Chapter Three
When it rains, it pours
There will be blood in the water
Cold to the core
Faith falls hard on our shoulders
Der Mond schien vom wolkenfreien Himmel, als ich aus meinem dunkelblauem Auto stieg und die Tür hinter mir zuschlug. Der silberne Himmelskörper tauchte den Hof in ein mystisches Licht und warf große Schatten. Der Anblick bereitete mir eine Gänsehaut, bei der ich am liebsten kehrt gemacht hätte. Das ganze Szenario erinnerte mich an einen Horrorfilm.
Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und ging ein paar Schritte vorwärts. Meine Stiefel blieben im Matsch hängen; die Geräusche kamen mir bei der Stille so laut vor, als wären sie mit einem Megaphon verstärkt worden. Jeder Muskel in meinem Körper war angespannt und ich musste mich förmlich dazu zwingen, einen Fuß vor den anderen zu setzen, als ich meine Entscheidung von vorhin bereute.
Ich wollte nicht hier sein. Ich sollte nicht hier sein.
Gott, was zur Hölle machte ich hier? Ich hätte die Polizei rufen und die das für mich erledigen lassen sollen, nicht die Sache selbst in die Hand nehmen. So begann doch jeder Horrorfilm. Fehlte nur noch ein Freund, damit wir uns aufteilen könnten. Aber das nächste Polizeirevier war ungefähr eine Stunde von hier entfernt und ich wusste nicht, ob ich diese Zeit hatte. Ob Ruben diese Zeit hatte.
Wieso setzte ich mich so einer Gefahr überhaupt aus, wenn ich Ruben nicht mal richtig kannte? Ich schüttelte den Kopf. Ich war dumm, einfach nur dumm. Aber mein Vater hatte seinen Bruder sehr gemocht. Er würde es nicht gut finden, würde ich ihm jetzt nicht helfen.
Verdammtes Gewissen.
Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und atmete tief ein. Vielleicht war ja nicht alles so schlimm, wie es schien. Vielleicht hatte Ruben nur einen kleinen Unfall gehabt.
Ich näherte mich dem Hauptgebäude, dessen Umriss bedrohlich über mir aufragte und meinen kläglichen Versuch, mich zu beruhigen, zunichte machte. Die Stille wurde nur von meinem eigenem, viel zu schnellem Herzschlag und meinen Schritten auf der feuchten Erde unterbrochen. Eine weitere Sache, die ich an Downhill hasste: der ständige Regen. Oder eher gesagt, das kalte Wetter danach. In Catemaco regnete es ständig, aber danach war es wenigstens schön warm gewesen. Hier war das meistens nicht der Fall.
Ein Geräusch hinter mir. Auf einmal flog ein Vogel ganz dicht an mir vorbei und stieg in den dunklen Himmel auf. Ich zuckte zusammen, duckte mich und wirbelte herum. Meine Brust fühlte sich so an, als würde sie gleich explodieren, da war ich mir sicher. Aber nichts war hinter mir, also schüttelte ich nur den Kopf über mich selbst, drehte mich um und ging ein wenig schneller.
Das war nur ein Vogel gewesen. Kein Grund zur Sorge, nur ein durchgeknallter Vogel, mehr nicht. Wieso musste ich auch so schreckhaft sein? Auf einmal nahmen meine Ohren ein raschelndes Geräusch wahr. Wie von Blättern. Aber die Nacht war windstill. Vorhin auf der Party hatte noch ein leichter Wind geweht, aber jetzt gab es nicht einmal eine leichte Brise.
Das Geräusch wurde lauter. Was zur Hölle war das? Kein Wind konnte dieses Geräusch verursachen und Vögel konnte ich auch nirgendwo sehen. Wurde ich verrückt? Ich blieb abrupt stehen. Es sei denn....
Auf einmal wurde es mir klar. Nicht irgendetwas versuchte das Geräusch, sondern irgendwer.
Plötzlich sprang mich irgendetwas von der Seite an. Ich schrie auf, fuchtelte wild mit den Armen umher und spürte schließlich die harte Erde unter mir. Irgendetwas kroch auf mir herum, drückte mich zu Boden und kratzte über die nackte Haut an meinen Armen. Das raschelnde Geräusch war lauter geworden, beinahe unerträglich laut. Meine Fingernägel gruben sich in Stoff, fuhren weiter runter und fühlten schließlich Haut. Aber das, was gerade auf mir lag, war kleiner als ich.
