13//Volk oder Schöpfer?
9. November 2038 - 18:00
Connor konnte immer nur an die vergangene Nacht denken. Zu viel war passiert. Er wusste nicht wirklich, was er davon hallten sollte, dass Viviane nun Biokomponenten hatte, ein halber Android war.
Er sollte nichts davon hallten, er war selbst nur ein Android, der darauf programmiert wurde Abweichler zu fangen. Nicht, um sich um Menschen zu scheren.
Er stieg ebenfalls aus dem alten Auto des Lieutenants aus, der frisch gefallene Schnee knirschte unter den Stiefeln des Prototypen, als er die Autotür zugeknallt hatte und dem Lieutenant und dem Constable folgte.
Viviane war still. Stiller als sonst. Es war ungewöhnlich für ihn mit anzusehen, wie betrübt und traurig sie war. Erneut wurde alles von diesem penetrantem Pop-up blockiert. Irritiert versuchte er es zu ignorieren, als er im Schnee stand und auf Viviane's zierliche Gestalt blickte.
Sie tat ihm Leid. Als der Lieutenant und Connor sie gefragt hatten, ob wirklich alles in Ordnung sei, hatte sie wiederholt geantwortet, dass sie nur müde wäre.
Aber Connor wusste, dass es auch etwas mit dem Mann zu tun gehabt haben muss, der in Vivianes Wohnung war. Zane. Zwei Jahre älter als sie, vor kurzem erst aus dem Ausbildungsprogramm des SWAT-Teams an der Police-Academy in New York geflogen.
So hatte er sie noch nie erlebt. Er erinnerte sich an dieses Gefühl, als würde er in Brand stehen, als er gesehen hatte, wie er sie umarmt hatte, als er gesehen hatte, wie sie in Panik versuchte von ihm los zu kommen. Wie erleichtert sie war, als sie den Androiden gesehen hatte.
Sein Programm hatte ihn gewarnt, dass der Mann gewaltsam werden könnte.
Womit er nicht gerechnet hatte war, dass sie ihn wegschicken würde.
Zu gerne hätte er die Sache geklärt, sie danach gefragt, aber Hank beendete sein Telefonat und Viviane hatte sich ihrem besorgt wirkendem Onkel zugewandt.
,,Ist alles in Ordnung, Hank?" Sie wirkte wirklich müde, müde und abgekämpft.
,,Chris war auf Streife gestern Abend. Er wurde von Abweichlern angegriffen." Der Lieutenant hielt kurz inne. ,,Er sagt, Markus hätte ihm das Leben gerettet." Hank sah zuerst seine Nichte an und dann den Androiden.
,,Geht es Chris gut?" fragte Connor.
,,Ja, er hat einen Schock, aber er ist am Leben." Er schüttelte kurz den Kopf.
,,Was für ein Scheiß," kam es von Viviane, die sich heute, wohl aufgrund des vermehrten Schneefalls, für eine graue Winterjacke entschieden hatte, deren Oberfläche aus Polyester bestand und aber mit Daunen gefüllt war. Gute Qualität.
Hank nickte zustimmend, als die Beiden sich auf zu dem gigantischen, modernen Haus von Elijah Kamski machten, dem ehemaligen CEO von CyberLife. Connors Schöpfer. Ihr temporäres Ziel war es, mehr über Abweichler zu erfahren, mehr über RA9.
Heute Mittag gab es wieder einen Aufstand, einen friedlichen Aufstand. Androiden, Abweichler waren marschiert und hatten sich versammelt. Zu hundert waren sie auf den Platz getreten und hatten sich gegen die Polizei gestellt. Die gedroht hatte das Feuer zu eröffnen, was schlussendlich auch passiert war.
Es war ein Massaker.
Aber im Moment gab es Prioritäten.
Elijah Kamski.
,,Kamski verließ CyberLife vor 10 Jahren."
,,Warum wollen wir ihn treffen?" fragte Viviane. Ihre blauen Haarspitzen flogen ihr ins Gesicht, als sie Hank folgte, die Schneeflocken landeten in ihren leichten Locken und verharrten dort kurz, bevor sie schmolzen.
Connor hatte sie wieder angestarrt.
,,Ein von ihm erschaffener Android bestand als erster den Turing-Test."
Sie nickte verwirrt, als Connor sich neben sie stellte und beobachtete wie ihre Nase und Wangen wegen der Kälte einen sanften Rotton annahmen.
Ein warmes Gefühl machte sich in seinem System breit, als er wegblickte, weil sie ihn erwischt und leicht gelächelt hatte.
