Ein Bund für die Ewigkeit
Ein Bund für die Ewigkeit
Clea PoV
Als ich mich auf den Weg zu Stephen machte, war ich entschlossener denn je, in ihm den würdigen Wächter des Zeitsteins gefunden zu haben. Denn ich wusste, dass er den Stein ohne Zweifel beschützen würde und wenn ich nach Taleria zurückkehrte, dann würde ich alle Hebel in Bewegung setzen, um Thanos aufzuspüren. Das bedeutete zwar, dass der Zeitstein vorerst sicher sein würde, aber es bedeutete auch, dass der Abschied kurz bevor stand. Denn ich konnte nicht länger auf der Erde bleiben, wenn Thanos irgendwo im Universum umher streifte und Jagd auf die Steine machte.
Ich würde Stephen zum Wächter ernennen, aber ich würde ihm vor meiner Heimkehr wie vereinbart helfen, Mordo aufzuhalten. Allerdings entschied ich mich dafür, sämtliche Informationen über Thanos für mich zu behalten, bis Mordo besiegt war. Sonst wäre Stephen durch eine mögliche Bedrohung im Hintergrund zu abgelenkt und das wäre kein gutes Omen für den Kampf gegen Mordo, der uns ohne Zweifel bald bevorstand.
Als ich das Zimmer von Stephen erreichte, war die Tür nur angelehnt und ich betrat den Raum. Ich entdeckte Stephen, der auf dem Balkon stand und seinen Blick auf New York gerichtet hatte, welches in der Nacht natürlich wunderschön beleuchtet war. Langsam ging ich auf ihn zu und noch bevor ich ihn erreicht hatte, schien er meine Anwesenheit bemerkt zu haben, denn er drehte sich zu mir um und sah mich abwartend an.
,,Clea! Ist alles in Ordnung?", fragte er und ich nickte kaum merklich.
,,Ich würde sagen...es geht mir den Umständen entsprechend gut."
,,Tja, da besitzt du die geballte Macht eines Infinity-Steins und hast es nicht einmal gewusst.", meinte er und mein Blick verlor sich in der Ferne.
,,Der Stein der Macht...schon verrückt."
Noch immer konnte ich kaum glauben, dass ich wahrhaftig eine Kollision mit dem Stein überlebt haben sollte und nun dessen Kräfte besaß. Aber die Tatsachen sprachen dafür und ich spürte den fragenden Blick von Stephen auf mir.
,,Wie konntest du denn vergessen, dass du seine Kräfte absorbiert hast? Ich meineso ein Ereignis...verändert einen doch vollkommen."
,,Ich nehme an, ich habe es einfach verdrängt...so wie alle Ereignisse. An diesem Tag ist viel passiert, was ich am liebsten einfach nur vergessen würde.", erwiderte ich und eine Spur von Besorgnis zeichnete sich auf dem Gesicht von Stephen ab.
,,Willst du es mir erzählen?"
,,Das werde ich, aber nicht heute. Zuerst müssen wir uns um Mordo kümmern...bevor er wirklich alle Zauberer vernichtet.", entgegnete ich und Stephen nickte kaum merklich.
,,Ja...das stimmt."
Er sprach es nicht aus, aber dennoch fühlte ich seinen inneren Zwiespalt. Stephen schien sich nicht sicher zu sein, was er von der ganzen Situation halten sollte, denn die Ereignisse waren auch viel zu verwirrend und umfangreich. Ich war nur froh, dass er mir anscheinend immer noch vertraute und es mir nicht allzu übel nahm, dass ich meine königliche Herkunft verschwiegen hatte.
,,Kann ich dich was fragen?", durchbrach er auf einmal wieder die Stille und ich nickte.
,,Sicher!"
,,Mordo und du...ihr kennt euch...woher genau?", wollte er wissen und ich seufzte ein wenig.
,,Das hat er doch schon sehr poetisch offenbart, Stephen."
,,Ich weiß, aber...ich würde gerne deine Version hören.", erwiderte er und ich zögerte, ehe ich ihn in meine Vergangenheit einweihte, über die ich bisher kaum ein Wort verloren hatte.
