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"Scheiße."
Schockiert schaue ich auf den Bildschirm meines Laptops vor mich, welcher von Jackson geziert wird.
"Also- hast du wieder Krebs?"
"Naja-"
"Einen Tumor, ja, ich habs verstanden, genauso schlimm wie Krebs, Jackson.",unterbreche ich ihn. Ich fahre überfordert durch meine Haare.
"Tut mir leid.",murmelt er sofort.
"Nein, mir tut es leid. Ich- wollte nicht laut werden, du- weiss nicht."
Die Tränen in meinen Augen wische ich weg, denn jetzt los zu heulen, wär unpassend. Ich meine, das kann ich immernoch tun, wenn aufgelegt ist. Dass es einen nicht beruhigt, wenn der Gegenüber panisch wird, kann ich mir nämlich vorstellen.
"Bekommst du- eine Chemo?",will ich wissen.
"Sollten die Werte nach der Operation noch erhöht sein, wird bestrahlt "
"Wo?"
"Nähe der Lunge."
Er deutet neben seine Brust, weswegen ich langsam nicke. Es erleichtert mich ein bisschen, dass er so ruhig wirkt. Ich weiß nicht, wie ich reagiert hätte, aber ganz sicher nicht so ruhig. Aber andererseits schien er schlechte Nachrichten wohl schon erwartet haben.
"Wird- tut mir leid. Ich- also- ich meine- wirst du schnell wieder gesund?"
"Sollte ich, genau."
Wieder nicke ich. Was soll ich auch sonst tun? Ich hab keine Ahnung, wann ich das letzte Mal so überfordert war. Wie reagiert man passend auf so schlechte Nachrichten?
"Wann?"
"Anfang nächster Woche."
"Montag schon?!",hinterfrage ich sofort.
"Mom meinte- ich soll es jetzt machen dann hab ich es hinter mir. Ist wahrscheinlich wirklich besser."
Sofort schnappe ich mir mein Handy, lasse meine Hände aber unter meinem Tisch und somit auch nicht in seinem Blickfeld, während meine Finger eine Nachricht an meine Kollegin tippen, um meine Schicht ab zu sagen.
Ich schaue wieder auf zu Jackson, welcher immernoch nur still in die Kamera schaut.
"Aber- wieso bist du so ruhig?"
"Ich bin erwachsen, ich kann- dieses Mal damit umgehen."
"Weiss nicht."
"Beim letzten Mal war es schlimmer, Blutkrebs ist um einiges schlimmer also- ich meine- keine Chemo ist ein gutes Zeichen, denke ich-",erklärt er nur und zuckt dann mit seinen Schultern. Weil ich merke, wie die Tränen letztendlich doch über meine Wange kullern, wende ich meinen Blick ab. Schniefend putze ich meine Nase und schüttel den Kopf.
"Hey, nicht weinen, Chloe."
"Das ist nicht gut, Jackson. Ich meine, Krebs ist gar nicht gut. Wer weiss was passiert? Das- das ist nichts belangloses, besonders nicht wenn es das zweite Mal ist."
"Ich werd in zwei, höchstens drei Monaten durch sein, vielleicht früher. Du- mach dir keine Sorgen, Chloe. Ich bin jung und gesund, mir wird nichts passieren."
Meine Finger vergraben sich in dem Hoodie auf meinem Schoß, einfach, um meine Nervosität irgendwo aus zu lassen. Es stört irgendwie mich, dass er versucht, das so hin zu nehmen. Ich meine, es ist nunmal nichts harmloses, und ich bin mir sicher, dass Jackson das auch bewusst ist. Wobei es vielleicht besser ist, sich nicht so viele Gedanken darüber zu machen, denn durch, muss er da leider sowieso.
"Darf ich- ich meine- ich hab genügend Geld zurück gelegt, ich könnte eine kleine Wohnung mieten, für ein-zwei Monate und- ich meine, ich kann mir vorstellen, dass du lieber bei dir zu Hause bist, aber zumindest- könnten wir uns sehen und- keine Ahnung."
Überfordert fahre ich über mein Gesicht und schließe meine Augen. Absolut keine Ahnung. Es ist nicht so, als hätte ich mir die Mieten in London nicht schon vor ein paar Wochen angeschaut, nur war es da noch, ohne zu wissen, dass Jack recht schwer krank ist.
"Ich buch einen Flug für morgen, in Ordnung? Du packst so viel ein, wie du für richtig hälst. Für eine Woche, einen Monat, mehrere Monate. Du weißt, dass ich alles dafür geben würde, um dich bei mir zu haben."
Ich nicke langsam und wische schniefend meine Tränen erneut weg. Ich sollte hin. Ich muss hin.
"Red mit deiner Mutter darüber. Sie kann- Mom auch anrufen, ich meine, ich hab gehofft, dass du kommst also- hab ich ihr davon erzählt und- naja, dass Mom der größte Fan von dir ist, weißt du sowieso.",fährt er fort, worauf ich wieder nicke. Das weiß ich. Und darüber bin ich wirklich froh, denn um ehrlich zu sein macht die Tatsache, dass unsere Eltern sich mögen, die Gesamtsituation etwas einfacher.
"Jackson."
"Hm?"
"Ist es sehr schlimm?"
Er lächelt mich leicht an und verdammt, ich bin mir sicher, dass er das nur tut, um zu versuchen, mich auf zu muntern.
"Ich werds überleben."
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