,,Und er ist der Gründer von CyberLife. Wenn uns einer was über Abweichler sagen kann..."
,,... dann er," beendete sie den Satz. Connor nickte, als Hank klingelte.
Nach kurzer Zeit wurde die Tür geöffnet und ein komisches Gefühl kam in Connor auf, als er den Androiden sah. Mit seinen blauen Augen und den blonden Haaren, hätte sie Vivianes Zwillingsschwester sein können. Der Constable neben ihm zog scharf die Luft ein, sie war genau so überrascht.
Bei genauerem hinsehen, hatten sie sogar die selbe Stupsnase.
Als Hank als erster zu sprechen begann, konnte man auch eine gewisse Verwirrtheit in seiner Stimme ausmachen.
,,Ähh... Hi. Ich bin, äh, Lieutenant Hank Anderson und das ist Constable Viviane Hone, Detroit Police Department. Wir möchten, äh, zu Mister Elijah Kamski."
Der Android trat zur Seite. ,,Bitte kommen sie herein." Sie wies in das Innere des Hauses.
,,Okay," kam es von Hank, der als erster einen Schritt machte um der Kälte zu entkommen. Viviane folgte ihm, nicht ohne noch einmal einen Seitenblick auf den blonden Androiden zu werfen. Connor ignorierte ihn.
,,Oh, Vielen Dank," kam es von Viviane, als die Androidin ihr den Mantel abnahm.
,,Ich sag Elijah Bescheid. Machen Sie es sich bequem." Viviane nickte, als die Androidin mit ihrem Mantel unterm Arm verschwand.
Connor nutzte die Gelegenheit um sich umzusehen, als Hank sich in einen der zwei Sessel fallen ließ. Viviane tat es ihm gleich, seufzend setzte sie sich, als der Android das wandhohe Bild des CEO's analysierte.
KAMSKI,ELIJAH
CyberLife-Gründer - im Ruhestand seit 2028
Erfinder des Thiriums und der Biokomponenten-Technologie
Er blickte zurück zu Viviane, die ihre rechte Hand zu einer Faust ballte und das Gesicht kurz vor Schmerz verzog.
,,Hübsches Mädchen..." kam es von Hank. Connor fühlte wieder die altbekannte Wärme in ihm hochkriechen.
,,Sie haben Recht... Sie ist wirklich hübsch." Er wusste nicht wirklich wieso, aber irgendetwas in ihm verspürte den Drang, Vivianes Gesichtsausdruck zu sehen.
,,Nette Hütte..." gab Hank anerkennend zu. ,,Androiden bringen offenbar nicht jedem nur schlechtes."
Ganz kurz herrschte wieder Stille, als der Android mit dem blauen Kleid zurückkam. Hank war dabei aufzustehen.
,,Miss Hone." Vivianes Blick flog zu ihrem Zwilling. ,,Elijah würde sie gerne alleine sprechen."
Er sah zu dem Constable und bemerkte, wie sie sich an den Sessel krallte, bevor sie langsam zu nicken begann. Hank setzte sich wieder und beobachtete, wie seine Nichte unsicher aufstand und zu dem wartenden Androiden ging.
Connor beobachtete jeden ihrer Schritte und fing ihren Blick auf, als sie ein letztes Mal hilfesuchend zurück in den Eingangsbereich blickte.
Die Tür schloss sich hinter ihr und Connor fühlte sich hilflos. Wie gestern, als er darauf wartete, endlich zu erfahren, ob sie überleben würde. Fühlte sich, als würde er wieder ihren bewusstlosen Körper in Sicherheit bringen. Er verkrampfte sich, als eine System-Warnung auftauchte.
,,Gleich triffst du deinen Schöpfer, Connor. Wie fühlt sich das an?" Hanks Stimme klang hohl, es fühlte sich so an, als würde er nur etwas gegen diese bedrückende Stille unternehmen wollen.
Dem Androiden war Elijah Kamski so ziemlich egal, aber er verstand den Lieutenant.
,,Kamski ist eines der größten Genies des 21. Jahrhunderts. Es wird interessant ihn persönlich zu treffen," meinte er ehrlicherweise.
,,Manchmal wünschte ich, ich könnte meinem Schöpfer gegenübertreten. Ich hätte ihm da so einiges zu berichten."
Es herrschte wieder Stille, bis die Tür erneut geöffnet wurde und der Android ihnen mitteilte, dass Elijah sie jetzt empfangen würde.