,,Als ich damals auf die Erde kam, da habe ich mich auf die Suche nach der Ältesten gemacht. Und auf dem Weg dorthin habe ich Mordo getroffen. Er hat mich nach Kamar-Taj gebracht und der Ältesten vorgestellt. Zu der Zeit befand sich Mordo selbst noch in seiner Ausbildung. Er war sehr...rebellisch, jähzornig und ehrgeizig. Aber auch mutig, loyal und selbstbewusst. Wir haben während meines Aufenthaltes hier viel Zeit miteinander verbracht und miteinander trainiert. Mit der Zeit...fing er dann an Gefühle für mich zu entwickeln. Gefühle, die ich nicht erwidern konnte."
Erneut lag mein Blick auf der Stadt und ich erinnerte mich an damals. Es war mir nie leicht gefallen, über meine Vergangenheit oder gar über meine Gefühle zu sprechen...aber bei Stephen hatte ich das Gefühl, dass ich ihm alles sagen konnte. Und er zog nun natürlich die logische Schlussfolgerung, die keineswegs mehr ein Geheimnis war.
,,Er hat sich in dich verliebt.", brachte Stephen hervor und ich nickte zustimmend.
,,Ja...das hat er."
,,Aber du dich nicht in ihn."
,,So einfach ist das nicht, Stephen.", erwiderte ich und sah ihn nun eindringlich an. ,,Wir Talerianer...wir verlieben uns nicht einfach so in jemanden. Wenn wir die Person finden, der wir unsere Liebe schenken...dann währt dieser Bund ein Leben lang. Wir bleiben dann mit dieser einen Person zusammen...für immer und ewig."
Zuerst war ich etwas verdutzt und erstaunt über mich selbst, dass ich ihm dies einfach so offenbart hatte. Denn eigentlich gehörte dies zu den größten Geheimnissen von Taleria und bisher hatte ich nur Wong eingeweiht. Doch nun hatte ich auch Stephen das Geheimnis offenbart und dieser warf mir mit einem Mal einen unsicheren Blick zu.
,,Und...hast du?", fragte er und ich sah ihn irritiert an.
,,Hab ich was?"
,,Hast du...diese Person schon...gefunden?"
Perplex starrte ich Stephen an, denn diese Frage hatte ich nun gar nicht erwartet. Natürlich konnte ich es auf pure Neugierde schieben, weshalb ihn das interessierte, aber irgendwie sagte mir mein Instinkt, dass mehr dahinter steckte. Aber, dass ich diese Person tatsächlich gefunden hatte und er persönlich diese wardas konnte ich ihm ja schlecht sagen. Deshalb haderte ich mit meiner Antwort und suchte nach den richtigen Worten, die zumindest nicht zu sehr nach einer Ausrede klangen.
,,Nun, was das angeht...ist das etwas komplizierter.", setzte ich an und sah Stephen nun vielsagend an. ,,In meinem Fall...da bestehen gewisse Hindernisse und ich weiß nicht, wie ich..."
Weiter kam ich nicht, denn mit einem Mal überbrückte Stephen den Abstand zwischen uns und beugte sich zu mir, als seine Lippen auch schon auf meinen lagen. Der Kuss kam so überraschend und unerwartet, dass ich zuerst völlig überrumpelt war. Doch dann konnte ich gar nicht anders, als mich darauf einzulassen und ihn zu erwidern.
Es fühlte sich richtig an und ich verspürte das Gefühl von Erleichterung. Seit ich meine Gefühle für Stephen erkannt hatte, war mir dieser Moment wie ein Wunschtraum vorgekommen und, dass er nun wirklich passierte...das ließ mich die Realität für einen Moment lang völlig vergessen. Noch einen Moment spürte ich die weichen Lippen von Stephen auf meinen und, wie sein Bart leicht mein Gesicht streifte, ehe wir den Kuss beendeten. Ich war so überwältigt, dass ich nichts sagen konnte, doch Stephen brachte ein Lächeln zustande.
,,Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen...es hat dir die Sprache verschlagen.", meinte er und ich sah ihn ein wenig neckisch an.
,,Bildet Euch ja nicht zu viel drauf ein, Doctor Strange."
