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"Du hast keinerlei Verpflichtungen."
Ich schaue Jackson an und nicke langsam, lasse ein Kopfschütteln aber folgen, weil mir bewusst ist, worauf er hinaus will. Weil mir bewusst ist, worauf er hinaus will, aber auch, dass das Ganze nicht so einfach ist.
"Ich weiss."
"Wieso bleibst du dann nicht?"
"Das ist dein zu Hause, Jackson, ich bin fehl am Platz."
Seufzend lehne ich meinen Kopf gegen seine Brust. Wieso ich nicht bleibe, weiss ich nicht. Ich meine, ich würde eindeutig lieber hier bleiben, denn letztendlich hat er recht, ich habe keinerlei Verpflichtungen zu Hause, in Barcelona, einen richtigen Grund, mich in wenigen Minuten durch die Sicherheitskontrolle zu zwängen, habe ich demnach nichtmal. Abgesehen von der Tatsache, dass ich mich selbst die letzten Wochen schon irgendwie unwohl gefühlt habe, immerhin hab ich die letzten Monate schon bei ihm, beziehungsweise in seinem Elternhaus, verbracht.
"Mama hätte bestimmt nichts dagegen, wenn du noch bleibst, und wir können- die Wohnung-"
Er hält inne und seufzt, lässt seinen Satz offen stehen, worauf er hinaus will, weiss ich trotzdem.
Caitlyn hat mir zwar keine Minute das Gefühl gegeben, unwillkommen zu sein, dass ich das vielleicht nicht noch länger bin, kann ich mir aber vorstellen. Die Wohnung ein zu richten, eine beliebige zu mieten, würde auf die Schnelle wohl im puren Chaos enden. Mir entkommt ein seufzen. Seine Finger tippen wieder unruhig auf meiner Seite herum, so, wie oft in den letzten Monaten.
"Du bist nervös."
"Hm?"
"Deine Finger, ich- das machst du oft, wenn irgendwas ist.",murmel ich und lege meine Hand auf seiner ab, um diese erstmal ruhig zu stellen. Abgelenkt schaue ich mich um. Die etlichen Leute ziehen hektisch an uns vorbei, gestresst, schlecht gelaunt, vereinzelt auch aufgeregt. So richtig glücklich sieht nur niemand aus. Ich schüttel still den Kopf, weil ich merke, wie sich der Druck auf meinem Nacken wieder breit macht. Meine Arme schlingen sich wieder feste um ihn, was er mir sofort gleich tut.
"Zwei Monate."
"Zwei Monate.",wiederholt Jackson nur, worauf ich nicke.
Zwei Monate. Etwas weniger als das. Die Zeit geht schnell, und auch, wenn sich jede Minute so verdammt lange zieht, die kleinen Zahlen auf dem Kalender ändern sich, täglich, bringen mich näher zu dem Datum, und das ist das wichtigste.
"Ich weiss, dass ich wirklich- wirklich viel rumgejammert habe, aber- ich meine, die Wochen waren wirklich schön, Jackson."
"Hast du nicht."
"Wir wissen beide, dass ich das hab.",entgegne ich was Jackson mit einem schmunzeln kommentiert, ehe mir ein Kuss aufgedrückt wird.
Das laute und typische Flughafengeräusch ertönt, zieht meine Aufmerksamkeit somit kurz auf sich, weswegen ich mich wieder etwas von ihm entferne.
"Vielleicht hätten wir uns nochmal streiten sollen, dann wär das Ganze hier vielleicht etwas einfacher."
"Nein, Chloe, bezweifle ich."
"Doch, ich kann anstrengend sein, wenn-"
"Ich weiss."
"Arsch."
Sein leises Lachen ertönt und entlockt mir sofort wieder ein Seufzen.
Nachdenklich schaue ich ihn an und fahre über seine Wange. Vielleicht sollte ich wirklich nicht gehen. Mein gespartes würde für einige Wochen reichen, in einem Hotel, zwei Sterne, vielleicht. Ich seufze und schüttel den Kopf. Sinn der Sache ist das wohl auch nicht.
Langsam rutsche ich von seinem Schoß runter, zurück auf meinen Sitz, auf welchem eigentlich nur meine Tasche Platz hat. Ich stehe auf, sehe, wie Jackson mir das gleich tut, bekomme sofort wieder seine Lippen aufgedrückt. Unsere Finger verschränken sich miteinander, wieder, so, wie fast durchgehend in den letzten Stunden.
"Ich liebe dich so.",murmel ich und lehne mich still gegen seine Brust. So sehr.
"Ich liebe dich auch, Chloe."
"Eigentlich muss ich zum Gate, aber wenn ich jetzt los gehe, werd ich wieder traurig."
Geantwortet wird mir nicht, stattdessen seufzt Jackson nur. Was auch sonst? Eine Antwort hier drauf gibt es nicht wirklich.
"Reden wir heute Abend wieder?"
"Immer. Ruf an, wenn du angekommen bist, in Ordnung?"
Ich nicke und küsse ihn nochmal, belasse es dann aber, weil ich weiss, dass ich mich letztendlich nur schwerer tue, umso länger ich warte.
"Ich sollte-"
Seufzend schultere ich meine Tasche und lächel Jackson still an, merke trotzdem, wie meine Mundwinkel immer wieder nach unten zucken.
"Pass auf dich auf."
"Werd ich, du auch auf dich, Jackson."
Ich schiebe mich langsam in Richtung der Sicherheitskontrolle und winke ihm nochmal zu, laufe mit schnellen Schritten los, um das hier hinter mich zu bringen.
Überfordert fahre ich durch meine Haare. Alles wird gut. Natürlich wird es das.
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