Kapitel 4: Besuch bei der Knalltüte (Teil I)
„Kirishima?"
„Jo?"
Ich rollte zu der Clique, die sich sonst immer um den Stachelkopf sammelt und schon seit knapp einer Woche, ohne ihn auskommen musste.
„Schon irgendwelche Fortschritte gemacht?", wollte ich wissen, doch er schüttelte seinen Kopf.
„Jeder von uns der ihm Notizen gebracht hat, wurde nur von seinen Eltern abgewimmelt."
Man erreicht ihn ja schon per Handy nicht, aber nicht mal zu Hause kommt man an ihn heran?! Weshalb schottet er sich nur so ab?
Ich fasste also einen Entschluss.
„Ich muss mit ihm reden. Kann mir einer von euch seine Adresse geben?", fragte ich durch die Runde, woraufhin Denki schief zu mir blickte.
„Er lässt uns ja schon nicht zu sich. Warum sollte er es dann bei dir machen?"
„Na, weil-."
Bevor ich ihm antworten konnte, boxte ihm Mina, die sich kurz zuvor zu uns gesellte, gegen die Schulter.
„Auu! Hey!"
Wir beide schauten sichtlich irritiert zu ihr herüber, doch sie wollte lediglich Denki mit irgendwelcher Gesichtsgymnastik eine Nachricht übermitteln, was er aber wohl nicht raffte.
Ich überging diese Absonderlichkeit einfach und sagte schlicht: „Es ist eben wichtig!"
„Okay, dann geben wir dir eine Wegbeschreibung.", sprach Sero dazwischen und zeigte mir einen Daumen hoch, was Eijiro dazu brachte, das Gleiche zutun.
Da der nächste Schultag relativ schnell vorbei war, machte ich mich also auf den Weg, zu der beschriebenen Adresse. Leider nützte mir die Wegbeschreibung der Jungs nicht wirklich etwas.
Sie hatten mir den ganzen Weg mit allen Bezeichnungen aufgezeichnet, aber alles war so krakelig und so extrem gequetscht, dass man gar nicht mehr richtig durchsah.
So tippte ich einfach das, was neben einem roten Kreuz stand, in meine Handy-Navigation und ließ mich von dieser führen.
Während ich den Anweisungen der nervigen Navi-Stimme folgte, kam ich halbwegs nun doch ins grübeln.
Was will ich eigentlich mit Bakugo bereden? Will ich mich für seine Hilfe bedanken? Irgendwie schon, aber das ist doch auch ein wenig affig, sich dafür zu bedanken, dass er jemanden rabiat mitten ins Gesicht geschlagen hat! Allerdings würde ich schon wissen wollen, was das Ganze sollte. Ob er die Wahrheit sagen wird, ist die andere Sache.
„Sie haben ihren Zielort erreicht!"
Nun wurde ich wieder in die Realität zurückgebracht und stand vor einem, eigentlich ganz normalen Familien-Haus, das sich unauffällig in die Häuserreihen eingliederte. Als ich dann den Namen 'Bakugo' am Briefkasten las, war es sicher, dass ich wohl wirklich richtig war.
Ich fuhr langsam auf das Grundstück und zur Klingel, die ich sogleich zweimal kurz betätigte. Jetzt hieß es, schlichtweg warten, doch es keimte schon, unerklärlicherweise, leichte Nervosität in mir auf.
Keine drei Minuten später öffnete mir freundlichst eine Frau, die eine verdammt starke Ähnlichkeit mit dem Igelkopf hatte. Ihre Augen wanderten wohl unbeabsichtigt gleich zu meinen fehlenden Beinen, doch sie hob ihren Blick sofort und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
„Guten Tag. Entschuldigen sie die Störung, aber könnte ich zu ihrem Sohn, Bakugo?"
„Bist du eine Schulkameradin, die ihm ihre Mitschriften bringen möchte?"
„Ja und nein. Ich gehe zwar in seine Klasse, aber ich bin eigentlich hier, weil ich mit ihm reden möchte..."
Sie schien kurz nachzudenken, doch dann meinte sie: "Naja, er sagte zwar, er möchte keinen Besuch, aber ich kann dich ja auch schlecht einfach wegschicken."
„Ich möchte wirklich keine Umstände machen! Ich könnte auch einen anderen Tag..."
„Ach Iwo! Er wird ja wohl mal ein paar Minuten seiner Zeit entbehren können!", sagte sie und lachte anschließend auf.
Danach half sie mir durch ihre Haustür zu kommen, wo ich nur gerade so, mit meinem Rollstuhl, durchpasste.
Als sie mich ins Wohnzimmer führte, bot sie mir ein Getränk an, was ich jedoch dankend ablehnte.
„Ich werde ihn schnell holen gehen. Einen Moment.", sprach sie mit einem Lächeln, bevor sie mich alleine zurückließ.
Seine Mutter scheint sehr nett zu sein. Da kommt Katsuki, vom Aussehen wohl nach seiner Mutter, aber vom Charakter her nach seinem Vater.
„BEWEG DEINEN VERDAMMTEN ARSCH HIER RUNTER! DU HAST BESUCH!"
„KLAPPE! ICH SAGTE, ICH WILL NIEMANDEN SEHEN!"
