Ein Schloss in Schottland
POV. Louis
Ich wurde von dem schwarz umrundet, als wäre ich lediglich eingeschlafen. Als würde ich nun Traumlos in meinem Bett liegen und auf den nächsten Morgen warten. Etwas schwerfällig öffnete ich meine schweren Augenlieder. Es war hell - viel zu hell. Es war zum Erblinden und ich kniff immer wieder die Augen zusammen. Für einen Moment befürchtete ich sogar, dass ich im Krankenhaus lag, aber als ich mich aufsetzte, musste ich feststellen, dass es ruhig war und ich in völliger leere saß.
Für einen Augenblick zog ich eine Augenbraue hoch und schaute mich um, da ich das kurz auf mich wirken lassen musste. Es war still, doch irgendwie nicht angenehm. Ich wusste gar nicht, dass es auf der Erde trotz der Stille, die man glaubte zu genießen immer noch Geräusche gab, weil nun war es wirklich still. Kein Ton war zu hören und dies war erschreckend.
"Hallo?", rief ich und meine Stimme kam durch ein lautes Echo zurück. Es hallte an die Wände und wieder zurück zu mir. Langsam stand ich auf, drehte mich um mich selbst und musste feststellen, dass dort gar nichts war. Kein einziger Spritzer Farbe, kein Ton und auch keine Bewegung. Ich befand mich in einem hellen, weißen Kasten, der mich verwirrte.
Was war dies hier?
War das der Tod?
Hatte ich es endlich beendet? War es nun endlich vorbei?
Wo war der ganze Quatsch, der mich mein Leben noch einmal ansehen ließ? Diese Stufe des sterbens, wenn man wie in einem Kino sitzt und alles noch einmal ansehen musste.
Ich seufzte leise, hoffte wirklich, dass es vorbei war und ich mir diesen Quatsch nicht ansehen brauchte.
"Ehm, Hallo?", nahm ich eine verwirrte Stimme wahr und direkt drehte ich mich um. Scheinbar hatte ich das ganze Erinnerungen Desaster übersprungen und bin direkt in den Himmel gesprungen. Grüne Augen sahen in meine und die Locken, die er auf dem Kopf hatte sahen so weich aus, dass ich sie am liebsten berühren wollte. Es war eine Feststellung, dass er schön aussah und ich wartete nur darauf, dass er seine Flügel aufschlug und mich mitnahm. Obwohl dieses rot seines Oberteils auch die Farbe des Teufels war und die enge schwarze Hose nur so zum sündigen einlud. Er sah ängstlich aus und ich musterte den Fremden weiterhin.
"Bist du ein Engel?", fragte ich und schaute ihn weiter an. "Diese Frage wollte ich dir gerade stellen", antwortete er und musterte mich. "Ich?", fragte ich und lachte bitter," ich bin weiten davon entfernt." "Bin ich in der Hölle gelandet oder was?", fragte der mir Gegenüber noch immer irritiert. "Offensichtlich sind wir im Nichts gelandet, wer auch immer du bist", antwortete ich und schaute mich ein weiteres Mal um. Vielleicht träumte ich auch nur, was sehr wahrscheinlich war, den erstens... warte Stopp. Man konnte nicht von seinem Tod träumen, den der Körper wusste nicht was danach kam.
"Ich bin Harry", antwortete der Lockenkopf und schaute sich ebenfalls um," bist du irgendein Engel oder etwas böses oder ich weiß auch nicht?"
"Nein, ich bin Louis", antwortete ich schlicht und musterte ihn etwas genauer. Immer hin war er das einzige, was man in dieser gähnenden leere ansehen konnte. Er trug Make-Up und es war als würden die Farben in diesem weißen Kasten strahlen. Als würde er leuchten und ich konnte ihn einfach nur ansehen. "Wieso bist du nass?", fragte er und erwischte mich dabei wie ich ihn genauer musterte. Verwirrt schaute ich zu mir herunter und sah, dass meine Kleidung völlig durchnässt war. Alles klebte an mir und innerlich seufzte ich. Während er so aussah, sah ich aus als wäre ich am Straßenrand, neben einer Pfütze gelaufen und dann wäre ein LKW an mir vorbei gebraust. Ich sah aus als hätte ich mir die Dusche am Abend erspart, weil das Pfützenwasser mich erwischt hatte. Ich trug sogar noch meine gelben Vans, die durch das Blut etwas rötlich schimmerten. Dies änderte die Vorstellung, die ich hatte, wie ich von einer dreckigen Pfütze geduscht wurde. "Wieso bist du es nicht?", stellte ich eine Gegenfrage, da ich nicht weiter darauf eingehen wollte. Sowas sagte ich immer, wenn ich überfordert war. Dies war ich in diesem Moment, denn ich verstand nichts. "Ich verstehe dies alles gerade nicht", sprach Harry meine Gedanken aus, seufzte und fuhr sich durch die Locken. Er raufte sich die Haare und schaute sich um, um vielleicht einen Ausweg zu finden, aber es war als wären wir in einem völlig weißen Raum. Nicht's war da, nur er und ich.
