Festmahl
William legt sich nachdenklich eine Hand an das Kinn, nachdem sie ein bisschen was besprechen konnten was die Zukunft anbelangt. „Wir haben nur ein kleines Problem, Miss Ziegler." Toni winkt ab. „Nennen Sie mich einfach Toni, ist schneller und für die englische Zunge einfacher als Ziegler." Huh, er hatte sich gerade daran gewöhnt, aber gut. „Das Problem besteht darin, dass Mister Jamey Harber auf unserer Liste der zu sterbenden Personen steht." Selbst Asrael sieht den Todesgott überrascht an, das weiß er so lange im Voraus? „Wann?" Spears holt sein Notizbüchlein hervor und blättert herum, er hat sich alle Mitglieder aufgeschrieben, sollten sie auf der Liste stehen. Sind ein paar. Aber das wollte er ihr so oder so zeigen." Er winkt sie zu sich und Antoinette blickt in das Buch hinein. Neben einigen anderen Namen, steht aber auch wirklich Jamey da drin. Morgen Vormittag, Kutschunfall. „Na sieh mal einer an wo ich morgen sein muss...", murmelt sie und lehnt sich seufzend an den Shinigami. „Irgendwelche Infos wo genau?" William ignoriert diese vertraute Geste und blättert weiter. „Seien Sie froh dass ich meine Arbeit gewissenhaft mache." Schmunzelnd nickt sie. „Bin ich Mister Spears. Sehr sogar." Sie blickt auf einen Straßennamen, eine kleine Beschreibung der Umgebung- welche Geschäfte dort sind um den Ort einzugrenzen. „jetzt wäre es nur noch cool sich in der Stadt auszukennen. Wo genau ist das?" Der Shinigami zieht etwas zwischen den Seiten hervor und hält es ihr hin. Ein Teil einer Karte, ein Ort ist umkreist. „Wegbeschreibung für dumme, ich könnte mich daran gewöhnen!" Doch dann sieht sie wieder in das Buch. „Was waren das für andere Namen?" Er erklärt es ihr und den anderen, wobei man sich relativ schnell einig ist, dass man diese Leute einfach sterben lassen kann. Vielleicht eine kalte Entscheidung, aber je weniger man zum Schluss hat, desto besser. Und was soll man bitte gegen ein einstürzendes Gebäude machen?
Sie haben Asrael für die Vergangenheit, Sebastian für die Gegenwart und die Shinigamis für die Zukunft. Man muss sie nur richtig einsetzen und das ist jetzt Antoinettes Aufgabe. „Ach ja, sollten wir draußen unterwegs sein, oder sollte Gabriel oder sonst irgendjemand anderes anwesend sein als WIR, nennt mich Nephra. Danke." Das sollte man auch noch irgendwie weitergeben, Tarnnamen sind eben nicht nur zum Spaß da. Ciel schnaubt. „Und ich dachte Toni wäre schon ein falscher Name." Ihr leises Lachen verstummt relativ schnell wieder. „Nein, das ist nur die Abkürzung meines echten Namens. Ich wette dass KEINER hier Bock hat die ganze Zeit ‚Antoinette' durch die Gegend zu schreien, habe ich recht?" Lucifer zieht seine Augenbrauen hoch. „Dein voller Name ist Antoinette Ziegler?" Wie lächerlich klingt DAS bitte? Toni seufzt. „Nein, mein voller Name ist Antoinette Josephine Ziegler. Wir bleiben aber einfach bei Toni. Danke." Asrael öffnet schon den Mund, wobei sie warnend auf ihn deutet. „Ich PISS dir in die Schuhe wenn du auch nur einen einzigen Witz machst." Der Erzengel schließt seinen Mund wieder, wobei Lucifer amüsiert schnaubt. „Und woher wollen wir wissen dass du es ernst meinst?" Emotionslos erwidert sie seinen Blick. „Ich verdammt noch eins ficke einen Erzengel damit wir bessere Chancen auf einen Sieg haben, schau mir in die Augen und wiederhol das noch einmal." Abwehrend hebt er die Hände, während Toni tief durchatmet und sich wieder entspannt.
„Also gut, zurück zum Thema. Asrael und ich werden morgen Jameys Tod verhindern, es werden eh ein paar der Leute umgebracht und ich versuche mehr Infos aus Jamey selbst zu holen." Undertaker räuspert sich. „Ich werde mich an ein Experiment setzen, welches uns vielleicht ein wenig helfen könnte. Gäste bekomme ich ja anscheinend genug, also muss ich mich nicht um das Material sorgen." Dabei schmunzelt er leicht und die grünen Augen blitzen auf. William nickt dem Grauhaarigen zu und sieht dann zu Toni hinunter. „Wir werden uns um die Tode kümmern und vielleicht bekommen wir mehr Informationen aus den toten heraus, die Cinematic Records sollten dabei eine gute Hilfe sein." Sich ein wenig streckend gähnt Lucifer und schnaubt dann. „Vielleicht schaffe ich es mehr aus der Gruppe in meinen Nebel zu locken? Ich habe den Ruf ein wenig verfeinern und anpassen können." Das klingt nach einem guten Plan. Ciel wartet kurz ab, bevor er nickt. „Ich werde Lau darauf ansetzen mögliche Handelswege ausfindig zu machen die sie nutzen und vielleicht lasse ich ihnen marode und morsche Materialien zukommen. Wäre doch eine Schande, wenn während einer Beschwörung plötzlich der Tisch zusammenbricht oder irgendetwas anderes unterbricht. Sebastian wird die Manipulation der Handelsware übernehmen." Toni nickt leicht, dann wären die Aufgaben gut verteilt. „Sebastian, pass nur auf Michael auf. Oder Gabriel. Der eine ist der, auf den du in der Gasse getroffen bist als du mich mit deinen Buttermessern bedroht hast, der andere ist schon vorsichtig weil er irgendwas gesehen oder gespürt hat. Alle anderen Erzengel außer Asrael sind absolut zu vermeiden, ich will dich in einem Stück wieder hier haben."
Es vergehen zwei Wochen, in denen ein bisschen was passiert! Aber nicht so viel, als dass man es als direkten Fortschritt sehen könnte. Jeder macht seine Aufgaben, jeder erledigt sie zur vollsten Zufriedenheit und alles läuft nach Plan! Zumindest fast alles. Antoinette wird von Jamey immer mehr eingeweiht, aber nicht in die Dinge die sie braucht um weiterzukommen! Ist halt beschissen wenn er nur für die Finanzen zuständig ist. Essen gehen und Drinks ausgegeben zu bekommen ist wirklich toll, aber dass ist nicht das, was sie benötigt. Und das mit Michael geht ihr immer mehr an die Nieren, er wird immer süßer und es tut ihr so leid ihn belügen und betrügen zu müssen! Oper müssen gebracht werden, das ist ihr klar. Besonders in so einem versteckten Krieg wie hier. Aber das geht extrem auf ihre Psyche und das ist hart. Undertaker und Asrael, die sie eingeweiht hatte, versuchen so gut es geht zu helfen! Aber das ist einfach nicht immer möglich und es ist einfach nicht so leicht wie sie dachte dass es werden würde. „Denkst du eigentlich jemals dass du so richtig verkackt hast was deinen Beruf angeht?" Asrael seufzt. „Ich liege mit dir auf dem Dach eines Hauses und wir schauen in den Himmel.", erwidert er und schmunzelt dann. „Nein." Toni grinst breit, sie haben sich einmal fünf Minuten Pause gegönnt, ohne dass man bei Jamey, am Planungstisch oder irgendwo am herumreiten ist um Dinge auch für das jüngste Gericht zu erledigen. Da hat sie nämlich auch ein paar Aufgaben bekommen! Auch wenn es nur kleine Besorgungen sind.
Lucifer berichtete gestern Abend, dass man wohl mit den Beschwörungen immer weiter kommen würde und man nun ungefähr das Dreiviertelte von dem hat, was man schlussendlich für die Vollendung braucht. Man hat sich die Mitgliedsliste aus einer der Cinematic Records holen können und die Shinigamis sind auf dem Weg, diese Liste von unten her zu eliminieren. Und das auf die normalsten Wege die nur möglich sind, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Sebastian ist sehr gut darin Gegenstände gut aussehen zu lassen obwohl sie nutzlos sind, weswegen hoffentlich baldmöglichst ein paar Riten unterbrochen werden. Riten die, laut Asrael, Menschenleben fordern. In Gedanken versunken kaut sich Toni auf der Unterlippe herum, eigentlich dürften sie sich das nicht erlauben, diese Pause. Aber sie haben im Augenblick nichts zu tun. Alle Dinge die laufen können, laufen auch, gestern Abend war wieder eines der Treffen mit der Gruppe des jüngsten Gerichts und danach das Zusammensetzen ihrer eigentlichen Truppe. Ein leichter Schlag von rechts gegen ihre Wange lässt sie genervt zu Asrael blicken. Doch der zieht nur eine Augenbraue hoch. „Wir sind hier damit du einmal entspannen kannst, denk mal an was anderes!" Seufzend dreht sie sich auf dem Flachdach auf den Bauch und stützt ihren Kopf auf ihrer Hand ab. „Gib mir ein Ding über das ich Nachdenken kann das nichts hiermit zu tun hat." Im nächsten Moment aber hat sie Stimmen in ihrem Kopf. Die alten Stimmen, die sie immer so verwirrt hatten. Nachdem sich das mit Lucifer geklärt hatte, sind die Stimmen wenigstens zu einem Chor geworden wenn sie eine Nachricht überbringen. Antoinette springt sofort auf und gibt einen kurzen, schrillen Pfiff von sich. „Draußen. Jetzt."
Asrael verschwindet und nutzt die Teleportation, wobei sich neben Toni ein dunkles Portal öffnet. Unsichtbar für die Augen aller, die damit nichts zu tun haben, steigt die knöcherne Stute aus dem Portal und sie sitzt so schnell es geht auf, bevor sie durch das Portal prescht. Lucifer war so nett und hat dem untoten Tier noch ein paar Upgrades gegeben, unter anderem ein Portal durch welches sie überall dort hinkommen, wo Antoinette es möchte und schon einmal war. Jeder der Gruppe kann schnell irgendwohin, nur sie steht dumm da und was braucht sie, Lucifers Meinung nach, echt nicht. Vor der Stadt selbst kommt sie wieder raus, Asrael wartet schon auf sie und selbst Sebastian und Ciel sind da. Hinter ihnen baut sich der gelbliche Nebel auf, verhindert somit die Sicht raus aus der Stadt und Toni treibt ihre Stute ein wenig nach vorn. „Lucifer? Was ist los?" Die menschliche Gestalt des Höllenlords erscheint aus dem Nebel, er zieht eine weitere Person hinter sich her. „Ich gehe davon aus dass du diese Person kennst." Er schubst die Person nach vorn und lässt sie einfach vor den Leuten auf den Boden fallen. Asrael kneift die Augen zusammen, was macht Fiona hier? Toni steigt ab und geht vor ihr in die Hocke. „Fiona, geht es Euch gut?" Die verängstigte Schwarzhaarige sieht zu ihr auf und fällt ihr um den Hals. „Nephra! Oh mein Gott!" Sie weint vor Erleichterung, wobei Toni ihr über den Hinterkopf streicht und sie am Rücken festhält. „Was macht Ihr hier, Fiona?" Sie schluchzt laut, vergräbt ihr Gesicht an ihrer Halsbeuge. „Ich sollte- hier hin und dann- dann sollte ich- herausfinden was- hier los ist!" Unterbrochen von weiterem Schluchzen. Die Braunhaarige hält sie weiterhin ruhig fest. „Und? Hast du etwas herausfinden können?" Wieder ein Schniefen. „Ihr gehört zu ihm..." Vorsichtig schiebt Toni sie von sich weg, sieht sie irritiert an. „Was meint Ihr?" Fiona sieht sie direkt an, wischt sich die Tränen aus dem Gesicht. „Ihr gehört zur Rebellion."
Das ausgerechnet DIE das herausfindet... Das war weder geplant noch war das vorherzusehen. „Und was war dein Denkprozess dabei?" Toni stellt die Frage ruhig, damit hat nun Fiona nicht gerechnet. Ihre Augen groß. „Ihr- Ihr flippt nicht aus?" Leicht legt sie den Kopf schief, lächelt leicht. „Warum sollte ich ausflippen, was bringt mir das? Also..." Antoinette nimmt ihr Kinn sanft in die Hand und lächelt weiterhin. „Was war dein Denkprozess? Ich mag dich, Fiona. Deswegen wollte ich dich eigentlich sogar außen vor lassen." Fiona schluckt, sieht aber auf die Seite. „Als ob ich einem Verräter etwas sagen würde." Toni kommt mit ihrem Gesicht näher. „Wir können das auf die einfache und schnelle Art und Weise machen, oder ich mache ein paar Langzeitträume wahr. Sterben... wirst du jetzt leider so oder so." Sie lässt das Kinn los und drückt die Nasenspitze ein, bevor sie aufsteht und auf sie hinuntersieht. „Du hättest dich nicht einmischen dürfen, oder es mir nicht sagen sollen. Letztere Dummheit geht auf dein Konto. Also? Wie ist deine Entscheidung?" Lucifer zieht eine Augenbraue hoch. „Entscheidung? Das Ding? Ich hol mir ihre Erinnerungen gewaltsam! Schreien nützt ihr in diesem Nebel nichts! Ich hätte das auch schon vorher-" Er verstummt als Toni ihre Hand hebt und sie erst wieder sinken lässt, nachdem er auch wirklich still ist. „Also, Fiona. Was denkst du. Ein schneller Tod, oder meinen Fantasien ausgesetzt zu sein? Egal wie du dich entscheidest, Jamey wirst du erst einmal nicht sehen. Zumindest nicht so schnell." Fionas Augen weiten sich, Jamey? Sie will ihn auch umbringen? Die Wut überkommt sie und mit einem frustrierten Schrei rappelt sich die Schwarzhaarige auf. Das Kleid ist ein wenig im Weg, aber das schafft sie auch noch so.
„Lass mich raten, du hast die Aufgabe von Gabriel bekommen?", ruft Toni und tritt mit einem Schmunzeln einfach nur auf die Seite, sodass sie an ihr vorbeistolpert und erneut auf dem Boden aufkommt. Fiona reißt den Kopf herum, starrt sie stinksauer an. „Er hatte es geahnt! Er hat geahnt dass etwas mit dir nicht stimmt und er hatte recht!" Asrael seufzt und verschränkt die Arme. „Gabriel wird wirklich zu einem Problem wir sollten uns auch um ihn kümmern." William, der die Lokalisation des neuen Todeskandidaten sofort wiedererkannt hatte, nickt nur und seufzt, rückt sich die Brille zurecht. „Ich fürchte, dass dieser Erzengel uns einiges an Arbeit kosten würde." Während er aber gesehen hatte wo das ist, hat er auch gleich Undertaker von seinem Experiment weggezogen und mitgebracht. Fiona schnaubt und steht wieder auf. „Wie bist du nur zu Asrael gekommen, diesem Verräter?" Toni geht langsam und gelassen auf sie zu. „Er hat mich ausgewählt weil er wusste wieso ich wirklich hier bin und was meine wahren Intentionen sind. Von Anfang an." „Und Jamey?! Wie konntest du dich so an ihn heranschleichen!" Die Braunhaarige bleibt stehen und seufzt, schüttelt leicht den Kopf. „Männer sind immer bereit zwei Dinge über eine Frau zu glauben, vor allem in diesem Jahrhundert. Erstens, das sie schwach ist. Und zwei, dass sie ihn attraktiv findet. Ich spiele die ach so schwache Nephra, klimpere ein wenig mit meinen Wimpern und das wars. Kinderspiel, wenn du mich fragen würdest. Bei seinem Ego wäre es verwunderlicher, wenn er nicht darauf reingefallen wäre." Toni blickt auf ihre Fingernägel hinunter, schnaubt leise. „Bei den meisten hier ist das wirklich ZU einfach."
Fiona stürmt wieder auf sie zu, wobei Asrael seinem Menschen einen kleinen Tipp gibt und er grinst, als Toni es ausführt. Mit dem linken Unterarm lässt sie den Schlag abprallen, während die rechte Hand sich um den Hals der schwarzhaarigen Frau windet. Keuchend, aufgrund ihres eigenes Schwunges, jault Fiona auf und wird auf die Seite geschmissen. Nach Luft schnappend kommt sie auf dem Boden auf, während Antoinette sie emotionslos von oben herab ansieht. „Gabriel hat dir die Infos gegeben, bekomme ich noch mehr raus?" „HURE!" Toni grinst breit. „Du solltest kreativer werden, das ist ja... langweilig!" Lucifer hebt mit einem Mal den Kopf. „Wir sind nicht mehr alleine, meine werten Kollegen." Antoinette sieht überrascht zu ihm. „Freund oder Feind?" Die roten Augen gehen zu ihr. „Oh wenn es Freunde wären, dann würde ich das nicht so wunderschön ansagen, oder?" Sie deutet Asrael, Sebastian, Ciel, Undertaker und William an sich hinter Lucifer zu stellen und lächelt. „Lass sie herkommen und dann können deine Dämonen die Unterhaltung bekommen, die sie brauchen." Lucifers Augen fangen an zu glühen, wobei Fionas Unterkiefer aufklappt. „Nein... NEIN!" Doch es ist zu spät. Man sieht schon einige menschliche Umrisse auf sie zulaufen, angelockt durch Fionas Schrei. Lucifer neigt nur leicht seinen Kopf und nicht nur wird der Schauplatz mitten im gelblichen Nebel urplötzlich klar, sondern von links und rechts kommen Wesen deren Existenz viele bis zum heutigen Tag für unsinnig hielten. Sie springen aus dem Nebel und stürzen sich von allen Seiten auf die leichte Beute. Reißende Geräusche sind zu hören. Kreischen. Brüllen. Man will sich zurückziehen, doch einmal in diesem Nebel gefangen gibt es kein Entrinnen. Zumindest nicht wenn man menschlich ist. Knochen brechen, Fleisch wird aus den Körpern gerissen und das Festmahl der Dämonen hat begonnen.
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