Kapitel 9: Der normale Schulalltag geht weiter
,,(V/N), kommst du am Freitag Nachmittag mit bei der Fahrradtour zum See? Falls du zwischendurch müde wirst, können wir dich auch auf dem Gepäckträger mitnehmen. Das ist kein Problem!"
Ich konnte Minas Redefluss nur schwer aufhalten, doch ich musste sie, und natürlich die anderen Mädels, etwas enttäuschen.
,,Eigentlich... wollte ich Bakugo fragen, ob wir ins Kino gehen... Aber wir könnten ja auch abends gehen! Da kriege ich bestimmt was geregelt, falls er ja sagt."
Nach meiner Aussage, fingen die gelben Augen des pinken Aliens an, regelrecht zu funkeln vor Neugier und auch die anderen Mädels der Runde, sahen mich mit, mal mehr mal weniger, vielsagenden Blicken an.
,,Ooooh! Was schaut ihr Turteltäubchen denn? Eine Romantische Komödie? Einen Horrorfilm?", fragte mich Mina ganz aufgeregt aus.
,,Nein? Wir schauen wenn dann einen Action-Film? Aber selbst, wenn wir die Minions gucken würden, ist das doch vollkommen egal?" Ich zog eine Augenbraue hoch und schüttelte belustigt den Kopf.
,,Außerdem...", fing ich ruhig an und lehnte mich zu der Pinkhaarigen über den Tisch herüber. ,,Wir sind kein Paar.", stellte ich, zwar etwas kichernd, klar und wuschelte durch ihre Frisur.
Im Nachhinein fragte ich mich schon, weshalb ich jedes Mal versuchte, alles richtig zu stellen. Denn Mina ist einfach unsere Verkuppelungsqueen, wenn sie mal irgendjemanden auf den Kieker hat, da bleibt sie auch erst mal bei ihrer Meinung. Egal, wie abwegig ihre Traumvorstellungen sind.
,,Aber ihr wärt soooo ein süßes Pärchen.", schmollte die Pinkhaarige etwas und versuchte auch die anderen mit ins Boot zu holen. ,,Da seid ihr doch auch der Meinung, oder nicht?"
Ein einziges Gemurmel und Gerede entstand und zwischen ,,Ja.", ,,Eigentlich schon.", ,,Vielleicht?", ,,Weiß nicht." war prinzipiell alles dabei. Nur Jirou hatte schon lange ihre Scheuklappen aufgestellt, denn sie hörte schon eine ganze Weile Musik und bekam dementsprechend nicht gerade viel mit.
Allerdings verneinte niemand klar Minas Aussage, was mich wirklich überraschte.
Meinen sie das ernst? Oder wollten sie sich einfach Mina nicht zum Feind machen?
,,Ich seh schon. Es haben sich also alle gegen mich verschworen...", meinte ich gespielt theatralisch, geriet dann aber doch wieder in ein Grinsen.
,,Nun gut, dann will ich die Knalltüte mal kurz fragen gehen, bin gleich wieder da.", verabschiedete ich mich kurzzeitig und machte mich auf den Weg zum Stammtisch, in der Kantine, von dem sogenannten Baku-Squad. Mein Gang war zwar noch nicht zu 100% sicher, es waren ja auch erst so zwei, drei Wochen vergangen, aber ich wurde jeden Tag sicherer mit den Prothesen.
,,Hey, Leute! Schmeckt's?"
,,Moin, (V/N)!", begrüßten mich die Jungs nahezu gleichzeitig. Nun ja, bis auf Bakugo, da sein Mund gerade voll Vanillepudding war.
,,Sag mal Bakugo, was hältst du von Kino, am Freitag?", fragte ich den Stachelkopf und klopfte ihn leicht gegen den Nacken. Er schluckte das Dessert herunter und warf mir böse Blicke zu.
,,Seh ich so aus, als hätte ich Zeit, für so einen Scheiß?!", motzte er zurück und rührte aggressiv im Pudding herum.
,,Naja... Dachte, vielleicht hättste ja Lust. Egal, dann halt nicht.", entgegnete ich so, als würde mich seine Absage nicht wirklich kümmern, was allerdings nicht gänzlich der Wahrheit entsprach.
Denn irgendwie vermisste ich etwas die Zeit, die ich mit Katsuki während des Prothesen-Trainings verbracht hatte. Fast immer, nach einem erfolgreichen Tag, gingen wir nachmittags in die Eisdiele, Pizzeria oder was uns sonst noch so einfiel. Seitdem ich jetzt den Rollstuhl völlig los war, herrschte zwischen uns so gut wie Funkstille.
