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Chapter Thirty Six

But I know someday I'll make it out of here
Even if it takes all night or a hundred years
Need a place to hide, but I can't find one near
Wanna feel alive, outside I can't fight my fear

"Wieso hälst du an?" Ich sah Kyle verwirrt an und drehte den Kopf zu ihm, den ich auf meine Hand gestützt hatte. Wir waren zwei Stunden nach unserem Treffen mit dem Schamanen aufgebrochen. Auch wenn ich gerne noch Zeit mit Amaia verbracht hätte - sicher war sicher. Wir konnten es nicht riskieren, unnötig Zeit zu verlieren für den Fall, dass noch irgendetwas unerwartetes passieren sollte. Wie zum Beispiel jetzt. "Ich halte nicht an", antwortete er und sah genauso verwirrt aus wie ich, lenkte das Auto aber noch an den Straßenrand. "Irgendetwas stimmt mit dem Auto nicht." Dann hellte sich seine Miene auf, so als hätte er einen Geistesblitz gehabt. "Oh nein."Er stieg aus und schlug die Tür hinter sich zu.

Ich stieg ebenfalls aus dem Wagen und fand ihn an einem der Hinterreifen knien. "Hast du den Ruck eben gespürt?" Ich schüttelte den Kopf. Ich war kurz davor gewesen, einzuschlafen. "Ich schon. Der Reifen ist kaputt." Er öffnete den Kofferraum und suchte nach etwas; wahrscheinlich einem Ersatzreifen, während ich mir den kaputten etwas näher ansah. Die Luft strömte durch ein großes Loch aus, wir mussten über irgendetwas spitzes gefahren sein. Na super. "Wir haben ein Problem." Was du nicht sagst. Er hielt den Ersatzreifen hoch. "Wir haben einen weiteren Reifen. Aber keinen Schraubenschlüssel und Wagenheber."

Perfekt.

*

"Bist du dir sicher, dass diese Green Angels kommen werden? Sieht nicht so aus, als würden die das mit der Patrouille besonders ernst nehmen." Kyle rutschte nervös in seinem Sitz herum und trommelte gelangweilt auf dem Lenkrad herum. "Natürlich werden sie kommen. Gib ihnen Zeit", seufzte ich. Wir standen schon eine gute Stunde am Rande des Highways und warteten auf die Green Angels. Leute, die auf Straßen patrouillierten und einem bei Autoproblemen halfen. Wir mussten nur darauf warten, bis sie uns fanden.

Es war inzwischen dunkel geworden und die Autobahn war nur noch schwach befahren. Und die Autos, die an uns vorbeifuhren, hielten nicht an, um uns zu helfen. Es war allgemein bekannt, dass man in Mexiko lieber nicht in der Dunkelheit auf einer wenig befahrenen Straße anhalten sollte, also wunderte mich das nicht. "Das letzte Mal musste ich zwei Stunden auf sie warten", versuchte ich Kyle ein wenig zu beruhigen, der sich ungeduldig aus dem Fenster lehnte. "Das letzte Mal?" Er zog die Augenbrauen hoch und wandte sich mir wieder zu. "Vor ein paar Jahren, als ich hier noch gelebt habe, sind wir mal liegengeblieben auf irgendeiner Straße. Die Green Angels haben uns gefunden und geholfen."

"Wieso seid ihr eigentlich weggezogen? Du scheinst es hier zu mögen", fügte er hinzu, als ich ihn mit schief gelegtem Kopf ansah. "Meine Mutter wollte einfach einen Neustart. Nach dem mein Vater sich umgebracht hat, weißt du." Ich strich mir eine Strähne hinters Ohr. "Sie hat es hier einfach nicht mehr ausgehalten. Und mein Vater hatte noch dieses Haus in Oklahoma geerbt, aber nie für sich beansprucht. Das war dann der perfekte Ort zum Leben."

"In dem Haus was eigentlich dem toten Ehemann gehört?" Erneut stieß ich einen Seufzer aus und zuckte die Schultern. "Sie hat die Entscheidung ziemlich übereilt gefällt." Wir schwiegen ein paar Minuten. "Du hast mich angelogen", sagte er schließlich in die Stille hinein. "An Thanksgiving. Du meintest, dass dein Vater sich nur von deiner Mutter getrennt hätte." Da war ja was. "Ja, schon." Ich fuhr mir ertappt durchs wellige Haar. "Aber du warst ein arrogantes Arschloch, dem ich nicht vertrauen konnte."

"Und jetzt bin ich es nicht mehr?" Ich ließ mir einen Moment lang Zeit mit der Antwort. "Nicht wirklich. Du bist weniger arrogant." Ein Auto fuhr an uns vorbei. "Wann musst du eigentlich zurück nach Frankreich?"