"Glaubst du wir sind gestorben?", fragte ich ehrlich. "Ich weiß es nicht", flüsterte er," hoffentlich." "Das kannst du laut sagen", antwortete ich und legte mich einfach auf den Boden. Ich konnte nicht sagen ob dieser kalt oder warm war, denn ich empfand nichts. Stille breitete sich in der leere aus und ich fragte mich ob der Lockenkopf noch immer da war oder ob er wieder verschwunden war. Eigentlich hatte ich mir überlegt einfach zu schlafen, aber ich war nicht Müde. Ich war in keinster Weise Müde. Die Schritte, die ich um mich herum wahr nahm waren für einige Momente zu hören, aber dann kehrte Stille ein. Eine Weile später hörte ich die Schritte ein weiteres Mal und so ging das bestimmt fünf mal. Ich hielt in der Zeit die Augen geschlossen und hatte Arme und Beine von mir gestreckt.
Für einen Moment versuchte ich klar über diese Situation nachzudenken - zu verstehen, was genau gerade geschah, aber so richtig weit kamen meine Gedanken nicht. Sie waren gefangen in diesem Kasten, so wie ich es war. Außerdem störte mich Lockenkopfs Herumgelaufe gewaltig. Schon immer nervte mich so etwas. Alles was unnötige Geräusche machte, fand ich extremst nervig.
"Was tust du da, Harry?", fragte ich und richtete mich auf. Ich sah, dass der Lockenkopf über mir ins nicht's schaute und grübelte. "Ich suche einen Ausweg", sprach er ruhig und drehte sich einmal um sich selbst. "Ich befürchte du wirst keinen finden", antwortete ich und schaute ihn weiterhin an. Es war genauso Zwecklos wie ein Regenschirm an einem verregneten Tag, an dem es unglaublich windig war. Hatte er nicht verstanden, dass wir hier eingeschlossen waren? So interessant ich den Willen auch fand, denn er an den Tag legte, machte mich sein unnötiges auf und ab gelaufe wahnsinnig. "So kann es ja nicht enden, oder? An einem leeren Ort, nur wir beide", meinte er und schaute kurz zu mir, um danach weiter ins Nichts zu schauen. Ich legte mich wieder auf den Rücken und schaute nichtssagende ins Nichts. "Hier gibt es keine Falltür, durch die wir abhauen können, als wären wir in einem Gefängnis oder ein Loch, welches wir graben könnten", erwiderte ich, um ihm klar zu machen, dass dieser Versuch reine Zeitverschwendung war," wir sind hier eingesperrt!"
"Das dachte ich damals auch, als meine Schwester-"
Weiter kam Harry nicht, denn einen Moment später zerfiel die Helligkeit, wie eine verwelkte Blume und es war als hätte uns jemand das Licht ausgeknipst. Ich befürchtete bereits, dass ich wieder aufwachte und alles wieder von Vorne beginnen würde. Die Antwort auf die Frage, was ich dann machen sollte, hatte ich noch nicht wirklich geklärt. Doch dies brauchte ich auch noch nicht klären.
Harry erschien wieder vor meinen Augen. Über ihm eine dunkle Holzdecke, die schon ziemlich alt aussah. Die Wände waren in einem blau gestrichen, welches mich an eime klare Sommernacht erinnerte. Alles sah so dunkel aus, aber durch die riesen Fenster drang Licht in den Raum, welches alles nicht ganz so düster wirken ließ.
Ich stand zügig auf, um meinen Blick über den kompletten Raum gleiten zu lassen. Was war das hier?
"Gemma! Mama!", rief ein kleiner Junge, der sich gegen die dunkele Holztür presste und versuchte diese zu öffnen," Papa!" Er klopfte laut dagegen und laut schallte es in dem langen Raum, der einem Flur ähnelte, entlang. Doch dies war kein Flur, musste ich feststellen, als ich meinen Blick von dem kleinen Jungen nahm.
