Seufzend schaue ich auf das Chaos auf dem Beifahrersitz. Ich sollte wirklich anfangen, alles zu sortieren. Los kann ich jetzt sowieso nicht, im Gewitter zu fahren gehört nämlich nicht zu meinen lieblings Aktivitäten.
Ich werfe einen Blick auf mein Handy und summe erleichtert, als mir auffällt, dass ich noch mehr als genug Akku habe.
Sofort wähle ich Jacksons Nummer und lehne mein Handy auf den Armaturenbrett ab, damit ich meine Hände frei habe.
"Hey."
"Hi.",erwider ich sofort und lächel Jack an, als er auf meinem Bildschirm erscheint.
"Stör ich? Lernst du?"
Er scheint sein Handy auch irgendwo angelehnt zu haben, seitlich ist sein Laptop noch zu sehen, also bin ich mir ziemlich sicher, dass er gerade dabei ist, zu lernen.
"Nein, schon gut."
"Sicher? Wir kö-"
"Sicher. Alles gut?",fragt Jack stattdessen und unterbricht mich damit.
Kurz öffne ich meine Autotür, wodurch sich sofort das laute Platschen des Regens und kurz darauf auch ein Donner bemerkbar macht.
"Ich häng irgendwo im nirgendwo, mitten im Sturm und warte, bis es aufhört um nach Hause fahren zu können."
"Wieso fährst du nicht einfach?"
Ich drehe die Kamera um und zoome an den umgekippten Baum auf der anderen Seite.
"Ohoh."
"Genau."
Mit einem Seufzen lasse ich mich nach hinten in das rote Leder sinken und ziehe meine Beine an. Ich schnappe mir die verschiedenen Briefe und die Mappe, in welche diese eigentlich gehören.
"Wie lange sitzt du schon fest?"
"Eine halbe Stunde. Hatte einen Auftrag, auf jeden Fall bin ich jetzt- zwei Stunden von zu hause weg.",erzähle ich und seufze erneut. Sturm war angesagt, trotzdem bin ich los, hab wieso auch immer keine Rücksicht darauf genommen.
Abgelenkt packe ich die Papiere in die dunkelrote Mappe und lege sie zurück in das Fach. Meine kleine Kosmetik- und Notfalltasche lasse ich folgen.
"Wieso hast du so wenig an? Wenn du die Heizung an lässt verabschiedet sich der Sprit, das weißt du, oder?"
Schmunzelnd nicke ich:"das weiss ich."
Ich beuge mich nach hinten und schnappe mir den Pullover von Jackson, welcher sogut wie immer dort seinen Platz hat, halte diesen nach oben.
"Es ist nicht so kalt, ich bin aber gerüstet."
"Essen? Trinken?",hinterfragt er. Jackson schaut still auf den Bildschirm, zumindest sieht das für mich hier so aus.
"Auch, Jackson."
Mein kleiner Vorrat an Apfelchips ist zwar auch auf dem Rücksitz, ohne ein paar Snacks in meiner Handtasche fahr ich aber nirgendwo hin.
"Was machst du jetzt?"
"Ich wollte eigentlich schreiben."
"Aber?"
Leise seufze ich und zucke mit meinen Schultern:"kann mich nicht konzentrieren. Ich vermisse dich."
Ich ziehe meine Beine an und breite den Hoodie aus, so, dass mir der all zu bekannte Geruch in die Nase steigt.
"Auch."
Meine Mundwinkel zucken nach oben. Auch. Ja, auch.
"Ja, chloe, ich vermisse dich auch.",entgegne ich und schaue belustigt auf meinen Bildschirm.
"Ich vermisse dich auch sehr, Chloe.",wiederholt er also und lässt ein leises Lachen folgen.
"Heart been broke so many times."
Wieder lacht er nur. Jack lehnt sich nach hinten und lässt sich in den Rückenteil seines Drehstuhls sinken.
"Du siehst anders aus.",bemerke ich und fahre über meine Wangen, um ihm zu deuten, was ich meine.
"Ich-"
"Sieht gut aus.",füge ich sofort hinzu. Sowas von gut. Ich meine, er sieht älter aus mit Bart, erwachsener. Vielleicht liegt es einfach daran, dass er seine Haare anders trägt. Anders eben, aber keinesfalls negativ.
"Sicher?"
Ich nicke und grinse ihn an.
Seine vollen Lippen verziehen sich ebenfalls zu einem Grinsen, womit er mir ein Seufzen entlockt. Ich hab wirklich einen guten Treffer mit Jackson. Ich meine, sein Charakter ist wirklich gut, er ist liebevoll und komischerweise war es mir nichtmal einen Gedanken wert, ihm zu misstrauen. Das er so gut aussieht, ist da nunmal nur noch ein Plus Punkt. Ich lehne mich schräg gegen die Türe und strecke meine Beine aus, weil ich sicherlich noch die ein oder andere Minute hier verbringen werde.
"Wolltest du nicht bald mit deinen Freundinnen weg fahren?",will Jack wissen, worauf ich sofort den Kopf schüttel.
"Wir fahren- irgendwann anders. Elena ist in Madrid und studiert, alle hängen irgendwo also würde es im Chaos enden.",erkläre ich und zucke mit meinen Schultern, füge ein:"bin aber froh darüber.",hinzu.
Jacksons fragender Blick entgeht mir aufjeden Fall nicht, weswegen ich mich räuspere und ihn verlegen anlächel.
"Ich bin lieber mit dir zusammen. Ich- wären wir in den Winterferien gefahren, könnte ich dich erst- im Februar wieder sehen."
Ich seufze. Und Februar ist mir zu lange. Viel zu lange, um ehrlich zu sein.