Kapitel Sechs
(ehemals Kapitel Sieben)
- Meridith Rosewells Sicht (erfundene Hydra Agentin) -
Wir hatten schon viele anstrengende und unangenehme Missionen gehabt, doch drei ausgerissene, rebellische Teenager mit Superkräften zu verfolgen, gehörte definitiv zu den Top 10, wenn es darum ging, welche meine Nerven am meisten strapazierten.
Zwar mochte es vielleicht nicht die schwierigste meiner bisherigen Aufgaben sein, doch den Babysitter für irgendwelche Ausbrecher zu spielen, die in den letzten Tagen schon mehr als genug Ärger angerichtet hatten, war trotzdem nichts, das mir sonderlich viel Freude bereitete.
Eigentlich hatten wir angenommen, dass sie eher aus dem Land geflohen wären, damit wir sie nicht so einfach finden würden, doch nachdem zwei meiner Kollegen aus einer Mission in Novi Grad nicht zurückgekehrt waren, war die Vermutung, wer dahinter stecken könnte, für uns eher klar.
Am liebsten wäre ich sofort in die Stadt gestürmt und hätte die drei einen nach dem anderen eingefangen und mit allen nötigen Mitteln zur Basis zurück gezerrt, doch meine Vorgesetzten stuften sie als zu gefährlich ein und hielten es daher für besser, sie einzeln zu erwischen.
Das war der Grund, warum mein Team seit Tagen unser Lager vor Novi Grad aufgeschlagen hatten und die Stadt beobachteten, um nach einer guten Möglichkeit, um anzugreifen und einen von ihnen zu erwischen, warteten.
Erst heute Morgen hatten wir in der Ferne gesehen, wie einer der Ziele, Pietro Maximoff, die Stadt verlassen hatte, doch aufgrund seiner besonderen Fähigkeit hatten wir keine Chance, ihn zu erwischen oder irgendwie zu verfolgen. Zumindest bedeutete dies jedoch, dass sie nicht mehr zu dritt waren, was schon einmal von Vorteil sein könnte.
Gerade als ich mich zu meinem Kollegen Frank umwandte, um irgendeine Art von Konversation zu beginnen, die mich hoffentlich von der Eintönigkeit meiner Mission ablenken würde, sah ich im Augenwinkel eine Bewegung und als ich meinen Kopf drehte, bemerkte ich, dass einige Meter von uns entfernt jemand die Stadt verließ.
Aus der Ferne konnte man das Gesicht der Person nicht erkennen, aber dennoch schob ich mich vorsichtshalber aus meinem Versteck hervor und gab den anderen ein Zeichen, hier zu warten, um nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erregen.
Um nicht aufzufallen, war ich vollkommen in zivile Klamotten gekleidet, sodass man mich nicht sofort als Agentin identifizieren konnte, doch während ich langsam in die Richtung schlenderte, wandte die Person ihren Kopf und sah mich direkt an, als würde sie meine Tarnung ohne Probleme durchschauen.
Sofort spannten sich alle Muskeln in meinem Körper an, während ich mich bereit machte, dass sie zu flüchten versuchen würde, falls sie wirklich erkannt hatte, wer oder was ich war, jedoch passierte nichts dergleichen, stattdessen setzte die junge Frau, von der ich nun etwas mehr erkennen konnte, ihren Weg fort, bis sie vor mir zum Stehen kam.
Einen Moment lang musterte ich sie, betrachtete ihre gewellten, dunkelbraunen Haare und ihr Gesicht, das ich die letzten Tage nur zu oft auf der Zeichnung unserer Zielpersonen gesehen hatte, dann war der letzte Zweifel verschwunden, dass es sich hier tatsächlich um eine der drei Menschen handelte, die ich seit Tagen zu finden versuchte.
Sobald ich wieder klar denken konnte, setzte ich mich in Bewegung und packte ihr Handgelenk, wobei ich schon damit rechnete, dass ich von einer magischen Schockwelle oder etwas ähnlichem zurückgeschleudert werden würde, stattdessen zeigte sie jedoch keine Reaktion und versuchte nicht einmal sich zu wehren, obwohl ich sicher war, Angst in ihren Augen zu sehen.
Obwohl mich diese seltsame Situation durchaus mit Verwirrung und Neugier erfüllte, schüttelte ich meine Fragen erstmal ab, sah mich einen Moment lang um, um sicherzugehen, dass sie keine Verstärkung mitgebracht hatte und packte dann noch ihren anderen Arm, um ihr beide auf den Rücken zu drehen und sie mit einem festen Stoß in Richtung meines Teams zu stoßen.
