Kapitel Vier
(Bemerkung: Kaylee Bryant is too cute to handle (Proof: this GIF).)
Mein Kopf fühlte sich gleichzeitig leer gefegt und dennoch vollgestopft mit Gedanken an, während ich auf dem provisorischen Bett lag, dass ich mir aus zwei staubigen Decken und einem Mehlsack als Kissen gebaut hatte, denn das, was früher einmal als Bett in dieser verlassenen Wohnung gedient hatte, war nur noch ein kahler Lattenrost, das noch unbequemer aussah, als meiner Lager auf dem Boden.
Da auch die Couch im früheren Wohnzimmer nicht mehr brauchbar war, da direkt über ihr das Dach eingefallen war und das Möbelstück dabei ziemlich beschädigt hatte, weshalb es nun nur noch irgendwelche ziemlich ekelerregenden Maden als Wohn- und Schlafort diente, hatten sich Wanda und Pietro im Nebenzimmer, dem früheren Kinderzimmer, ein ähnliches Schlaflager wie meines aufgebaut.
Obwohl es wahrhaftig nicht sonderlich gemütlich auf dem kalten Boden war, war ich mir sicher, dass ich vor lauter Erschöpfung auch hier tief und fest schlafen könnte, wären meine Gedanken nicht so zerfressen von Sorgen und offenen Fragen.
Nachdem Pietro das Bändchen an meinem Handgelenk entdeckt hatte, musste ich mich wieder mehrfach der Frage seinerseits unterziehen, ob ich wirklich nichts von dessen Existenz wusste, bis er schließlich aufgab und mir glaubte.
Da wir vermutlich beide nicht genau wussten, wie wir mit diesen neuen Informationen umgehen sollten, standen wir danach einfach nur eine Weile voreinander, bevor er mir schließlich ein weiteres schmales Lächeln geschenkt hatte und mit den Worten "Ich hoffe, du fühlst dich besser, nun wo du einen Schritt in Richtung deiner wahren Identität gemacht hast" aus dem Bad verschwand, woraufhin ich noch eine Weile auf dem Boden saß und einfach nur das Band betrachtet hatte.
Auch jetzt, wo ich eigentlich schlafen sollte, flüsterte ich immer wieder die Informationen vor mich hin, die sich mittlerweile in meinen Kopf eingebrannt hatte.
Alicia May... wie konnte mir etwas so fremdartig vorkommen und doch scheinbar unumkehrbar mit mir verbunden sein?
War dies wirklich mein Name?
Wenn ja, wieso konnte ich mich selbst beim Lesen nicht daran erinnern, ihn jemals gehört zu haben?
Konnte man so etwas wirklich so sehr vergessen?
Als schließlich einige Sonnenstrahlen durch den schmalen Spalt am Fenster drang, das ansonsten fast vollkommen mit Holzbrettern zugenagelt war, rappelte ich mich schließlich von meinem Nachtlager auf, wobei mein Rücken ein protestierendes Knirschen von sich gab.
Während ich in die Küche schlürfte, überlegte ich noch, ob ich mich wohl trauen würde, die Zwillinge zu wecken, falls sie noch schlafen würden, jedoch war dies nicht nötig, da Wanda bereits an der Spüle stand und ihr Glas säuberte, obwohl es vermutlich sowieso nie wieder jemand nutzen würde.
Als ich eintrat, sah sie hoch und schenkte mir ein Lächeln, das etwas müde, doch freundlich, wirkte. Ich tat es ihr gleich, während ich auf einem der Stühle Platz nahm.
"Ist Pietro noch nicht wach?", erkundigte ich mich dabei, wobei ich mich neugieriger fühlte als ich gedacht hätte.
"Nein." Ein wenig schien sie die Frage zu belustigen, obwohl sie nicht zögerte mir dennoch zu antworten. "Er würde nie so lange schlafen, er steht meistens schon mitten in der Nacht auf. Auf jeden Fall ist er schon einmal vorgegangen, um die Lage abzusichern, damit wir auf dem Weg nicht von Hydra überrascht werden."
