Clea
Clea
Clea PoV
Kaum, dass ich realisiert hatte, dass der Zauberer vor mir den Zeitstein bei sich trug, richtete sich dessen Aufmerksamkeit auf irgendwas hinter mir und er schmunzelte kaum merklich.
,,Tja, Ihre Rettung scheint nur von kurzer Dauer gewesen zu sein."
Auf seine Aussage hin drehte ich mich um und sah, wie die 5 Gestalten sich wieder sammelten und nun neu formierten. In einer geraden Linie standen sie uns nun gegenüber und ich musste zugeben, dass sie widerstandsfähiger waren als ich angenommen hatte. Wer sich auch hinter diesen Masken verbarg...es konnten keine gewöhnlichen Menschen sein.
,,Wer sind die und was wollen die?", äußerte ich harsch und der Chinese zuckte mit den Schultern.
,,Wissen wir nicht."
,,Haben die denn nichts gesagt?", wandte ich ein, woraufhin der Zauberer links neben mir nur Sarkasmus als Antwort übrig hatte.
,,Nein! Sie waren zu sehr damit beschäftigt zu versuchen uns zu töten."
Ungläubig sah ich ihn an und konnte nicht fassen, wie man so arrogant sein konnte. Dieser Mann besaß offenbar ein viel zu großes Ego und ich fragte mich schon, was mich geritten hatte, ihm das Leben zu retten.
,,Menschen! Immer so extravagant.", murmelte ich, doch sein Verbündeter dagegen, schien einen noch viel einfallsloseren Gedanken zu haben.
,,Sollten wir sie nicht vielleicht bitten, sich zu ergeben?"
,,Ich glaube nicht, dass sie das tun werden, Wong.", raunte ihm der große Zauberer entgegen und Wong, wie der chinesische Zauberer offenbar hieß, verteidigte seinen Vorschlag.
,,Einen Versuch ist es doch wert."
Ich richtete meinen Blick gen Himmel und in Gedanken fragte ich das Schicksal, was ich verbrochen hatte, um diesen beiden Männern zu begegnen. Aber da unsere Gegner nun richtig sauer zu sein schienen, unterbrach ich diese schwachsinnige Konversation und sammelte bereits meine Energie.
,,Okay, Jungs...schon gut! Ich übernehme das!"
Ohne eine Antwort von ihnen abzuwarten, trat ich einige Schritte vor und war entschlossen, die Gegner vor mir auszuschalten. Sie schienen das Gleiche über mich zu denken, denn ich spürte ihre Kräfte geradezu und ehe ich mich versah, griffen sie auch schon an.
Aber darauf war ich vorbereitet und ich schleuderte den Ersten von mir weg. Dann hielt ich einen anderen durch ein unsichtbares Schutzschild auf Abstand und einen Weiteren hielt ich mit meiner Energie in Schach, ehe ich ihn mit Hilfe meiner Telekinese von mir wegschleuderte und den anderen dann schließlich wütend anfunkelte.
,,Ihr seid echt unzivilisiert."
Meine Aussage schien mein Gegenüber jedoch herzlich wenig zu interessieren, denn er schaffte es, sich von meinem Schutzschild zu befreien und warf sich förmlich auf mich, woraufhin wir zu Boden gingen. Ich spürte, wie ich unsanft auf der Erde aufschlug, aber ich ignorierte es, denn ich war auch viel zu sehr damit beschäftigt, meinen Angreifer abzuwimmeln. Mit einem gekonnten Tritt in die Magengrube schaffte ich es schließlich, ihn kurz zu überwältigen, aber dann bildete er urplötzlich mittels dunkler Magie eine Waffe und wollte mich mit dieser durchbohren, als die Situation eine unerwartete Wendung nahm.
Eine bronzefarbende Schlinge aus Magie schlang sich um sein Handgelenk und er wurde von mir weggerissen. Irritiert hob ich den Kopf und erkannte den großen Zauberer, der den Attentäter nun voller Wucht zurückzog und ihn durch die Luft beförderte.
Nachdem er sich vergewissert hatte, dass er vorerst außer Gefecht gesetzt hatte, kam er auf mich zu und reichte mir seine Hand, die ich widerwillig ergriff und mich von ihm hochziehen ließ. Er grinste schadenfroh und ich konnte nur erahnen, was für eine Genugtuung dies für ihn sein musste.