Einige Agenten waren schon näher getreten, vermutlich entweder um ihre Vermutung über die Identität meiner Begleitperson mit einem genaueren Blick zu bestätigen oder um bereit zu sein, um einzugreifen, falls sie sich doch wehren sollte.
Als ich schließlich vor Rick, dem ranghöchsten Agenten dieser Mission zum Stehen kam, würdigte er mich kurz mit einem strammen Nicken, bevor er sich der Zielperson zuwandte.
"Wer bist du?"
In seiner Stimme schwang ein drohender Unterton mit, der sie wohl davor warnen sollte, ihn anzulügen, auch wenn ich bezweifelte, dass sie überhaupt so eine Intention hatte.
"Mein Name ist Alicia May", erwiderte sie mit leiser, leicht zitternder Stimme, "Und ich bin hier, um mich zu stellen."
Auch wenn ihr Verhalten, nämlich scheinbar völlig unbewaffnet, schutzlos und alleine zu unserem Lager voller Hydra Agenten zu kommen, genau darauf hingedeutet hatte, überraschte mich ihre Aussage dennoch kurz.
Rick schien es nicht anders zu gehen, auch wenn er es sich weniger anmerken ließ und sie stattdessen mit zusammengezogenen Augenbraunen musterte, als könnte er in ihrem Gesicht herauslesen, ob sie log.
"Und wieso solltest du das tun?", hakte er schließlich ruhig nach, wobei er einen Schritt näher trat.
Während wir auf die Antwort der jungen Frau warteten, wechselte ich meinen Griff um ihre Handgelenke von meiner linken zu meiner rechten Hand, um sie noch besser festhalten zu können.
"Weil ich es nicht mehr aushalte, nicht zu wissen, wer ich bin und ich denke, ihr seid die Einzigen, die mir bei diesem Rätsel helfen könnt", gab sie etwas widerwillig zu, "Außerdem habe ich gemerkt, dass ich in den letzten Tagen wirklich Menschen gefunden habe, denen ich wichtig bin, und die möchte ich nicht mehr durch meine eigene Hilflosigkeit in Gefahr bringen, also sorge ich hiermit dafür, dass ich aus dem Weg bin, damit die Beiden wieder auf sich Acht geben können."
Fast hätte ich die Augen über diese Rede verdreht, denn es klang einfach zu sehr nach einem filmreifen heroischen, aber sinnlosen Moment, ich hielt mich jedoch zurück.
Bevor ich oder Rick noch etwas dazu sagen konnten, zischte ein roter Strahl an meinem Ohr vorbei und als ich instinktiv herumwirbelte, stand mir Wanda Maximoff entgegen, die eine Energiekugel aus roten Magie zwischen ihren gespreizten Händen balancierte.
"Lasst sie sofort los, wenn ihr nicht wollt, dass euch der nächste Treffer in der Luft auseinander reißt!"
Zuvor hatte ich nicht verstanden, wie jemand so junges und unerfahrenes eine so große Gefahr darstellen konnte, doch als ich Wanda mit leicht schief gelegtem Kopf, rot leuchtenden Augen und umgeben von glühender Magie vor mir stehen sah, erfasste mich doch Panik, während ich automatisch einen Schritt zurücktrat und Alicia dabei mit mir zerrte.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Rick seine Pistole hervorzog und sie auf Wanda richtete, bevor er jedoch abdrücken konnte, schleuderte sie ihm die Waffe schon mit einem gezielten Angriff ihrer Magie aus der Hand.
"Na los, steht nicht nur so rum!", bellte Rick die anderen wütend an, "Schießt schon!"
Ich wollte einschreiten und ihn daran erinnern, dass wir die Zielpersonen nicht töten sollten, wagte es jedoch nicht, da ich selbst eine Chance aufs Überleben haben wollte.
Die anderen Agenten zückten ihre Waffen und feuerten auf Wanda, die gerade noch rechtzeitig eine Art Schutzschild vor sich errichten konnte, an dem die Kugeln einzeln abprallten, was die anderen jedoch nicht davon abhielt, weiter auf sie zu feuern, während die Magie der jungen Frau langsam zu flackern begann und sie leicht zurückwich.
"Nein!"
Mit diesem Aufschrei riss Alicia ihren Arm hoch und rammte mir ihren Ellbogen in den Magen, bevor sie sich losriss und auf Wanda zu sprintete.