Einen Moment lang spürte ich, wie besorgt mich diese Aussage machte, denn immerhin kam es mir kaum sicher vor, eine hochgefährliche Organisation zu beschatten, aber dann erinnerte ich mich selbst daran, dass er wahrscheinlich durchaus in der Lage war sich zu verteidigen oder zumindest zu flüchten. Außerdem bezweifelte ich, dass Wanda ihn alleine losziehen lassen würde, wenn sie Zweifel hätte, dass ihm etwas passieren könnte.
"Keine Sorge", unterbrach sie tatsächlich in genau diesem Moment meinen Gedankenfluss, "Ihm wird dabei schon nichts passieren, solche waghalsigen Aktionen hat er früher andauernd übernommen."
Als ich sie halb fragend, halb anklagend ansah, hob sie nur abwehrend die Hände. "Hey, ich sage doch, ich lese deine Gedanken nicht, aber deine Miene war eben mehr als offensichtlich."
Auch wenn es mich beruhigte, dass sie nicht in meinen Kopf eingedrungen war, machte mich diese Aussage doch etwas verlegen, denn ich fühlte mich seltsam ertappt.
Aber eigentlich waren wir doch jetzt sowas wie ein Team, seitdem wir zusammen ausgebrochen und geflüchtet waren, also war es doch normal sich Sorgen um die anderen Mitglieder zu machen, oder?
"Ich bin nur überrascht, dass du ihn nicht begleitet hast", erwiderte ich, was tatsächlich die Wahrheit war, jedoch auch meine peinliche Berührung vertreiben sollte.
Dieses Mal zögerte Wanda länger, bevor sie mir antwortete: "Das wollte ich auch eigentlich, aber er wollte dich nicht hier alleine lassen, falls Hydra uns doch irgendwie hier findet."
"Wirklich?"
Auch wenn ich ja erst kurz zuvor zu dem Schluss gekommen war, dass es normal war, dass wir uns ab jetzt umeinander kümmern würden, war ich dennoch überrascht, dass er meine Sicherheit so in den Fokus stellte. Andererseits lag das vermutlich daran, dass ich die einzige Person in unserem Trio war, die in einem Kampf wohl ziemlich hoffnungslos verloren wäre, da ich eben weder über magische Fähigkeiten noch irgendwelches Kampftraining verfügte. Und schon fühlte ich mich wieder mal wie eine Belastung.
Wanda nickte, wobei sie mich genau beobachtete.
"Das ist einfach seine Art", fügte sie nach einem Augenblick der Stille hinzu, "Egal wie stark meine Fähigkeiten wurden, er hat nie aufgehört sich um mich zu sorgen und mich zu beschützen. Manchmal glaube ich, er erträgt den Gedanken nicht, dass noch jemand, der ihm wichtig ist, verletzt wird, ohne dass er etwas tun kann."
"Wie bei euren Eltern?" Ich hoffte sehr, dass ich mit meiner vorsichtigen Nachfrage keine negative Reaktion bei ihr auslösen würde.
"Ja." Sobald sie dies ausgesprochen hatte, wirkte es fast, als wäre sie aus einer Art Trance erwacht, denn sie sah mich überrascht an. "Tut mir leid, ich habe diese Vermutung eigentlich noch nie jemand erzählt."
"Na ja", bemerkte ich sanft, "Vielleicht lag das auch daran, dass es die letzten Jahre wenig vertrauenswürdige Menschen um dich herum gab, während du bei Hydra warst."
Ihr Lächeln zeigte mir, dass sie diese Erklärung tatsächlich beruhigte. "Du hast recht, vielleicht tut es einfach gut, noch jemand außer Pietro zu haben, mit dem man reden kann."
Dieses Mal musste ich automatisch zurücklächeln, bevor wir eine Weile in ein angenehmes Schweigen verfielen.
"Oh, das hatte ich fast vergessen", unterbrach es die Braunhaarige schließlich so plötzlich, dass ich leicht zusammenzuckte, "Pietro hat mir erzählt, dass ihr vermutlich deinen Namen herausgefunden habt. Das ist wirklich toll!"
"Ja." Es wollte mir nicht so recht gelingen, genug Begeisterung in meine Stimme zu legen, so wie sie es vermutlich erwarten hatte.
"Freust du dich nicht darüber?", erkundigte sie sich ehrlich überrascht, "Ich dachte, du würdest erleichtert sein, mehr über dich zu wissen."
