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Ich drücke den Knopf des Aufzugs, damit dieser mich auf die dritte Etage bringt.
"Kommst du klar?",hinterfragt Ivan, weswegen ich seufze.
"Die Nächte sind schwer und- ich könnte- durchgehend heulen, will es aber nicht, immerhin- sollte ich stark sein. Für Jackson."
"Chloe- ich- brauchst du irgendwas? Isst du überhaupt? Du kannst nicht wieder nur auf Kekse zurück greifen."
Schmunzelnd schiebe ich meine Kapuze von meinem Kopf und fahre durch meine zum Glück trockenen Haare. Es regnet. Wie aus Eimern. Ich bin wirklich froh, dass der Chinese nur ein paar Türen weiter ist, so war das Ganze nicht so dramatisch.
"Wenn ich nicht esse, isst Jack auch nichts, aus trotz. Also ja, ich esse mehr als Kekse, Ivan."
"Gut. Mama war wütend weil ich dich hab allein gehen lassen, ich war mir nicht sicher, ob-"
"Mir gehts gut. Den Umständen entsprechend. Versprochen.",unterbreche ich meinen Bruder sofort. Ich mache mich auf den Weg und laufe den langen Gang entlang, bis ich bei den Patientenzimmern ankomme und mich somit auch Jacksons nähere.
"Ich leg jetzt auf, ja?",füge ich noch hinzu.
"Ruf mich an, wenn was ist, auch wenn du nur reden willst. Egal wann."
"Mach ich, Ivan. Te amo, bis Morgen."
"Te amo. Bis Morgen."
Wortlos lege ich auf und lasse mein Handy in meine Jackentasche sinken, bevor ich mit einem kurzen Klopfen die Türe auf schiebe.
"Chloe."
Ich lächel Jack kurz an und schaue fragend zu der Schwester, welche geistern auch schon hier war. Freundlich ist sie tatsächlich eher weniger, sie erledigt ihren Job und das wars auch schon.
"Es hat verhältnismäßig viel nachgeblutet, das sollte sich aber im laufe der Tage noch legen.",erklärt sie und packt währenddessen die Sachen in den kleinen Mülleimer. Seufzend schaue ich ihn an. Das große Pflaster an seiner Seite schlägt ein paar falten, weil er an der Bettkante sitzt.
"Weiterhin schonen, schonen, schonen, dann wird sich das schon bessern."
Langsam nicke ich und lächel sie kurz an, ehe sie auch wieder verschwindet.
Ich hole die Schachteln mit dem Essen raus und stelle sie auf dem Tisch ab, werfe die Tüte weg, weil sich Regentropfen darauf gebildet haben.
Wie gehts dir?",will ich wissen, als ich mich wieder Jack zu wende.
"Nicht so gut."
Mir entkommt wieder ein seufzen. Nicht gut. Ich weiss. Wie auch, wenn er nichtmal in der Nacht ruhe findet? Gesund schlafen klappt leider nicht so ganz in dem Fall.
"Hinlegen oder essen?"
"Essen."
Ich lasse das Rückenteil des Bettes hoch fahren, so, dass er noch fast vollkommen sitzen dürfte.
"Na komm."
Zögerlich rückt Jackson nach hinten und lässt sich wieder in das Kissen sinken.
"So gut?"
"Dankeschön."
Ich lasse mich neben ihm auf dem Bett nieder und küsse ihn flüchtig.
"Ich hab dich vermisst."
"Ich war höchstens eine Viertelstunde weg.",bemerke ich schmunzelnd, füge aber noch ein:"ich hab dich auch vermisst.",hinzu.
Er lächelt mich müde an, womit er mir ein weiteres Seufzen entlockt. Vielleicht sollte ich weniger seufzen.
"Ich will nach Hause, in mein Bett."
"Noch ein paar Tage, Jackson."
Unzufrieden brummt er vor sich hin während ich nur schmunzelnd die Plastikschalen mit dem Essen öffne und ihm eine davon reiche.
"Einmal gebratene Nudeln mit Shrimps und gebratener Reis mit Hähnchen. Ich- war mir nicht sicher was du magst, also hab ich- zwei mal halb-halb bestellt.",erkläre ich. Jack nimmt meine Hand in seine, weswegen ich ihn leicht anlächel.
"Schaffst du das oder soll ich dir helfen?",frage ich leise und halte ihm eine Gabel entgegen.
"Geht schon."
Ich ziehe den Aufsteller mit der Infusion etwas näher ans Bett, damit er mehr Freiraum beim bewegen hat, bleibe dann aber erstmal still.
Ich fange an zu essen, muss schmunzeln, als ich sehe, dass Jack es mir dann sofort gleich tut.
"Du diskutierst wirklich viel.",bemerke ich. Seit heute Morgen ist Jackson zum Glück ein bisschen klarer, als gestern. Auch wenn er wirklich starke schmerzen zu haben scheint, hat er sich zumindest mental etwas erholt.
"Deine Schuld."
"Du hast mich angemotzt weil ich zugelassen habe, dass die Kanüle auf der Hand mit dem Herzchen als Vene gesetzt wird."
"Ich war zugedröhnt mit Schmerzmitteln, ich wollt dich nicht anmotzen, nur die andern.",entgegnet er sofort was mir erneut ein schmunzeln entlockt.
"Dacht ich mir schon."
Jackson lächelt mich still an. Sein hübsches Gesicht wird von dunklen Augenringen geziert, seine vollen Lippen haben auch an Farbe verloren.
"Ich hab-"
Ich strecke mich nach meiner Tasche aus und wühle kurz darin rum, bis ich den Labello gefunden hab.
"Möchtest du?"
Er nickt und macht Anstalt sich mehr auf setzen zu wollen, weswegen ich hektisch den Kopf schüttel.
"Ich mach schon."
Schmollend verteile ich küsse auf seiner Stirn, auf seiner Nase, auf seinen Wangen, bis ich sehe wie seine Mundwinkel nach oben zucken. An seinen Lippen halte ich an, um erstmal etwas von der Pflege darauf zu verteilen.
"Dankeschön."
Ich drücke ihm nochmal flüchtig meine Lippen auf, bevor ich mich wieder anständig neben ihm nieder lasse.
"Du bist so toll."
Seufzend lächel ich Jackson an:"du auch."
"Nein. Wirklich. Du- du musst das nicht tun. Du müsstest nicht hier sein, nicht die Nächte bei mir bleiben, Chloe. Ich meine- ich bin wirklich froh- aber das ist nichts selbstverständliches, und- ich will nur- ich schätze das wirklich sehr, Chloe."
Ich schniefe und wische über meine Augen, schlinge meine Arme vorsichtig um ihn.
"Ich liebe dich mehr als alles andere, also- doch. Für mich ist es das, Jackson."
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