,,Tja, dieses Mal habe ich Sie gerettet. Ich schätze, wir sind quitt!"
,,Warum müsst ihr Menschen alles als einen Wettstreit sehen?", entgegnete ich und er rollte mit den Augen.
,,Hey, ich habe Ihnen gerade das Leben gerettet. Ein Dankeschön wär angebracht."
,,Vielleicht im nächsten Leben!", gab ich zurück, als wir jäh unterbrochen wurden.
,,Könnt ihr das vielleicht auf später verschieben?"
Wir fuhren herum, als der chinesische Zauberer Wong vielsagend auf die 5 Gegner deutete, die sich neu formierten und natürlich weiterhin auf Angriff aus waren.
,,Man, die sind echt schwer tot zu kriegen.", brachte ich hervor und der Zauberer mit dem Umhang schien nach einer Lösung zu suchen.
,,Es wird Zeit, dass wir dem ein Ende setzen, bevor noch jemand ernsthaft verletzt wird."
Da war ich auf seiner Seite, was ich jedoch niemals zugeben würde. Aber dieser Kampf musste enden und zwar hier und jetzt. Gerade wollte ich schon eine Strategie entwickeln, doch da hielten die 5 maskierten Gestalten auf einmal inne und zögerten kurz. Irritiert beobachteten wir sie und ehe wir uns versahen, machten sie Anstalten eines Rückzuges, als sich der Anführer noch ein letztes Mal an uns wandte.
,,Es ist noch nicht vorbei, Zauberer! Das hier...war erst der Anfang!"
Bevor jemand von uns etwas erwidern konnte, öffneten sie urplötzlich ein Portal und verschwanden, ehe es sich hinter ihnen schloss. Ungläubig starrte ich auf die Stelle, wo die 5 gerade verschwunden waren und Wong schien erleichtert zu sein.
,,Tja...das Problem wäre dann gelöst!"
,,Dennoch müssen wir herausfinden, mit wem wir es da gerade zu tun hatten. Das war kein Zufall, dass sie hier waren. Sie haben es auf jemanden abgesehen und allem Anschein nach auf uns.", sagte der große Zauberer und Wong warf ihm einen nachdenklichen Blick zu.
,,Könnten es noch Anhänger Kaecilius sein?"
,,Das glaub ich nicht. Er und all seine Jünger wurden von Dormammu doch persönlich in die dunkle Dimension gesogen. Aber wer auch dahinter steckt...wir müssen denjenigen aufhalten."
Der Zauberer schien sich seiner Sache ja mehr als sicher zu sein. Zwar bewunderte ich diese Einstellung auf gewisse Weise, aber da der Kampf nun vorüber war, drängte sich wieder meine Mission in den Vordergrund meiner Gedanken und ich warf dem Zauberer schließlich einen entschlossenen Blick zu.
,,Nicht so schnell, Red Cape! Bevor Ihr und Euer Kumpane die maskierten Bad Guys zur Hölle jagt, hab ich noch was mit Euch zu bereden."
,,Red Cape?", wiederholte er und starrte mich fassungslos an. ,,Was glauben Sie, wen Sie hier vor sich haben?", brachte er hervor und ich sah ihn und seinen Kollegen vielsagend an.
,,Ohne Zweifel zwei Meister der mystischen Mächte. Eure Zauberkunst ist unverkennbar und ich erkenne zwei Zauberer, wenn ich sie sehe."
,,Ich bin Doctor Stephen Strange und das hier ist Wong. Wir sind die Wächter des New Yorker Tempels.", fügte er hinzu und ich nickte kaum merklich.
,,Ja...das ist nicht zu übersehen."
,,Jetzt bleibt nur noch die Frage: wer sind Sie?", kam es mit einem Mal von Wong, der bislang geschwiegen hatte und mich nun erwartungsvoll musterte.
Auch Doctor Strange hatte seinen Blick die ganze Zeit auf mich geheftet und ließ mich keine Sekunde aus den Augen. Vermutlich dachte er, ich würde ihn sonst angreifen oder dergleichen, aber das wäre nun wirklich eine zu plumpe Taktik. Und wenn ich an den Zeitstein rankommen wollte, dann musste ich wohl oder übel versuchen, das Vertrauen der beiden Zauberer zu gewinnen und da schien mir Ehrlichkeit das beste Mittel zu sein.