"Was geht hier ab?", fragte ich irritiert, stand auf und schaute mich um. In der mitte stand ein langer Tisch, andem bestimmt zwanzig Menschen platzfanden. Ich glaubte in die Vergangenheit gereist zu sein. Viele Holzstühle standen an dem langen Tisch und ich starrte alles an. Es war wie in alten Filmen, in denen es um Schlösser, Burgen und all den ganzen Prinzenkram ging. Ich war nie überzeugt davon, aber dies jetzt zu sehen beeindruckte mich - zu mindest ein bisschen.
"Das bin ich", sprach Harry beunruhigt und ging auf die kleine Form von sich selbst zu. Mini Harry klopfte wie wild gegen die Tür, was seine Locken hin und her wippen ließ. "Wieso sind wir hier und wieso kann er- ich meine du uns nicht hören?", fragte ich und schaute Mini Harry an. "Woher soll ich sowas wissen?", fragte der Lockenkopf mit panischem Unterton," ich war noch nie tot." "Ach was", erwiderte ich genervt. "Gemma!", schrie Mini Harry und hilflos ließ er sich auf seinen Hintern fallen. "Ich wollte dir gerade diese Situation erzählen", antwortete Harry und schaute sich ebenfalls in dem Raum um. Er starrte zu dem großer dunklen Tisch, an den viel zu viele Menschen passten. "Wo sind wir?", fragte ich und strich über das Holz, der passenden Kommode. "Im Esszimmer bei meinen Großeltern", antwortete er und schaute sich das große Bild an, welches an der Wand hing.
Das Bild sah aus wie ein Portrait eines Königs und aus irgendeinem Grund hatte er Ähnlichkeit mit Harry. Zumindest die Haare ähnelte dem Mann auf dem Gemälde.
"Bist du irgendwie ein Unsterblicher oder haben deine Großeltern einen Knall?", fragte ich, da das Zimmer aussah wie im Mittelalter. Dort stand eine Ritterrüstung in der Ecke und Bilder, die bestimmt schon hunderte Jahre alt waren hingen an der Wand.
"Gemma!", rief mini Harry und daraufhin begann er zu schluchzen. Erst leise, als durfte ihn keiner hören und dann lauter, als ginge es um sein Leben.
"Ich weiß nicht, ich finde es irgendwie gemütlich", antwortete Harry und schaute sich zufrieden um.
"Warum wundert es mich nicht, dass es dir gefällt?", hinterfragte ich. Ich verstand nicht so ganz, weswegen ich dies sagte. Harry und ich kannten uns überhaupt nicht, wir kennen uns seit- ich korrigiere, wir haben uns vor wenigen Minuten das erste Mal gesehen, aber es war ein Fakt, dass es mich nicht überraschte. Die Art wie er das Bild ansah, wie er überrascht geschaut hat als das Licht wieder anging. Es war die Tatsache, dass er einfach hierher passte. Wie er aussah als hätte man ihn aus einem dieser Bilder gerissen.
Das schluchzen von mini Harry wurde immer lauter und Harry schaute die kleinere Form seiner selbst mit einem bedauernden Blick an. Ich ging in dem Raum auf und ab. Aus dem Fenster konnte ich auf einen großen Garten schauen. Dort sah man einen großen Brunnen, der Wasser in die Höhe katapultierte. Der Garten sah mönströs aus und Blumen konnte ich bis in den dritten Stock ausmachen. Alle Farben waren zu sehen und langsam fragte ich mich, was dieses ganze Theater für einen Sinn hatte. Was sollte ich hier? Was brachte dieser Schwachsinn?
"Ist das hier irgendwie ein Schloss oder was?", fragte ich und wandte mich von dem Fenster ab. Harry schaute gedankenverloren auf den Tisch. Er war Gedeck mit kitschigem Geschirr und gefälschten Blumen. "Wir sind in Schottland", antwortete er leise und setzte sich auf einen der Stühle. "Schottland?", fragte ich überrascht und schaute wieder aus dem Fenster. Dickefette graue Wolken bedeckten den Himmel und in der Ferne regnete es. Pfützen waren im Rasen zu entdecken und ich sah ein Mädchen auf der Wiese, die herum sprang und sorglos durch diese Pfützen lief. Ihr weißes Kleid brachte neben den bunten Blumen so viel Licht in den verregneten grauen Tag, dass es mich fast erblinden ließ.
"Gemma!", rief mini Harry, was mich aus meinen Gedanken schrecken ließ.