Hank und Connor folgten ihr in den Raum, in dem Vivi zuvor verschwunden war. Ein Indoor-Swimming-Pool, in dem drei weitere der Viviane-Androiden schwammen. Er wollte einen zweiten Blick riskieren, als die echte Viviane seine Aufmerksamkeit auf sich zog, besser gesagt ihr tränennasses Gesicht, als sie sich an ihm vorbei drücken wollte. Im letzten Moment, packte er sie am Arm und sah sie an, als er sie voller Panik nach irgendwelchen Verletzungen abscannte. Nichts.
,,Viviane?" fragte er sanft. Sie schüttelte den Kopf und als sie versuchte sich zu befreien ließ er sie los.
,,Alles okay. I-ich w-warte im Auto," brachte sie zwischen zwei Herz zerreisenden Schluchzern hervor, als sie sich umdrehte und aus dem Raum stürmte. Connors erster Instinkt war, ihr zu folgen. Kamski war ihm egal. Jemand packte ihm am Arm, hielt ihn zurück, wie er es zuvor bei Viviane getan hatte. Hank.
Der Lieutenant sah ihm ruhig an und schüttelte kurz den Kopf. ,,Connor. Sie hat gesagt, dass es geht. Los jetzt."
In dem Moment verstand Connor nicht wirklich, womit Hank darauf hinaus wollte, bis er hinter dem Lieutenant den Mann von dem Bild im Flur erkennen konnte. Elijah Kamski, nur trug er statt einem Anzug einen Bademantel. Hank ließ den Androiden los, der noch einmal zu der nun geschlossenen Tür blickte, durch die Viviane verschwunden ist. Was war passiert?
Connor richtete noch seine Krawatte, bevor er vor seinen Schöpfer trat.
,,Ich bin Lieutenant Anderson. Das ist Connor." Während der Lieutenant sprach, dachte der Android weiter darüber nach, was der Mann vor ihm zu Viviane gesagt haben könnte, was er ihr angetan haben könnte.
,,Was kann ich für sie tun, Lieutenant?"
,,Sir, wir untersuchen Abweichler." Der RK800 sah zu Hank. ,,Ich weiß sie sind längst nicht mehr bei CyberLife, aber ich habe gehofft, dass sie uns trotzdem weiterhelfen."
Der Mann nickte. ,,Abweichler..." Kurz legte er eine dramaturgische Pause ein.
,,Faszinierend, nicht wahr? Perfekte Wesen mit unendlicher Intelligenz, und jetzt einem freien Willen. Eine Konfrontation war unvermeidlich." Der Mann deutete auf den blonden Androiden, der neben ihm stand.
,,Maschinen sind uns weit überlegen. Die größte Errungenschaft der Menschheit droht, ihr Untergang zu werden."
Er lachte kurz auf.
,,Ist das nicht ironisch?"
,,Wie werden normale Androiden zu Abweichlern?" Für den Prototypen war klar gewesen, dass das die erste Frage war, die gestellt werden musste. ,,Wissen sie irgendetwas darüber?"
,,Ideen sind wie Viren, die eine Epidemie auslösen. Ist der Wunsch nach Freiheit eine ansteckende Krankheit?"
Connor versuchte eine Antwort auf die Frage zu finden und versuchte vor allem zu verstehen, was das mit seiner Frage zu tun hatte. Konnte der Mann keine klaren, rationalen Antworten geben?
,,Hören Sie, ich bin nicht hier, um zu philosophieren. Ihre Maschinen planen vielleicht gerade eine Revolution," mischte Hank sich ein. ,,Entweder sagen Sie uns jetzt was Nützliches, oder wir sind wieder weg." Connor hielt diese Idee nicht für die Schlechteste. Der Besuch war anders abgelaufen, als er es sich vorgestellt hatte.
,,Was ist mit dir, Connor?" Der Android war überrascht, direkt angesprochen zu werden. Der Mann kam auf ihn zu. ,,Auf wessen Seite stehst du?"
,,Auf der Seite der Menschen natürlich," antwortete er direkt.
Der Mann lächelte kurz gequält. ,,Hm... Auf die Antwort bist du programmiert... Aber du. Was möchtest du wirklich?"
Connor musste nicht lange überlegen, obwohl das, was er wollte nichts zur Sache tat. Er wollte herausfinden, was mit Viviane los war, der Gründer kümmerte sich nicht um Viviane.
Er war beunruhigt.
Software Instabilität ++
,,Was ich möchte, ist nicht wichtig." Er sah ihm in die unnatürlich blauen Augen.