In diesem Moment passierten so viele Dinge, dass ich sie erst richtig realisierte, als sie schon passiert waren.
Als Erstes sah ich eine Art blauer Lichtblitz, der aus Novi Grad auf uns zu raste.
Im selben Moment stockte Rick in seiner Bewegung, drehte sich wie ferngesteuert um und sprintete auf einmal zurück zu unserem Waffenlager.
Als ich sah, was er in der Hand hielt, war es schon zu spät, um es aufzuhalten.
Er schleuderte die speziell von Hydra entwickelte Granate in einem weiten Boden.
Ich sah, wie der blaue Lichtblitz zum Stehen kam, als auch Alicia Wanda fast erreicht hatte und dann hörte ich nur noch den ohrenbetäubenden Knall und war für einen Moment viel zu orientierungslos, um etwas wahrzunehmen.
Erst als der Schock verstrichen war, setzten sich die ersten Agenten in Bewegung und traten näher an den Aufprallort heran.
Ich tat es ihnen jedoch nicht gleich, denn ich wusste, was sie dort sehen würden: die jämmerlichen Überreste unserer drei Zielpersonen.
- Alicias Sicht -
(Am Abend zuvor)
"Dir muss doch auch klar sein, dass es nicht so weiter gehen kann, besonders nicht nach demVorfall", warf ich ein, obwohl ich wusste, dass Pietro es nicht gerade gerne hörte, "Immerhin schöpfen sie doch Verdacht, wenn zwei Agenten nicht zurückkehren und ich wette, sie werden genau wissen, wo diese nach uns gesucht haben und dann daraus schlussfolgern, dass wir hier sind."
Der Vorfall auf der Brücke war nun eine Woche her.
Diese Zeit hatte ich hauptsächlich damit verbracht, meinen Körper heilen zu lassen, denn auch wenn meine Verletzungen nicht verherrend waren, hatte ich doch ziemliche Gliederschmerzen und leichte Wunden an mehreren Stellen meines Körpers.
Besonders meinen Knöchel hatte es etwas heftiger erwischt, was sich durch Schmerzen beim Auftreten zeigte, weshalb Pietro die erste Zeit darauf bestanden hatte, mich bei jeder Gelegenheit zu stützen, obwohl ich ihm versichert hatte, dass das nötig sei.
Einmal hatte Wanda mich sogar mit ihrer Magie schweben lassen, damit ich nicht auftreten musste, was zugegeben ziemlich cool gewesen war. Sie war es auch gewesen, die mich verarztet hatte, nachdem wir nach dem Zwischenfall zurück in der Unterkunft angekommen waren.
Mittlerweile ging es mir jedoch wieder gut, zumindest wenn man von dem lila-blauen Bluterguss absah, der direkt unter meinem Auge begann und sich fast über meine gesamte Wange erstreckte und den ich von meinem unschönen Kontakt zwischen meinem Gesicht und dem Boden beim Kampf davongetragen hatte.
"Trotzdem", beharrte er weiterhin, obwohl wir diese Diskussion schon seit fast einer halben Stunde führten, "Wir wissen nicht, ob sie dann überhaupt direkt angreifen werden, immerhin wissen sie noch nicht unseren genauen Standpunkt und sie werden einsehen, dass wir es schwer werden wird, es mit uns aufzunehmen."
Ich warf Wanda einen hilfesuchenden Blick zu, weshalb sie sich zum Glück erbarmte und sich auch dazu äußerte: "Höre dir doch wenigstens unsere Idee an!"
Auch wenn er immer noch nicht überzeugt wirkte, nickte er uns mit einem Seufzen zu, was mir ein triumphierendes Lächeln entlockte, das ich mit Wanda austauschte.
"Wanda und ich haben gestern Abend an einem Plan gearbeitet, nachdem du uns erzählt hast, dass die Agenten die Stadt belagern. Wir wissen, dass du schon einige Male versucht hast, sie auf die falsche Fährte zu locken, aber auch wenn sie uns eine Zeit lang woanders suchen werden, wird uns das nie langfristigen Schutz vor uns bieten. Solange sie uns noch suchen, werden wir nirgendwo richtig sicher sein und müssen vermutlich dauernd weiterziehen, außerdem kann niemand garantieren, dass sich der Vorfall auf der Brücke nicht wiederholt, wenn wir mal unachtsam sind", begann ich meine Erzählung, wobei ich Pietros Blick auf mir spürte.
