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Forget what I said it's not what I meant and I can't take it back
~ Falling, Harry Styles
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Pov. Louis
Mit einem lauten Rums flog die Tür hinter mir zu. Sofort schlang ich die Arme um meinen zitternen Körper, weil es unglaublich kalt war. Wir hatten erst Mitte Januar und mein nasses Hemd trug nicht gerade dazu bei, dass mir wärmer wurde.
Ganz im Gegenteil. Mein ganzer Körper zitterte, ob vor Kälte oder wegen meinen Gefühlen, wusste ich nicht. Während meine Gedanken rasten und laut in meinem Kopf schrien, hatte ich das Gefühl, als würde mich das riesige Chaos in meinem Inneren gleich verschlingen. Verzweifelt merkte ich, dass sich auch die ersten Tränen über meine Wangen bahnten, die ich wütend wegwischte.
Ich war doch sonst immer so gefasst und bei Weitem nicht nah am Wasser gebaut. So kannte ich mich nicht und das erschreckte mich mit am meisten.
Ich war überfordert. Total.
Die ganzen Gefühle, die mich überrannten und meinem Körper dazu brachten Dinge zu tun, die ich sonst nicht von mir kannte, drohten mich zu erschlagen. Und besonders ängstigte mich, dass ich vor all den Kunden so ausgeflippt war.
Das war ganz und gar nicht ich gewesen.
Hastig lief ich auf den Zigarettenautomaten zu, der direkt an der Straße zum Restaurant stand. Ich brauchte jetzt eine Zigarette, auch wenn ich mir eigentlich geschworen hatte, nie wieder eins der Teile anzufassen, weil ich wusste, wie schnell ich wieder davon abhängig werden würde und wie gefährlich sie in meiner Lage waren.
Schnell tastete ich in meiner Hosentasche nach etwas Kleingeld, denn ich würde garantiert nicht noch einmal nach oben ins Restaurant gehen, um welches zu holen. Die Leute redeten vermutlich eh schon über mich.
Als ich endlich eine der Zigaretten im Mund hatte, zog ich gierig das Nikotin ein und merkte gleich die so gefährliche, süchtig machende Wirkung auf mich, weshalb ich genüsslich aufseufzte. Tief inhalierte ich den Rauch, hielt die Luft an und merkte, wie es in meiner Lunge brannte, bis ich den Rauch in die dunkle Nachtluft vor mir entließ.
Gedankenverloren legte ich den Kopf in den Nacken und betrachtete die Sterne. Auch wenn sich meine Gedanken endlich etwas beruhigten und ich merkte, wie die Wut langsam aus meinem Körper wich, spielten meine Emotionen immer noch verrückt, weshalb ich meine nassen Wangen an meiner Schulter abwischen wollte, doch gleich angeekelt mein Gesicht verzog, als ich den Alkohol roch und das nasse Hemd auf meiner Wange spürte.
Seufzend nahm ich einen erneuten Zug der Zigarette, doch dieses Mal blieb die beruhigende Wirkung aus. Stattdessen setzte mein schlechtes Gewissen ein. Ich hatte meiner Mum versprochen nie wieder auch nur eine Zigarette in die Hände zu nehmen, wusste ich doch, wie gefährlich es für mich war. Seit sechs Jahren hatte ich keine mehr geraucht, bis jetzt...doch gerade war mir einfach alles zu viel.
Der dritte Zug schmeckte nur noch eklig und ich wusste, dass es falsch war, weshalb ich die Zigarette auf dem Boden ausdrückte und den kleinen Stummel neben mir in den Mülleimer warf. Frustriert ließ ich mich auf dem kleinen Mäuerchen, welches sich direkt neben dem Mitarbeitereingang befand, fallen. Seufzend vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen und stütze mich dabei auf meinen Knien ab.
Wie hatte der Abend bitte nur so verlaufen können?
"Verdammte scheiße.", fluchte ich und raufte mir die Haare. Was war nur los mit mir? Normalerweise war ich kein Mensch, der anderen Leuten so gemeine Sachen an den Kopf warf, egal wie sehr mich die Worte verletzten oder wie viel ich mir anhören musste. Aber gerade...da waren meine Gefühle einfach mit mir durchgegangen.
Gedankenverloren starrte ich vor mich in die Finsternis und fühlte plötzlich keine der Gefühle mehr. Ich fühlte mich nur noch leer und ausgesaugt. Ich war kaputt und wollte am liebsten nur noch Nachhause in mein Bett.
Ich wusste nicht wie lange ich schon in der Dunkelheit vor mich her gestarrt hatte, doch es musste eine Weile gewesen sein, da ich meine Hände durch die Kälte nicht mehr spüren konnte und bereits schon mehrere Gäste das Restaurant verlassen hatten, als sich auf einmal eine Hand auf meine Schulter legte.
Neben mir stand Violetta und lächelte mich sanft an. "Komm mal her.", sagte sie und öffnete auffordernd ihre Arme. "Aber dann wirst du doch ganz dreckig und außerdem ist mein Hemd ganz nass und stinkt nach Alkohol.", meinte ich kraftlos und bewegte mich nicht. Nicht, dass Violetta wegen mir auch noch pitschnass war und wie eine Schnapsleiche stank.
"Ach das ist doch egal...Ich bin nicht aus Zucker und die Sachen kann man waschen...außerdem habe ich meine Schürze ja noch an.", widersprach sie mir sofort und zog mich auf meine Beine, um mich dann in eine Umarmung zu ziehen.
Sanft strich Violetta mir über den Rücken und ich merkte, wie bei mir erneut die Dämme brachen. Hatte ich eben noch geglaubt, dass jegliche Gefühle aus meinem Körper verschwunden waren, schienen sie mich jetzt wieder zu erdrücken. Wild klopfte mein Herz in meiner Brust und das schlechte Gewissen überkam mich erneut. Doch die Küchenhilfe hielt mich nur stumm in ihren Armen und strich mir weiterhin beruhigend über den Rücken, als wüsste sie, dass mir Worte gerade zu viel waren.
Violetta hielt mich eng an sich gedrückt und bot mir den Halt, den ich brauchte. Sie ließ mich erst los, als ich mich sanft von ihr löste. "Danke Vio.", meinte ich schniefend, rieb mir über meine eiskalte Nase und blickte auf meine abgewetzten Vans. Plötzlich fühlte ich mich einfach nur total erschöpft und ausgelaugt. Den ganzen Abend hatte ich schon unter Strom gestanden und versucht alles möglichst schnell zu erledigen, weil so viel los war und dann...dann hatte ich Harry diese gemeinen Worten an den Kopf geworfen. Das schlechte Gewissen frass mich regelrecht auf und ich hatte Angst, dem Lockenkopf unter die Augen zu treten. Durch meinen Ausbruch hatte ich bestimmt den kleinen Neustart, den Harry und ich gewagt hatten, wieder zerstört.
Auch wenn ich zugeben musste, dass leider einige der Worte der Wahrheit entsprachen und Harry mich oft verletzt hatte, war es nicht richtig gewesen, dass alles Harry an den Kopf zu werfen. Vor allem nicht, nachdem ich es erst gestern gewesen war, der dem Lockenkopf vorgeschlagen hatte, noch einmal von vorne zu starten, ohne Vorwürfe und ohne Beleidigungen...das hatte ja gut geklappt.
Ich hatte mich wie ein kleines Kind aufgeführt, dass von seinen Gefühlen überfordert war und nicht wusste, wie es damit umgehen sollte - und in gewisser Weise stimmte das ja auch.
"Du solltest dich bei Harry entschuldigen.", sprach auch Violetta meine Gedanken aus. "Ich weiß.", murmelte ich und nickte mit dem Kopf, ehe ich mich traute Violetta in die Augen zu schauen.
"Ich kann Harry zwar nicht sonderlich leiden, von dem was du erzählt hast, aber die letzten Tage hat er ganz okay auf mich gewirkt und das, was du ihm gerade vorgeworfen hast, war nicht gerade fair." Nialls Freundin sah mich mit diesem Blick an, den ich sonst nur von meiner Mutter kannte. Eine Mischung aus Liebe und Fürsorge sowie Strenge und Ehrlichkeit. Als sie merkte, dass ich wieder betreten zu Boden schaute und schluckte, fuhr sie in einem sanfteren Ton fort: "Das muss dir nicht peinlich sein...es wäre vermutlich jeder an deiner Stelle explodiert, wirklich Lou...Aber du solltest dich entschuldigen, denn zumindest eben wollte Harry dir nur helfen."
"Ja ich weiß, mein Verhalten war auch nicht gerade nett, aber...Ach verdammt...ich weiß auch nicht, warum ich gerade so explodiert bin.", äußerte ich verzweifelt und fuhr mir müde übers Gesicht.
"Weil diese Leute da oben keinerlei Menschlichkeit und Empathie besitzen, sondern nur nach Statussymbol leben und das auch jeden spüren lassen.", beendete Violetta meine Worte und lächelte mich aufmunternd an. Sie hatte ja Recht, trotzdem sollte man meinen, dass ich als erwachsener Mann mich und meine Gefühle unter Kontrolle hatte, weshalb ich mich noch mehr schämte.
Und wieder einmal merkte ich, wie dankbar ich war, dass ich solche Freunde hatte, die mir nachgingen und versuchten mich aufzubauen, wenn ich mich selbst nicht leiden konnte. "Danke Vio, wirklich..I-ich bin froh, dass ich euch habe." Dieses Mal zog ich die Schwarzhaarige in meine Arme und drückte sie an mich. "...manchmal wüsste ich gar nicht, was ich ohne euch machen würde.", meinte ich ehrlich und genoss die Umarmung ein paar Sekunden, bevor ich mich von der Küchenhilfe wieder löste.
"Na komm, wir sollten hochgehen, du bist schon ein einziger Eiszapfen, nicht, dass du mit dem nassen Hemd noch krank wirst. Niall hat bestimmt noch ein Wechselshirt dabei, dass kannst du für den restlichen Abend anziehen.", meinte Violetta und zog aus ihrer hinteren Hosentasche den Schlüssel, um den Mitarbeitereingang aufzuschließen.
Kaum hatten wir den Keller betreten, schien das Geschehene wieder näher an mich heranzurücken.
Was hatte ich bloß für einen Mist gebaut!?
Am liebsten würde ich erst gar nicht ins Restaurant zurückkehren, nicht nur, dass ich Harry so ungerecht behandelt hatte, ich hatte auch vor allen Kunden so ein Theater gemacht. Und das gehörte sich nicht. Wie hatte ich immer diese Chefs verabscheut, die ihre Mitarbeitenden vor anderen runtermachten und nun hatte ich dasselbe mit Harry gemacht, obwohl er keine Schuld an der Situation trug und mir nur helfen wollte.
"Oh Gott Vio, wie soll ich denn bitte Harry unter die Augen treten oder generell in das Restaurant?! Ich habe mich wie ein unreifer Teeanger verhalten, der seine Gefühle nicht kontrollieren kann.", meinte ich hysterisch und blieb wie angewurzelt stehen.
"Ach quatsch, es ist alles gut und keiner wird etwas sagen...vielleicht werden einige Gäste erst noch einmal neugierig schauen, aber sowas hat doch jeder schon einmal erlebt und es ist mehr als verständlich, dass du explodiert bist. Andere wären schon viel früher in die Luft gegangen, hörst du?!", aufmunternd stupste Violetta mich mit dem Arm an und zog mich weiter.
"Ich schäme mich aber so.", brachte ich kleinlaut heraus und rieb mir über meine nassen Armen. Verdammt, mir war noch immer eiskalt und ich konnte praktisch jetzt schon spüren, dass ich krank wurde.
"Brauchst du nicht, jeder macht Fehler, jeder ist mal außer sich, das ist alles menschlich.", widersprach mir Violetta und strich mir sanft über den Rücken, als auch schon der Aufzug vor uns zum Stehen kam und wir einstiegen.
Kam mir sonst manchmal die Fahrt mit dem Aufzug ewig vor und wartete ich sonst immer ungeduldig, bis sich die alten Türen öffneten, dauerte es heute viel zu kurz, bis wir in zweiten Stock ankamen und den Aufzug verließen.
Ich war nicht bereit. Ganz und gar nicht.
Aber ich wusste auch, dass es nicht besser wurde, je längere ich wartete. Ich musste früher oder später wieder das Restaurant betreten und Harry begegnen. Also was brachte es mir, es nur unnötig in die Länge zu ziehen.
Doch Violetta gab mir noch einen Moment, indem sie mich mit nach oben zum Dachboden in die Mitarbeiterumkleide führte, wo Niall und sie immer ihre Klamotten aufbewahren.
Als ich endlich das nasse Hemd ausziehen und mich an dem kleinen Waschbecken notdürftig etwas frisch machen konnte, fühlte ich mich etwas besser.
Doch mein Herz begann wieder wie wild zu klopfen, als ich noch einmal tief einatmete und dann mit zittrigen Händen die Glastür zum Restaurant aufdrückte.
Es waren nicht mehr so viele Gäste wie vorher da, aber als ich auf die große Uhr an der Wand blickte, wurde mir auch bewusst, dass ich fast eine halbe Stunde draußen gewesen war.
Mist, ich hatte Zayn und Harry einfach im Stich gelassen...
Doch bevor mein schlechtes Gewissen mich noch weiter auffressen würde, musste ich Harry finden und mich für meine Worte entschuldigen.
Der Lockenkopf stand noch immer an der Theke und war gerade dabei frische Gläser aus der Spülmaschine zu holen, als ich mich leise räusperte und so seinen Blick auf mich zog.
"I-ich...Ich...es tut mir leid Harry.", fing ich unsicher an und merkte, wie mir die Worte fehlten. Ich fühlte mich so schlecht. "Das hätte ich nicht sagen dürfen...i-ich...Ich meinte es nicht so...E-es tut mir leid.", beschämt ließ ich den Kopf hängen und traute mich nicht, Harry anzuschauen.
Es bleib einige Sekunden still, in denen ich Harrys musternden Blick auf mir spürte, bis er die Stille zwischen uns brach.
"Doch du meintest deine Worte genauso und es war dumm von mir zu glauben, dass ein Neustart klappen könnte. Ich denke wir haben alles zwischen uns geklärt.", meinte er gepresst, weshalb ich den Blick hob.
Sofort rutschte mir mein Herz in die Hose. Ich hatte also wirklich wieder alles zwischen uns zerstört, denn Harry schaute mich wieder mit diesem kalten, emotionslosen Blick an, bei dem es mir eiskalt den Rücken runter lief.
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16.02.2022, 2171 Wörter
Hallo Zusammen, ツ
Heute ist es etwas später, weil ich gerade erst von der Arbeit komme und heute nicht unbedingt mein Tag war. Ich hoffe Euer Tag war besser ♡ ☾
Louis plagt sein schlechtes Gewissen und seine Befürchtung, dass das Verhältnis zwischen ihm und Harry sich wieder verschlechtert, scheint sich leider zu bewahrheiten. :(
Was denkt ihr?
Fühlt Euch gedrückt! ♡
Alles Liebe,
~ V
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