17. Kapitel
"Sie bringt mehr Farbe in mein Leben"
-Miami Yacine
"Steig jetzt in den Scheiß Wagen ein, Ella" knurrte mich Christopher an. Aber ich dachte nicht einmal daran. "Warum? Ich habe mir gerade ein Taxi bestellt!" ich hatte keine Lust das mich der Rapper heim fuhr und ich ihm wo möglich deswegen noch etwas schuldig war. "Wir haben zwei Uhr morgens, du wirst um diese Uhrzeit sicher nicht alleine in ein Taxi steigen" genervt verdrehte ich die Augen. "Wieso meinst du eigentlich die ganze Zeit, dass du mir etwas vorschreiben kannst? Ich bin eine erwachsene Frau!" hielt ich dagegen. Wütend umrundete Chris seinen schwarzen Mercedes. "Weißt du was dort draußen für kranke Spinner herumlaufen? Kein Mann bei verstand, lässt um diese Uhrzeit zu, dass eine Frau allein auf der Straße ist"
"Wow, das klang ja fast schon so, als hättest du Manieren und seist ein Gentleman" meinte ich schnippisch. Stöhnend legte der Rapper seinen Kopf in den Nacken. "Was führst du dich eigentlich so auf? Ich fahre dich gratis nach Hause" "Ach jetzt willst du dir deine Sympathie also auch noch erkaufen?" schoss ich zurück. Diese kleine Diskussion mitten auf der Straße und das mitten in der Nacht, war amüsant. Wir waren allein und konnten somit uns alles Mögliche an den Kopf werfen. Es wurde zwar langsam kalt, durch die Minusgrade, aber das war es mir wert. "Du willst also nicht mit mir fahren?" hakte er nach. Dabei zog er seine Augenbraue nach oben und spielte mit seinem Autoschlüssel. "Nein" er nickte "Gut, dann kann ich ja jetzt wieder rein gehen. Wenn du dir nicht helfen lassen willst, dein Problem. Wenn über dich irgend ein kranker Spinner herfällt, bist du selbst schuld" Na endlich, auch wenn mir langsam wirklich kalt wurde und ich vielleicht doch sein Angebot hätte annehmen sollen. "Gute Nacht" verabschiedete er sich schließlich. "Gute Nacht" tat ich es ihm gleich. Damit lief er an mir vorbei und wieder Richtung Party Ship.
Langsam fing ich an zu zittern. Ich zog meinen Mantel enger um mich. Wo blieb nur dieses Taxi? Es war beängstigend still auf der Straße. Der Club war nicht im Zentrum von Berlin, sondern etwas außerhalb. Deswegen befand ich mich in einem verlassenen Industriegebiet. Warum hatte ich mich so dumm und kindisch aufgeführt und nicht das Angebot von Christopher angenommen? Weil ich bei ihm immer das Gefühl hatte, dass er eine Gegenleistung erwartete. Mir klappernden Zähnen zog ich meinen Schal fester um meinen Hals. Das Kleid was ich trug, war nicht gerade optimal bei dieser Wetterlage. Tja, wäre ich nicht mitgegangen, dann hätte ich jetzt gemütlich auf meinem Sofa sitzen können und ein Buch gelesen. Das mir wärmer wurde, lief ich die verlassene Straße auf und ab. Das Rascheln in einem Busch ignorierte ich. Ich war schließlich mitten in einem Industriegebiet, keine Menschenseele war hier, woher sollte also der irre Spinner kommen, von dem mich Christopher so gewarnt hatte? Langsam wurde ich wirklich ungeduldig, wo war dieses beschissene Taxi? Genervt suchte ich in meiner Handtasche. Gerade als ich es gefunden hatte, spürte ich Hände um meine Taille und dann wurde ich nach hinten gezogen. Angst packte mich und ich schrie los, schlug um mich, versuchte meinen Angreifer irgendwie wieder loszuwerden. Aber es nützte nichts, die Arme um mich waren stärker. Nur langsam drang in mein vor Angst vernebeltes Hirn, ein Brummen und Lachen hindurch. "Doch nicht so taff, was?" erklang die Stimme von Christopher. Augenblicklich wich der Angst eine Wut und ich konnte mich endlich von dem Rapper losreißen. "Sag mal brennt's bei dir? Findest du das wirklich witzig?" keifte ich los und drehte mich zu ihm. Mit einem trägen Lächeln und verschränkten Armen sah er auf mich herab.