Auf einmal fühlten meine Finger keine Haut oder Stoff mehr, sondern Fell. Wie das eines Pferdes, bloß weniger weich. Und dann Schuppen. Doch bevor ich rausfinden konnte, was mich zu Boden drückte, war das Gewicht von mir verschwunden und eine Ladung kleiner Steine landete auf mir. Auf meinem Bauch, meinen Beinen, meinem Gesicht.
Instinktiv hielt ich mir die Arme vor das Gesicht und drehte mich auf dem Bauch. Mit einem Mal fühlte es sich so an, als wäre ich gerade von einem Baum gefallen und auf dem Boden auf dem Bauch aufgeprallt. Die Luft wurde aus meinen Lungen gedrückt, ich konnte nicht mehr atmen. Ich versuchte, nach Luft zu schnappen, aber meine Lungen versagten mir den Dienst.
Ich würgte, während mein Herz schmerzhaft fest gegen meine Brust schlug. Mir wurde schwindelig, die Welt schien sich um mich herum zu drehen. Meine Finger gruben sich in die feuchte Erde, mein Kopf dröhnte.
Und dann war es vorbei.
Ich konnte wieder atmen und fühlte mich nicht mehr dem Erstickungstod nahe. Mein Atem ging schnell, laut und abgehackt, während jeder einzelne Nerv in meinem Körper angespannt und bereit zum Kampf oder zur Flucht war.
Ich drehte mich wieder auf den Rücken und richtete mich taumelnd auf. Mir war noch immer schwindelig und alles in meinem Körper tat weh. Hastig warf ich Blicke in alle möglichen Richtungen. Nichts war zu sehen, nichts von dem Teil, was mich gerade angegriffen hatte. Denn ich wusste ehrlich nicht, ob es wirklich ein Mensch gewesen war, denn Fell und Schuppen sprachen ernsthaft dagegen.
Das Geräusch war leiser geworden, aber immer noch da. Bedeutete, dass mein Angreifer anscheinend noch in der Nähe war. Weg hier. Ich musste so schnell wie möglich weg hier.
Also drehte ich mich auf dem Absatz um und rannte zum Hauptgebäude. Mir war egal, wohin, nur irgendwohin, wo ich mich verstecken konnte. Meine zitternden Finger rüttelten an der Eingangstür, als ich schlitternd vor ihr zum Stehen kam, aber sie gab nicht nach. Verschlossen. Und soweit ich wusste gab es nur diesen einen Eingang.
Panisch eilte ich zu den großen Fenstern und schlug wie verrückt dagegen, doch das Glas gab nicht nach. Mein Blick wanderte nach oben, in der Hoffnung, irgendeinen Ausweg zu finden - und den gab es auch. Ein Fenster im ersten Stock war offen.
Ich stieg auf das Fensterbrett, hielt mich an einem hervorstehendem Backstein fest und zog mich hoch. Gottseidank war das alte Gebäude nie renoviert worden, denn es standen immer wieder einzelne Steine hervor, die mir sonst nicht meinen Weg nach oben ermöglicht hätten. So schnell ich konnte, kletterte ich die Fassade hoch und zog mich schließlich mit aller Kraft durch das Fenster ins Innere des Hauses.
Mein Bauch schlug hart auf dem noch härterem Boden auf, aber ich ignorierte den Schmerz und zwang meinen Körper dazu, sich aufzurichten. Es war stockdunkel, ich konnte absolut nichts erkennen. Ich drehte mich zum Fenster und sah hinunter. Nichts auf dem Hof deutete auf meinen Kampf mit dem Etwas an.
Meine bebenden Finger glitten zu meiner Jackentasche und suchten nach meinem Handy, um die darin enthaltene Taschenlampe anzumachen. Ich hatte sie eben nicht benutzt, weil ich keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen wollte, sollte irgendjemand fremdes hiersein, aber jetzt war ich eh schon entdeckt worden. Während ich in meiner Jacke kramte, ging ich ein paar Schritte rückwärts.