,,Gönn mir doch wenigstens diesen einen Augenblick, in dem ich dich mal sprachlos gemacht habe.", erwiderte er und nun konnte ich nicht anders, als sein Lächeln zu erwidern.
,,Na, schön!"
Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug und jede Faser in mir sehnte sich nach einem weiteren Kuss. Am liebsten hätte die Zeit angehalten, um diesen Moment niemals enden zu lassen, doch ich durfte es nicht zulassen. Stephen war die Liebe meines Lebens und das würde sich nie ändern, doch er durfte es nicht erfahren. Denn obwohl das Schicksal uns füreinander vorgesehen hatte, so schien es genauso auch gegen uns zu sein, denn wir kamen aus zwei verschiedenen Welten und diese Tatsache war ein unüberwindbares Hindernis. Stephen schmunzelte nun etwas und seine nächsten Worte überraschten mich erneut.
,,Ich bin mir sicher, auf Taleria geschieht sowas nicht so häufig. Zumindest nicht auf unerwartete Weise. Scheint in dieser Hinsicht das reinste Paradies zu sein. Ich meine, wo gibt es heutzutage noch so etwas sie Seelenverwandte, die durch ewige Liebe miteinander verbunden sind? Da kann die Erde niemals mithalten. Wir haben nur so etwas wie soziale Netzwerke, Partnerbörsen und sämtlichen anderen Kram. Da ist deine Heimat uns allemal voraus."
,,Glaub mir...Taleria ist nichts, verglichen mit eurem Planeten hier. Zumindest für mich. Alle anderen von uns halten unsere Heimat für das Paradies, aber...ich habe mich dort nie wirklich zu Hause gefühlt.", sagte ich und Stephen legte mir nun plötzlich seine rechte Hand an die Wange, während er mich zuversichtlich ansah.
,,Wieso bleibst du dann nicht einfach hier? Du könntest bei uns im Sanctum Santorum leben und wir könnten zusammen den Zeitstein beschützen. Gemeinsam sind wir sehr viel stärker...das haben wir doch schon sehr gut unter Beweis gestellt."
Ich sah Stephen an und wusste erneut gar nicht, was ich sagen sollte. Er wollte, dass ich hier blieb und bei ihm und Wong im Tempel lebte. Und Stephen hatte ja gar keine Ahnung, wie sehr ich mir das wünschte und hätte ich eine Wahl, dann hätte ich auch keine Sekunde gezögert und sofort zugesagt. Aber ich hatte keine Wahl und deshalb sah ich ihn niedergeschlagen an, während ich seine rechte Hand ergriff und sie festhielt, ehe ich sie langsam sinken ließ.
,,Ich kann nicht...ich muss zurück.", brachte ich hervor und Stephen sah mich unsicher an.
,,Weil du die Prinzessin bist?"
,,Nicht nur deshalb. Ich habe eine Verantwortung gegenüber meiner Familie und meinem Volk. Glaub mir, wenn ich eine Wahl hätte...dann wäre es anders. Aber die habe ich nicht, Stephen.", erwiderte ich, woraufhin er mir einen eindringlichen Blick zuwarf.
,,Man hat immer eine Wahl. Und jeder sollte selbst entscheiden können, wo und wie er leben will."
,,Vielleicht hier, aber nicht auf Taleria. Glaub mir...ich wollte niemals Thronfolgerin sein, aber ich bin es und eines Tages werde ich Taleria regieren. Das Schicksal hat es halt nicht anders für mich vorgesehen."
Ich senkte den Blick und spürte, wie sich alles in mir schmerzhaft zusammenzog. Der Gedanke, die Erde und somit auch Stephen zu verlassenwar nahezu unerträglich und ich verfluchte das Schicksal für meine Pflicht als zukünftige Königin. Ich wollte nicht gehen, aber mir war auch klar, dass es nur schlimmer werden würde, je länger ich meine Rückkehr hinauszögerte. So war es ohne Zweifel besser, wenn ich so schnell wie möglich nach Taleria zurückkehrte.
Stephen schien aus irgendeinem Grund mit sich zu hadern, denn sein Blick wirkte sichtlich gequält. Und ich fragte mich, ob ihm der bevorstehende Abschied genauso schwerfiel wie mir. Allerdings schien diese Frage überflüssig zu sein, denn erneut sah er mich eindringlich an und seine nächsten Worte trafen mich direkt ins Herz.