"Ich muss sagen, am Anfang hast du es mir ganz schön schwer gemacht, das Geraschel hat dich nicht einmal interessiert. Aber als du dann an deiner Tasche zugange warst...Ich wollte dir nur zeigen, dass so ein Angriff schneller passiert als du denkst"
"Du bist so ein verdammter Idiot!" schrie ich ihn weiter an. Mein Herz raste immer noch. Er zuckte lässig mit den Schultern "Darf ich dich jetzt nach Hause bringen?" mit zusammengekniffenen Augen zischte ich "Nur wenn du das von eben nie wieder machst!"
ohne mich zu beachten lief er wieder die paar Schritte zu seinem Auto. Er öffnete die Beifahrertür "Einverstanden" Als auch Christopher in dem Mercedes saß, meinte ich "Was wäre wenn ich Herzkrank wäre und ich dadurch einen Herzinfarkt bekommen hätte? Oder eine Panikattacke?" Der Rapper stellte die Heizung auf die höchste Stufe, anscheinend machte ihm mein ständiges Zittern sorgen. Dabei wusste ich gar nicht wirklich ob ich wegen der Kälte so zitterte oder wegen diesem blöden Streich von eben. "So schnell stirbt man nicht, das war doch nur eine kleine Lektion" seufzend lehnte ich meinen Kopf gegen die Fensterscheibe. "Warum willst du mich eigentlich nach Hause fahren, wenn deine Kumpels doch noch feiern" mit dem Blick auf die Straße antwortete Christopher "Damit ich solche Reaktionen wie gerade eben nicht verpasse, das ist einmal eine erfrischende Abwechslung zu den Damen die mich sonst immer beglücken. Sie schleimen und wollen vögeln"
Ich schnaubte "Und ich will das nicht, da hast du Recht" er schmunzelte. "Du bist einfach nur kratzbürstig wie immer, du bist einfach Ella" gekonnt überging ich seinen Kommentar. "Sag mal können wir uns etwas anderes anhören als deine Songs? Ist das außerdem nicht ein wenig selbst verliebt?" lenkte ich dann ab. "Hey, ich höre eben gerne gute Musik" verteidigte er sich. "One Million Dollar Blowjob, was für ein einfallsreicher Name" meinte ich ironisch. Mit einem überlegenen Grinsen, schaute er nun zu mir "Was wenn dieser Name auf einer wahren Begebenheit passiert?" ich lachte "Was für ein poetischer Satz, mit diesem Satz fangen alle guten Märchen an. Von deinem 'One Million Dollar Blowjob' träumst du wohl nachts, Mr. Angeber"
"Gut gekontert, schau mal im Handschuhfach nach, dort liegen ein paar CD's" meinte er amüsiert. Ich öffnete das besagte Fach und sofort fiel mir eine Packung Kondome und ein Schokoriegel heraus. Mit hochgezogener Augenbraue hielt ich die Kondome hoch. "Allzeit bereit oder wie darf man das verstehen?" "Safety first" zwinkerte er. Als mir der Gedanke kam, dass wahrscheinlich seine Groupies genau auf dem Sitz saßen, auf dem ich gerade saß, kroch in mir der Brechreiz hoch. Schnell schüttelte ich den Kopf und warf die Packung wieder hinein. Dann sah ich mir den Schokoriegel an. 'Mit 37% Protein' prangerte auf der weißen Packung. Angewidert verzog ich das Gesicht. "Du isst nicht wirklich dieses Zeug? Das schmeckt doch ekelhaft" aber wenn ich daran dachte, wie viele Proteinshakes und Pulver er Zuhause hatte, konnten mich diese Riegel eigentlich nicht mehr Schocken. "Die sind gut, ich will auch mal was Süßes und damit mach ich noch was für meinen Proteinhaushalt"
"So kann man das natürlich auch sagen" wieder lachte Chris. "Schokoriegel sind nicht so dein Geschmack?" fragte er plötzlich sichtlich interessiert. "Doch, Schokoriegel, Gummibärchen, Kuchen, all das schmeckt, nur nicht dieses Lowcarb Zeug" der Rapper pfiff "Du kennst Lowcarb?" Leider ja, aber aus anderen Gründen. "Sieht so aus"
"Du hast ja fast schon einen Candy Crush" grinste er überlegen. "Nein" stritt ich ab und wendete mich nun seiner CD Sammlung in seinem Handschuhfach. "Doch, ich glaube ich habe auch einen Spitznamen für dich 'Candy- Crush'" war das sein Ernst? Er benannte mich nach einem blöden Handyspiel? "Ich bin kein Handyspiel" grummelte ich. "Nein, aber du liebst süßes, Candy-Crush" er wollte mich provozieren, dieser Mistkerl. "Ohja, der neue Name gefällt mir" entschied der Rapper schließlich. "Ich kann mich leider nur immer wieder wiederholen, du bist so ein Idiot" motzte ich ergeben und lehnte mich in den weichen Ledersitz. "Tja, damit wirst du wohl leben müssen"