„DU KANNST EIN MÄDEL DOCH NICHT EINFACH SO ABSPEISEN!"
„HÄÄ?!?!"
Bei dieser lauten Unterhaltung zuckte ich erstmal zusammen. Da kommt er wohl Unerwarteterweise doch ganz nach seiner Mutter.
Auf einmal hörte man lautstarke Stampf-Geräusche im Obergeschoss und jemand die Treppen herunterpoltern. Unter genervten Gemurmel betrat der Blondschopf, gefolgt von seiner Mutter, das Wohnzimmer.
Als er mich erblickte, verstummte er und sah mich mit großen Augen an.
„Was willst du hier?", brabbelte er etwas unverständlich.
„Ich... wollte mit dir reden...", gab ich leicht verlegen zu.
Bakugos Mutter hatte es sich inzwischen schon, wie bei einer Kinovorstellung, auf einem Sessel gemütlich gemacht und schaute gespannt zu uns herüber.
Der Blonde bemerkte dies ebenfalls und murrte: „Etwas Privatsphäre, vielleicht?!"
Sie schien sich allerdings keiner Schuld bewusst zu sein und meinte: „Das ist ein freies Land und außerdem ist das nicht deine Bude!"
Zuerst war er sichtlich angepisst und grummelte, doch plötzlich kam er auf mich zu. Sein fokussierter Blick verwirrte mich schon und so fragte ich vorsichtig nach, als er genau vor mir zum Halten kam: „Baku-? UUUUAAAAAAHHH?!"
Kaum wie ich wusste, wie mir geschieht, hatte er mich mit einem Schwung in seinen Armen platziert. Im nächsten Moment trug er mich einfach weg und seine Mutter pfiff uns hinterher, was mich aus meiner fassungslosen Starre brachte.
„Sag mal, spinnst du?! Lass mich runter!", beschwerte ich mich und schlug auch leicht um mich.
„Hör auf zu zappeln, sonst fällst du noch. Willst du das?!"
Natürlich schüttelte ich meinen Kopf, aber er kann mich doch nicht einfach so mitnehmen?!
Das ist Entführung!
Ihn schien das jedenfalls egal zu sein und so brachte er mich kurzerhand in sein Zimmer im Oberstockwerk. Dort angekommen, setzte er mich behutsam auf sein Bett ab und wandte sich kurz ab, um die Tür zuzuschließen.
„Ich hab nicht aufgeräumt.", sagte er monoton, als er wieder zu mir kam und, mit etwas Abstand, neben mir Platz nahm.
Ja gut, es lag ein bisschen was herum, das störte mich aber nicht wirklich. Bei mir war es häufig auch nicht so ultraordentlich, aber wie hieß es so schön? Man muss einfach nur Meister des Chaos sein.
„Geht schon, aber... es riecht etwas streng.", meinte ich direkt.
„Wenn man trainiert ist das halt so!", motzte er, stand dann jedoch doch auf, um ein Fenster zu öffnen.
Als er mir den Rücken zuwandte, musterte ich ihn nun unbemerkt ein wenig. Er trug ein schwarzes Tanktop und eine kurze graue Hose, beides leicht durchtränkt vom Schweiß. Kurz nachdem ich schon beobachtete, wie ein paar Schweißtropfen seine Muskeln langsam herunterliefen, drehte er sich um und ich sah sofort in eine andere Richtung.
Nun setzte er sich erneut neben mich und begann zu sprechen: „Wenn du nur hier bist, um mich vollzumeckern, wegen dem, was ich getan habe, dann kannst du gleich abhauen."
„Aber das will ich doch gar nicht!"
„Tze... Du wirst es ja wohl kaum einfach gutheißen."
„Naja..."
Ich musste kurz inne halten, bevor ich weitersprechen konnte.
„Ja, es war definitiv zu extrem. Aber... ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht froh war, als Monoma endlich aufhörte..."
„Dieser Bastard... hatte es einfach nicht anders verdient.", knirschte mein Sitznachbarn wütend und ballte seine Fäuste. „Wenn er das nochmal macht, wird er auf alle Fälle sein Testament schreiben können."
„Bakugo!"
„Ja, was denn?! Der Typ wird mit di- mit KEINEM! Mehr so umspringen! Dafür werde ich sorgen!"
Er sagte dies mit so einer Ernsthaftigkeit, sodass ich wusste, dass niemand ihm das so schnell ausreden konnte.
Ich seufzte und sprach einfach gerade heraus: „Sonst hat es dich doch auch nicht wirklich gekümmert, wenn er Mist gelabert hat. Was soll das Ganze jetzt also?"
Anstatt mir zu antworten fing er erstmal an sein Kissen, wie einen Stressball, zu bearbeiten.
„Das hat jedenfalls nichts mit dir zu tun, falls du das denkst."
„Hätte ich auch nicht erwartet."
Er brummte nun kurzzeitig, was ich irgendwie nur schlecht deuten konnte.
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Achtung ein wildes Cliffhänger erscheint! (Wie bei den anderen Kapiteln eigentlich auch. ^-^'')
Tja, aber diesmal, da ich das Kapitel, aufgrund der Länge, in zwei Teile veröffentlichen werde.
Das nächste Kapitel wird auch erstmal das letzte sein. (Betonung liegt auf ERSTMAL.)
~Silver/Shiru
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