9. Kapitel
"Weil du ein Alptraum und zugleich ein Traum bist"
-Kc Rebell
Kritisch blickte mich Frau Krause an, den Rapper ignorierte sie. "Sie sind zu spät" war ihre einzige Aussage. Ich verdreht innerlich die Augen. Natürlich musste sie mir das vorschreiben. Ich ignorierte ihre Aussage. "Guten Morgen, Frau Krause. Ich habe heute Begleitung mitgebracht. Darf ich vorstellen? Das ist unser Helfer Christopher" jetzt sah die alte Frau vor mir mit kritischem Blick den Rapper an. Durch ihre kurzen Haare und ihr kantiges, schmales Gesicht, wirkte sie noch strenger als sowieso schon. Früher war sie irgendetwas hohes beim Militär, auch heute kamen noch Verhaltensweisen hervor. "Und wieso ist der dabei?" meckerte sie. Weil er ein böser Junge war und mich mit seiner Anwesenheit schikanieren möchte. Aber bevor ich darauf antworten konnte, mischte sich Christopher ein. "Ich habe das Angebot bekommen mir das alles hier mal anzusehen, also dachte ich mir: wieso nicht. Und hier bin ich" Mit hochgezogenen Augenbrauen guckte ich zu ihm auf. So konnte man das natürlich auch nennen. "Aha. Na dann fangen Sie mal an! Ich bezahle sie nicht fürs rumstehen!" knirschte Frau Krause dann und lief in ihr Schlafzimmer. Ich wendete mich an meinen Begleiter, der der alten Frau etwas überfordert nachguckte. Gerade so, konnte ich mir einen Kommentar dazu verkneifen. "Also du kannst ja mal das Frühstück machen. Kaffee, am besten vier Löffel und Zucker. Dazu Brot mit Marmelade, viel Marmelade, wenig Butter"
"Muss ich das machen?" brummte der Brünette. "Tja, das hättest du dir vorher überlegen sollen, bevor du alte Leute verprügelst" meinte ich knapp und wendete mich von ihm ab. Er konnte sich die Finger schon schmutzig machen. "Ey, ich habe ihn nicht verprügelt! Er ist nur nicht aus dem Weg und dann ist er die Treppe..."
"Ja, ja, an die Arbeit" unterbrach ich sein Gerede. Er murmelte irgendetwas, wendete sich aber zur Küche. Sehr gut. Ich hingegen betrat das Schlafzimmer.
Gerade zog ich Frau krause die Hose hinauf, als Christopher wieder im Türrahmen stand. "Wieso haben Sie eigentlich keinen Kittel an? Sie könnten auch ein Fremder sein, der mich ausrauben will" fragte dann meine Patientin. "Äh...Kittel sind nichts für mich. Die passen nicht zu mir" erklärte sich der Rapper. "Was ist denn das für ein Quatsch? Also bei mir gab's so etwas nie! Da hat man gemacht, was ich sage" knurrte die Frau weiter. Ich grinste. Meine Patientin gab nicht so schnell auf. Sie war hartnäckig. "Interessant. Das war einmal. Sie sind jetzt alt und ihr Leben vorbei, also lassen Sie mich in Ruhe das ist mein Leben" donnerte er jetzt. Ich schnappte nach Luft. Genau wie Frau Krause. "Christopher!" zischte ich, als Warnung das er seine Klappe halten sollte. Finster und mit verschränkten Armen sah er mich an. "Das Frühstück ist übrigens fertig" brummte er einfach nur und wendete sich wieder ab. Geschockt blickten mich die blauen Augen der Frau an. "Machen Sie sich nichts draus, Frau Krause. Er redet viel Unsinn. Er ist überfordert mit den neuen Eindrücken. Sie lassen sich ihr Frühstück schmecken und wir kommen morgen wieder, ja?"
"Der kommt mir hier nicht mehr rein!" kreischte sie wütend und deutete auf die Stelle, wo mein "toller" Begleiter vor wenigen Sekunden noch stand. Mit einem schmalen Lächeln, nickte ich.