Ohne großartig weitere Worte zu wechseln, lief ich zurück zu meinem gängigen Stammtisch, sodass ich gar nicht mehr mitbekam, was Eijiro auf den Blondschopf einredete.
,,Bro, das hättest du aber auch netter sagen können! Das ist ja mal sowas von unmännlich gewesen!"
,,Na und?! Hab halt kein Bock auf den Mist.", fuhr Bakugo seinen Kumpel an.
,,Aber du hast mit ihr sonst doch auch gerne was unternommen. Das ist schon das x-Mal, dass du ihr absagst.", merkte der Rothaarige an.
Denki und Sero hätten zwar Kirishimas Aussage bestätigen können, jedoch wussten sie schon, dass es besser für ihre Gehörgänge war, sich nicht auch noch einzumischen. Deswegen taten sie einfach so, als wären sie vollkommen in ihre Handys vertieft.
,,Das ist ja wohl meine Entscheidung, Shitty Hair!"
Und damit war ihre Diskussion auch schon beendet.
Kaum war ich zurück bei meinen Freundinnen, fragte mich das pinke Alien gleich gespannt: ,,Und? Was hat er gesagt?"
Ich ließ mich allerdings nur seufzend auf meinen gängigen Sitzplatz nieder.
,,Was wohl? Er hat nein gesagt.", meinte ich mit einer leichten Genervtheit in der Stimme und biss von meinem Onigiri ab.
,,Schon wieder...", nuschelte ich noch leise zwischen den Essensresten in meinen Mund hervor.
,,Schade...", meinte Ochako als erste mitfühlend und bekam sofort von den anderen Zustimmung, wodurch sie mich letztendlich aufmuntern wollten.
Besonders Mina schien mitgenommen zu sein und klopfte mir tröstend auf die Schulter.
,,Das wird schon noch, (V/N)!"
~~~~~
Nach unserer Mittagspause hatten wir dann Sportunterricht. Aufgrund des schönen Sommerwetters, fand dieser draußen statt. Es stand eine Zeitmessung von Kurzstreckensprints auf dem Plan, weshalb wir uns erstmal gründlich warm machen mussten.
Unser Sportlehrer ging deshalb nochmal kurz jegliche Übungen kurz durch, die wir machen konnten, um beim Sprint gute Zeiten zu erzielen.
,,Genau! Ihr müsst euch alle ausreichend aufwärmen, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen! Zum Beispiel durch Kniebeugen, Hampelmänner..."
,,Du musst nicht nochmal alles wiederholen, was der Lehrer schon gesagt hat, Brillen-Extra!" Bakugo keifte unseren Schülersprecher gleich wieder an, obwohl uns jener eigentlich nur etwas motivieren wollte.
Es entstand mal wieder ein Schlagabtausch der Meinungen zwischen den beiden, wobei ich mit Sicherheit die Meinung von den meisten meiner Mitschüler vertritt, wenn ich sagte, es ging uns gehörig auf die Nerven.
Was hab ich also gemacht?
Mich eingemischt.
,,Juuungs! Weniger quatschen. Mehr machen!", rief ich dazwischen, als ich gerade dabei war meine Mecha-Beine mit einem Ausfallschritt abwechselnd zu dehnen.
,,Sag dem Oberstreber das!", keifte
der Blondschopf mir entgegen und zeigte ermahnend auf Tenya.
Der Blauhaarige richtete seine Brille zu recht und erwiderte leicht fassungslos: ,,Ich muss doch sehr bitten!"
,,Was ein Kindergarten...", seufzte ich und erhielt zustimmendes Gemurmel von allen Richtungen.
Als wir uns, nach einer Weile, alle ausreichend aufgewärmt hatten, wurden jeder von unserem Lehrer nach dem Zufallsprinzip in Zweierteams aufgeteilt.
Auf meinem Zettel, denen ich aus der Losbox gefischt hatte, stand in einer leicht krakeligen Schrift: "Yuga Aoyama"
Dementsprechend war er also mein Gegner.
Nachdem alle einen Partner erhielten, ging es auch schon los.
Zuerst waren Shoto und Ojiro an der Reihe und gingen deswegen zum Anfang der Aschebahn. Alle anderen sowie auch ich warteten solange neben der Bahn, um eine bestmögliche Aussicht auf die Läufer zu haben.
Nun schoss unser Lehrer, mit einer dafür vorgesehenen Pistole, in die Luft, um zu signalisieren, dass unsere Mitschüler loslaufen konnten.
