erfolg.
Wer hatte es bloß auf die Zauberer abgesehen? Wer jagte die Meister der mystischen Mächte, um sie danach kaltblütig abzuschlachten und legte ganze Stadtviertel in Schutt und Asche? Es war ihm ein Rätsel, wer so skrupellos sein konnte und ohne Gnade Menschen tötete. Ihm war nur klar, dass er den Verantwortlichen so schnell wie möglich finden musste.
Aber noch etwas beschäftigte Stephen, denn er musste jetzt wieder daran denken, als Clea vor seiner Tür gestanden hatte. Irgendwas hatte sie ihm sagen wollen und es musste wichtig gewesen sein, denn sonst hätte sie ihn nicht mitten in der Nacht aufgesucht. Aber worum ging es?
Zuerst wollte Stephen sich nicht länger Gedanken darüber machen, aber er konnte sich keinen Reim darauf machen und beschloss deshalb, Clea diesbezüglich zu fragen. Deshalb machte er sich kurzer Hand auf dem Weg zu ihrem Zimmer und vor der Tür hielt er inne. Er zögerte und war sich nicht sicher, ob wirklich anklopfen sollte. Als sich sein Schwebemantel von ihm löste und auffordernd auf die Tür deutete, verdrehte Stephen die Augen und hob beschwichtigend die rechte Hand.
,,Jaja...schon gut!"
Stephen klopfte an, doch nichts geschah. Als er es erneut versuchte und sich immer noch nichts rührte, öffnete er langsam die Tür und betrat das Zimmer. Es war ruhig und zuerst dachte Stephen schon, Clea wäre gar nicht da, doch dann entdeckte er sie auf dem Bett, wo sie auf der Seite lag und die Augen geschlossen hatte. Neben ihr lag ein aufgeklapptes Buch, in dem sie allem Anschein nach noch gelesen hatte, bevor sie eingeschlafen war.
Zunächst fiel der Blick von Stephen jedoch auf den kleinen Tisch, der in der Ecke stand. Er ging darauf zu und warf einen Blick auf die Bücher und Zettel, die dort ausgebreitet waren. Sie handelten von sämtlichen Kreaturen und möglichen Wesen mit enormen Fähigkeiten, sowie die Geschichte der Meister der mystischen Mächte. Teilweise waren es sogar Bücher, die er in seiner Ausbildung selbst gelesen hatte.
Stephen war überrascht, aber auch irgendwie ergriffen, was ihn selbst verwirrte. Allem Anschein nach hatte Clea selbst ebenfalls nach Antworten gesucht, um die ganze Sache aufklären zu können. Und das, obwohl sie mit der ganzen Sache ja eigentlich gar nichts zu tun hatte. Es war nicht ihr Kampf und dennoch schien sie ihm und Wong helfen zu wollen.
Stephen glitt ein kaum merkliches Lächeln über das Gesicht, ehe er sich langsam zu Clea umdrehte. Sie schlief immer noch seelenruhig und er konnte nicht anders, als sie anzusehen. Und als er das tat, kam es ihm mit einem Mal vor, als sähe er Clea zum allerersten Mal. Als wäre dies ihre eigentliche erste Begegnung und nicht der Kampf, der sich vor dem Sanctum Santorum zugetragen hatte.
Es schien fast so, als wäre alles andere im Universum bedeutungslos, solange er seinen Blick nur auf Clea gerichtet hatte und während er sie ansah, hatte Stephen mit einem Mal das Gefühl, dass alles wieder gut werden würde. Als müsste er sie einfach nur lange genug ansehen und dies würde schon ausreichen, um alle Probleme aus der Welt zu schaffen.
Etwas schien ihn nun so stark zu Clea hinzuziehen, dass er sich kaum dagegen wehren könnte. Als wäre Clea ein Magnet und er hatte keine andere Wahl, als ihr zu folgen...egal wo sie auch hingehen würde. So wie jetzt hatte Stephen sich noch nie gefühlt. Noch nie hatte es eine Person geschafft, solche Gefühle in ihm hervorzurufen...nicht einmal Christine.
,,Warum habe ich das Gefühl, als würde ich dich schon ewig kennen?", sprach er mehr zu sich selbst, während er auf Clea sah und mit einem Mal wurde ihm etwas klar.
Stets hatte er den Erfolg im Leben gesehen. Hatte die außergewöhnlichsten Fälle als Chirurg angenommen, um den Ruhm zu ernten und Wunder zu vollbringen und auch als Meister der mystischen Mächte hatte er immer versucht, alles zu ergründen und in allem den Sinn zu erkennen. Doch dieses Mal konnte er nicht die Kontrolle behalten, denn Stephen war vollkommen machtlos gegen das, was in diesem Augenblick mit ihm geschah. Und obwohl er es noch nie zuvor gespürt hatte, so wusste er doch ganz genau, was gerade hier passierte: er war drauf und dran sein Herz an Clea zu verlieren...und es hatte schon begonnen!
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro