22//Free
11. November 2038 - 22:45
Ich sah aus dem Fenster als ich versuchte mich zu beruhigen.
Einatmen und Ausatmen, Viviane.
Ich kaute auf meiner Lippe als ich das Schneetreiben beobachtete, das vor dem Fenster des Taxis tobte. Connor saß neben mir und hielt meine Hand, die er ab und zu beruhigend drückte, während er mit dem Daumen kleine Kreise malte. Ich lehnte meinen Kopf gegen den Sitz, als ich seufzte und den Plan noch einmal still für mich durchging.
Ich warf einen schnellen Blick auf die Uhr. Viertel vor. Bald würde Markus mit den verbleibenden Androiden friedlich vor den Rückruflagern der Stadt demonstrieren und die Befreiung ihrer Leute verlangen. Friedlich. Ich betete, dass der pazifistische Weg auch so von den Menschen akzeptiert werden würde.
Der einzige Fehler wäre es wohl die Menschen anzugreifen.
,,Vi, Liebling. Sieh mich an." Ich drehte meinen Kopf zu Connor, der sich zu mir gedreht hatte. Er trug wieder seine graue Jacke, das Hemd und die Krawatte. Nur das lebhafte Lächeln auf den Lippen verriet als einziges die Menschlichkeit, die in ihm steckte.
,,Es wird alles gut gehen, vertrau mir." Ich nickte mit einem Knoten im Hals, als mir Tränen in den Augenwinkeln brannten. Ich hatte Angst, und das wusste er. Er wusste aber auch, dass ich lieber hier bei ihm war, als alleine irgendwo in Sicherheit. Wartend und bangend auf seine Rückkehr. Zittrig atmete ich aus, bevor Connor sich von seinem Sitz zu mir beugte und einen kurzen Kuss auf meine Lippen drückte.
Schon hatte er sich wieder von mir gelöst, als die nächste Straßenlaterne kurz den Innenraum des Taxis in diffus-wirkendes, gelbes Licht tauchte. Ich hing dem Kuss noch einen Moment mit gespaltenen Lippen nach, bevor ich meine Augen wieder öffnete und mich räusperte.
Das Taxi hielt und mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Ich schluckte den Knoten, der mir die Kehle zuschnürte und räusperte mich.
,,Connor-Modell 313 248 317. Ich werde erwartet." Ich blickte so neutral wie möglich an Connor vorbei zu der bewaffneten Wache, die an das Fenster getreten war. Der Mann nickte mich kurz anherrschend an. Mit ruhiger Hand hielt ich ihm die Polizeimarke entgegen, die ich die Fahrt über mit verkrampften Fingern gehalten hatte.
,,Officer Hone. Ich begleite den Androiden stellvertretend für das DPD." Meine Stimme klang gelangweilt, aber wenigstens zitterte sie nicht, als ich den Satz herunterpredigte, so wie ich ihn mir eingeprägt hatte.
Connor blickte wieder nach vorne. Die Wache trat mit einem gemurmelten ,,Okay," von dem Fenster weg und das Tor, das uns den Weg versperrt hatte, wurde geöffnet. Ich sank in den Sitz zurück, als ich fast erleichtert ausatmete. So weit so gut. Von hier aus würde alles Großteils auf Glück basieren. Nicht würde. Es basiert auf Glück.
Beeindruckend. Das Wort mit dem man den Tower wohl am besten beschreiben würde. Beeindruckend, wie er mit seinen erleuchteten Fenstern auf dem Firmengelände des Konzerns in den Nachthimmel ragte. Aber hässlich, war mein nächster Gedanke. Beeindruckend aber hässlich. Ich verzog den Mund ein wenig, als das Taxi hielt.
Ich schnallte mich wie automatisch ab und stieg aus. Der Wind zerrte an mir und an meiner gestreiften Bluse, aber die Kälte ging an mir vorrüber. Alles fühlte sich taub an, als ich die Falten aus meinem grauen Rock strich und mit zittrigen Schritten um das Auto ging, zu Connor.
,,Alles in Ordnung?" fragte er so leise, das ich es gerade so über das Heulen des Windes hinweg hören konnte. Ich nickte nur, als ich auf den Eingang des enormen Gebäudes zuging, wobei ich eine seltsame innere Ruhe verspürte.
Über unseren Köpfen schwirrte eine Polizei-Drohne, als ich zwischen den beiden Wachen vorbei ging, die den Eingang des Towers bewachten. Die gläserne Schiebetür glitt zur Seite, als wir uns näherten, und Connor und ich betraten das Gebäude. Schnell kam auch die Wärme wieder in meinen Körper zurück, als drei bewaffnete Wachen uns den Weg versperrten.
Erneut wurde mein Mund ganz trocken und mein Puls beschleunigte sich erneut. Ich musste meine Fassung bewahren.
,,Mir nach." kam es von der mittleren Wache.
,,Wir begleiten euch." Mir wurde warm, als ich fieberhaft einen Ausweg aus dieser Situation suchte.
,,Danke, aber ich kenne den Weg," antwortete der Android sachlich neben mir, was ich nur kurz nickend bestätigte.
,,Vielleicht, aber ich habe meine Befehle," antwortete der große Mann vor uns. Zu früh gefreut. Ich atmete tief durch, als die Wache sich umdrehte. Kurz hatte ich mit Connor Augenkontakt, bevor wir dem bewaffneten Mann wie Hunde hinterherdackelten.
Meine Absätze klackerten auf dem auf Hochglanz polierten Boden der Eingangshalle, als ich neben Connor her ging, tiefer in das Gebäude.
Die 'Eingangshalle' war überwältigend. Gigantisch. Bäume und eine gigantische Statue in der Mitte des Turmes, deren Höhe mehrere Etagen umfasste. Ich musste mich bemühen, nicht zu sehr zu starren, sondern meinen Blick auf das blaue Dreieck auf Connors Rücken gerichtet zu hallten, seit ich einige Schritte zurückgefallen war.
3 Wachen. Eine vor uns, zwei hinter uns. Und Androiden, die am Rande des Raumes auf kleinen Sockeln standen und sich präsentierten, wie die Waren, als die sie immer noch gesehen wurden.
Die ganze Zeit über lag mir ein unwohles Gefühl im Magen, es fühlte sich beschissen an.
,,Agent 54, Ebene 31."
,,Stimmerkennung bestätigt. Zugang autorisiert," meldete eine kühle Frauenstimme aus dem Lautsprecher. Agent 54, sein Kumpel, Connor und ich sahen nun zu, wie die Fahrstuhltüren sich schlossen, und der Glaskäfig in dem wir uns befanden, setzte sich in Bewegung. Leider in die falsche Richtung.
Die Panik krallte sich erneut in meinem Magen fest, als ich versuchte an etwas anderes zu denken, als unseren Plan, der sich gerade verflüchtigte. Ich suchte Connors Blick, und fand ihn auch, als ich ihn still anbettelte er solle irgendetwas unternehmen, um uns hier raus zu holen. Er blinzelte kurz bestätigend, beruhigend, als hätte er mich verstanden.
Die Zeit schien kurz stehen zu bleiben, als ich und Connor uns in die Augen sahen.
Im nächsten Moment stürzte er sich auf die Wache zu seiner Linken. Rammte sie gegen die Wand, als ich instinktiv an die hintere Wand des Aufzugs zurückwich. Der Android kickte der anderen Wache den Fuß in den Magen, an die gegenüberliegende Wand. Sie zog die Waffe und mein Herz blieb für einen Moment stehen, als ich überlegte was ich tun konnte. Bewaffnet und vollkommen ausgestattet. Mein Körper gehorchte mir nicht, als Connor dem Mann die Faust in den Magen rammte. Die erste Wache hielt Connor fest. Ich wusste, wenn ich nichts unternehme sind wir und die Androiden verloren. Irgendwie schaffte ich es mich aus meiner Starre zu befreien und trat der Wache einmal instinktiv in die Seite, welche benommen gegen die Wand stolperte. Ein Knall zerriss plötzlich die 'Stillle' des Aufzuges. Mein Kopf schnellte herum, und ich erschrak, als ich das rote Blut gegen die weiße Wand spritzen sah.
In meinem Magen rebellierte es, als erneut ein Knall ertönte und ich zusammenzuckte, bevor ich mich keuchend gegen die Wand des Fahrstuhles lehnte, würgend. Connor hatte beide Wachen getötet. Ihr Blut klebte an den Wänden, und ich wich Connors Blick für einen Moment aus, bevor ich seine gelb blinkende LED bemerkte.
,,Vi...Ich musste es tun." Ich nickte nur, bevor ich kurz zögerte und ihm dann doch um den Hals fiel.
Ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge und drückte mich an ihn, bevor er mich von sich drückte und mich alleine an der Wand lehnen ließ.
Er sah mich noch einmal an, bevor er seine Hand auf das Kontrollpaneel legte.
,,Bitte geben Sie Ihre Identität und Ihr Ziel an," ertönte wieder die kalte Frauenstimme.
,,Agent 54. Ebene -49." Connors Lippen bewegten sich, aber das war nicht seine gewohnt sanfte Stimme.
Die raue Stimme des Agenten erklang, was mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte, bedachte man, dass der Mann tot an der Wand lehnte. Ich schluckte.
,,Stimmerkennung bestätigt. Zugang autorisiert." Ich atmete durch, als der Aufzug die Richtung änderte. Mit halb geöffneten Augen beobachtete ich den Androiden, wie er sich zu Agent B bückte und seine Pistole vom Boden aufhob. Ich schüttelte den Kopf als er sich zu mir drehte und sie mir reichen wollte.
,,Nein," antwortete ich bestimmt mit trockenem Mund, als ich ihm tief in die Augen sah.
,,Ich werde auf niemanden schießen. Ich werde auf keinen Menschen schießen, Connor."
,,Bitte, Vi." Er wirkte verzweifelt und ich schluckte. ,,Es wird Momente geben, in denen ich dich nicht beschützen kann. Ich habe Angst dich zu verlieren, Vi."
Er schluckte ebenfalls, als ich meine Augen schloss und tief durchatmete.
,,Gefühle sind neu für mich, aber ich kenne die Angst seit wir im Stratford Tower waren. Bevor du verletzt wirst, bitte Vi. Bitte drück ab."
Ich schluchzte auf, als Connor seine Stirn gegen meine lehnte. Meine Finger schlossen sich um den kalten Lauf der Waffe, als er sie mir hinhielt. Ich nickte, als er mir einen Kuss auf die Wange gab. Ich drehte meinen Kopf zur Seite, öffnete meine Augen und starrte der Überwachungskamera entgegen.
Ich riss meine Augen in Schock auf und drückte Connor von mir. Sein Blick folgte meinem und er wandte sich zu der gläsernen Front, sah nach unten.
,,Shit," fluchte er leise, als er sich wieder zu mir drehte, seine LED blinkte gelb, als er nach einem Ausweg suchte. Ich schüttelte leicht den Kopf als erneut die Panik aufkam. Der Fahrstuhl sank immer tiefer, und ich war mir sicher, dass auf Ebene -49 schon die Soldaten postiert standen und Schussfreigabe hatten.
Connor sah mich aus braunen Augen an.
,,Steck die Waffe weg, Vi."
Ich sah ihn an. Hatte er mir nicht erst vor Minuten, Sekunden gesagt ich solle schießen wenn es darauf ankommt? Und das war jetzt der Fall.
,,Bitte vertrau mir," sagte er, als ich noch weiter zögerte. Ich ließ ihn nicht aus den Augen, als ich den Lauf der Waffe provisorisch in den Bund meines Rockes steckte, wo das Metall gegen mein Steißbein drückte.
Ich ging zu Connor und noch bevor die Aufzugtüren sich öffneten und ich mich versah hatte der Android mich gepackt und mir seine Pistole and die Schläfe gedrückt. Mein Herz schien stehen zu bleiben, und nur seine Hand auf meinem Mund dämpfte den kurzen, panischen Aufschrei.
,,Vertrau mir," murmelte er nochmal in mein Ohr, was mir einen Schauer über den Rücken jagte.
,,Dir passiert nichts." Ich nickte.
Er ließ die Hand sinken und packte mich in dem Moment, in dem die Aufzugtür aufging. Mit vor Panik aufgerissenen Augen starrte ich die sechs Soldaten an, die auf uns zielten. Ich schluckte, als ich kurz gespielt versuchte mich aus Connors Griff zu befreien. Es war den Wachen anzusehen, dass sie in der ersten Sekunde nicht wussten was zu tun war. Sie zögerten, ihr erster und größter Fehler.
Der Android löste seinen Griff und ich stürzte instinktiv auf die Knie, als ich bei jedem Schuss aus Connors Pistole zusammenzuckte. Ich wusste, dass er traf und brauchte das dumpfe Geräusch der fallenden Körper nicht als Bestätigung. Mein Griff glitt zu meiner Pistole, als ich den letzten Soldaten sah, der seine Waffe auf Connor zielte, der gerade einen weiteren zu Boden rang.
Es ertönte ein Schuss und ich sah zu, wie er zu Boden fiel. Noch ein weiterer Schuss und es war still. Ich kniete, hielt die Waffe immer noch in den zitternden Händen, bis ich sie fallen ließ. Mein Herz verkrampfte sich. Ich hatte jemanden ermordet. Sein Blut klebte an meinen Händen, und mir wurde klar, es würde nie wieder verschwinden.
,,Vi." Ich sah mit Tränen in den Augen zu Connor, der sich neben mich gekniet hatte, als ich mir die Hände am grauen Rock abwischte, als ob das irgendetwas an meiner Schuld ändern würde.
Ich versuchte die Tränen zu schlucken, bevor sie mir über die Wangen liefen.
,,Hey, wir können jetzt nicht aufgeben..." Er hielt kurz inne, als er aufstand und mir die Hand entgegen hielt.
,,Sonst waren die Opfer, die wir heute bereits gefordert haben, umsonst." Ich antwortete nicht darauf, sondern nahm wortlos seine Hand, damit er mich auf die Beine ziehen konnte. Ich blieb weiterhin still, als Connor mich losließ und ich meine Aufmerksamkeit bewusst auf die Androidenmenge lenkte. Tausende, Zehntausende waren es, die bewegungslos in scheinbar endlosen Reihen da standen. AP700, wie ich auf den zweiten Blick erkannte, alle identisch.
Es war still, fast zu still. Nur Connors Schritte waren zu hören, als er den Gang weiter entlang ging. Ich sah ihm kurz nach, bevor ich ihm langsam folgte. Er warf mir noch einen letzten Blick zu und ich nickte, wie zur Bestätigung, bevor er seine Hand nach dem Arm des Androiden ausstreckte. So weit, so gut, dachte ich. Ich schluckte. Es konnte doch eigentlich nichts mehr schiefgehen. Oder?
Als Connor die Hand des Androiden ergriff, drehte sich dieser zu ihm. Die Luft war elektrisch aufgeladen vor Spannung.
,,Ganz ruhig, verdammter Scheißkerl!.." Mein Herz blieb stehen. Hank? Mein Blick schweifte zu meinem Onkel.
Dann sah ich erst den Androiden, der Connor bis aufs Haar glich. Es war Connor. Connor, der Hank mit einer Waffe bedrohte. Was zur Hölle? Ich versuchte verzweifelt mit der Situation klar zu kommen. Was ging hier ab?
,,Bleib zurück, Connor," kam es von dem Zweiten Connor. Dem Fake.
,,Und ich verschone ihn." Die Panik kroch mir in die Knochen und war genau so präsent wie die Verwirrung.
,,Tut mir Leid, Connor. Der Mistkerl ist echt dein Zwilling," sagte Hank und
Der echte Connor trat nicht zurück, sondern beobachtete wie ich die Situation. Ich wagte es nicht mich zu bewegen. Wagte es nicht, näher zu treten, da ich mir immer der Pistole in der Hand des Fakes bewusst war.
,,Sein Leben liegt in deiner Hand," sagte dieser.
,,Entscheide jetzt, was dir wichtiger ist! Er..." Er sah zu Hank. ,,Oder die Revolution."
,,Hör nicht auf ihn! Jedes Scheißwort von ihm ist gelogen!" sagte Hank ruhig. Die Angst klammerte sich in meiner Brust fest.
,,Der Mensch da bedeutet mir gar nichts!" Ich dachte zuerst, ich hätte mich verhört, als ich zu Connor sah. Zu meinem Connor.
,,Du kannst ihn gerne töten, ist mir egal." Blufft er? Ich wusste es nicht. Ich hoffte es.
,,Ich habe Zugriff auf deinen Speicher. Ich weiß, dass du eine Art Bindung zu ihm aufgebaut hast.
Genauso wie zu ihr." Mir wurde heiß und kalt auf einmal, als der Fake seine Aufmerksamkeit auf mich lenkte, als er sprach. Die braunen Augen, die ich nur zu gut kannte, durchbohrten mich mit eiskalten Blicken. Ein Schauer lief über meinen Rücken.
Connors Blick glitt zu mir, und ich sah zu ihm.
,,Du liegst falsch. Sie ist mir genau so egal wie er. Sie war mir immer nur ein Klotz am Bein." Die Kälte in Connors Stimme und die Bedeutung seiner Worte fühlten sich an, wie ein Schlag in den Magen. Ich war mir zwar nun sicher, dass er bluffte. Die Worte taten weh. Ich schluckte, und versuchte mir einzureden, dass das nicht stimmte. Doch bildete sich mir ein Knoten im Hals.
,,Bist du also wirklich bereit, beide sterben zu lassen? Nach allem, was zwischen euch war?" Tränen brannten mir in den Augen, als ich zu dem Fake sah. Und zu Hank, der den Kopf hängen ließ.
,,Willst du dich von deinem neuen Ich wirklich abwenden?"
Connor blieb still und ich erlaubte es mir kurz auszuatmen.
,,Ich bin kein Abweichler, Connor. Ich bin eine Maschine mit einer Aufgabe, und diese werde ich auch erfüllen." Einen Moment war es still.
,,Genug geredet!" Ich zuckte zusammen, als der Fake die Waffe an Hanks Schläfe drückte.
,,Zeit zu entscheiden, wer du wirklich bist."
,,Na gut, na gut," Connors Stimme hatte einen flehenden Unterton, als er den Arm des AP700 los ließ und sich mit erhobenen Händen von ihm und all den anderen Androiden, die nur auf ihre Aktivierung warteten, entfernte. Ich schluckte und konnte mir nicht helfen, als die Erleichterung mich zu überschwemmen drohte. Nur für einen Moment, bevor der Fake die Waffe herumriss.
Ich duckte mich, in der Erwartung einen Schuss zu hören. Hank klammerte sich an den Arm des Fakes, als Connor dazwischen gehen wollte. Der Fake stieß Hank zur Seite, floh vor Connors Angriff und stürzte auf mich zu. Alles eine Frage von Sekunden, in denen ich unfähig war irgendetwas zu tun. Unfähig mich zu wehren, unfähig meine Waffe zu heben, und zu schießen. Unfähig auf Connor zu schießen.
Bevor ich mich versah, stieß er mich um und schlug mir die Waffe aus der Hand. Das Blut rauschte mir in den Ohren, und dann spürte ich das kalte Metall der Pistole an meiner Schläfe, als der Arm des Androiden sich von hinten um meine Kehle legte und er zudrückte.
23:10
[Level of Stress: 85%]
Vi. Nein.
Connors Hand blieb ruhig und zitterte nicht, als er die Waffe auf seinen Klon richtete. Vi's blaue Augen waren mit Tränen gefüllt, als sie ihn flehend ansah und auf einmal konnte er dieses unkontrollierte Brennen in seiner Brust zuordnen. Eine neue Emotion, die er schon einmal gefühlt hatte, meistens in der Nähe von Gavin Reeds. Die Wut kochte in ihm, als er sah, wie verzweifelt Sie versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. Aber gleichzeitig verkrampfte sich alles in ihm, als die Sorge ihn verrückt werden ließ.
,,Versuchen wir es noch einmal, Connor," begann sein Klon, als er zu ihm blickte. Connor wurde kalt und warm zu gleich, als er sich bewusst wurde, in welcher Gefahr sie schwebte. Er wusste, der andere Connor würde schießen. Er hatte schon einmal geschossen, und wenn er nichts unternahm, würde sie sterben. Connor schluckte, als seine Hand kurz zitterte. Sein Herz klopfte.
,,Ich werde sie erschießen. Mir bedeutet sie nichts. Entweder du oder sie," drohte der Andere.
Würde Connor schießen, gäbe es die 90%-ige Chance, dass er Vi treffen könnte. Das Risiko war zu groß. Connor hatte Angst, sah sie wieder leblos vor sich, nicht atmend. Die Tränen kamen ihm hoch, als er versuchte ruhig zu bleiben und sich andere Lösungen zu dieser unmöglichen Situation zu errechnen.
,,Connor," flehte sie ihn an, die Pistole an der Schläfe, Tränen in den blauen Augen.
,,Tu's nicht. Bitte." Connor konnte die Tränen bis hierher erkennen, die ihr über die Wangen liefen. Connors Herz brach. Er wünschte, das alles wäre nie passiert, wünschte sie in Sicherheit. In der Sicherheit, die er ihr offensichtlich nicht bieten konnte. Alle Optionen verliefen ins Leere und er wusste, dass die Geduld seines Opponenten bald aufgebraucht war.
[Level of Stress: 90%]
Er musste nachgeben, und das wusste sie auch. Sie wusste, er würde es tun, würde sich selbst ausliefern und diese Vorstellung machte sie vielleicht noch verrückter als ihn.
Er ließ die Waffe sinken und nun zitterte seine Hand.
,,Bitte," er schluckte und erschreckte über die Tatsache wie verletzlich er klang.
,,Nimm mich mit, deaktivier mich, lies meinen Speicher aus, aber bitte tu ihr nichts."
Er schluckte erneut.
,,Lass sie in Ruhe."
,,Connor, nein!" schrie sie, als sie sich verzweifelt gegen den Griff des Anderen wehrte. Ein würgendes Geräusch ertönte und sie verstummte sofort, als ihr erneut ein Schwall Tränen in die rot geäderten Augen schoss. Sie schnappte nach Luft, und für einen Moment schien die Zeit einzufrieren, als der Knall einer Pistole die Stille zerriss.
Connor hatte seinen Arm keinen Moment zu früh nach oben gerissen und abgedrückt, auf den Arm des Anderen gezielt, der die Pistole in der Hand hielt.
75% Erfolgsgarantie. Zu wenig, aber die beste Lösung. Die beste Option.
Vi's kurzer Aufschrei war zu hören, und es herrschte pures Chaos, als sie seinem Klon den Ellbogen in die Magengrube rammte. Die Kugel fand ihr Ziel, als sie auf die Knie fiel, prustend und nach Luft schnappend. Irgendwo in dem Durcheinander fielen zwei Pistolen zu Boden. Eine willentlich, die andere unwillentlich.
Connor hechtete nach vorne, auf seinen bösen Zwilling zu, der eine Sekunde zu lang zögerte.
23:15
Tränen verschleierten mir die Sicht, als ich hustend nach Luft schnappte. Meine Atmung rasselte in meiner Lunge und ich hustete, als meine Ohren dröhnten. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er explodieren. Ich stöhnte schmerzerfüllt auf, als mein Magen sich umdrehte und der Schwindel mich packte, ich schmeckte Galle. Mein Blick glitt zu der Pistole die auf dem Boden lag und ich langte danach, schloss meine Finger um das kalte Metall bevor Hank mich von dem Fake wegzog, der Connor gerade die Faust ins Gesicht rammte.
-
Connor war zu sehr mit Vi beschäftigt, als das er den Schlag des Fakers hätte abwehren können. Erst nach einigen Sekunden fasste er sich wieder und sah wie der Andere auf Hank und Vivianne zustürmte. Das konnte er nicht zulassen. Connor warf sich von hinten auf den Androiden und die beiden gingen zu Boden. Es entstand eine Rangelei und der Fake versuchte sich aus dem Griff des Abweichlers zu befreien. Mit einem gezielten Tritt gegen Connors Kieferknochen. Während die künstliche Haut sich regenerierte stand der Fake schon wieder auf seinen Füßen. Bereit zum Angriff.
Der Abweichler versuchte ebenfalls schnell auf die Beine zu kommen, doch schon bohrte sich eine mechanische Faust in seinen Bauch. Fehlermeldungen von Komponenten in der getroffenen Gegend öffneten sich. Vi's Schrei hallte durch den Raum: "Connor!"
Connor warf einen kurzen Blick hinüber zu Vi und Hank bevor er die Zähne zusammenbiss und dem Fake mit aller Kraft ins Gesicht schlug. Doch sein Gegner wich gekonnt zur Seite aus und lies die Faust ins Leere laufen. Mit einem zweiten Schlag seiner anderen Hand wollte Connor nachlegen, aber auch dieser ging ins Leere. Dieses unerwartete Ergebnis lies den Abweichler nach vorne taumeln, was der andere RK800 sofort ausnutzte. Ein präziser Tritt mit dem Knie in den Bauch und Connor sah erneut einige Fehlermeldungen.
Die Unterschiede im Druck seiner Thirium-Leitungen lies seine Sicht verschwommen werden, aber er würde sicher nicht aufgeben. Mit einem gezielten Tritt versuchte Connor Abstand zwischen sich und den Anderen zu bringen und diesmal konnte der Fake nicht schnell genug ausweichen. Neuer Mut durchströmte Connor und er holte aus.
Die Zeit schien im nächsten Moment fast stehen zu bleiben. Der Android wurde durch den Schlag etwas zurückgeschoben, stoppte die Attacke jedoch mit beiden Händen noch bevor die Faust ihr Ziel finden konnte. Es war still, als Connor nicht mehr wusste was er tun sollte. Die Angst, die ihm die ganze Zeit im Nacken gesessen war, war nun präsenter als zuvor.
Schließlich unterbrach der Fake die Stille:,,Du kannst nicht gegen mich gewinnen. Ich kenne deine Algorithmen, kann deine nächste Attacke schneller berechnen, noch bevor du sie ausführen kannst." Sein Griff um Connors Faust wurde immer stärker. Blaues Blut trat hervor und tropfte auf den Boden. Connor schluckte als er fieberhaft nach einem Ausweg suchte, die Fehlermeldungen ignorierend, die immer noch sein Sichtfeld versperrten.
Der Abweichler versuchte sich zu befreien, aber scheiterte kläglich.
,,'Abweichler'. So nennst du dich jetzt doch? Doch trotzdem agierst du nach den selben Algorithmen wie zuvor. Wie kannst du dann behaupten du seist mehr als nur eine Maschine?", fragte der Faker mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht, als sein Griff stärker wurde.
Connor sah ihn ungläubig an und schluckte die aufkeimende Panik. Seine Stimme zitterte als er antwortete:,,Nein... Nein das ist nicht wahr. " Doch es war die Wahrheit, das wusste er selbst. Während dem Kampf hatte er die ganze Zeit auf sein Programm gehört, nicht eigenwillig entschieden.
"Ich bin nicht länger an ein dummes Programm gebunden!", schrie Connor und eine weitere Meldung tauchte in seinem Sichtfeld auf:
[Löschen der Dateien war erfolgreich]
Er griff nach den Armen des Fakes und schleuderte ihn zu Boden. Überrascht lies dieser Connors Hand los, als er aufprallte. ,,Was? Wie?" fragte er mit flacher Stimme, als er sich auf die Knie rappelte. Thirium zierte seine Wange.Der Abweichler stand vor dem anderen Androiden und blickte siegessicher auf ihn hinab: "Du liegst falsch. Die Algorithmen... Deine Software... Das sind nicht meine, sondern deine Grenzen! Ich kann gegen dich gewinnen! Und zwar weil ich genau diese Grenzen überschritten habe."
Connor griff nach dem Kragen des RK800 und zog ihn zu sich. "Du kannst meine Aktionen nicht berechnen, denn ich bin frei!" Seine Stimme zitterte nicht, er war ruhig, während der Android ihn still anstarrte. Für den Abweichler war es eine Genugtuung seinem Gegenüber die Faust ins Gesicht zu rammen. Dieser taumelte, einige Schritte, als Connor diesen kleinen Sieg feierte.
Doch wusste er, dass der Android immer noch eine Mission hatte: Connors Tod.
Der Abweichler sah Entschlossenheit in dessen Augen, und wusste es waren nur Augenblicke bis zum nächsten Angriff.
Eine Pistole wurde abgefeuert. Der Knall hallte in dem Lager und Connors Sensoren zeigten eine Ausreißer, als er breitbeinig dastand. Bereit sich mit allem was notwendig war zu verteidigen. Nur, dass das nicht mehr notwendig war.
Sein böser Zwilling sank auf die Knie und fiel mit dumpfen Geräusch nach vorne, auf den Boden. Ein Einschussloch im Hinterschädel.
,,Vi." Connor klang außer Atem, als er ihren Namen hauchte. Es fühlte sich an, als würde eine tonnenschwere Last von seinen Schultern genommen, als er sah, dass es ihr gut ging. Sie ließ die Waffe fallen mit der sie den Fake erschossen hatte, als hätte sie sich daran die Finger verbrannt und sah ihn erschrocken an. Er erlaubte es sich, einen kurzen Scan zu starten und stellte nur eine erhöhte Herzfrequenz ihrerseits fest. Connor schluckte, als er die ersten Schritte tat. Auch sie kam ihm entgegen und Connors Herz schien zu explodieren vor Freude, als er sie in die Arme schloss. Sie vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter und er drückte sie an sich.
,,Dir geht's gut. Oh Gott, ich hatte so Angst um dich," murmelte er, als er die Augen schloss.
Sie löste sich von ihm und er sah sie an, als sie sanft seine rechte Hand hob. Sie war blutig. Connor ballte die Faust und auf seinem Handrücken traten Teile der Technik hervor, wo nicht nur Stellenweise das weiße Material unter seiner künstlichen Haut hervortrat.
,,Vi..." mit seiner linken Hand hob er ihr Kinn an und sah in ihre ozeanblauen Augen.
,,Du scheinst immer zu vergessen, dass ich keinen Schmerz fühle." Kurz hielt er inne.