Kurz nachdem wir die Wohnung wieder verlassen hatten und wieder im Aufzug standen. Zischte ich: "Christopher, du kannst so etwas nicht sagen, wie gerade eben. Die Leute sind alt, ja. Manchmal auch depressiv. Aber dennoch darfst du niemals sagen, dass das Leben von ihnen vorbei ist. Das stimmt nämlich nicht. Natürlich ist es nicht mehr so wie früher, aber dennoch. Haben wir uns Verstanden? Sonst wird das mit deinen Sozialstunden kritisch" mit einem Grinsen blickte er zu mir herunter. Wieso heilige Scheiße lachte er?
"Ich hätte nicht gesagt, dass ich das mal sage, aber dein Anblick, wenn du wütend bist hat etwas" war das zu fassen? Ich machte ihm eine Ansage und er flirtete mich auf eine plumpe Art und Weise an?
"Sag mal brennst bei dir? Ich mache dir hier eine Ansage und du flirtest mit mir? Nur um das klarzustellen, ich bin hier nicht eine deiner Betthäschen, denen du irgend einen Spruch ins Ohr flüstern musst, und sie dann alles machen was du willst. Kapiert?" brüllte ich, was in dem kleinen Raum ziemlich laut war. "Wow, das war nur eine Feststellung. Und bitte, wenn die alle so empfindlich reagieren, wird das noch lustig" meinte er unbeeindruckt. Genervt verdrehte ich die Augen und stürmte aus dem Aufzug, als die Türen endlich aufgingen. "Nimm dich einfach ein bisschen zurück. Das wirst du wohl schaffen. Versuch so wenig wie möglich zu reden" er würde wahrscheinlich im Laufe des Tages sonst viele aufgebrachte Leute abbekommen. Und das brauchte ich momentan einfach nicht. "In Ordnung" knirschte er wenig begeistert. Tja, ausnahmsweise stand er eben nicht im Mittelpunkt.
Zehn Minuten später standen wir nun vor einem Holzhaus. Mr. Phantom wollte sich bewegen, aber ich hielt ihn auf. Freundlich lächelte ich, wohl bewusst, dass ich gleich wieder Gemeckere abbekommen würde. "Also, das hier ist unser Fall indem du dir wünschst, einen Kittel zu tragen. Mehr sage ich einfach nicht. Aber Achtung: Es stinkt" damit ließ ich ihn stehen und schloss die Tür auf. Der Geruch von Katzenurin und anderem, was man schonlange nicht mehr zuordnen konnte, schlug mir entgegen. Genau wie der Haufen von Müllbergen, Zeitungsbergen und Klamottenbergen. Ein kleiner schmaler Gang umsäumt von Dreck ließen Zugang zu den Räumen. "Heilige Scheiße, was ist das?" hörte ich den Rapper hinter mir. "Sind Sie es, Ella?" rief Frau Tschirner. "Ja und mein Begleiter, Christopher" schrie ich entgegen. Ihre schweren Schritte waren zu hören. "Und was kommt da auf uns zu?" fragte er weiter. Ob das an mich ging oder an sich, wusste ich nicht. Langsam erkannte man Frau Tschirner mit ihren guten hundertfünfzig Kilo zu viel, auf den Rippen. Stand sie da. Ihr rosafarbiges Oberteil dreckig, genau wie die Hose. "Guten Morgen" lächelte ich. Zum Glück musste ich hier nur Strümpfe anlegen. Alles andere hätte mich schon zum übergeben gebracht. Sie nickte strahlend, als sie Christopher ansah. Plötzlich spürte ich eine Hand an meiner Hüfte und wie ich mit einem Ruck nach hinten gezogen wurde. Verwirrt sah ich zu Christopher. Der meine Patientin kritisch musterte. "Könntest du mich los lassen?" Was machte er außerdem da? Abschätzend musterte er mich. Dann nickte er kaum merklich. Und endlich war ich wieder frei von seinem festen Griff und seiner harten Brust.