An der Art, wie er seine Stirn gerunzelt hatte, erkannte ich mittlerweile, dass er besorgt war.
"Es gibt also nur einen Grund, warum sie von uns ablassen würden: wenn sie denken, wir wären tot", setzte ich meine Rede fort und hörte, wie er scharf einatmete, jedoch nicht widersprach, was ich vorübergehend für ein gutes Zeichen hielt.
"Alicia hatte die Idee, eine Illusion zu erzeugen, die sich davon überzeugt, dass wir sterben und ich denke, dass ich das schaffen kann", fügte nun auch Wanda mit einem leicht schüchternen Lächeln hinzu, als wäre es ihr unangenehm, über ihre Kräfte zu sprechen.
"Aber dafür müsstest du erstmal weit genug an sie herankommen", warf Pietro ein, nachdem er diese Idee gedanklich abzuwiegen schien.
"Ich werde sie ablenken, damit Wanda sich unbemerkt heranschleichen kann", antwortete ich sofort, weshalb er mich eindringlich ansah.
Spätestens an dieser Stelle hatte ich damit gerechnet, dass er protestieren würde, doch stattdessen beobachtete er mich nur.
"Traust du dir das zu?"
Seine Stimme war ruhig und er schien wirklich auf meine ehrliche Antwort zu warten, was mir das Gefühl gab, das er mich dieses Mal tatsächlich in der Lage sah, an dem Plan teilzunehmen statt nur eine Belastung zu sein.
"Ja."
"Also gut", stimmte er mit einem Seufzen zu, "Und was tue ich in eurem Plan?"
"Es ist zu auffällig, wenn wir gleich alle drei auftauchen und außerdem könnte die Lage dann eskalieren, also solltest du erstmal als Verstärkung in der Nähe bleiben, um notfalls einzugreifen, falls etwas schief laufen sollte", antwortete Wanda ihm, wobei sie einen erfreuten Blick mit mir austauschte, "Sobald Alicia sich befreit hat, bringst du sie aus der Reichweite und bringst danach mich weg, während ich die Illusion aufrecht erhalte."
"Aus welcher Reichweite?", hakte er verwirrt nach, weshalb für einen Moment Schweigen herrschte.
"Aus der Reichweite der Granate, die einer von ihnen werfen wird, wenn meine Gedankenmanipulation ihn dazu zwingt", antwortete Wanda schließlich, weshalb Pietro uns ansah, als wären wir vollkommen verrückt geworden.
Dennoch, am Ende war dies genau der Plan, auf den wir uns einigten.
// So, hier ist also Kapitel Sieben. Erst einmal noch einmal Entschuldigung, dass am Donnerstag kein Kapitel herauskam, aber das hatte mir einfach zeitlich nicht gereicht und außerdem hatte ich wirklich große Probleme damit, dieses Kapitel zu schreiben, vor allem weil ich die meiste Zeit versucht habe, es komplett aus Alicias Sicht zu schreiben, ohne jedoch den Plan zu früh zu verraten, was wirklich mehr als kompliziert und fast unmöglich war. Genau aus diesem Grund habe ich schließlich die Sicht gewechselt und daraufhin ist es mit dem Schreiben deutlich besser gelaufen!
Wie ich letzte Woche bereits angekündigt habe, werde ich im Laufe der Woche die Kapitel überarbeiten. Dabei habe ich Kapitel 6 und 7 getauscht und einige Details verändert, damit es besser passt. Ich empfehle euch, sie nocheinmal durchzulesen, aber wenn ihr das nicht tut, solltet ihr trotzdem alles verstehen, sofern ihr diese Änderung im Kopf habt.
Frage 1: Wie fandet ihr dieses Kapitel? Es war etwas anders als die vorherigen, aber hoffentlich hat es euch dennoch gefallen.
Frage 2: Was haltet ihr von den Änderungen?
Frage 3: Wie war es für euch aus einer anderen Sicht zu lesen? (Es ist geplant, dass zu einem späteren Zeitpunkt noch Kapitel aus Pietros und eventuell Wandas Sicht folgen werden, aus einer fremden Sicht zu schreiben, war hier aber eher eine Ausnahme.)
Übrigens wollte ich noch anmerken, dass natürlich noch lange nicht all ihre Probleme und Bedrohungen aus der Welt geschaffen sind, nur weil ihr Plan gegen Hydra jetzt erstmal funktioniert hat, also keine Sorge.//
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