"Ey.",rufe ich sofort, als ich sehe, dass Ivan Anstalt macht, in mein Zimmer ab zu biegen, es dann aber lässt.
"Ich will nicht drüber reden."
"Ivan."
"Bitte.",entgegnet er quengelig, was mich schmunzeln lässt.
"Du bist wirklich ein Schisser."
Er seufzt ergeben und lässt sich auf das Bett fallen, weswegen ich mir ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen kann. Ich bleibe still, einfach, weil er auch nichts sagt. Ich hab schon viel zu lang gewartet, um dieses Gespräch zu führen. Ich meine, dass da was ist, ist tatsächlich überhaupt nicht zu übersehen. Und sowohl Ivan, als auch Elena unterstützen mich wirklich ausnahmslos bei allen meinen Vorhaben, egal ob es etwas ist, was Jack, meine jobliche Zukunft oder sonst etwas betrifft.
"Kommt da noch was, Chloe?"
"Wieso bist du so patzig? Es schüttet, du hast eh nix zutun."
Erneut seufzt er und lässt sich nach hinten fallen:"tut mir Leid."
Ich zucke mit meinen Schultern und beuge mich etwas vor, um an die Schüssel mit Popcorn auf meinem Nachttisch dran zu kommen. Mein Blick legt sich auf meinem Laptop, auf welchem ich irgendeinen beliebigen Film auf Netflix anstelle, einfach, weil es ansonsten Totenstille im Haus ist.
Ich rutsche etwas nach hinten und lehne mich zurück, schaue meinen Bruder abwartend an.
"Was soll ich sagen? Was erwartest du?"
"Dass du dich mal raffst und El ansprichst?",erkläre ich und fuchtel mit meinen Armen herum, lasse nebenbei etwas Popcorn in meinem Mund verschwinden.
"Ich kann nicht."
"Oh doch."
"Sie ist weg, Chloe, was bringt das schon?"
"Ivan."
"Es wär- unpassend."
"Du stehst auf sie, sie steht auf dich. Wieso macht ihr es euch nur noch schwerer? Madrid ist gar nicht so weit."
Wieder bleibt er still, also halte ich ihm seufzend die Schüssel entgegen, aus welcher er sich sofort etwas von der Süßigkeit nimmt.
"Karamell.",informiere ich ihn worauf er nur nickt.
"Aber sie war doch letztens hier, richtig? Ganz sicher nicht für mich."
Er nickt:"Freundschaftlich."
"Wieso nur Freundschaftlich?!",hinterfrage ich skeptisch und piekse in seine Seite, was Ivan sofort mit einem unzufriedenen Brummen quittiert, so, wie Jackson auch meistens. Schmunzelnd schüttel ich den Kopf. Absolut keine Ahnung, was daran jeden so stört.
"Ich kenn sie seit Kind an, Chloe, würden wir jetzt- unpassend. Einfach unpassend."
Vielleicht ein bisschen. Ich meine, El ist ein paar Wochen jünger als ich, ist vor genau einem Monat erst achtzehn geworden. Somit ist sie immer noch vier jahre junger als Ivan, er nunmal vier Jahre älter als sie. Was macht das schon? Nicht viel, denke ich zumindest. Und dass sie Sache mit der Entfernung klappen kann, ist auch ein Fakt.
"Ist doch egal.",entgegne ich und ernte dafür ein Seufzen von Ivan.
"Du hast keine Lust, darüber zu reden, oder?"
"Nicht so wirklich."
Diesmal bin ich diejenige, die seufzt. Sein Leben und da sollte ich mich wohl nicht einmischen, er wird schon selbst noch auf die richtige Spur kommen. Ganz sicher.
"Überlegst du es dir zumindest?"
"Werd ich."
"Versprochen?"
Ich halte ihm meinen kleinen Finger entgegen, welcher sich sofort mit seinem verschränkt. Diese Geste nehme ich auf jeden fall als Ja.
Mit einem Nicken ziehe ich meine Decke über mich und werfe den Rest auch noch über Ivan, weil es Nachmittags recht kalt hier wird, zumindest dann, wenn die Heizungen nicht angeschaltet sind.
"Wann musst du arbeiten?",will ich wissen, als mein Blick auf die kleine Anzeige in der unteren, rechten Ecke meines Laptops fällt.
"Hab frei."
"Schon wieder?"
Bestätigend summt Ivan und schmeißt ein Popcorn nach oben, nur, um dieses kurz darauf in seinem Mund verschwinden zu lassen.
"Du hast ganz schön oft frei, in letzter Zeit.",bemerke ich und ziehe skeptisch meine augenbraue nach oben.
"Luis renoviert, kommt mir eigentlich recht."
"Schlafmangel?"
Nachdem sein Gähnen beendet ist, sicherlich das zehnte heute, murmelt er kurz irgendetwas vor sich hin und setzt sich auch wieder auf.
"Filme?"
"The Purge?"
Ergeben nicke ich und beende den eigentlich Film auf meinem Laptop, schiebe Ivan diesen stattdessen einfach entgegen, als sich das Klingeln meines Handys bemerkbar macht und somit auch meine Aufmerksamkeit auf sich zieht.
"Mama ist mit Tante aus.",informiere ich ihn, als ich die aneinander gereihten Buchstaben realisiert habe.
"Ich weiss."
"Schön, dass ich immer als Letzte bescheid bekomme."
"Du bist in deiner eigenen Welt, Chloe."
Ich nicke. Wahrscheinlich bin ich das.