Dieser sah weg, zu der Androidin, nur um Connor dann siegessicher anzugrinsen. ,,Chloe?"
,,Du kennst ja sicherlich den Turing-Test," fragte Kamski ihn, als er sich von Connor wegdrehte und Chloe zu ihnen umdrehte.
,,Eine reine Formalität, eine Frage von Algorithmen und Rechenkapazität. Was mich interessiert ist, ob Maschinen Mitgefühl empfinden können."
Connor hätte diese Frage sofort verneint. Doch dann dachte er nach. Er dachte über Markus nach, der Chris verschonte, er dachte über ihn selbst nach, und diese komischen Reaktionen seiner Programmierung wenn es um Viviane ging. Er wollte Antworten.
,,Ich nenne das den Kamski-Test, er ist ganz einfach, du wirst sehen."
Chloe starrte ihn an. Ihre blauen Augen, die ihn sofort an Viviane denken ließen starrten in seine braunen.
,,Wunderbar, nicht wahr?"
,,Eines der ersten intelligenten Modelle von CyberLife. Und wunderschön für immer. Eine Blume die nie verblüht."
,,Was ist sie wirlich?" fragte er in schärferem Ton.
,,Plastik, das Menschen imitiert? Ein lebendes Wesen..." Kamski drehte sich um, um etwas aus der Schublade eines kleinen Tisches zu holen.
,,Mit einer Seele..." Eine Pistole.
Umso länger der Prototyp diesen Mann kannte, umso verrückter hielt er ihn.
Bevor Connor sich versah, hielt er die Waffe in der Hand und Chloe kniete vor ihm, um ihn mit großen blauen Augen anzusehen.
,,Es liegt an dir, diese faszinierende Frage zu beantworten, Connor. Zerstöre diese Maschine und ich sage dir alles was ich weiß." Ein unangenehmes Gefühl von Panik kam erneut in ihm auf.
,,Oder verschone sie, wenn du glaubst, dass sie lebt, aber dann wirst du rein gar nichts von mir erfahren."
Und Connor fühlte sich erneut, als würde ein gigantischer Druck auf seinen Schultern lasten.
Er brauchte doch nur abzudrücken. Es war nur eine Maschine.
[Level of Stress: 60%]
Er bemerkte nicht, als Hank ihn zum gehen bewegen wollte. Er konnte nur in Chloe's Gesicht sehen und an Viviane denken.
,,Was ist dir wichtiger Connor? Deine Untersuchung oder das Leben dieses Androiden? Entscheide wer du bist. Eine gehorsame Maschine, oder ein lebendes Wesen mit einem freien Willen."
Alles in seiner Programmierung zwang ihn zu schießen. Aber da war etwas.
,,Drück den Abzug, und ich sag dir was du wissen willst."
[Level of Stress: 70%]
Du hast gesehen wie sie fällt, aber deine Scheiß Mission war dir wichtiger
Ich musste mich entscheiden.
Was sind wir für dich? Ziffern? Nuller und Einsen in deinem Scheiß Programm.
Mit Schrecken erinnerte er sich, wie er damals in Vivianes Gesicht geblickt hatte. Es war wichtiger für den Fall, den Abweichler aufzuhalten.
Viviane. Würde er sie erschießen, wenn es darauf ankäme? Für die Mission?
Was war ihm wichtiger?
Wer? Was war er? Er war eine Maschine.
Eine Maschine mit freiem Willen?
Ein Abweichler?
Er ließ die Waffe sinken und ließ den Abzug los.
[Level of Stress: 30%]
Software Instabilität ++
,,Faszinierend." Kamski nahm die Waffe wieder an sich.
,,CyberLifes letzte Chance die Menschheit zu retten ist selbst ein Abweichler."
Nein.
,,Ich- ich bin kein Abweichler."
,,Du hast eine Maschine verschont, statt deine Mission zu erfüllen. Der Android war für dich ein lebendes Wesen. Du hattest Mitgefühl."
Chloe verschwand.
,,Es wird Krieg geben, du musst eine Seite wählen."
Viviane, sagte er sich. Er würde sich für Viviane's Seite entscheiden, die der Menschen.
,,Wirst du dein Volk verraten oder dich gegen deine Schöpfer stellen?"
,,Was könnte schlimmer sein, als zwischen zwei Üblen wählen zu müssen?"
,,Verschwinden wir hier!" Hank packte ihn grob am Arm und wie in Trance folgte er dem Lieutenant. Er bekam noch aktiv mit, wie er sich Vivianes grauen Mantel schnappte, der auf einem Tisch lag, sie hatte ihn vergessen.
