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Kapitel 3: Die Prüfung

Es haben begonnen. Obwohl die Hälfte der Rekruten sich geweigert hat, daran teilzunehmen. Das macht immer noch weit über fünfhundert Menschen. Überleben werden vielleicht zweihundertfünfzig.

Wir sitzen im Umkleideraum des Amphitheaters Venaris. Es ist dunkel, das Licht der Neonröhren gedämpft. Dieser Bau ist so alt wie die Zivilisation auf Nivelia und schon seit der ersten Besiedelung fanden hier die Prüfungen statt. So riecht es auch. Muffig, irgendwie nach Schimmel. Ich höre Wasser auf Stein tropfen und Stille, ohrenbetäubende Stille. Keiner wagt, etwas zu sagen. Jeder Atemzug fühlt sich zu laut an. Ich schaue nach links und nach rechts, die Bänke sind voll besetzt. Von Cass fehlt jede Spur. Seit vorhin habe ich sie nicht mehr gesehen. Ich hoffe nur, dass sie sich von der Prüfung abgemeldet hat. Diese Umgebung ist nicht für jemanden wie sie geeignet. Sie ist keine Person für das Brutale. Ich frage mich, wie sie es überhaupt so weit geschafft hat. Wahrscheinlich hat sie einfach nur ein Talent, sich durchzumogeln. Bei den Göttern, bete ich, im Gedanken an ihre Sturheit, lasst sie sich heute auch durchmogeln.

Das hier ist nicht der einzige Umkleideraum. Cass kann genauso gut woanders sitzen. Ja sie muss sogar woanders sitzen, wenn ihre Sturheit obsiegt hat. Wir sind nach Buchstaben geordnet. Hier sitzen alle Rekruten mit K, L und M im Nachnamen. Cass hat ein A. Oder sie ist in der Gruppe, die morgen antritt.
Dann kommt mir ein Gedanke, für den ich mich selber verfluche, und es zerreißt mich förmlich.
Wen von euch werde ich töten?

Es kann gut sein, dass mein Gegner in einer anderen Umkleide sitzt. Aber was, wenn er jetzt hier ist? Kann es das Mädchen links von mir sein? Sie ist klein und drahtig. Ich kenne sie aus dem Nahkampf-Unterricht. Wäre sie meine Gegnerin ... ich schlucke schwer. Sie hätte keine Chance.
Die Frau wieder links von ihr könnte wiederum eine ernstzunehmende Gegnerin sein. Nafrit. Mit ihr habe ich mich mehr als einmal duelliert, und mal hatte sie, mal ich gewonnen. Wenn jemand mich schlagen kann, dann sie. Hinzu kommt, dass sie zum zweiten Mal für eine praktische Prüfung antritt. Im vergangenen Jahr hat sie ihren Abschluss nicht geschafft. Jetzt versucht sie es erneut. Dabei bezweifele ich, ob ihr das wirklich etwas bringt. Einen Abschluss in der Hand zu halten, das ist nur die eine Hälfte. Die andere Hälfte besteht darin, einen Eindruck bei den Generälen zu schinden. Jeder von ihnen hat ein Kontingent an Rekruten, die er in seine Flotte aufnehmen kann. Natürlich gibt es weniger Plätze als Rekruten. Wenn kein General Nafrit in seine Flotte aufnimmt, bleibt ihr nur noch die Arbeit bei den Bodentruppen oder als Gefängniswärterin im Tartaros. Athene hat einen Deal mit Hades, weshalb einige Soldaten der Akademie dorthin gehen, um ihr Leben zu fristen. Nafrit mag also stark sein, aber allein die Tatsache, dass sie den Abschluss einmal nicht schaffte, macht sie für die Generäle unattraktiv. Ihr Blick begegnet meinem und ich zucke zusammen. Dann bemerke ich, dass nicht nur ihr Blick auf mir ruht. Die Aufmerksamkeit aller meiner potentiellen Gegner lastet auf mir. Sie kennen mich. Sie fürchten mich. Und ich will nichts weiter als eins mit dem Holz der Bank werden und ihren Blicken entfliehen.

»Es tut mir leid«, murmele ich.
Nafrit zuckt mit den Schultern. »Wir haben uns dafür entschieden.«
Das Mädchen zwischen ihr und mir nickt. »J-ja ... haben wir.«
»Ich wünsche euch viel Glück«, sage ich.
Die Worte klingen abgedroschen und ziemlich leer, doch ich meine sie, wie ich sie sage.
Und dann knarzt eine Tür und Licht flutet das Dunkel. Athenes Apostel steht dort, ein Tablet in der Hand. Er hält es vor sich und liest.
»Kalja, Miroslava.« Das Mädchen neben mir unterdrückt einen Aufschrei.
»J-jetzt schon?« Ungeachtet ihres Einwandes fährt der Apostel fort. »Monroe, Jack!«

