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Seufzend schaue ich auf meinen Laptop, welcher mir die etlichen Immobilien zeigt. Mittlerweile bin ich mir wirklich nicht mehr so sicher, ob ich hier überhaupt ein leerstehendes Objekt finde, was in der Innenstadt und bezahlbar ist, um nunmal auch an Laufkundschaft kommen zu können.
Mein Handy klingelt, weswegen ich sofort auf schaue. Jacksons Bild wird kurz darauf durch seinem Namen auf meinem Bildschirm ersetzt. Überrascht nehme ich den Anruf ab und lehne mich zurück.
"Hey, alles in Ordnung? Gehts dir gut?"
"Hast du schon geschlafen?",fragt er nur.
"Nein, hab ich nicht."
Mein Blick geht wandert zu der kleinen Uhr auf meinem Laptop, welche mir verrät, dass es schon kurz nach drei in der Nacht ist, bei Jackson nunmal eine Stunde früher.
Ich vergrabe meine Nase in dem Kuscheltier mit seinem Parfüm dran.
"Wo bist du?",will ich wissen, als ich Gerede im Hintergrund höre.
"Draußen."
"Hast du getrunken, Jackson?"
"Ein Bisschen."
"Mehr als zwei Bier?"
Es bleibt still, weswegen ich auch still bleibe. Mehr als zwei Bier also. Ich meine, es ist seine Sache, dennoch weiss ich, dass er auch nicht sonderlich viel verträgt, zumindest nichts hartes.
"Chloe."
"Hm?"
"Ich vermisse dich so."
"Ich vermisse dich auch.",entgegne ich sofort.
"Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun soll."
Meine Lippen zucken nach unten, verziehen sich zu einem Schmollen. Um ehrlich zu sein, häng ich neunzig Prozent der Zeit zu Hause, oder bin nunmal allein unterwegs, selbst mit Elena oder Molly hab ich mich in den letzten Wochen nicht mehr so oft getroffen oder unterhalten, einfach, weil es etwas Anderes ist. Arbeiten gehe ich mittlerweile zum Glück aber wieder, so hab ich zumindest einen geregelten Ablauf.
"Wir sehen uns in den Osterferien, das sind doch zwei Wochen, oder?",schlage ich vor.
"Drei."
"Noch besser, hm?"
Wieder bleibt es still. Natürlich. Was soll er schon sagen? Bis dahin sind es noch ein paar Wochen, vier. Ich hab absolut keine Ahnung, was ich tun kann, um alles zu vereinfachen. Ich höre wie die Türe knallt, und um ehrlich zu sein, erleichtert mich das ziemlich.
"Bist du zu Hause?"
"Ja."
"Leg dich ins Bett, in Ordnung?"
"Ja."
Seufzend ziehe ich meine Bettdecke mehr über mich und mache mein kleines Licht auf meinem Nachttischschränkchen aus, weil mein Laptop noch so einiges an Helligkeit abgibt.
"Hörst du mich?"
Bejahend brummt er, also nicke ich.
"Magst du noch reden oder lieber nicht?"
"Nicht auflegen."
"Schon gut. Wo warst du?"
"Club."
"Wieso hast du so viel getrunken?"
"Hab ich nicht."
"Ich höre, wie daneben du bist."
"Tschuldigung."
Mir entkommt ein seufzen:"nicht schlimm."
Natürlich nicht. Die letzten Wochen, Monate hat er so überhaupt keinen Schluck zu sich genommen, teils auch, weil ich ihn immer wieder genervt habe damit, dass er es zumindest während der Bestrahlung ganz lassen soll.
"Warst du heute früh zur Blutabnahme, Jack?"
"Muss ich doch."
"Bist du deswegen traurig?",hinterfrage ich. Jacksons Stille nehme ich als ja, weil ich weiss, weil ich mir vorstellen kann, dass ihn das auch wirklich belasten kann.
"Komm schon, erzähl mir was.",fordere ich ihn auf, um ab zu lenken.
"Ich weiss nicht was."
Seufzend fahre ich über mein Gesicht. Der Tag war lang und über das Telefon Jackson zu trösten, ist sowieso schon wirklich schwer.
"Dann- reden wir nicht."
"Nicht auflegen, bitte."
"Schon gut Jack, ich leg nicht auf."
Es raschelt kurz, bevor es wieder still wird.
"Bist du im Bett?"
"Ja."
"Wieso bist du so früh zurück?"
"Hatte keine große Lust. Ich- Ramon hat darauf bestanden, dass ich mit komm, sonst wär ich zu Hause geblieben.",erklärt er nur.
"Ramon war- der Mexikaner, oder?"
"Genau."
Ich lasse ein verstehendes Geräusch aus. Ramon ist wirklich freundlich. Ich meine, so wirklich herzlich, auch, wenn er im ersten Moment nicht ganz so wirkt, wieso, weiss ich nichtmal so wirklich.
"Heirate mich."
Meine Mundwinkel zucken nach oben:"jeder Zeit."
"Ich meins ernst."
"Ich auch."
"Aber du bist zu jung."
"Naja-"
"Das waren doch deine Worte.",ruft er sofort und unterbricht mich somit. Ich muss schmunzeln, wegen dem empörten Unterton.
"Lange her."
"Fünf Monate."
"Fünf Monate sind lang."
Er brummt nur vor sich hin, weswegen ich ein nachdenkliches Summen von mir gebe.
Ich nehme meinen Laptop auf mein Schoß und lösche meinen Standort in der Suchleiste, um nach ein paar freien Lokalen in London suchen zu können.
"Schreibst du?"
"Nein, ich schau nach Läden. Für ein Studio, du weißt schon."
"Schon was gefunden?"
"Nichts was meinen Vorstellungen entspricht.",gestehe ich. Seufzend rolle ich runter. Die Preise sind nicht gerade meiner Klasse entsprechend, eher überdurchschnittlich hoch.
"Ich bin mir sicher, dass du noch was findest, Chloe."
Ich nicke. Das muss ich.
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