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Samstag, 07.03
"Also habt ihr es wirklich getan?"
Entgeistert schaue ich Elena an und ernte dafür ein Lachen von ihr.
"Raus mir der Sprache, du weißt, dass ich neugierig bin."
Oh ja. Wenn Elena weiß, dass irgendetwas auch nur ansatzweise spannendes in meinem Leben passiert ist, gibt sie keine Ruhe, bevor sie auch jedes Detail weiß. Mir macht das recht wenig aus, immerhin erzähl ich ihr sowieso immer alles. Amüsant ist es trotzdem manchmal.
"Wir sind fast ein Jahr zusammen, El, natürlich haben wir miteinander geschlafen."
Diesmal bin ich die jenige, die einen entgeisterten Blick von ihr ergattert und diesen mit einem Lachen quittiert. Ich sag ja, wirklich amüsant.
"Beim ersten Date schon?!"
"Beim zweiten, so gesehen."
Immerhin hatten wir nichtmal zwei Wochen zusammen.
Mit meiner Gabel piekse ich etwas von dem Auflauf vor meiner Nase auf, um kurz darauf eine Kartoffel samt einem Stück der Zucchini in meinem Mund verschwinden zu lassen. Die Sache mit dem Essen ist dann wohl auch das einzige, was ich am zu Hause sein vermisst habe.
"Wie- wars?"
"Wirklich gut, denke ich. Also- ich meine- ich hab keinen Vergleich aber-"
Ich vergrößere den Abstand zwischen meinen zwei Zeigefingern immer mehr, was Elena empört keuchen lässt. Lachend schüttel ich den Kopf und trinke an meinem Glas mit Cola.
"Du hast gefragt.",rechtfertige ich mich.
"Verarsch mich nicht immer."
"Tu ich doch nicht."
"Oh doch."
Sie fängt an zu Schmollen, während ihre Aufmerksamkeit sich aber auch ihrem Essen zuwendet.
"Nein, also- es war wirklich schön.",murmel ich schulterzuckend. Vielleicht auch ein bisschen, weil es Jackson war. Weil ihm verdammt nochmal mein Herz gehört und ich genau weiß, dass es andersrum auch so ist.
"Keine Horrorgeschichte?"
"Nein, auf keinen Fall, er war wirklich- vorsichtig, liebevoll, so ein Zeug nunmal."
"Und ihr habt euch vertragen?",hinterfragt sie nochmal worauf ich nicke.
"Sehr. Ich meine- die gesamten zehn Tage waren wir keine Sekunde ohne einander."
Ich schaue auf mein Handy und seufze. Mittlerweile ist eine Woche vergangen und seit gestern bin ich dann auch wieder vollkommen in die Abi Vorbereitungen vertieft, was wohl auch besser so ist. Die ersten Tage zu Hause habe ich nämlich weitestgehend mit schlafen und Netflix schauen verbracht. In die Selbstmitleidsphase bin ich zum Glück nicht abgerutscht. Nagut, ein ganz kleines bisschen vielleicht.
"Wann seht ihr euch wieder?"
"Wahrscheinlich- Ich hoffe zu meinem Geburtstag. Ich meine, ich werd 18, und ich hätte ihn schon gern bei mir."
"Arbeitet Jackson denn nicht?"
"Er studiert informatik.",erkläre ich. Seufzend lehne ich mich zurück. Neunter Juni. Drei Monate wären in Ordnung. Lange. Aber noch erträglich.
"Kommst du damit klar?"
"Muss ich."
Immerhin ist das die einzige Möglichkeit. Das er weit weg lebt war mir schon von Anfang an bewusst, ihm genauso. Also sollte das jetzt auch irgendwie hin hauen. Mir entkommt ein seufzen. Mit knapp 1.500 Kilometern sind wir doch eigentlich sogar noch gut dran.
"Ich liebe sein Lachen.",murmel ich und schaue wieder auf meinen Bildschirm, welcher von einem grinsenden Jack verschönert wird. Der dunkelviolette Hoodie steht ihm wirklich gut, verdammt. Seine braunen Haare locken sich wieder leicht unter der Kapuze was wirklich süß aussieht. Er sollte wirklich öfter seine Locken tragen. Ich meine, wieso sieht er damit so verdammt süß aus? Um einiges Jünger, aber süß.
"Nicht mein Fall."
Schmunzelnd schaue ich meine beste Freundin an:"ich weiss."
"Hm?"
"Ivan steht auf dich. Du stehst auf Ivan. Ist nicht zu übersehen.",merke ich an. Das ist es wirklich nicht. Ich meine, mein Bruder verzieht sich meistens wieder ganz schnell wenn Elena da ist, sie wird auch sofort verlegen und die Hitze in ihren Wangen ist meistens mehr als deutlich. Davon abgesehen, dass selbst jeder Blinde das bemerken würde, bin ich die jenige in der Mitte, die von Beiden der persönliche Sorgenfresser ist, also bezieht sich meine Aussage nichteinmal auf eine Vermutung.
Elena stammelt verlegen vor sich hin weswegen ich grinsen muss. Sie ist eindeutig die schüchternere, von uns beiden, und das, obwohl ich nicht einmal sonderlich selbstbewusst, aufgedreht oder sonstiges bin.
"Einer muss endlich den ersten Schritt machen."
Abwehrend hebt sie ihre Hände an und schüttelt den Kopf:"seine Aufgabe."
"Du bist nur zu altmodisch."
"Ladys first gilt nunmal nicht was das betrifft."
Belustigt schüttel ich den Kopf, belasse es aber dabei. Ich kenn sie gut genug um zu wissen, dass sie nicht den ersten Schritt machen wird. Also werd ich Ivan eben dazu bringen, diesen endlich zu machen. Dieses andauernde aus dem Weg gehen sobald ich dabei bin ist nämlich recht unnötig.
"Ich regel das schon."
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