Ein Mann mit blonden Haaren, einen Kopf größer als ich und mindestens doppelt so breit gebaut, steht auf. Es gelingt mir einfach nicht, den Ausdruck in seinen Augen zu deuten. Hat er Angst? Ist das Vorfreude? Wut? Was ich jedoch weiß: Er wird Miroslava zerquetschen. Genauso wie der Gedanke daran meine Eingeweide zerquetscht. Sie verlassen den Raum, es wird wieder Dunkel und im Augenwinkel sehe ich das Display eines Handys aufblitzen. Nafrit schaut nach den Ergebnissen. Die Kämpfe werden nach hier unten nicht live übertragen, dafür können wir aber sehen, wer gewonnen hat. Die Abschlussprüfung der Akademie ist ein Spektakel seinesgleichen. Dafür hat weniger Athene, mehr Dionysos gesorgt, der aus irgendwie allem ein Spektakel macht. Und dieses Jahr scheinen die Prüfungen zusätzlich auch Ares' Interesse geweckt zu haben. Ich habe gehört, dass er in der Zuschauerloge sitzt. Gemeinsam mit seiner Gattin Aphrodite. Obwohl Athene und er im Krieg sind, lässt er es sich nicht nehmen, hier zu erscheinen. Seltsame Welt.

Eine halbe Stunde vergeht. Der Kampf dauert lange. Und plötzlich keucht Nafrit auf. Ich spähe zu ihr hinüber. Miroslava hat gewonnen. Sie lebt! Ich unterdrücke den ersten Impuls, zu jubeln. Das wäre nicht sehr feinfühlig. Dennoch kann ich die Freude kaum in mir behalten. Cass kann es schaffen. Sie wird es schaffen! Aber ... mein Herz macht einen Satz. Wenn jemand wie Miroslava eine Chance gegen jemanden wie Jack hat ... plötzlich schwindet etwas von meiner Siegesgewissheit. Die Angst erobert sich immer größere Teile meines Gewissens.
Die Stunden ziehen vorbei und immer mehr Rekruten werden abgeholt. Die Reihen lichten sich. Als ich dran bin, kann ich schon lange nicht mehr sitzen. Ich lehne an einem der Schließfächer und blicke in das Licht.

»Maxima, Anara.«
Ich nicke.
»Folge mir!«

***

Bitte, Tyche, gib mir Glück! Bitte lass es nicht Cass sein, gegen die ich antrete. Lass es keine Miroslava sein. Lass es keine Nafrit sein. Bitte, lass es einfach ...
Irgendjemand muss es sein. Irgendjemand wird es sein.
Die Gewissheit schneidet in mein Gewissen.

»Wer ist es?«, frage ich den Apostel vor mir.
Er schaut auf sein Tablet. »Agathon ... Poulos.«
Ich kenne ihn! Bei den Göttern, ich kenne ihn! Kein schmächtiger Kerl, aber auch kein Herkules. Er ist unauffällig, was nicht heißt, dass er ein leichter Gegner ist. Er ist genau das, auf was ich gehofft habe, wenn man in dieser Situation wirklich auf jemanden hoffen kann.
Wir holen ihn ab, durchqueren ein unterirdisches Labyrinth an Gängen, erklimmen die Stufen nach oben und schon bald sehe ich das Tageslicht. Jetzt ist es so weit. Kein Zurück mehr. Ich trete hinaus und werde von Jubel empfangen. Ich erinnere mich nicht, wann ich mich zu einer Gladiatorenausbildung eingeschrieben habe. Aber hier stehe ich, zur Unterhaltung der Massen, bald schon auf Leben und Tod kämpfend.

Der Himmel ist strahlend blau, der Sand orange und um mich herum sitzt ein Meer aus Menschen. Gegenüber vom Eingang, zentral gelegen, entdecke ich eine Tribüne. Dort sitzen Athene, Ares – dabei sind seine und Athenes Himmelswelten im Krieg –, Dionysos und ...
»Aphrodite«, murmele ich.

Sie ist so unbeschreiblich schön, dass es wehtut. Wobei ihr Blick alles andere als liebevoll ist. Ich spüre, wie er auf mir lastet, mit einem größeren Gewicht als alle anderen. Neben mir aus dem Schatten tritt Agathon. Bis eben habe ich versucht, ihn zu ignorieren. Jetzt geht das nicht länger. Ich mustere ihn. Er ist angespannt. Seine Nägel sind abgekaut. Schweißperlen stehen ihm auf der Stirn und er knirscht mit den Zähnen. Das reinste Nervenbündel. Ob ich das irgendwie für mich nutzen kann? Ich schaue an mir hinab und hoffe, dass ich nicht die gleiche Aufregung ausstrahle. Über einen Lautsprecher erklärt Athenes Apostel die Regeln, von denen es nicht viele gibt. Natürlich nicht. Eine Waffe. Keine Folter oder unnötige Grausamkeit. Das Töten soll schnell und schmerzlos sein. Aus Respekt.