"Wollen Sie etwas essen?" Ich möchte heute nicht im Krankenhaus landen. "Nein, danke sehr freundlich. Aber wir haben gerade erst gegessen" erstickte ich die Freundlichkeit im Keime. Frau Tschirner war immer gastfreundlich, aber ihrer Wohnung war dafür einfach nicht sauber genug. Außerdem wollte ich so schnell wie möglich hier wieder verschwinden, jede weitere Minute hier, ließ mich immer mehr an eine lange Dusche denken. Etwas traurig nickte sie. "Gehen wir doch ins Schlafzimmer" sprach ich weiter. Die blonde Frau nickte. Ihr speckiges Gesicht war verschwitzt. Es war in dieser Wohnung auch heiß. Sie lüftete natürlich nicht. Langsam ging ich den kleinen vermüllten Weg entlang. Penibel achtete ich darauf, dass hier nicht vielleicht irgendwo eine Maus oder Ungeziefer herumstreunten. Auszuschließen war es bei diesem Gestank und Saustall nicht. "Wollen Sie sich das mit der Haushaltshilfe nicht doch noch einmal überlegen, Frau Tschirner?" sprach ich sie wie immer darauf an.
Aber wie immer schüttelte sie den Kopf. "Nein, so etwas brauche ich nicht" ich räusperte mich. "Nun gut, aber sauber ist es hier nicht wirklich" wendete ich ein. Christopher spürte ich hinter mir. Die Frau setzte sich auf ihre vergammelte Matratze und nickte. "Aber sauber genug für mich" mir lag etwas auf der Zunge, aber das durfte ich nicht sagen. Also nickte ich nur und nahm die Kompressionsstrümpfe in die Hand. Auch das Schlafzimmer war natürlich voller Müll. Klamotten lagen in Staubschichten und es stank auch hier fürchterlich. Essensreste, die halb verschimmelt waren, waren an jeder Ecke. Schneller als sonst und ohne großes Gerede vollzog ich meine Arbeit. Sprang auf und meinte. "So Frau Tschirner, bis Morgen dann. Entschuldigen Sie, aber wir haben es eilig, wir sind heute spät" sie nickte. Stand gar nicht erst auf. Das machte sie nie. "Bis morgen dann" war ihr einziger Kommentar, dabei blickte sie aber zu Christopher. Dieser musterte immer noch halb angeekelt den Raum. Ich zog ihn halb aus dem kleinen Raum, genau wie aus der Wohnung. Kaum war die Tür im Schloss atmete er tief ein und aus, ebenso wie ich. "Heilige Scheiße, was war das?"
meinte er jetzt sichtlich geschockt. "Sie ist ein Messi" meinte ich schlicht. "Das war...ich fühle mich schmutzig, dabei habe ich nichts angefasst. Ich will mich duschen und meine Klamotten verbrennen" ich lächelte und lief zum Auto. "Deswegen haben wir Kittel"
"Gut, du hast gewonnen. Ich will einen Kittel" "Tja, du hattest deine Chance. Morgen mein lieber" er grummelte etwas und wir saßen wieder im Auto. "Und was war das bei dir? Wieso hast du mich bitte an dich gezogen, als Frau Tschirner kam?" fragte ich ihn nun und parkte aus.