Sogleich surfte Todoroki regelrecht auf mehreren Eiskristallen auf seiner Bahn entlang, vorbei an seinem Gegner und an seinen Zuschauern. Ojiro hatte dadurch, dass ein Teil seiner Bahn ebenfalls vereist wurde, etwas Probleme überhaupt großartig voranzukommen. Weswegen der Halb-Weiß-Halb-Rothaarige auch zuerst die nötigen Metern zurückgelegt hatte.
Shoto hatte sogar seine Bestzeit geschlagen, wie ich es von der Seite der Aschebahn mitbekam.
Meine Zeit vor den Prothesen werde ich vermutlich noch nicht erreichen, aber ich werde einfach mein Bestes geben!, dachte ich entschlossen.
An der Startlinie befand sich als nächstes nun von und zu Knallfrosch, der gegen Sero antreten musste. Der Schwarzhaarige wird gegen seinen Kumpel nur schlechte Karten haben, glaubte ich. Katsuki konnte mit seiner Quirk schon ziemlich viel Zeit gut machen. Hantas Quirk hingegen war für den Sprint nicht unbedingt geeignet, er durfte seinen Konkurrenten schließlich nicht einfach festkleben lassen.
Aber eigentlich sind unsere Sprint-Partner sowieso nur dazu da, um uns zu besseren Leistungen anzuspornen.
Wer erster oder zweiter wird, ist hierbei also nebenrangig.
Aber für Katsuki Bakugo ist das natürlich sehr wichtig!
Etwas anderes, als den ersten Platz würde er sowieso nicht akzeptieren.
Kurz bevor der Startschuss fiel, gingen die beiden Sprinter in Position. Der Igelkopf blökte einen letzten arroganten Spruch und sogleich ertönte das Startsignal.
Der Blondschopf übertönte jedoch sofort den vergleichsweise popeligen Knall und preschte, durch die Druckwelle der Explosionen in seinen Handflächen, nach vorne. Der Schwarzhaarige versuchte hustend, aufgrund der hinterlassenen Staubwolke seines Gegners, irgendwie Schritt zu halten, doch vergebens. Obwohl Sero mit all seiner ihm möglichen Geschwindigkeit rannte, erreichte der King Explosion Murderer das Ziel schon mit weitem Abstand zu ihm.
Von der Ziellinie aus, feierte Bakugo sich selbst und brüllte nur allzu großspurig, dass das ja sowieso klar war, dass er gewinnen würde, wie toll er doch ist und so weiter.
,,Augenlob stinkt, du Knallerbse!", rief ich lautstark in seine Richtung und erhielt sofort begeistertes Gegröle von Denki, Mina und Mineta.
Alle anderen blickten mich entweder irritiert an oder mit einem: "Bist-du-verrückt-und-lebensmüde"-Blick.
Nur derjenige, den ich mit meiner Aussage letztendlich ansprach, brüllte mir allerlei Beschimpfungen entgegen und so Sachen wie; dass ich es erstmal besser machen muss.
Ich wusste nicht genau warum, aber aus irgendeinem Grund, fand ich es reichlich amüsant, wenn der Stachelkopf sich aufregte.
Unter belustigten Grinsen machte ich mich nun als nächstes auf den Weg zur Startlinie, dicht gefolgt von Aoyama.
,,Mon dieu. Immer muss Bakugo solch einen Wind machen.", meinte der Lilaäugige, als wir durch die noch leicht vorhandene Staubwolke traten. Dabei versuchte Yuga seine Hand wie einen Fächer zu benutzen, was den Anschein erweckte, dass er sich erhoffte, dass es wenigstens irgendwas bringt.
Was aber natürlich nicht der Fall war.
Kaum waren wir beim Startpunkt angekommen, machten Aoyama und ich mich für den Sprint bereit.
Unser Lehrer nickte mir von weitem noch einmal zu, was ich sogleich erwiderte. Es sollte mich wohl daran erinnern, was er mir vorhin noch eingetrichert hatte. Ich sollte, beim Sprinten, auf keinen Fall ein zu großes Risiko eingehen. Aber das konnte ich ja selbst am besten einschätzen, was ich mir schon zutrauen konnte und was nicht.
,,Bonne chance, bei unserem kleinen Duell, mon cherie.", sagte der Franzose und zwinkerte mir zu, dabei machte seine Hand eine Pistolen-Form.
,,Dir auch.", entgegnete ich und fokussierte mich vollkommen auf die Sprintbahn vor mir.
Kurze Augenblicke des einfachen Atmens wurden dann vom Startschuss unseres Lehrers unterbrochen.