"Müssen tue ich es nicht", antwortete er. "Keine Ahnung. Mal sehen, wie die Dinge so laufen."

"Willst du zu Weihnachten nicht bei deiner Familie sein?" Er zuckte die Schultern. "Ist mir so ziemlich egal. Ich nehm Weihnachten nicht so ernst. Wir feiern nicht großartig."

"Du kannst ja mit zu uns kommen", schlug ich vor und war ein wenig überrascht über mich selbst. "Meine Mutter mag dich. Nur wenn du willst, natürlich." Er sah mich ein paar Sekunden lang ausdruckslos an, ehe sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen bildete. "Und du? Was ist mit dir?" Er hob die Augenbrauen und lehnte sich ein wenig weiter vor. "Magst du mich?"

"Wenn du mit der Arroganz aufhörst und so bist, wie du gestern auch warst, dann ja."

"Also unglaublich gut aussehend und charmant wie immer?", kam seine Antwort, für die er sich einen nicht ernst gemeinten Schlag auf die Brust erntete. "Ach komm schon! So schlimm bin ich nicht." Wir lachten beide. "Aber danke für die Einladung. Ich würde gerne Weihnachten mit euch verbringen", meinte er, als wir uns wieder beruhigt hatten. "Ich bin mir sicher, dass meine werte Verwandtschaft mich nicht vermissen wird."

"Was hast du eigentlich gegen sie? Und sie gegen dich?", wollte ich wissen. "Also das mit dem Streit ums Erbe ist ja klar, aber wieso musste sich das auch auf die nächste Generation übertragen? Du und Aiden könnt ja nichts dafür." Er überlegte ein paar Sekunden lang und starrte in die Ferne. "Wir wurden so großgezogen. Uns blieb also eigentlich keine andere Wahl, als uns nicht zu mögen." Ich sah ihn schief von der Seite an. "Es gibt immer eine Wahl." Sie hätten den Streit nicht fortführen müssen. Wenn sie wirklich gewollt hätten, hätten sie ihn einfach begraben. "Nicht jeder kann so perfekt sein wie du", sagte er, so als hätte er meine Gedanken gelesen. "Außerdem habe ich ihn verdammt selten gesehen und konnte mir somit kein anderes Bild von ihm machen, als das, was mein Vater und seine Frau mir erzählt haben. Und es ist ja nicht so, als würde ich ihn hassen. Seine Art geht mir einfach nur auf die Nerven. Und ich mag es, ihn zu nerven."

"Das gleiche behauptet Aiden auch von dir", erzählte ich. "Aber ich schätze du hast Recht. Menschen sind nicht perfekt. Manchmal wählen wir den falschen Weg, weil es einfacher ist." Ich schaute hinunter auf meine Fingernägel. "Aus welchem Philosophiebuch hast du das denn?", lockerte Kyle die Atmosphäre ein wenig auf, die jedoch schnell wieder ernst wurde. "Ich bin nicht perfekt", flüsterte ich nach ein paar stillen Momenten, in denen ich meine Aufmerksamkeit meinen Fingernägeln geschenkt hatte. "Ich erwarte immer von anderen, dass sie es sind und bin es dabei nicht mal selber. Das ist der Grund, wieso das mit Aiden und mir nicht geklappt hat." Ich sah noch immer nicht auf. "Ich wollte, dass er mich unterstützt, ohne ihm irgendetwas zu erklären. Ich wollte, dass Genevieve auf meiner Seite steht, auch wenn sie Aidens Position besser nachvollziehen konnte, als meine. Und ich wollte, dass meine Mutter mit ihrer Trauer perfekt umgeht und hab nur auf mich selbst geachtet die ganze Zeit. Weißt du", fuhr ich fort. "Vor den Sommerferien hatte ich einen Nervenzusammenbruch. Und weißt du wieso? Weil meine Mutter einen Brief von meinem Vater gefunden hat, den ich all die Jahre vor ihr versteckt hatte, in dem sich eine seiner Persönlichkeiten dafür entschuldigt hatte, dass er sie betrogen hat, als er betrunken war."

Ich kaute auf meinen Fingernägeln herum. "Er war nie dazu gekommen, ihn ihr zu geben, weil immer andere Persönlichkeiten übernommen und den Brief vergessen haben. Kurz darauf ist er gestorben. Und als ich ihn dann gefunden hab... ich wollte nicht, dass sie noch mehr Schmerzen erleiden muss. Aber ich wollte ihn auch nicht wegwerfen. Meine Mutter hat fast alles, was meinem Dad gehört hat, weggegeben oder verkauft. Und der Brief war eines der wenigen Andenken an ihn, also... also hab ich ihn behalten und vor ihr versteckt. Und irgendwie hat sie ihn dann eines Morgens gefunden und verbrannt. Vor meinen Augen. Sie meinte, dass wir nicht mehr in der Vergangenheit leben können. Und ich wurde sauer. Ich bin zur Schule gefahren und als Genevieve mich fragte, wieso ich so wütend war... Ich war sauer auf meine Mutter gewesen, weil sie mit ihrem Leben fortfahren wollte und weil sie Angst hatte, dass Erinnerungen an ihn etwas bei mir triggern könnten..."