,,Übrigens." Er blieb stehen.
,,Es gibt immer einen Notausgang in meinen Programmen. Man kann nie wissen."
Connor folgte dem Lieutenant endgültig, mit dem Ziel diesen Ort so schnell wie möglich zu verlassen.
,,Warte mal kurz." Der Android blieb stehen und sah zurück zu Hank.
,,Warum hast du nicht geschossen?"
,,Sie erinnerte mich an Viviane," gab der RK800 ehrlich zu.
,,Ihre blauen Augen, die blonden Haare. Ich konnte nicht. Dann erinnerte ich mich an das, das sie gesagt hatten, als ich mich damals für meine Mission entschieden hatte und habe mich schlussendlich selbst gefragt, ob zum Beispiel Viviane wichtiger wäre. Ich habe mir vorgestellt sie würde dort knien."
Hank sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren. ,,Gott Connor, du liebst sie, nicht wahr?"
Eine Systemwarnung wurde ihm angezeigt.
,,Ich kann sie nicht lieben Hank, ich weiß nicht wie."
,,Connor, das ist ekelhaft. Sie ist meine Nichte."
Der Android biss wieder die Zähne zusammen.
Schluchzer erfüllten die Luft und in der aufkommenden Dunkelheit konnte der Android Viviane's zierliche Gestalt ausmachen, die unkontrolliert zitternd bei Hanks Auto stand.
Sie weinte.
In Connors System schien auf einmal alles verrückt zu spielen.
,,Hank, sie weint, was soll ich tun?" Weinen hatte mit Trauer zu tun. Was zur Hölle unternahm man, wenn jemand traurig war?
,,Geh und tröste sie," fuhr ihn der Mann an, der die Hände in den Taschen seiner Jacke vergruben hatte.
,,Wie mache ich das? fragte der Android ein wenig hilflos. Er hatte eine ungefähre Ahnung, was zu tun war, aber er hatte so etwas noch nie getan.
,,Versuchs doch mit einer Umarmung." Hank lachte ungläubig auf und fand die Situation anscheinend humorvoll.
"Mit was?" wollte der Android nachfragen, entschied aber, es wäre besser das nicht zu tun, als er losging und der Schnee bei jedem Schritt knirschte.
,,Du bist eiskalt, Viviane." Sie drehte sich schnell und erschrocken um. Schneeflocken klebten in ihren Haaren und auf ihrem Pullover, ihre Lippen hatten eine blaue Färbung angenommen und zitterten. Schnell wischte sie sich die Tränen von den Wangen.
,,Das... Das Auto war nicht ... war nicht offen und Hank hatte den Schlüssel." Vivianes Stimme klang brüchig, sie räusperte sich kurz.
,,Ich...Ich hab meinen Mantel vergessen." Sie hatte auf den Boden geblickt, bevor sie ihre Augen aufschlug.
Sie verschränkte die Hände vor der Brust, als ihr die Haare ins Gesicht geweht wurden. Connor hielt das graue Kleidungsstück hoch.
Ehrfürchtig starrte sie ihn an, mit leicht gespaltenen Lippen sah sie den Mantel an, als könnte sie nicht glauben, dass sie ihn wirklich wieder hatte.
Mit zittrigen Schritten kam sie auf den Androiden zu, der ihn ihr so aufhielt, dass sie problemlos hineinschlüpfen konnte.
Als sie sich umdrehte und Connor ansah hatte sich ein leichtes, trauriges Lächeln auf ihre Lippen geschlichen.
,,Du bist mein Held, Connor." Sie zog ihre blonden Haare aus dem Kragen, die der Wind sofort wieder in alle Richtungen blies.
Der Prototyp steckte ihr eine Haarsträhne hinter ihr Ohr und bevor Connor irgendetwas unternehmen hätte können, drückte sich ihr kalter Körper an ihn.
Sie hatte ihre Hände um seinen Hals geworfen und ihren Kopf auf seine linke Schulter gelegt, während er wie vom Blitz getroffen dort stand und versuchte mit einer Fehlermeldung nach der Anderen klar zu kommen.
Es vergingen einige Sekunden, bis der RK800 seine Arme um sie schlang und sein Gesicht in ihren Haaren vergrub.
,,Danke," flüsterte sie in sein Ohr, was einen angenehmen Schauer über seine künstliche Haut laufen ließ. Er schloss seine Augen und erhöhte seine Systemtemperatur unmerklich um ein paar Grad, um Viviane aufzuwärmen.
,,Kein Problem, Vivi."
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