Auf einmal spürte ich keinen Boden mehr unter meinem rechten Fuß und ich fiel rückwärts eine Treppe hinunter, derer Präsenz ich mir jetzt sehr wohl bewusst wurde. Mein Kopf schlug mehrmals gegen das harte Holz der Stufen und mein Körper drehte sich immer und immer wieder um sich selbst, bis ich schließlich unten ankam. Doch wider meinen Erwartungen landete ich nicht auf dem harten Boden, sondern auf etwas relativ weichem. Und etwas nassen, meine Wange fühlte sich feucht an.
Ich stöhnte gequält auf, mein Kopf tat extrem weh. Irgendetwas nasses tropfte von meiner Stirn hinunter. Ich blutete. Meine Hände fühlten den Boden, also musste ich auf irgendetwas liegen. Ich richtete mich ein wenig auf und stieß dabei einen kleinen Schmerzensschrei aus. Mein Körper hatte in den letzten Minuten ganz schön was abbekommen.
Rot. Das war das erste, was ich sah. Ich lag auf irgendetwas Rotem. Nach genauerem hinsehen konnte ich erkennen, was es war und schluckte. Blut. Definitiv Blut. Aber so viel? Blutete ich wirklich so viel? Ich richtete mich noch ein wenig weiter auf und ignorierte das schmerzhafte Pochen in meinem Hinterkopf.
Und dann sah ich, auf was - oder besser wem - ich lag.
Ruben. Ich lag auf meinem Onkel Ruben.
Für eine Sekunde war alles still. Die Welt hatte sich aufgehört zu drehen; meine Fähigkeit, irgendetwas anderes wahrzunehmen, als seine weit aufgerissenen Augen, war weg. Alles, was ich tun konnte, war, ihn anzustarren. Mein Mund hing weit offen, meine Augen waren so groß wie Golfbälle.
Und dann brach die Welt um mich herum zusammen.
Ich schrie, sprang weg von ihm, schüttelte ihn, spürte, wie Tränen mir die Wangen hinunter liefen. Ich konnte meine Schreie selbst nicht wahrnehmen, die Geräusche drangen wie durch Watte zu mir durch. Aber seinen regungslosen Körper konnte ich klar in HD und Farbe wahrnehmen.
Keine Ahnung, was ich schrie, als ich meine Fingernägel in seine blutüberströmten Schultern grub, ihn kratzte, an ihm rüttelte, zerrte. Doch er tat nichts. Er blieb da liegen, machte keinen Mucks, das wettergegerbte Gesicht vor Schreck verzerrt. Tot. Er war tot.
Und dann sah ich meine unkontrolliert zitternden Hände an. Langsam hob ich sie und führte sie direkt vor meine Augen. Sie waren rot. Blutig. Doch das war nicht mein Blut. Ich sah an mir herunter. Blut. Ich saß in einer Blutlache und meine Kleidung war rot.
Mir wurde übel. Ich musste meinen Mageninhalt loswerden. Aber eines war wichtiger. Rennen. Von hier weg.
Ohne auf meinen toten Onkel zu achten, stand ich auf und hetzte Richtung Tür. Ich knallte gegen das harte Material, weil ich nicht vorher abbremste, aber das war mir vollkommen egal. Es gab nur noch einen einzigen Gedanken in meinem Kopf - Rennen.
Egal, wie viel ich rüttelte, sie gab nicht nach. Sie war verschlossen und ich war eingesperrt. Dann musste ich eben so rauskommen, wie ich rein gekommen war. Ich eilte zur Treppe, trat auf die Leiche und fiel fast wieder hinunter. Dann war ich oben, meine Finger griffen das Fensterbrett, als ich ohne zu überlegen einen Fuß ins Freie schwang und dort baumeln ließ. Der zweite folgte und ich fiel mehr hinab, als dass ich kletterte, aber den Schmerz, als ich auf der Erde aufschlug, spürte ich inzwischen gar nicht mehr. Er war unwichtig.
Ich rappelte mich auf und rannte zu meinem Auto. Zwischendurch fiel ich hin, stolperte über Steine, stand auf und fiel wieder hin. Die Luft in meinen brennen Lungen ging zur Neige, aber ich ignorierte auch das, genauso wie meine Umwelt, die verschwommen an mir vorbeizog. Ställe und Zäune auf die ich gar nicht achtete.
Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, erreichte ich das Auto, prellte mit dem Körper gegen die Tür, ehe ich sie endlich aufkriegte und ins Innere kletterte. Meine zitternden Hände schafften es irgendwie, den Motor anzumachen, ehe ich losfuhr und beschleunigte, um einfach nur schnell weg von diesem Ort zu kommen.
*
"Sie steht unter Schock... Ja, sie ist oben in ihrem Zimmer... Nein, ich weiß nicht, ob ich ihr das glaube..."
Ich konnte meine Mutter im Wohnzimmer am Telefon reden hören, während ich auf der Treppe stand und mich an die Wand drückte. Keine Ahnung, mit wem sie redete, aber es musste irgendwer vertrauliches sein, wenn sie direkt alles, was heute Nacht passiert war, mit ihm beredete.
Meine Finger strichen über die weiße Tapete. Ich wurde jetzt offiziell für verrückt gehalten.
Nachdem ich so schnell wie möglich von der Farm weggekommen war, war ich nach Hause gerast, wo meine Mutter inzwischen schon dabei gewesen war, ins Bett zu gehen. Ich hatte ihr alles erzählt und dann die Polizei gerufen, allerdings war ich mir nicht sicher, ob sie überhaupt irgendetwas verstanden hatte, von dem, was ich gesagt hatte, da ich unter Tränen und zitternder Stimme alles so schnell wie möglich heruntergerasselt hatte.
Es tat weh, es auszusprechen.
Dass Onkel Ruben tot war und ich auf ihm gelegen hatte und in sein Blut getränkt gewesen war.
Nachdem ich meine Mutter informiert hatte, kam die Polizei vorbei. Ich erzählte, wie ich von der Party gekommen war - wobei ich den Alkohol wegließ - und wie ich mich gerade umziehen wollte, als mein Onkel angerufen hatte. Wie seine Stimme geklungen hatte, das stetige Rascheln im Hintergrund. Wie er mich gebeten hatte, die Polizei nicht zu rufen. Wie ich zum Bauernhof gefahren war und alles, was mir dort passiert war. Jedes einzelne Detail.
Die Polizisten hatten nicht viel gesagt, aber an ihren Blicken hatte ich erkannt, dass sie mich für verrückt gehalten hatten und dass sie gedacht hatten, ich hätte mir den Angriff von einem schuppigem Wesen mit Fell und Haut und Stoff wahrscheinlich nur eingebildet. Das gleiche dachte meine Mutter, das konnte ich ihr ansehen. Anscheinend waren die Beamten nach meiner Aussage und der meiner Mutter zum Bauernhof gefahren. Wahrscheinlich sicherten sie jetzt dort Spuren und untersuchten alles. Ich hatte bisher nur in Krimis von so etwas gehört und es da immer ganz cool gefunden - dass ich selbst so etwas mal erleben würde, war eine ganz andere Nummer.
Wahrscheinlich hatten die Polizisten auch die anderen Leute auf der Party befragt, um sicherzugehen, ob ich auch wirklich da gewesen war, ob ihnen irgendetwas verdächtig vorgekommen war und so etwas. Bedeutete, dass es inzwischen schon die ganze Stadt wissen musste.
Super. Ich konnte nie wieder in meinem Leben dieses Haus verlassen.
Ob Genevieve, Aiden oder sonstwer versucht hatte, mich anzurufen, wusste ich nicht, da meine Mutter mit mein Handy weggenommen und mich auf mein Zimmer geschickt hatte. Weil ich Schlaf und Ruhe brauchte. Als ob ich das bekommen würde.
Nach der längsten Dusche meines Lebens, um auch ja alle Blutreste zu entfernen, und nachdem ich meine Kleidung im Kamin verbrannt hatte, war ich unruhig in meinen eigenen vier Wänden auf- und abgelaufen. Denn jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, sah ich sein totes Gesicht vor mir. Diese leeren Augen, all das Blut...
Meine Finger zitterten immer noch. Aber am schlimmsten war das allein sein. Meine Mum telefonierte lieber, als mit mir zu reden und zu der Außenwelt hatte ich aufgrund meines fehlenden Handys keinen Kontakt. Aber diese Stille brachte mich um. Sie gab mir die Möglichkeit, das raschelnde Geräusch wieder zu hören. Und selbst wenn es eigentlich nur ein harmloses Blätterrascheln gewesen war reichte es aus, um mir Schauer über den Rücken zu jagen.