,,Bitte geh nicht. Bleib hier...bleib bei mir."
Alles in mir schrie, dass ich Ja sagen sollte. Dass ich einfach hier bleiben und Taleria vergessen sollte, denn es schien das einzig Richtige zu sein. Aber wenn ich das tun würde, dann würde ich meine Familie und auch mein Volk verraten. Oder ich riskierte sogar, dass sie auf die Erde kommen und einen Kampf anzetteln würden, um mich und den Zeitstein gewaltsam zu holen. Und das konnte ich keineswegs in Betracht ziehen.
Stephen schien zu spüren, dass ich einen inneren Konflikt führte, denn sein Blick wurde nun unendlich traurig. Aber dennoch schien er die Hoffnung nicht aufzugeben, denn er brach erneut sein Schweigen und ihm schien etwas sehr Wichtiges noch auf der Seele zu liegen.
,,Clea, ich..."
Es geschah so schnell, dass keiner von uns beiden reagieren konnte. Ich sah aus dem Augenwinkel heraus nur, wie rote Magie auf uns zusteuerte, als sie auch schon in der Hauswand einschlug und eine heftige Explosion verursachte.
Gerade noch konnte ich einen Schutzschild um uns errichten, der uns vor der Explosion bewahrte, aber durch die Wucht wurden wir dennoch zurückgeschleudert.
Ich spürte, wie ich hart auf dem Boden aufschlug und blieb für einen Moment benommen liegen. Um uns herum hatten bereits die Flammen begonnen, sich auszubreiten und die Temperatur stieg rasend schnell an. Ich wusste, dass wir hier sofort raus mussten, aber ich war wie gelähmt und stand vollkommen unter Schock.
,,Clea!"
Stephen, der nur wenige Meter neben mir gelandet war, tauchte bei mir auf und zog mich auf die Beine. Er sah mich bestürzt an, aber dann richtete sich sein Blick auf die Flammen und er begann, einen Funkenkreis zu erschaffen.
,,Komm, wir müssen hier raus!", sagte er und zog mich mit, als er durch das Portal nach draußen vor den Tempel eilte.
Gemeinsam traten wir nach draußen und das Portal schloss sich hinter uns. Ich konnte noch immer nicht richtig realisieren, was eben passiert war, als Stephen meine Arme umfasste und mich mit größter Sorge ansah.
,,Clea, geht es dir gut? Bist du verletzt?", fragte er, aber ich schüttelte den Kopf.
,,Nein...ich glaube nicht."
Er schien erleichtert zu sein und ehe ich mich versah, zog er mich an sich und ich fand mich in einer innigen Umarmung wieder. Und da hatte ich wieder das Gefühl, dass alles wieder gut werden würde. Dass die Welt untergehen konnte, aber trotzdem alles gut wurde, solange ich nur bei ihm war. Zwar hatte ich die Frage von Stephen vorhin nicht beantwortet, aber für mich musste ich das auch nicht mehr. Denn ich hatte meine einzig wahre Liebe gefunden...in Doctor Stephen Strange!
,,Stephen! Clea!", vernahm ich mit einem Mal die Stimme von Wong und Stephen löste die Umarmung, als wir den chinesischen Zauberer auch schon entdeckten.
Er kam direkt auf uns zu und wirkte genauso erschüttert, wie wir es waren. Aber ich war froh, denn er schien unverletzt zu sein und auch Stephen war sichtlich erleichtert, dass sein Freund der Explosion ebenfalls entgangen war.
,,Wong, hast du gesehen, wer das war?", wollte er wissen und Wong sah ihn vielsagend an.
,,Ich glaube, da kommt nur einer in Frage...und der steht direkt vor uns."
Irritiert sahen wir Wong an, doch dessen Blick richtete sich nun auf etwas hinter uns. Oder besser gesagt auf jemanden, denn als wir uns umdrehten, verzog sich der dichte Rauch des Feuers etwas und zum Vorschein kam niemand anderes als Mordo. Und noch bevor er etwas sagte oder tat...wusste ich sofort, dass uns noch ein harter Kampf in dieser Nacht bevorstand.
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