Als wir endlich bei mir Zuhause angekommen waren lachte der Mistkerl immer noch "Danke fürs fahren" bedankte ich mich und meinte es ehrlich. Meine kalten Glieder waren durch die Heizung wieder aufgetaut. Gerade öffnete ich die Tür und er rief "Normalerweise werde ich noch nach oben gebeten, auf einen Kaffee" ich biss mir auf die Lippe, um ein Lachen zu verkneifen. Dann beugte ich mich wieder so hinunter, dass ich Christopher der natürlich immer noch saß, ansehen konnte "Wir wollen doch nicht das dein Kondomvorrat zuneige geht. 'Auf einen Kaffee hochkommen' ist doch eines der Codewörter für 'Sex' oder irre ich mich?" mit dieser Antwort hatte er wohl nicht gerechnet, denn er starrte mich verdattert an. Dann fing er sich wieder "Ich bin immer wieder verblüfft, wie schlagfertig du doch bist. Aber wir beide wollen nichts voneinander, Candy-Crush" bei meinem neuen Spitznamen verzog ich mein Gesicht. Wieso musste ich auch anfangen ihm einen zu geben? Es war klar, dass er es bei mir auch nicht lassen würde. "Also was ist jetzt, Candy-Crush? Ich bin auch ganz brav"
flüchtig sah ich auf die Uhr. Wir hatten kurz vor drei. In vier Stunden müsste ich schon wieder auf der Arbeit sein. "Wir sehen uns in vier Stunden wieder, Chris. Bis später" zwinkerte ich und knallte die Autotür zu. Durch die getönten Scheiben konnte ich nicht erkennen ob der Rapper mir nachschaute, aber er fuhr erst weg, als ich im Hausflur angekommen war. Kaum war ich in meinem Stockwerk angekommen, öffnete sich die Wohnung von Fat Tony. "Du bist spät" war seine Begrüßung und er stand in seinem Türrahmen. Lachend schüttelte ich den Kopf. "Stalkst du mich?" auch er verzog sein Gesicht zu einem Schmunzeln "Nein, aber ich wollte meine Pakete abholen, du warst nicht da"
Mit wackligen Beinen zog ich mir meine Schuhe aus und antwortete "Achja, deine Pakete, ich hoffe da ist auch die Belohnung für mich innen" Fat Tony grinste und strich sich sein langes Haar nach hinten. "Na klar! Nur die besten Leckereien für deinen Hugo"
"So lob ich mir das" ich fummelte meinen Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Wohnungstür. Sofort kam Hugo und hechelte aufgeregt. "Hey, Großer" flüsterte ich. Dann angelte ich mir das Paket, wo neben der Tür lagerte. "Hier bitte" überreichte ich Fat Tony das braune Päckchen. "Na dann öffne ich es schnell um dir deinen Lohn zu geben" damit lief mein Nachbar ins Innere seiner Wohnung. Ein paar Sekunden später trat er mit einer Dose Hundefutter und den Lieblingssnacks von Hugo wieder heraus. "Hoffen wir dem Kleinen schmeckt es" "Da bin ich mir sicher" schmunzelte ich. Alles was nicht bei drei auf den Bäumen war, verschlang mein lieber Hugo. "Dann wünsche ich dir mal eine gute Nacht" verabschiedete ich mich schließlich. Fat Tony tat es mir gleich. Nachdem ich endlich in meinem Bett war, seufzte ich. Meine Füße schmerzten von den hohen Schuhen und ich war mir sicher mehr als zwei Stunden Schlaf bekam ich nicht mehr ab. Ich war gerade am einschlafen, als mein Handy erklang, ich hatte eine neue Nachricht. Genervt angelte ich es mir vom Nachttisch und erblindete fast an der Helligkeit. "Oh Gott" murmelte ich verschlafen. Es war eine unbekannte Nummer. Wer zum Teufel schrieb mich um so eine Uhrzeit an?
Ich hoffe ich fahre morgen wieder bei dir mit. Den Platz bei Tessa kann ich schon mal vergessen. Und bei deinen Kollegen bin ich auch der ungern gesehene Bad-Boy oder? Tja, du wirst mich wohl nicht los.
Gute Nacht Candy-Crush
C.C.
C.C und dieser blöde Spitzname, das konnte nur Christopher sein. Stand C.C für Christopher Coleman? Oder stand das zweite C für seinen Künstlernamen? Ich schüttelte den Kopf, das war unwichtig. Viel wichtiger war die Frage woher er meine Nummer hatte. Oder hatte er sie von Tessa? Aber Morgen hatte ich ihn also wieder an der Backe. Nicht einmal auf Tessa konnte ich noch zurückgreifen, er war eben doch ein sehr spezieller Kerl. Unser lieber Mr. Phantom.
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Wie findet ihr Ellas neuen Namen? ;)
LG pink-lilly
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