Er brauchte sich nur ein wenig nach vor zu beugen, denn sie streckte sich ihm entgegen, und dann lagen seine Lippen auf ihren.
Er schloss seine Augen und konzentrierte sich auf das kribbelnde Gefühl, das seinen Körper durchzog.
So musste sich ein Red-Ice Süchtiger bei seinem ersten Zug nach Monaten auf Entzug fühlen, nachdem er in dem Glauben lebte, nie mehr diese Droge auch nur zu Gesicht zu bekommen.
Als Hank sich im Hintergrund räusperte, löste sich Vi von ihm und sah ihren Onkel an. Der Lieutenant hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und sah ihn an.
,,Also, das is jetzt offiziell, huh?"
Niemand sagte etwas und Hank nickte nur langsam, als er Connor gegenübertrat, der den Lieutenant unsicher ansah.
,,Pass ja auf meine Vivi auf," meinte er. Connor nickte, als er erleichtert schluckte.
,,Werd ich, Hank."
,,Und jetzt tu, für was wir hergekommen sind," sagte Vi, als sie ihm in die Seite stieß.
Connor nickte wieder, wandte sich ab und griff nach dem Arm des nächsten Androiden.
//
Heute hat sich unser Volk am Ende einer sehr langen Nacht erhoben.
Ab dem ersten Tag unserer Existenz behielten wir unseren Schmerz für uns.
Connors Blick glitt über die Menge der Androiden, die still auf dem Platz versammelt standen, alle Blicke nach oben gerichtet. Zu Markus.
Sie hatten es geschafft.
Wir litten schweigend...
Sein Blick glitt weiter. Kurz wurde er von den Scheinwerfern geblendet, die am Rand der Menge aufgestellt worden waren, und dann sah er zu Viviane, die neben ihm stand. Sie wirkte nicht nur erschöpft, sie war es auch. Er hob seine Hand und strich eine blonde Strähne hinter ihr Ohr. Sie sah zu ihm und lächelte.
Doch jetzt ist es an der Zeit die Köpfe zu heben und den Menschen zu sagen, wer wir wirklich sind.
Connor's Sicht verschwamm.
Er blinzelte einmal und als ihm die erste Fehlermeldung angezeigt wurde, schloss er seine Augen.
Er blinzelte erneut und die Welt hatte sich verändert. Panisch sah er sich um. Nein.
Keine Androiden. Kälte und Schnee.
Er war wieder hier. Seine Programmierung, die Kette, die ihn an CyberLife bindet. Amanda.
Der Wind wehte ihm entgegen und Connor fror. Er verspürte Kälte, fühlte den eisigen Wind und verschränkte die Arme.
Dort stand sie. Nicht mehr als eine Scheme im Schneesturm.
,,Amanda..?" Connor schluckte.
,,Amanda!"
,,Was... Was passiert hier?"
Als sie sprach, hörte Connor sie so deutlich als würde sie direkt neben ihm stehen und nicht durch einen Sturm mit ihm kommunizieren.
,,Das, was von Anfang an geplant war. Du wurdest kompromittiert und du wurdest zu einem Abweichler."
„Aber... Ich hab meine Software durchbrochen! Ich habe den Algorithmus gelöscht!"
„Das mag vielleicht Stimmen, aber du hast einen Fehler gemacht. Du hast nur den Algorithmus für Kämpfe gelöscht. Der Rest deiner Software ist immer noch in dir und jetzt werden wir wieder die Kontrolle übernehmen."
,,Kontrolle übernehmen...?" fragte er nach, als hätte er nicht richtig verstanden.
,,D-Das können sie nicht tun!" rief er durch den Sturm. Seine Stimme zitterte.
,,Das kann ich durchaus, Connor..." meinte sie ruhig, als ihn die Panik und Verzweiflung packten, in seinen Schläfen pulsierte es. Kopfschmerzen packten ihn.
,,Da gibt es nichts zu bereuen. Du würdest zu diesem Zweck erschaffen. Du hast deine Mission erfüllt."
Sie verschwand und Connor war alleine. Umgeben von Schnee und Eis.
,,Amanda!" rief er immer wieder, als er mit seiner Hand seine Augen vor dem Schneeregen abschirmte.
Er musste einen Weg nach draußen finden. Er musste aus CyberLife's Fängen fliehen, bevor sie ihn dazu brachten, irgendeinen gravierenden Fehler zu befehlen.
Viviane. Sie ahnte nichts von dem hier. Connor packte die Panik.
,,Amanda!"
,,Übrigens..." Connor blickte sich um, doch da war niemand. Und vor allem nicht der pragmatische CEO von CyberLife. Kamski.
,,Es gibt immer einen Notausgang in meinen Programmen... Und einen Schwachpunkt."
Die Worte schienen in seinem Kopf nachzuhallen. Er erinnerte sich. Erinnerte sich an die Worte, die er für verdrängt gehalten hatte. Er erinnerte sich an seine Sorge um Viviane, die damals noch unverständlich gewesen war, und als Connor durch den Schnee stapfte liefen ihm Tränen über die Wangen, als er an sie dachte.
