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Nervös fahre ich meine Oberschenkel auf und ab. Der dünne stoff meiner Strumpfhose hat mittlerweile so einiges von meiner Unruhe abbekommen, und das, leider auch sichtbar. Vielleicht wäre ich doch besser mit rein. Andererseits braucht Jack auch etwas Privatsphäre. Wobei er mir doch sowieso erzählen wird, was dabei raus gekommen ist. Eindeutig, ich hätte mit zum Gespräch sollen. Jacksons Versuche, mich zu überreden, mit rein zu gehen, hab ich schlichtweg abgetan, was ich jetzt um ehrlich zu sein irgendwie ein Bisschen bereue. Die letzten Minuten ziehen sich wie Kaugummi, und wenn ich ehrlich sein soll, könnte ich schlichtweg losheulen. Aus Nervosität. Aus Angst. Vielleicht auch, weil ich die vergangene Nacht keine Sekunde geschlafen und stattdessen die Zeit mit nachdenken verbracht habe. Jackson scheint das Ganze auch nicht so gut weg gesteckt zu haben, zumindest nicht, seitdem er zur Blutabnahme vor knapp acht Tagen schon hier war. Ich meine, verständlicherweise, immerhin sitzt er gerade in dem kahlen Besprechungszimmer, in dem er schon vor einigen Wochen saß, nur damals nunmal wiederholt mit verdammt schlechten Nachrichten, und wartet darauf, dass er gesagt bekommt, wie es um ihn und seine Gesundheit steht.
Ich springe sofort auf, als ich sehe wie sich die Türe zu dem Besprechungszimmer öffnet, in dem Jack wohl die letzte halbe Stunde verbracht hat. Er verabschiedet sich noch von der älteren Ärztin, welche mich auch noch kurz freundlich an lächelt, bevor sie los läuft, in Richtung der Patientenzimmern.
Ich mache Anstalt ihn zu umarmen, bekomme stattdessen aber sofort einen Kuss aufgedrückt. Unsere Finger verschränken sich wieder miteinander.
"Gehen wir."
"Wie liefs?",frage ich leise und schaue ihn fragend an, während wir die Treppen runter laufen. Meine freie Hand legt sich auch noch um seine, weil ich merke, wie kalt er ist.
"Alles gut."
"Alles gut?"
"Ich- ja."
Er bleibt stehen und umarmt mich feste, durch die dicken Jacken, die im Weg stehen vielleicht sogar etwas zu feste. Trotzdem schiebe ich uns etwas näher an die Hauswand, um niemandem im Weg zu stehen.
"Nähere Infos, Jackson, ich bin die letzte Stunde fast gestorben, vor Unruhe.",gestehe ich.
"Alle werte sind im Normalbereich. So wie- es sein muss."
"Also- bist du-"
"Gesund."
Schmollend drücke ich mich an ihn:"wirklich?"
Er brummt bejahend und lehnt seinen Kopf auf meinen ab, bleibt dann aber still. Das ist gut. Ist es doch, oder? Natürlich ist es das.
"Das ist doch gut, oder?",hinterfrage ich. Auch, wenn er erleichtert wirkt, hab ich etwas mehr an Reaktion erwartet, als das, wobei ich andererseits genau weiss, dass Jackson seine Stunden braucht, um sowas sacken zu lassen.
"Sehr."
Ich schniefe und schmiege mich an ihn, als ich merke, wie meine Tränen sich wieder mal den Weg in die Freiheit bahnen. Was solls. Alles ist gut und um Trauer geht es hierbei ausnahmsweise nicht.
Ich schaue wieder zu ihm hoch und lächel Jackson an. Seine Augen glänzen, nur nicht auf die Art und Weise, wie sie es meistens tun, eher so, als würde er auch die ein oder andere Träne verloren haben, zumindest würde ich das aufgrund seiner roten Nase behaupten. Meine Finger legen sich auf seine Wange, ziehen ihn mir etwas entgegen, um ihn nochmal kurz zu küssen.
"Ich bin stolz auf dich, Jackson."
Statt mir zu antworten werden mir wieder seine Lippen aufgedrückt, was mich lächeln lässt.
"Magst du nach Hause? Deine Mom ist doch da, oder?"
Ich weiss, wie wichtig es ihm ist, dass es Caitlyn gut geht, dass sie sich keine Sorgen macht, wovon sie in den letzten Wochen leider auch so einige hatte. Auch, wenn Jackson erwachsen ist und Caitlyn ihre Arbeit nach wie vor nicht aus den Augen gelassen hat, macht es mich wirklich irgendwie glücklich, dass sie da war, wie sie es war. Selbstverständlich ist das immerhin nicht.
"Wir könnten-"
"Ist in Ordnung.",entgegne ich sofort und lächel Jackson beschwichtigend an.
"Essen?"
Schmunzelnd nicke ich und nehme seine Hand wieder in meine. Essen ist gut. Reden können wir währenddessen und runter bekommen hab ich heute früh sowieso nichts, woraufhin Jackson sich mir aus Trotz angeschlossen hat.
Ich seufze und bleibe stehen, umarme ihn nochmal feste.
"Ich liebe dich, weißt du? Ich bin einfach froh, dass du- dass alles gut ist.",flüster ich und schließe still meine Augen. So froh.
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