31
Seufzend schaue ich aus dem Fenster. Es regnet in Strömen, und das, obwohl es vor ein paar Stunden noch sonnig und teils wirklich warm war. Wobei es nichtmal mehr Regen ist, in den letzten zehn Minuten sind die Wassertropfen zu Hagelkörnern geworden. Das Wetter hat sich vollkommen meiner Laune angepasst, und das fast auf die Minute genau.
Das Klopfen an der Türe zieht meine Aufmerksamkeit auf sich, also summe ich nur, in der Hoffnung, dass dieses ausserhalb meines Zimmers auch zu hören ist.
"Hey."
Ivan schiebt sich durch die kaum geöffnete Türe und mustert mich eindringlich, so, als würde er nach einer Antwort suchen.
"Alles gut?"
Ich zucke mit den Schultern und nicke, einfach, weil ich nicht unnötig Drama machen möchte, auch, wenn ich weiss, dass Ivan da nie was gegen sagen würde.
Still lässt er sich neben mir auf mein Bett fallen und schiebt mir einen der zwei Teller entgegen.
"Schoko-Marzipan. Diese Salzkekse die du immer isst, gab es nicht.",informiert er mich weswegen ich seufze, eine Ecke von dem wirklich recht großen Stück Kuchen währenddessen aber trotzdem in meinem Mund verschwinden lasse.
"Dankeschön, Ivan."
Ich ziehe die Decke auch noch etwas über ihn und wende mich dann still meinem Kuchen zu. Essen ist gut. Kuchen ist gut. Natürlich ist Kuchen gut. Durch Zucker wird mehr Dopamin ausgeschüttet, also sollte Zucker doch irgendwo auch glücklich machen. Ich schüttel den Kopf. Das bezweifle ich trotzdem wirklich stark.
"Erzähl."
Fragend schaue ich ivan an:"hm?"
"Du bist traurig.",bemerkt er.
"Es- geht nur um Jackson, nicht so schlimm."
"Aber du erzählst doch sonst auch alles? Streit? Ich werde mich zurück halten, wenn es dir darum geht."
Meine Mundwinkel zucken nach oben. Dass ich Ivan nicht gerne erzähle, wenn Jack und ich Streit haben, ist wohl verständlich. Immerhin weiss ich, dass er sich auch nicht gerade scheuen würde, Jackson weh zu tun. Körperlich, versteht sich.
"Wir haben keinen Streit. Ich- er hat mich angerufen. Vor- einer halben Stunde vielleicht, um mir zu erzählen- also- er muss morgen ins Krankenhaus, zur Blutabnahme wegen seines Tumormarkers.",erkläre ich leise und schniefe.
"Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich nicht- ich meine, ich kann mir vorstellen, dass das nicht einfach ist für ihn und ich habs nicht gewusst, konnte nichtmal für ihn da sein, weißt du?",füge ich noch hinzu.
Ich lehne meinen Kopf gegen seine Schulter und lasse meinen Blick auf das geöffnete Fenster gerichtet, von wo aus sich die Lichter der gegenüberliegenden Häuser zeigen.
"Krebs?"
"Leukämie. Zwischen 14 und 16."
Ivan schaut mich überrascht an, bleibt aber still. Ich drücke das Kuscheltier an mich und vergrabe meine Nase in dem weichen plüsch.
"Ich- ich weiss nicht, er hat kein gutes Gefühl, also- keine Ahnung."
Überfordert stelle ich meinen Teller auf meinem Nachttisch ab und umarme Ivan schmollend.
"Schon gut, mach dir keine Sorgen, Chloe."
"Das ist nicht so einfach."
"Alles steht geschrieben, hm?"
Ich nicke langsam, auch, wenn das nicht gerade erleichternd ist. Aber andererseits hat er recht, ich meine, am Ende könnte ich sowieso nichts daran ändern, wenn es so sein sollte.
"Alles wird gut."
Beruhigend fährt er meinen Rücken auf und ab, nur, dass das dieses mal vollkommen den Plan verfehlt, beruhigen tut mich das nämlich nicht so wirklich.
"Ich hoffe es."
Die letzten Male war doch auch alles gut. Der Wert war im Normalbereich und abgesehen davon, dass er sich beim boxen oft verletzt, ist er eigentlich doch sogut wie gesund, laut Jackson selbst, jedenfalls. Ich schniefe nochmal und setze mich wieder richtig auf. Mir wird das Päckchen mit den Taschentüchern entgegen gehalten was ich mit einem dankenden Nicken entgegen nehme. Ich wische über meine Augen, welche auch schon wieder ein paar Tränen verloren haben.
"Du darfst nicht immer so viel nachdenken, Chloe."
Ich nicke. Wahrscheinlich sollte ich das wirklich nicht. Ausser mich selbst unglücklich zu machen, passiert da nämlich selten etwas.
"Bleibst du hier?"
Ivan schaut mich an und nickt, lässt sich nach hinten in mein Kissen sinken. Mit einem Seufzen tue ich es ihm gleich.
"Gehst du heute nicht arbeiten?",frage ich schniefend als mein Blick auf die Uhr meines Handys fällt.
"Hab frei."
Ich seufze und bleibe still. Das ist alles so schwierig. Ich sollte wirklich lernen, meine Gefühle in den Griff zu bekommen, eher gesagt, sie dann auch unter Kontrolle halten zu können.
"Dankeschön.",flüster ich und umarme Ivan wieder.
"Immer."
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