"Bin ich auch...irgendwie." Seufzend ließ ich meinen Blick durch die schmutzige Küche dieser verlassenen Wohnung wandern, während ich nach den richtigen Worten suchte. "Aber der Name fühlt sich einfach an wie ein beliebiges Wort, nicht wie etwas, das zu mir gehört."
Ehrlich gesagt hatte ich ziemlich Angst, dass sie das nicht verstehen würde, doch als ich mich endlich wieder traute sie anzusehen, schien sie intensiv darüber nachzudenken, was ich da gesagt hatte.
"Vielleicht liegt das einfach daran, dass du dich noch nicht an ihn gewöhnt hat, immerhin hat ihn noch niemand verwendet, seitdem du deine Erinnerungen verloren hast, oder?"
Ich nickte zögernd, weshalb sie mir strahlend ihre Hand entgegen streckte. "Lass uns das ändern. Alicia May, es freut mich sehr, dich kennenzulernen."
"Gleichfalls." Ich streckte die Hand aus, um ihre zu schüttelte, doch sobald ich mit ihrer Haut in Berührung kam, fühlte ich ein seltsames Kribbeln.
Es war nicht die Art von Gefühl, die man verspürt, wenn man jemand berührt, in den man verliebt ist, sondern eher wie ein sehr leichter, lang anhaltender Stromschlag.
Wandas Blick wanderte zu mir und an dem Erstaunen in ihren hellen, grünen Augen sah ich, dass sie es ebenfalls spürte. Dennoch unterbrach niemand von uns die Verbindung zwischen unseren Händen.
Bevor ich jedoch etwas dazu sagen konnte, verspürte ich einen heftigen Luftzug und im nächsten Moment stand Pietro neben uns und schenkte uns sein typisches Grinsen.
Instinktiv zog ich meine Hand zurück und sofort ließ das seltsame Gefühl nach.
Wanda warf mir noch einen kurzen, verwirrten Blick zu, schien sich dann jedoch zu entscheiden, das Thema auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben (vor dem es mir jetzt schon graute, denn ich würde wohl wieder keine Ahnung haben, was ich sagen sollte).
"Ich habe Frühstück mitgebracht", bemerkte Pietro unbekümmert, wobei er zwei Tüten vor uns auf den Tisch stellte, "Und die gute Nachricht, dass Hydra uns noch nicht auf den Fersen ist und von dem, was ich belauschen konnte, scheinen sie sich sicher zu sein, dass wir aus Sokovia fliehen werden, damit sie uns nicht finden."
"Aber war nicht genau das unser Plan?", hakte Wanda deutlich weniger begeister als ihr Bruder nach.
"Doch, aber so ist es doch noch viel besser, denn das heißt, dass wir in Sokovia bleiben können!", stellte er fest, während er drei Teller aus dem Geschirrschrank nahm und achtlos den Staub abwischte, bevor er sie vor uns abstellte. Mir fielen sofort die vielen Sprünge in den Tellern ab, auch wenn es vermutlich sowieso ein Wunder war, dass sie nicht ganz zerstört wurden.
"Ich wusste gar nicht, dass ihr bei eurer Flucht Geld mitnehmen konntet", erwähnte ich erfreut, während Pietro aus der einen Tüte verschiedendste Brötchen und aus der zweiten zahlreiche Früchte hervorzog.
Die ganze Zeit war ich davon ausgegangen, dass wir vollkommen ressourcenlos waren, doch diese neue Erkenntnis schien unser ganzes Vorhaben schon wieder ziemlich zu vereinfachen, auch wenn wir vermutlich nur einen begrenzten Betrag zur Verfügung hatten.
Aus diesem Grund fühlte ich mich ungewohnt optimistisch, während ich es Wanda nachtat und mir eins der Brötchen nahm, um ohne zu zögern direkt anzufangen zu essen, immerhin konnte ich mich buchstäblich nicht mehr an das letzte Mal erinnern, an dem ich Nahrung zu mir genommen hatte.
Als ich jedoch den Blick sah, den Wanda und Pietro als Reaktion auf meine letzte Aussage austauschten, blieb mir der Bissen fast im Hals stecken, weshalb ich heftig hustete.
"Pietro, du hast das doch gekauft, oder?"
