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Mir entkommt ein seufzen. So gerne ich Jackson auch reden höre, ich hasse es, wenn er seinen Ton erhebt. Egal ob mir gegenüber, was er zum Glück noch nie getan hat, oder jetzt nunmal Lucy gegenüber.
"Jetzt halt mal die Luft an, Jackson.",rufe ich laut und stehe auf.
Ich piekse in seine Brust und schaue ihn warnend an.
"Du machst mit deinen Vorwürfen so gar nichts besser, also reiß dich zusammen und geh."
"Aber-"
"Jackson."
"Chloe-"
"Stress ist nicht gut für dich. Jetzt hau ab.",zische ich und küsse dann doch nochmal kurz seine Wange, grinse aber doch, als er mit einem unzufriedenen Brummen Lucys Zimmer verlässt.
Ich lasse mich wieder auf den Zweisitzer fallen und umarme die hübsche Brünette sofort. Egal, wie unfreundlich sie Jackson gegenüber war, weinen sollte sie auch nicht.
"Ich- was hätt ich schon tun sollen?"
"Erstmal solltet ihr euch vom wohnzimmer fern halten."
Sie lacht kurz, erstickt dieses aber sofort wieder mit einem Schluchzen. Ich meine, sich das zweite Mal erwischen zu lassen ist schon mies, dass Jackson das teils auch respektlos findet, kann ich also nachvollziehen. Von ihren Beleidigungen möchte ich gar nicht erst anfangen.
"Habt ihr denn kein gutes Verhältnis?",hinterfrage ich leise.
"Doch, eigentlich schon."
"Mein Bruder, Ivan, ist auch knapp fünf Jahre älter. Er wird bald 23."
"Hm."
"Auf jeden Fall- keine Ahnung. Wir haben seit Kind an ein wirklich enges Verhältnis zueinander. Ich weiss, dass er alles für mich tun würde, so, wie ich auch für ihn. Also wirklich alles, ich meine, ich würde mein Leben für ihn hergeben."
Sie löst sich aus der Umarmung und schaut mich fragend an. Ihre Augen sind ganz verquollen, ihre Nase knallrot.
"Würde ich irgendeinen Typen mit nach Hause bringen und mich dann auch noch- wiederholt- im Wohnzimmer- erwischen lassen- Ich wär tot. Wirklich. Ivan hätte mich noch viel mehr angeschrien, als Jackson dich."
Ihr Mund öffnet sich, so, als würde sie antworten wollen. Trotzdem lässt sie es und schaut mich stattdessen aufmerksam an.
"Nicht, weil es so ist. Ich meine, wir werden alle erwachsen und- das gehört eben dazu. Er wäre nur enttäuscht, denke ich. Einfach, weil ich nicht erzählt habe, dass es da jemanden in meinem Leben gibt.",fahre ich fort.
"Aber- ich kann doch- Jackson hat dich, wieso darf ich niemanden haben?"
"Also erstmal- du bist sechzehn."
"Du warst siebzehn als du das erste Mal hier warst.",argumentiert sie sofort, worauf ich ergeben nicke. Punkt für sie.
"Trotzdem. Ich hab Ivan und meiner Mom sofort davon erzählt, als ich- als mir klar war, dass- das mit Jackson und mir ernst wird."
"Na und? Dein Bruder hat bestimmt nicht so reagiert."
Wild fuchtelt sie mit ihren Armen herum, was mich schmunzeln lässt. Eins zu eins wie Jack.
"Ivan hätte genauso reagiert, hätte ich ihm nichts erzählt."
Ihr erneutes stillbleiben entlockt mir ein seufzen. Was soll ich schon sagen? Natürlich hätte Ivan nicht gut reagiert, wenn er mich verdammt nochmal erwischt hätte. Dass Jackson nicht ruhig bleibt, kann ich vollkommen nachvollziehen, und ich bin mir sicher, dass jeder das kann.
"Ist das zwischen euch etwas ernstes?",will ich wissen.
"Glaube schon."
"Dann ruf ihn an und- macht einen Tag ab. Stell ihn Jackson vor, ohne streitereien oder sonstiges."
Schniefend fährt sie über ihr Gesicht, wischt somit ihre Tränen weg und nickt dann.
"Du redest mit ihm, ja?"
"Werd ich."
Langsam stehe ich auf und lächel Lucy an.
"Haltet euch- vom Wohnzimmer fern. Sei froh, dass- niemand anderes rein gekommen ist. Schlafzimmer. Ist besser. Wirklich-"
Sie nickt hastig:"versprochen."
Ich nicke ebenfalls und winke ihr zu, was sie mir sofort gleich tut. Wortlos verlasse ich das hübsch eingerichtete Schlafzimmer und schließe die Türe hinter mir. Meine Beine tragen mich weiter den breiten Gang entlang, bis ich Jacksons Zimmer erreiche.
Ich entledige mich sofort meiner Leggings, lasse mein Tshirt folgen und drehe den Schlüssel in dem Türloch um.
"Tschuldigung."
Schmollend lasse ich mich auf ihn fallen, was Jack sofort mit einem ächzen kommentiert. Ein kurzes augenverdrehen kann ich mir nicht verkneifen, weiter darauf eingehen, werde ich aber auch nicht.
"Ich wollt dich nicht anmotzen, aber ich mag es nicht, wenn du so laut redest. Du bist so lieb und wenn du schreist- wirkst du irgendwie beängstigend, weil du das nicht oft tust.",murmel ich und ziehe die Bettdecke ganz über uns.
"Das war nicht mein Ziel, Chloe."
"Ich weiss."
Er dreht sich mir entgegen und zieht mich etwas mehr zu sich, was mich zufrieden summen lässt.
"Ich bin auf deiner Seite. Wirklich. Ich- kann verstehen, dass du sauer bist aber- stress dich nicht. Nicht wegen soetwas, Jack, das ist es nicht wert."
Sanft fahre ich über seine Wange. Er weiß genau, wie schlecht sich Stress auswirken kann. Besonders, wenn noch nicht sicher ist, ob er gesund ist.
"Können wir- heute gar nichts tun? Nur im Bett bleiben?"
Sofort nicke ich:"natürlich, alles, was du willst."
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