"Warum sind wir in diesem Moment?", fragte ich überfragt und schaute mich noch etwas um. "Wie gesagt, ich wollte dir über den Moment erzählen, aber bevor ich Zuende gesprochen hatte landeten wir hier", antwortete er und schaute mich einfach an. Mini Harry stand auf und nahm sich einen Besen, der dort in der Ecke stand.
"Wieso warst du hier drin eingesperrt?", fragte ich interessiert und schaute mini Harry dabei zu wie er versuchte die Tür auf zu stoßen. "Meine Schwester hat mich eingeschlossen", antwortete er und malte Kreise auf dem Tisch. "Warum?", fragte ich. Die Frage, die ich mir eigentlich stellen sollte war, warum ich mich dafür interessierte und warum ich gerade mit ihm hier war. "Ich hing immer sehr an ihr", erklärte er ruhig. "Ich wünschte meine Schwestern würden an mir hängen", flüsterte ich.
Vielleicht war es ungerecht zu meinen, dass ich ihnen völlig egal war, aber so fühlte es sich jedenfalls an. Ich hatte nie das Gefühl, dass sie sich sonderlich für mich interessierten. Ich bestand immerhin nicht aus Make-Up oder interessierte mich groß für Kleidung und Schuhe.
Das einzige Geräusch, welches ich wahrnehmen konnte war das kratzen des Besenstils an der Holztür und das leise schniefen von Harrys Mini-Version. Gedankenverloren starrte ich auf die großen Bilder, die in Goldrahmen hingen und unglaublich teuer aussahen. Die Gemälde waren wirklich riesig und ich konnte meinen Blick nicht von ihnen abnehmen.
"Ich wünschte es würde überhaupt irgendwer an mir hängen", flüsterte er und strich sich einige Locken aus dem Gesicht. Dir Tür sprang auf und mini Harry keuchte erschöpft. Er rannte aus dem Raum und ließ die Erinnerung verschwimmen. Um uns herum verschwande der Tisch, die Stühle, die Bilder, das kitschige Geschirr, der Garten, einfach alles. Die Farben flossen herunter und verschwanden im Boden, wie das Wasser beim Duschen. Harry landete wieder im nichts und auch bei mir wurde es nicht besser.
All die Farben waren herunter gespült worden und alles was blieb war das grässliche Licht, in welchem wir strandeten. Ich wusste nicht was passiert war, aber es verwirrte mich. Ich verstand nicht was dieses Theater sollte. Ich fühlte mich aus einem unbestimmten Grund leerer als ich es sonst tat.
Harry hing noch immer der Erinnerung hinterher und es kam so herüber als hing er sich an die Farben, die schon längst wieder verflossen und von dem grellen Nichts aufgefressen worden waren. Diese Box, in der wir uns befanden war beängstigend, beziehungsweise sollte sie dies sein. Doch irgendwie fühlte sich das nicht so an. Ich fühlte mich einfach nur komisch und aus diesem Grund drehte ich mich von Harry weg, der noch immer in seiner Erinnerung hing und sich vielleicht wünschte, nicht hier zu sein - vor allem nicht mit mir.
Ich fühlte innere Ruhe und dies war angesichts der Tatsache, dass ich neben Wut eigentlich überhaupt nichts empfand, ziemlich nett. Meine Vermutung war, dass es daran lag, dass hier niemand war, der mich kritisierte. Vielleicht tat Harry es, aber er sprach es nicht aus, weswegen ich dies verkraften konnte. Die Gedanken einer Person konnte man nicht ändern, die konnte man auch nicht kontrolliere, aber das was man sagte schon. Es war einem selber überlassen, was man anderen mitteilte und wenn man sich für gemeine und böse Wörter entschied, die vielleicht doch irgendwo trafen, dann musste man sich nicht wundern, wenn man über sie als böse Menschen dachte.
Harry sagte nicht's er starrte ins Nicht's und schien sich zu wünschen, dass die Farben und die Vergangenheit zurück kommen. Also legte ich mich hin, schaute herauf und ließ erneut Farbe in das grelle Licht fließen. Harry schaute von Boden fasziniert herauf und danach schaute er zu mir, wie ich auf dem Boden lag, ihn kurz ansah und dann herauf schaute.
Blauer Himmel tauchte über uns auf und grünes Grass sprießte aus dem kahlen Boden, der wahrscheinlich eiskalt war. So stellte ich es mir jedenfalls vor.
A/N: Die beiden haben sich kennengelernt! :)
Was haltet ihr bis jetzt von der Geschichte? Ich würde mich über eure Meinung freuen.
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