Ich rannte los.
Ein Fuß nach den anderen setzend, die Arme kräftig mitschwingend, bahnte ich mir meinen Weg.
Es mag zwar etwas banal klingen, aber ich genoss es sichtlich den entgegenkommenden Wind in meinem Gesicht und auf meiner Haut zu spüren.
Den leicht unebenen Sandboden, durch meine Schuhsohlen, an den Füßen zu fühlen.
Sogar die erhöhte Atmung und mein schnellerer Herzschlag, der Blut durch meinen Körper pumpte, mochte ich.
Das alles, machte dieses ganze Empfinden einfach unbeschreiblich.
Ich fühlte mich in den Moment einfach frei.
Und ich fühlte Dankbarkeit.
Ich war dankbar, dass es mir möglich wurde, durch die Prothesen sozusagen nochmal eine zweite Chance zu bekommen.
Eine Chance, meinen Traum weiterhin ohne Einschränkungen verfolgen zu können.
Obwohl Aoyama mich schon längst überholt hatte, unter anderem auch, weil er durch seinen Bauchnabel-Strahl angetrieben wurde, befand sich nicht ein Hauch von Verärgernis in meinem Körper.
Ich spürte einfach nur pures Glück.
Doch dieses Glück brachte mich beinahe in einem extasen Zustand, weshalb ich gar nicht richtig mitbekam, wie ich immer mehr den Abstand zwischen mir und den Blondhaarigen verkleinerte.
Meter um Meter.
Mein Körper rang immer mehr nach Sauerstoff, vor Anstrengung. Ich atmete inzwischen recht schwer und jappste regelrecht nach Luft. Doch endlich erreichte ich, zwar kurz nach Yuga, das Ziel.
Erschöpft nahm ich eine gebeugte Haltung an, ließ meine Hände auf meine Oberschenkel ruhen und versuchte meine Atmung zu beruhigen. Immer noch schwer atmend wartete ich auf die Zeitansage meines Lehrers.
,,Das ist unglaublich! Du bist gerade mal fünf Sekunden hinter deiner gewöhnlichen Zeit, (V/N)!"
,,Danke.", sagte ich knapp zwischen meinen tiefen Atemzügen dazwischen.
,,Wenn du so weiter machst, hast du im Nu deine alte Bestzeit sogar überboten! Das freut mich zwar... aber mute dir noch nicht zu viel zu, du hast deine Prothesen noch nicht so lange."
Ich nickte verstehend und begab mich mit Aoyama wieder langsam und leicht hechelnd zu unseren Mitschülern.
,,Das war doch schon super gut, (V/N)!"
,,Stimmt, das war große Klasse!"
,,Danke, Leute.", entgegnete ich leicht lächelnd und ließ mich auf eine Bank fallen. Nicht nur, dass ich völlig kürre war, ich schwitzte auch aus allen Poren. Besagten Schweiß wischte ich mir gerade etwas von der Stirn, als ich Mina auf mich zukommen sah.
,,Willst du was trinken?", fragte sie mich mitfühlend.
,,Ja, das wäre gut.", lachte ich kurz rau auf, da mein Mund inzwischen doch recht trocken war.
Die Pinkhaarige blickte nun zu Katsuki, der gerade mit Sero vom Getränkeautomaten der Schule wiederkam, den Getränkedosen in ihren Händen nach zu urteilen.
,,Hey, Bakugo! Sei doch mal ein Kavalier und hol (V/N) auch was zu trinken!", rief Mina der Knalltüte zu.
Angesprochener zog sofort natürlich eine aufgebrachte Mine.
,,Seh ich aus wie ein verkackter Lieferdienst?! Sie kann sich selbst was holen!"
,,Aber siehst du denn nicht, wie völlig erschöpft sie ist?!"
Das pinke Alien diskutierte dann so lange mit dem Knallfrosch, bis der Blondhaarige seine Metalldose angepisst in meine Richtung schmiss.
Zwar vom plötzlichen Wurf überrascht, beugte ich mich schnell nach unten, um gerade so das Flugobjekt vor dem Aufprall zu retten.
,,Danke, für die Dose!"
,,Hrmpf.", gab Bakugo nur von sich, machte kehrt und stampfte, fast schon aggressiv, davon.
Mein Blick huschte einmal runter zum Softdrink, der sich innerhalb des kleinen Metallgefäßes befand.
Das war die erste nette, kleine Geste von ihm, seit Wochen...
Ich öffnete die Dose und seufzte währenddessen unwillkürlich.
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