"Alter hast du die 'Olle mal gesehen? Das ist ein Walross und die Wohnung...die hätte locker auf uns fallen können und dann? Ich mag zwar manchmal ein Arschloch sein, aber ich weiß doch das eine Frau gegen so jemanden nicht ankommen kann" auch wenn seine Ausdrucksweise mal wieder...speziell war. Wurde ich rot. Er wollte mich beschützen. Räuspernd meinte ich "D-danke, aber...das ist nur eine Patientin, ich brauche deinen Schutz bei ihr nicht" er zuckte mit den Schultern und schnupperte an seinem Pullover. Ich verkniff mir einen Kommentar. "Ich werde diese Klamotten eindeutig verbrennen"
"Und wirst du morgen deinen Kittel tragen?" zog ich ihn auf. "Ja, mir egal ob ich scheiße aussehe"4:0 für mich, fügte ich zu meiner kleinen Punkteliste hinzu. "Warum hörst du nicht gleich auf mich? Ich hab's dir gesagt"
"Ich kann schon selbst entscheiden" sprach er gegen mich. Ich verdrehte die Augen. Er fischte sein Handy hervor. "Wann hab ich hier eigentlich aus?" murmelte er. Skeptisch blickte ich ihn an. "Wir haben gerade mal angefangen"
"Und? Wann komm ich wieder von dir los?" ich seufzte. "Wenn alles klappt um ein Uhr"
"Nice" ich biss mir auf die Lippe. Wie ich das hasste. "Sag mal, hat eigentlich diese 'Olle ein Blick auf mich geworfen? Die hat mich immer so angestarrt" okay, nun reichte mir seine Ausdrucksweise. "Sie hat einen Namen, also verwende diesen auch bitte. Ich nenne dich ja auch nicht "das Arschloch" nur weil du dich so aufführst" fassungslos starrte er mich an. "Hast du mich gerade beleidigt?" oh Gott da war wieder das kleine beleidigte Kind in ihm. "Nein, ich habe nur die Wahrheit gesagt. Außerdem hast du dich vorhin selbst als Arschloch betitelt" konterte ich. "Touche. Dennoch ist es ein Unterschied ob ich mich selbst beleidige oder eine andere Person" dieser Typ trieb mich noch in den Wahnsinn. "Deine Kollegen beleidigen dich doch auch die ganze Zeit" ich konnte mir schon denken was jetzt kam. Ja, aber das verstehst du nicht. "Ja, aber das ist Geschäft, das verstehst du nicht" Bingo.
"Glaubst du ich kann heute auch schon 'ne Stunde früher gehen?" lachend schüttelte ich den Kopf. "Vergiss es. Du kamst heute schon zu spät. Da gehst du nicht auch noch früher. Außerdem hast du dich heute auch aufgeführt wie ein Kindergartenkind" neben mir knirschte er merklich mit den Zähnen. "Komm schon, ich muss was für meine Tour machen"
"Aha, sehr interessant" meinte ich interesselos. "Hallo? Meine Fans zählen auf mich"
keifte er. "Schön, das können sie auch nach ein Uhr" wendete ich ein und bog ab. Zischend tippte er auf seinem Handy. "Ich werde mir morgen echt eine andere Pflegerin suchen" ich lachte. "Na viel Glück" da konnte er lang suchen. Seit Mr. Rapper vor Monaten jeden Tag in der Station angerufen hatte und jeden tyrannisierte, galt er bei uns als "kleines verwöhntes Baby"
"Notfalls gehe ich auch zu deiner kleinen Freundin" antwortete er immer noch eingebildet. "Hm, na dann hoffe ich du stehst auf viel flirten"
"Bitte?" nuschelte er verwirrt. "Tessa ist immer Suche nach ihrem Traumprinzen, also wird sie es auch bei dir versuchen" er winkte ab. "Gott nein, ich brauche keine Freundin"
"Das ist mir klar. Betthäschen sind viel einfach herumzukommandieren, stimmt's?" trällerte ich. "Pf, im Gegenteil , sie glauben immer die eine zu sein. Dabei sind sie wie alle anderen. Billig, dumm und nuttig"
Diesmal zuckte ich mit den Schultern. "Das sagt viel über dich aus. Wenn du auf sowas stehst. Vielleicht bist du auch billig, dumm und nuttig. Gleich und gleich gesellt sich gern"
mit aufgerissenem Mund starrte er mich an. "Das hast du jetzt nicht gesagt?"
Grinsend sah ich zu ihm. "Doch, das habe ich. Denn ich kann das sagen, ich will nicht eine deiner Betthäschen sein"
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Wie hat es euch gefallen?
Ist Chris nicht ein Charmeur? :D
LG pink-lilly
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