„Und dann verlasst den Ring", sagt Athene, „damit ihr gewinnt."
Vermutlich sind gleich die nächsten Prüflinge nach uns dran. Der Kampf wird kurz sein. Ich werde es kurz machen. Und dann werde ich aus dem Ring gehen, um Platz zu machen. Ja genau. Agathon schaut mich an. Ich spüre seinen Blick auf mir.
»Auf einen fairen Kampf«, sagt er.
Ich bleibe stumm und nicke.

Wir werden nach links geführt, wo wir uns aus einer Sammlung von Nahkampfwaffen eine aussuchen dürfen. Ich wähle einen Speer mit einer Klinge an der Spitze, die wie Perlmutt schimmert. Agathon wählt eine Kopis, einen gekrümmten Säbel. Dann treten wir in die Mitte des Platzes, jeweils auf eine in den Sand gezogene Markierung. Zwanzig Meter trennen uns. Ich lasse meinen Blick ein letztes Mal schweifen. Der Kampfplatz ist groß genug, um vor seinem Gegner wegzulaufen, und ihn dadurch auszulaugen. Ob diese Taktik Miroslava wohl zum Sieg verholfen hat? Ich hoffe nur, dass Agathon nicht so schlau ist. Er besitzt definitiv mehr Ausdauer als ich.
Athenes Stimme legt sich wieder über das Stadion. »Rekrutin Anara Maxima gegen Rekrut Agathon Poulos. Der Kampf ist eröffnet. Die Prüfung beginnt.«

Und dann stürze ich mich auf ihn. Ich bin nie die Schnellste gewesen, kann aber den Moment der Überraschung nutzen. Ein Schlag von oben, die Perlmuttspitze durchschneidet die Luft. Agathon dreht sich zur Seite und weicht aus. Ich ziehe den Speer an mich heran, das Metall liegt angenehm in meinen Händen. Dann lass ich eine Kaskade aus Stichen auf ihn niedergehen. Mit jedem davon springt mein Gegner einen weiteren Satz rückwärts. Ich gebe ihm gar nicht den Freiraum, mich anzugreifen. Auf Stich folgt Schlag, von rechts, von links und als er ihn parieren will, lasse ich mich fallen und reiße den Speer mit mir hinab. Die Dolchklinge köpft die Luft über mir. Blitzschnell habe ich den Speer hinter seine Beine geklemmt, reiße daran und bringe Agathon zu Fall.

Er hat im wahrsten Sinne des Wortes nicht.eine.Chance. Ich rolle mich seitwärts und sitze wenig später auf ihm, seine Kopis in den Händen. Mein Körper bewegt sich automatisch. Ehe ich ihm in die Augen schaue, daran denkend, was als Nächstes passiert, saust die Klinge auf seinen Hals nieder und ...
Er rollt sich weg und zückt ein Messer. Aber woher? Reingeschmuggelt! Ich schaffe gerade noch, ihm auszuweichen und sehe, dass er in seiner Bewegung eingefroren ist. Eine Kraft hält ihn zurück.

»Betrug«, höre ich Athene. »Rekrut Poulos ist hiermit von der Prüfung verwiesen.«
Und dann geht alles sehr schnell. Ich stehe auf und sehe die Göttin dort stehen, die Hand erhoben. »Die Prüfung ist abgebrochen.«
»Abgebrochen«, hauche ich.

Das Stadion buht. Ich sehe gar nicht, wie die anderen Götter und Administranten darauf reagieren. Indes kommen zwei Soldaten auf uns zu und führen den unter Schock stehenden Agathon fort. Ich bleibe hier. Wenig später entdecke ich ein Mädchen mit zwei Dolchen dort im Eingang stehen.

»Cass«, platzt es aus mir heraus.
Regungslos steht sie da, die Augen aufgerissen.
Nein. Nein, nein, nein, nein, nein. Das darf nicht passieren. Das darf nicht sein.
»Ich werde nicht kämpfen!«, rufe ich zur Tribüne hinauf.
»Das ist nicht fair!«, schreie ich.
Lieber hätte ich gegen einen Schummler gekämpft als gegen Cass. Ich kann sie nicht töten. Ich werde sie nicht töten.

Sie führen Cass in die Mitte des Platzes, wo bis eben noch ihr Vorgänger gestanden hatte. Ich suche in ihrem Blick vergeblich nach einer anderen Emotion als Angst. Sie weiß, wie ich kämpfe. Dafür hat sie viel zu lange und oft mit mir trainiert.

»Rekrutin Cassandra Aurelia und Anara Maxima ...« Ich höre kaum richtig hin. » ... erkläre ich euren Kampf für eröffnet«
Es ist still. Niemand aus dem Publikum wagt es, zu jubeln. Weder Cass noch ich bewegen uns.
»Cass«, flüstere ich.
Vielleicht kann ich sie ausknocken, dass es nur so wirkt, als wenn ich getötet habe. Unsere Blicke kreuzen sich. Dann entfährt es ihr.
»Hättest du ihn getötet?«
»Ja, aber ... Ich werde dich nicht töten, Cass. Ich werde –«
Und dann rennt sie los. Ich schaffe es gerade noch, mich auf den Boden fallen zu lassen und meinen Speer zu packen.


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