"Hey." Ich spürte Finger an meinem Kinn, die sanft über meine Haut strichen und meinen Kopf anhoben. "Du bist nicht egoistisch. Du wusstest nicht, was mit dir passierte oder um was deine Mutter Angst hatte. Du hattest Angst. Und niemand hat dich verstanden. Niemand ist perfekt und das mit Aiden ist nicht deine Schuld." Seine Stimme war leise und sanft. "Du konntest gar nichts dafür." Ich lächelte ihn an und nickte. "Danke." Wir entfernten uns wieder voneinander. Ich weiß nicht, wie ich aufeinmal auf all meine Fehler gekommen war. Der Trip hatte mir anscheinend meine Augen geöffnet oder wie auch immer man das bezeichnen wollte. Nur eines wusste ich: Sobald all das hier vorbei war, würde ich das, was ich kaputt gemacht hatte, wiederherstellen. Genevieve, Aiden, meine Mutter.

Nach ein paar Minuten, in denen niemand von uns etwas gesagt hatte, holte Kyle sein Handy heraus. "Ich werd nochmal probieren Netz zu kriegen." Er kletterte aus dem Wagen und aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie er mit hocherhobener Hand auf der dunklen Straße herumlief. Er hatte es vorhin schon einmal probiert gehabt, jedoch keinen Empfang bekommen. Ich bezweifelte, dass er jetzt welchen bekommen würde.

Erschöpft aber gleichzeitig auch entspannt lehnte ich mich in meinem Sitz zurück und betrachtete den wolkenverhangenen Nachthimmel durch die Frontscheibe. Es fühlte sich gut an, nicht jede Sekunde das Bild einer Leiche sehen zu müssen. Ich musste keine Angst mehr vor dem Alux haben. Wir würden bald wieder in Oklahoma sein. Alles würde gut werden.

*

Zwei Stunden später standen wir noch immer auf dem Straßenrand herum. So langsam gab ich die Hoffnung in die Green Angels auf. Die Straße war zwar nicht die belebteste, aber auch nicht abgeschieden. Ich hatte eigentlich fest damit gerechnet gehabt, dass sie irgendwann auftauchen würden. Seufzend stieg ich aus dem Wagen aus. "Immer noch nichts?", rief ich dem auf mich zukommenden Kyle zu. Aus der Ferne konnte ich sehen, wie er den Kopf schüttelte und die Arme kurz hob. "Ich hab hier einfach kein Netz. Ist das hier in Mexiko immer so?", fügte er hinzu, als er schließlich nur noch ein paar Meter von mir entfernt war. "Eigentlich nicht." Ich schüttelte den Kopf. "Spätestens morgen früh wird uns bestimmt irgendwer helfen. Oder vielleicht auch schon heute Nacht." Ich probierte, positiv zu bleiben. "Und dann haben wir immer noch genügend Zeit, um nach Oklahoma zurückzukommen."

"Ich hoffe es", antwortete er nicht ganz so zuversichtlich. "Weißt du, so langsam denke ich-" Er unterbrach sich selbst und sah mir über die Schulter. Seine Miene hellte sich auf und er eilte an mir vorbei. Neugierig drehte ich mich um. Ein Auto kam die Straße entlang gefahren und wurde immer langsamer, bis es schließlich vor Kyle anhielt, der sich in die Mitte der Straße gestellt hatte, um ja nicht übersehen zu werden. Heraus stiegen zwei Männer, die sich einen kurzen Blick zuwarfen und und sich dann uns zuwendeten. "Braucht ihr Hilfe?", fragte einer in gebrochenem Englisch. Wir nickten. "Einer der Reifen ist kaputt und wir haben keine Materialien, um ihn auszuwechseln. Nur den Ersatzreifen an sich."

Er nickte verstehend, seine dunklen Augen glitten dabei forschend über uns beide. "Ich denke wir können da helfen. Können wir uns den Reifen mal ansehen?"

"Ja, ja, klar", sagte Kyle. Wir drehten uns um und gingen auf das Auto zu, um den beiden Männern den kaputten Reifen zu zeigen. Dann spürte ich etwas hartes gegen meinen Hinterkopf schlagen, gefolgt von einem dumpfen Schmerz und dann wurde alles schwarz.

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