Die Ungewissheit, was dieses Wesen gewesen war, ob es vielleicht wirklich doch ein Mensch gewesen war, ob er oder es meinen Onkel umgebracht hatten, an was er gestorben war, machte mich verrückt. All diese Fragen waren unerträglich.
Meine Hände zitterten. Das taten sie schon seit Stunden ununterbrochen. Ich strich über meine Arme. Sie waren blutig gekratzt worden, so als hätte mich eine Katze angegriffen. Die Platzwunde an meiner Stirn war von einem Arzt versorgt worden, den die Polizei geschickt hatte, um mich zu untersuchen. Bis auf die äußerlichen Wunden war ich okay. Um die inneren zu überprüfen, sollte ich nachher zu einem anderen Doktor, der mir dann meine Verrücktheit attestieren würde und dann wäre mein Schicksal endgültig besiegelt. Ich würde in die Ahorn-Villa geschickt werden und nie wieder dort raus kommen.
"Ja... ja, ich rede nochmal mit ihr..."
Verdammt.
Ich schlich leise die Treppe hoch, schloss die Tür hinter mir und setzte mich aufs Bett. Nur ein paar Sekunden später kam meine Mum herein. Das Telefon hatte sie inzwischen weggesteckt und auf ihrem Gesicht zeichnete sich eine Mischung aus Verwirrtheit, Müdigkeit und Besorgnis ab.
"Hey, Julietta." Ich antwortete nicht, sondern sah sie einfach nur an. "Ich hab dich in der Schule für heute entschuldigt. Bist du dir sicher, dass-"
"Nein, ich möchte keine Tabletten!", unterbrach ich sie etwas gereizt. Sie hatte mir die ganze Zeit Schlaftabletten und Beruhigungsmittel angeboten, aber wenn ich die nehmen würde, würde ich schlafen und dann würde ich träumen. Und das wollte ich wirklich nicht. "Bist du dir sicher? Sie könnten dir helfen..."
"Ich habe aber schon geschlafen." Lüge. Aber wenn es sie beruhigen würde...
Ihr Gesicht hellte sich ein wenig auf. "Wirklich?" Ich nickte und das schlechte Gewissen stieg in mir hoch. Ich hasste lügen, aber es war nun mal notwendig. "Na dann... kann ich sonst etwas für dich tun?"
"Kann ich mit Aiden reden? Oder Genevieve?", antwortete ich auf ihre unsichere Frage mit inzwischen ruhiger gewordener Stimme. Ein Schatten huschte über ihre Sorgenfalten und sie legte den Kopf ein wenig schief. "Nein, kannst du nicht. Du brauchst deine Ruhe."
"Ich brauche jemanden, mit dem ich reden kann."
"Du hast doch mich." Ich seufzte leise und drehte den Kopf von ihr weg. Und spätestens jetzt hatte mein Gewissen mich schon von einer Klippe gestürzt. Sie versuchte es ja. Man konnte ihr nicht vorwerfen, dass sie es nicht wenigstens probierte, aber das bedeutete immer noch nicht, dass ich einfach so mit ihr reden könnte. Es tat mir ja Leid und ich würde es ja so gerne können, aber es ging einfach nicht. Ich verschloss mich in ihrer Gegenwart und kriegte kein Wort heraus.
Das war nicht mal zwingend ihre Schuld. Das alles war seit Mexiko. Seitdem mein Leben sich auf den Kopf gestellt hatte und in dieser Position geblieben war. Aber dennoch hörte sich die Sorge in ihrer Stimme so an, als würde sie denken, es wäre ihre Schuld. Und das tat mir weh. Denn das war es nicht, nicht ganz zumindest, und ich konnte keinen Weg finden, es ihr zu sagen.
"Mum, ich... bitte." Mein Blick wanderte nicht wieder zu ihr, sondern fokussierte die Wand vor mir. "Nein", kam ihre Antwort nach ein paar zögernden Sekunden. Sie war kälter als zuvor und gleichzeitig auch verletzt. Dann schloss sie die Tür und ließ mich mit meinen wirren Gedanken allein.
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