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Ich blinzle ein paar Mal und schaue zu Molly, lasse meinen Blick sofort wieder zu Jackson wandern. Seine grünen Augen mustern mich abwartend, seine vollen Lippen verziehen sich zu einem amüsierten schmunzeln.
"Hi?",murmel ich verwirrt und schiebe der jungen Frau auf der anderen Seite der Theke ihren Kaffee entgegen. Auch, wenn ich mich eigentlich sogar gefreut habe, Molly helfen zu können, ihr einen Gefallen zutun, indem ich ihr helfe, den Tag allein in dem Cafe ihrer Mom rum zu bekommen, sind meine Nerven schon etwas gereizt, mein Kopf schmerzt aufgrund der grellen Lichter auch, und um ehrlich zu sein, bin ich aktuell nichtmal in der Lage richtig zu schalten.
"Liebevolle Begrüßung."
"Geh schon, Chloe.",entgegnet Molly, weswegen ich sie dankend anlächle, ehe ich den Bereich hinter der Theke verlasse. Meine Finger umschließen sofort die, von Jackson, während ich uns hastig aus dem Lokal raus schiebe.
"Ich dachte- wir sehen uns nicht mehr bis- Dezember?"
Es ist Hochsommer. Allein der Gedanke, dass ich Jackson für knapp sieben Monate hätte nicht sehen können, hat mich in den letzten Wochen unruhig gemacht. Wobei es letztendlich eigentlich nur ein Luxus ist, dass wir uns sehen können. Dass er nur in London, und nicht noch weiter weg wohnt. Trotzdem ist es schwierig. Fernbeziehung ist Fernbeziehung, ganz egal wieviele Kilometer dazwischen sind.
Mir werden sofort seine Lippen aufgedrückt was ich nur mit einem zufriedenen Summen kommentiere.
Er nickt nur, was ich ihm gleich tue, um mich nicht schon von ihm lösen zu müssen.
Einkaufspassage hin oder her. Was solls schon. Neunundneunzigprozent der Leute kenne ich sowieso nicht, davon abgesehen wäre mir das dann wohl trotzdem ziemlich egal.
Zögerlich entferne ich mich von ihm.
"Bis Dezember ist lange, also hab ich-"
Er grinst mich schief an und schaut scheinheilig durch die Gegend, was mir ebenfalls ein Schmunzeln entlockt.
"Also hast du?"
"Also war ich beim Arzt und hab mir eine Freistellung geholt?"
"Wieso?"
"Weil ich nicht einfach so die Uni sausen lassen kann?",antwortet er, fast so, als könnte ich mir die Antwort schon vorstellen. Gut, so, wie ich ihn kenne, denkt er das wirklich. Wobei ich das wahrscheinlich auch kann.
Abwartend ziehe ich meine Augenbraue nach oben, bis mir klar wird, was er meint.
"Du bist nicht psychisch angeknackst, Jackson."
Zumindest nicht, dass ich wüsste. Klar, nach der Op war er ziemlich niedergeschlagen aber seitdemher nicht mehr.
"Ich bin einundzwanzig und hab sowohl Leukämie als auch lungenkrebs hinter mir, für irgendwas muss das ja gut sein."
"Bist du traurig?"
"Nein, ich wollte dich nur sehen und ich weiss, dass diese Nummer bei meiner Ärztin zieht, also-"
"Du bist wirklich abgebrüht.",bemerke ich und piekse schmunzelnd in seine Brust. Ziemlich. Andererseits, wo er recht hat, hat er nunmal recht. Ich bin mir sicher, dass die ein oder anderen psychisch nicht mehr Ganz so stabil wären, und wenn ich ihn mit den ein oder anderen vielleicht eher unehrlichen Aussagen bei mir haben kann, beschwere ich mich darüber nicht. Notlügen, oder so etwas in der Art.
"Leugne ich nicht."
Mein Arm schlingt sich um seine Taille ehe wir los laufen und in der nächsten Gasse verschwinden. Es ist früher Nachmittag und somit Hauptverkehrszeit, angetan davon, Jackson hier also um den Hals zu springen bin ich wohl nicht.
"Wohin?"
"Nach Hause. Wo sind deine Sachen? Hast du einen-"
"Mietwagen, ja. Wieso fahren zich Busse am Flughafen? Wie soll man als- nicht Einwohner wissen, mit welchem man fahren sollte?!"
"Die Linienbusse sind- normale Linienbusse, fahren mehr kleine Haltestellen ab und auch nach Sants- ich meine- zum Hauptbahnhof zum Beispiel. Aerobus fährt geradewegs zum Placa de Catalunya, von wo man eigentlich überall hin kommt.",erkläre ich und fahre abgelenkt über seinen Oberarm.
"Eine andere Möglichkeit außer einen Wagen zu mieten hat man nicht."
"Red nicht, Jackson, etwas logisches denken und man bekommt alles hin."
"Etwas logisches denken und man bekommt alles hin.",äfft er mich nach, was mich schmunzeln lässt.
"Du solltest mal drüber nachdenken, ob es gut ist, dass ich Caitlyns Erzählungen über dich als Kind auch noch heute in dir wiedererkennen kann."
"Okay, Chloe, das ist- gemein."
Er schaut mich an und verzieht seine Mundwinkel zu einem Schmollen, weswegen ich schmunzelnd seinen Kopf betätschel.
"Mit Ehrlichkeit muss man erstmal zurecht kommen, hm?"
"Du bist nicht witzig, Chloe."
"Du musst zugeben- ein bisschen schon."
Sein Lachen ertönt ehe mir ein Kuss aufgedrückt wird.
"Wenn dich das Glücklich macht."
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