Scheinbar hatte keiner der beiden mit dieser Reaktion von mir gerechnet, denn während Wanda mich etwas betreten und fast verunsichert ansah, verdüsterte sich Pietros Miene leicht, als würde er sich von mir abschotten.
Allein wegen dieser Veränderung fühlte ich mich schon schuldig, denn auch wenn ich immer noch leicht schockiert war, dass unser Frühstück aus gestohlenen Lebensmitteln bestand, war mir auch klar, dass wir nunmal etwas essen mussten und er vermutlich nicht wirklich eine Wahl hatte.
Aus diesem Grund bemühte ich mich darum so gut wie möglich zu lächeln, während wir schweigend das Frühstück fortsetzten, wobei ich so gut wie möglich zu verdrängen versuchte, dass ich mich damit quasi zum Mittäter machte.
Irgendwann, als wir bereits alles Diebesgut verdrückt hatten, wurde mir die Stille zu erdrückend, weshalb ich mich danach erkundigte, wie unser Plan nun aussah.
"Ich würde vorschlagen, dass wir uns weiter Richtung Novi Grad bewegen und uns dort eine bessere, leerstehende Wohnung suchen - genauso haben wir es vor unserem ersten Kontakt mit Hydra auch immer gemacht", erklärte Pietro in einem sachlichen Ton, dem seine normale Unbekümmertheit fehlte, auf die er sonst immer zu achten schien.
Obwohl in mir sofort Zweifel an diesem Plan aufkeimten, überlegte ich einen Moment lang, diese einfach zu verschweigen, um nicht noch weiter zu der unangenehm angespannten Stimmung beizutragen, doch schließlich kam ich zu dem Schluss, dass es uns nicht viel bringen würde, wenn wir dann doch geschnappt werden würden, also versuchte ich stattdessen meine Bedenken so behutsam wie möglich auszudrücken.
"Das klingt wirklich nach einem guten Plan. Es ist nur...wenn ihr das damals schon so gemacht habt, wird Hydra das dann nicht wieder genauso erwarten?"
Wieder tauschten die Geschwister ihren üblichen Blick aus, der mir langsam das Gefühl gab, dass sie tatsächlich eine nonverbale Zwillingsverbindung wie in manchen Filmen hatten.
"Was schlägst du stattdessen vor?", erkundigte sich Pietro, wobei seine Miene zu meinem Erstaunen weniger angespannt als zuvor wirkte.
"Ich bin nicht sicher. Gibt es keine Person oder Einrichtung, bei der wir untertauchen könnten?", fragte ich zurück, erhielt jedoch erstmal keine Antwort, da beide nachzudenken schienen.
"Vielleicht..." Wanda wandte sich an Pietro, wobei sie die Stimme leicht senkte, jedoch nicht so weit, dass ich sie nicht verstehen könnte. "Wie wäre es mit Maria?"
Eine Vielzahl von Emotionen und Gedanken schienen im Bruchteil einer Sekunde über sein Gesicht zu huschen, wobei er eine leichte Grimasse schnitt, dann jedoch leicht nickte.
"Das wäre vielleicht keine schlechte Idee", gab er zu, bevor er wieder in die Runde sah, "Allerdings sollten wir vor allen anderen sowohl unsere Identitäten wie auch unsere Fähigkeiten geheim halten."
"Nun, für mich wird das vermutlich nicht schwer", scherzte ich, was auf wenig Reaktion stieß, weshalb ich mich kurz recht unwohl fühlte.
Wir besprachen noch einige Einzelheiten, dann brachen wir schließlich auf und begannen unseren Weg zu unserem neuen Ort der Hoffnung.
//Bemerkung: Ich weiß, in diesem Kapitel liegt der Fokus eher auf Wanda und Alicias Bindung, aber ich verspreche euch, dass dies für die Geschichte eben auch sehr wichtig ist (und ich persönlich liebe es auch, wenn der MC in Fanfictions auch außerhalb von ihrer Love Interest starke Freundschaften aufbaut). Darum hoffe ich, dass es euch ebenso gefällt. Natürlich wird der Pietro content dennoch insgesamt nicht zu kurz kommen, keine Sorge.
Frage 1: Mögt ihr die GIFs, die ich am Anfang immer einfüge?
Frage 2: Was denkt ihr, war das seltsame Kribbeln bei der Interaktion mit Wanda?//
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