,,Mein Name ist Clea und ich bin gekommen, um den Infinity-Stein zu holen!"
***
Taleria- einige Jahre zuvor...
,,Komm schon, Clea! Das geht noch besser!"
Prinzessin Davina warf einen geradezu herausfordernden Blick auf ihre jüngere Schwester Clea, während sie sich ihre langen schwarzen Haare aus dem Gesicht strich. Ihre eisblauen Augen sahen Clea eindringlich an und diese verstand ihre Schwester ohne Worte.
Motiviert und von Ehrgeiz erfüllt, setzte sie zum Angriff an und Davina ließ sich sofort darauf ein. Sie trainierten gemeinsam und gingen bis an ihre Grenzen, während sie immer wieder darum kämpften, die Oberhand zu gewinnen. Und schließlich schaffte es Clea, ihre große Schwester zu entwaffnen und richtete ihren Stab auf sie.
,,Tja, Ihr habt verloren, eure Hoheit."
,,Aber nur, weil du in den letzten Wochen mehr Zeit für Training hattest als ich.", entgegnete Davina, woraufhin Clea grinste.
,,Naja, das ist dann wohl der Nachteil, wenn man Thronfolgerin ist. Man hat unendlich viele Verpflichtungen und keine Zeit mehr für andere Dinge."
,,Das mag sein, aber es ist auch eine große Ehre. Ich meine, unser Planet ist nicht nur unsere Heimat...er ist auch unsere Verantwortung. Wir müssen ihn schützen und wenn ich Königin bin, dann beschütze ich euch."
Davina sah Clea zuversichtlich an und diese rang sich ein Lächeln ab. Sie konnte bis heute nicht verstehen, wie ihre große Schwester den Königstitel als Ehre empfinden konnte und mehr denn je war Clea froh, dass sie nicht an erster Reihe der Thronfolge stand. Sie war das zweitälteste Kind von Astera und Orion und somit zum Glück nicht die Erbin des Throns. Diese Bürde gehörte ihrer Schwester Davina, zu der Clea aufsah und sie mit jeder Faser ihres Körpers respektierte.
Und Davina war die geborene Königin! Sie war klug, mutig und unglaublich verantwortungsvoll. Jeden Schritt überdachte sie zweimal, bevor sie ihn wirklich ausführte und bisher hatte sie noch nie eine falsche Entscheidung getroffen. Es war, als wäre Davina wahrhaftig dafür geboren worden und irgendwiewar sie das ja auch.
,,Naja, immerhin weiß ich schon, wie meine Zukunft aussehen wird. Aber was ist mit dir, Clea? Ich meine...wie willst du deinen Platz im Leben finden, wenn du nicht einmal wirklich nach ihm suchst?", meinte Davina und Clea zuckte mit den Schultern.
,,Ich schätze, ich warte einfach darauf, bis das Schicksal mir meinen Weg offenbart. Das klingt vielleicht etwas seltsam...aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich hierher gehöre, Davina."
,,Natürlich gehörst du hierher, Clea. Das ist dein zu Hause...hier ist deine Familie...unser Volk!", widersprach Davina, woraufhin Clea seufzte.
,,Ich weiß! Aber...irgendwie fühlt es sich so an, als würde mir etwas fehlen. Als hätte ich...einen Teil von mir noch nicht gefunden."
Clea warf einen zweigespaltenen Blick auf ihre Schwester, die sie prüfend musterte. Davinas Miene war manchmal unglaublich schwer zu deuten und auch jetzt hatte Clea keine Ahnung, was sie dachte oder fühlte. Vermutlich würde selbst ein Stein in dieser Situation mehr Emotionen zeigen, was ja praktisch gesehen unmöglich war.
Aber dann lächelte Davina leicht, ehe sie ein paar Schritte auf Clea zumachte und ihrer Schwester eine Hand auf die Schulter legte. Clea spürte die Zuversicht und die Hoffnung, die ihre Schwester förmlich durchströmten und Davina schenkte ihr einen optimistischen Blick der Überzeugung.
,,Vertrau mir, Clea...du wirst diesen Teil finden. Und du wirst ihn auf Taleria finden. Denn hier liegt die Antwort auf alle deine Fragen. Und wenn du sie nicht hier finden willst...wo dann?"
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