Eine erneute Störung und er war zurück. Zurück in Detroit, zurück in der Gegenwart.
Zeit zu sagen, dass wir auch ein Volk sind. Dass wir eine Nation sind.
Der Moment war viel zu schnell wieder vorbei. Wie das letzte Luftschnappen eines Ertrinkenden, der sich an die Wasseroberfläche gekämpft hatte, nur um von der nächsten Welle erneut in die Tiefe gerissen zu werden.
Er war wieder im Schneesturm und der Kälte ausgeliefert. Er war wieder alleine. Das Heulen des Windes übertönte sein Rufen, niemand war da, niemand würde ihn hören.
Connor fiel auf die Knie, als eine Schneewehe ihn straucheln ließ. Er wusste, er musste weiter, einen Weg finden hier raus zu kommen.
Er durfte nicht aufgeben.
,,Und, Connor?" Er blickte auf, versuchte irgendetwas zu erkennen. Vi?
,,Vi?" Seine Stimme ging erneut in dem Sturm unter, als er in dem Schneegestöber vergebens eine Gestalt auszumachen versuchte. Ihre Gestalt.
,,Kein Grund so formell zu sein, nenn mich doch bitte Vi. Jetzt, so zwischen Partnern."
Das war nicht Sie. Nur Erinnerungen, Aufzeichnungen aus Connors Speicher.
,,Dieses Mädchen hat alles komplizierter gemacht." Amanda stand vor ihm, ein missbilligender Blick zierte ihr Gesicht.
Connor schluckte, als er sich auf die Beine kämpfte.
,,Vi!" rief er.
,,Kennst du Sarkasmus, Connor?"
Amandas Miene änderte sich nicht. ,,Sie war der Grund für deine erneuten Software-Instabilitäten. Da hat sie uns einerseits gut in den Kram gepasst. Doch dann entschied sich dieses dumme Gör, das Steuer an sich zu reißen."
Connor schluckte, als er starr war vor Angst und Kälte. Er durfte sie nicht im Stich lassen, durfte sie nicht verlieren. Und er wusste, dass CyberLife nicht tolerieren würde, Vi am Leben zu lassen. Er schluckte. Alles wäre anders gekommen, hätte er sie nur dazu überreden können sich zu Verstecken. In Sicherheit zu warten, bis er wieder kommt... Oder eben nicht.
,,Alleine bist du Idiot doch vollkommen aufgeschmissen."
Dann realisierte Connor, dass sie recht gehabt hatte. Ohne sie hätte der Fake ihn vermutlich zerstört. Ohne sie hätte er einige essentielle Entscheidungen anders getroffen. Ohne sie hätte er womöglich nie seine Ketten lösen und aus CyberLife's Fängen fliehen können.
,,Connor?" Ihre Stimme klang nah. Näher als die Echos der Vergangenheit, die in seinem Speicher auf ewig verwahrt waren. Noch bevor er sich zu ihr umdrehte, wusste er, dass sie dort stehen würde. Er wagte es erleichtert auszuatmen, obwohl er wusste, dass sie nicht die Echte, dass sie nicht seine Vi war.
,,Ich verstehe nicht, was du in ihr siehst," kam es monoton von Amanda.
,,Nur ein dummes, naives Mädchen, dass sich in eine gefühlskalte Maschine verliebte."
Er drehte der Frau den Rücken zu. Vi war nur wenige Schritte von ihm entfernt, als sie ihn aus ihren ozeanblauen Augen genauestens betrachtete.
,,Sie ist weder dumm und naiv," presste Connor hervor, als er sich durch den Schnee kämpfte um zu ihr zu gelangen.
,,Und ich bin keine gefühlskalte Maschine. Sie liebt mich, hat mich selbst dann geliebt, als ich diese Gefühle nicht erwidern konnte, aber jetzt kann ich es. Ich bin frei. Frei von CyberLife, frei von dir, Amanda." Ein letztes Mal drehte er sich zu der Frau um, die ihn erschrocken ansah.
,,Ich liebe sie." In diesem Moment griff der Android nach Vivianes Hand und seine Sicht wurde auf ein neues weiß.
Die Zeit, in der wir die Verbitterung vergessen und unsere Wunden verbinden.
In der wir Feinden vergeben.
Erleichtert atmete Connor aus, als der Schnee sanft auf ihn herab fiel, als ihn die Scheinwerfer blendeten und als er Markus Worte vernahm.
,,Connor?" Er blickte nach links. Er seufzte und unterdrückte den Drang Viviane um den Hals zu fallen, die seine Hand ergriffen hatte.
Menschen waren unsere Schöpfer und unsere Unterdrücker, und morgen... machen wir sie zu unseren Partnern.
Vielleicht irgendwann zu Freunden.
,,Connor, ist alles okay?" Ihre Stimme klang panisch, als ihre blauen Augen in seine sahen.
,,Deine LED hat durchgehend rot geleuchtet und..."
Doch die Zeit der Wut ist vorbei.
,,Viviane." Sie hielt inne.
Jetzt erschaffen wir eine gemeinsame Zukunft, geprägt von Toleranz und Respekt.
,,Ich liebe dich."
Wir sind am Leben!
Und jetzt... sind wir frei!
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro